Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

feste Kost ohne Zähnchen

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Frage: feste Kost ohne Zähnchen

NeSi

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Leibe Frau Neumann Unsere "Kleine" (77cm, 9.8kg) ist nun 11 Monate alt, leider noch ganz zahnlos. Sie würde sehr gerne mit uns mit Essen, leider klappt das noch nicht wie gewünscht. Ihr Menuplan sieht momentan folgendermassen aus: - gegen 6.30 Uhr 150 - 230 ml 1er-Milch - gegen 9 Uhr ein Natur-Jogurt mit Früchten aus dem Gläschen --> seit eingen Tagen nimmt sie das Jogurt nur noch sehr widerwillig, heute gar nicht mehr... braucht sie diese Milchportion nicht noch? Was könnte ich ihr anstatt geben? -mittags einen Gemüsebrei (4. Monat, nur zwei Sorten, Fleisch mag sie nicht) und etwas Früchte aus dem Glas --> Wenn wir essen, läuft ihr richtig das Wasser im Munde zusammen, möchte auch mit uns mitessen. Wir geben ihr dann kleine Stückchen ab. Diese nimmt sie auch gerne mit den Fingern auf, steckt sie in den Mund, "kaut" und spuckt es dann wieder aus. Liegt das an den Stückchen, ist sie einfach extrem heikel... wie könnten wir weiter vorgehen? - nachmittags einen GOB aus dem Glas - abends seit einer Woche neu 150ml 1er-Milch, eine Scheibe Brot mit etwas Frischkäse und Früchte aus dem Glas. Wir geben ihr die Milch aus dem Fläschen zuerst, dann das Brot. Sollten wir ihr lernen, zur Mahlzeit aus dem Glas zu trinken? Seit sie anstatt dem Griessbrei nun Brot isst, ist ihr Stuhl wesentlich fester (aber nicht ganz hart) und weniger geworden? Sollten wir auf Kuhmilch übergehen? Wir trinken UHT Milch mit Calcium. Ist das auch was für unsere Kleine? Die Portionengrösse finde ich auch immer sehr schwierig. Haben Sie da eine Faustregel. Unsere Kleine dreht sehr schnell mal ihren Kopf weg, ist leicht abgelenkt...isst dann aber wieder prima weiter... Vielen Dank schon im Voraus für Ihre Tipps! Liebe Grüsse NeSi


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo NeSi Dein Baby gedeiht prächtig und zeigt deutlich, dass sie in die Liga der Kleinkinder aufsteigen möchte. Manche Babys wollen ab diesem Zeitpunkt nur noch die Sachen essen, die Mama und Papa auch essen. Dies zeigen sie deutlich und fordern das Probieren, Abbeißen, Matschen, Spielen. Babys in diesem Alter wollen eigentlich alles probieren. Reißen Mama und Papa das Brot aus der Hand. Sie begutachten die Speisen, die auf dem Tisch stehen - zuerst mit den Händen, dann mit dem Mund wobei manches geschluckt und manches wieder ausgespuckt wird. Butter ist oft ein interessantes Untersuchungsobjekt. Da werden die Finger versenkt, oder Nudeln werden auf den Boden geworfen, Brot in sämtliche Einzelteile zerpflückt, der Belag vom Brot heruntergeholt und gekostet, der Belag nur abgeleckt, Hände im Kartoffelbrei gebadet.... Lasst euer Kind probieren. Diese Eindrücke sind wichtig. Nicht alles, was euer Kind in den Mund nimmt, wird es auch hinunterschlucken. Trotzdem erreicht ihr damit eine erste Annäherung an die Speisenvielfalt. Biete von neuen Dingen immer erst nur wenig an und lass sie es selbst erfahren; ansehen, anfassen, riechen, lecken, matschen. Kinder wollen alles BE-GREIFEN. Es heisst, dass möglichst viele Sinne beteiligt sein sollten, damit etwas nachhaltig prägt. Riechen, Sehen, Fühlen, Schmecken... Schon mit etwa 10Lm ist die Zeit des schnellen Wachstums allmählich vorbei und die Zunahme stagniert. Das äußert sich häufig jetzt schon in verringertem Appetit, wie auch viele Eltern berichten. Die Stagnation im Längenwachstum, merkt man alsbald auch an den Kleidergrößen, weil die inzwischen über längere Zeiträume passen. Und weil ein Kind nicht mehr so schnell wächst und dadurch weniger Kalorien benötigt, ist auch der Appetit evtl vermindert und evtl Nahrungsdefizite machen sich auch nicht so schnell bemerkbar. Hunger kommt vor allem dann, wenn sich die Kleinen ausgiebig bewegen. Den Übergang von der Babykost zur Familienkost kannst du ganz gemächlich gestalten. Bekannte Speisen geben deinem Kind die nötige Sicherheit beim Essen. Die Neugier eures Kindes veranlasst zum Probieren. Bei den Mengen kannst du auf den Appetit eures Kinder vertrauen. Wenn sie genug hat, wird sie das zeigen. Etwa in dem sie die Speisen vom Tisch wirft. Eine grobe Orientierung für die künftigen Mahlzeiten ist folgende: morgens: Brot und Milch oder Milch und Obst oder Kindermüsli oder nur Milch oder Joghurt ZMZ: Brot oder Milch/Joghurt oder Obst Mittag: Mittagessen entweder sehr basic in Anlehnung an die üblichen Breie oder bereits bekannte einfache Gerichte wie Nudeln mit Sosse, Pizza etc und/oder Familienkost ZMZ: Obst oder Getreidestängelchen o.ä. Abends: Brot und Milch oder Milchbrei (Grießbrei, Haferbrei/müsli), Nudeln und Milch etc Biete Vielfalt beim Essen und wechsle langsam von Gläschen auf normale Kost. Statt Obstbrei aus dem Glas, kannst du gematschte Banane geben, oder Bananenstückchen, statt Apfelbrei ein frisch geriebener Apfel. In diesem Alter ist Essen zum Zweck der Ernährung eher eine Nebensache. Essen ist vielmehr ein Erlebnis. Essen will erkundet werden, vieles wird gar nicht gegessen, wobei manches begeistert mit einem "mehr" eingefordert wird. Der Forscherdrang ist in dieser Altersphase sehr ausgeprägt. Alle Sinne wollen beschäftigt sein. Ermuntere deine Kleine ruhig dazu, etwas zu probieren. Biete vermehrt gewöhnliche Lebensmittel und Speisen an, damit sich dein Kind daran gewöhnen kann. Hieraus bildet sich eine gute Basis. Werden Kartoffeln gemocht, ist der Schritt zum Knödel leichter. Wenn Nudeln gegessen werden, können bald auch Tortellini, gefüllte Nudeln, folgen. Macht die gemeinsamen Mahlzeiten zum Erlebnis. Farbenvielfalt, verschiedene Gerüche, die sich schon beim Kochen in der Wohnung verteilen, Neben typischen kindgerechten Familiengerichten wäre es gut, wenn die Vielfalt sich um so mehr im Angebot ausbreitet. Die Grundernährung kann und darf (und soll) vorwiegend noch mit Grundnahrungsmitteln in einer einfachen Zubereitungsform erfolgen. Kartoffelstückchen, Gemüsestückchen... 100ml Milch können durch ca 100g Joghurt oder je 15g Schnittkäse bzw 30g Weichkäse ersetzt werden. Einberechnet in diese täglichen Milchportionen werden auch Milchprodukte, die in Speisen verarbeitet wurden. In Kartoffelbrei, Pfannkuchen, Pizza, Auflauf, Kuchen und Gebäcken, Pudding... Im 2.Lj werden ca 300ml MIlch-und Milchprdodukte pro Tag empfohlen. ganz konkrete Empfehlungen findest du hier: http://www.aid.de/downloads/kinderernaehrung_alter.pdf Kennst du den Ernährungskreis? Hier werden die unterschiedlichen Lebensmittelgruppen (Getreide wie Brot und Nudeln, Milchprodukte, Fleisch, Obst und Gemüse) in unterschiedlich großen Segmenten gezeigt und verdeutlichen dadurch den ungefähren Anteil in der täglichen Ernährung. http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=219 Ab dem 10. Lm reichen kleinere Mengen Milch (Protein) fürs stagnierende Wachstums deines Babys aus und gleichzeitig sollte die Calciumversorgung gewährleistet bleiben. Folgemilch kannst du weiterhin in der empfohlenen Menge geben. Nach dem 1. Geburtstag wird Folgemilch allmählich entweder durch Kuhmilch oder Kindermilch (wenn gewünscht) ersetzt. Es gibt ansonsten kaum noch Verbote. Manches erschliesst sich durch Logik wie Verzicht auf Alkohol oder Kaffee. Manches ist Typsache und Empfehlungen kann man nicht pauschal aussprechen - etwa bei Chili und Knoblauch. Wer schon durch Fruchtwasser und Muttermilch darauf "geeicht" ist, verträgt das meist problemlos. Empfindliche Babys haben damit eher ihre Schwierigkeiten. Wenn du bei etwas unsicher bist, dann gib deinem Kind erst mal nur wenig davon und nicht täglich. Fertiggerichte sind häufig sehr würzig und deshalb nicht optimal. Beim Selberkochen kannst du einfach etwas weniger salzen, dann passt das. Das Essen sollte im 2.Lj nicht übertrieben salzarm sein - aber auch nicht zu salzig. In reichlich Fett gebratene Speisen sind etwas schwerer verdaulich, weshalb sie für die Kleinsten abends weniger gut bekömmlich sind. Besonders Fleisch sollte deshalb schonend gebraten werden. Erlaubt ist, was nicht ausdrücklich verboten. Morgens startet ihr mit einem leckeren Frühstück. Butterbrotstückchen sind für den Anfang sehr gut geeignet. Deine Kleine hat damit schon erste Versuche erfolgreich gemeistert. Mundgerecht geschnittene Stückchen fordern auf, selbst zu essen, was auch für die motorischen Fähigkeiten eine gute Übung ist. Was frühstückt ihr gewöhnlich? Brot ist super, aber auch andere Speisen sind gut. Müsli, wenn gewünscht oder Obstsorten wie Banane, auch ergänzend zu Brot und Co. Sieh auch noch hier: http://www.rund-ums-baby.de/kochecke/Fingerfood-mit-nur-1-Zahn_36501.htm Also dann viele Grüße B.Neumann


NeSi

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Hallo, vielen herzlichen Dank für die ausführliche Beantwortung meiner Frage:-) Nun habe ich doch noch ein paar Fragen ... Gebe ich nach den ersten "Probiererchen" vom Tisch noch Brei, damit Nele satt ist, so wie beim Übergang zur Beikost? Wie kommt die Kleine momentan zu ihrem Fleisch? Gehacktes? Wurst ist ja mehr Fett als Fleisch? Unsere bisher gewohnten MIttagsmahlzeiten eignen sich eher weniger fürs Baby...viel Salat, Chicken, halt leichte Sachen. Gibt es ein Kochbuch speziell für Kleinkinder, welches empfehlenswert ist? Nochmals ganz herzlichen Dank! Liebe Grüsse NeSi


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