Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Abendbreiverweigerung (sorry, lang!)

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: Abendbreiverweigerung (sorry, lang!)

Mitglied inaktiv

Hallo! Mein Kleiner (fast 9 Monate alt) ißt seit ca. 3 Wochen keinen Abendbrei mehr. Anfangs hat er ihn mit Begeisterung gegessen ( meistens Dinkelgrießbrei mit Apfel-Bananenmus aus dem Reformhaus), doch dann hatte er eine kleine Magen-Darm-Erkrankung mit Spucken und so und seitdem kneift er abends immer den Mund zusammen. Ich habe es auch schon mit Obst-Getreide-Gläschen probiert, aber da ißt er vielleicht einen Löffel und schüttelt sich dann. Nun habe ich ihm einfach mal eine Schnitte Vollkornbrot mit Butter gegeben und die findet er total klasse. Zudem hat er mittlerweile 6 Zähne und kaut sehr gerne, aber das Obst oder Gemüse, das ich ihm zum Beißen gebe, schluckt er meistens nicht runter, weil er zu große Stücke abbeißt. Ist es sehr schlimm, wenn Anton keinen Milchbrei ist, ich stille ihn außer Mittags noch voll, bekommt er noch alle Nährstoffe? Und was kann ich auf das Brot sonst noch raufschmieren? Hast Du vielleicht irgendwelche Brotaufstrichrezepte? Ich weiß, das sind viele Frage und sich danke Dir jetzt schonmal für eine Antwort. Liebe Grüße, Catrin


Birgit Neumann

Birgit Neumann

Hallo Catrin nach deiner eschreiung scheint Anton ganz gut ernährt zu werden. Mit seinen 9 Monaten ist er auch reif für die Familienkost. Somit liegst du mit dem Brot genau richtig. Da du auch noch viel stillst, musst du dir um die Nährstoffversorgung kaum Sorgen machen. Fleisch isst dein Kind auch, oder? Ich gebe dir auch einmal die Empfehlungen des Forschungsinstituts für Kinderernährung in Dortmund. Sie gelten für Kinder vom 10. bis 12. Lebensmonat und auch noch unmittelbar nach dem 1. Geburtstag als grobe Richtlinie. Frühstück: Brot und Milch (3 mal pro Woche) 25 g Brot 5 g Margarine 150 ml Vollmilch, 3,5 % Fett bzw: Milchmahlzeit (4 mal pro Woche) oder Muttermilch (evtl mehr als eine Stillmahlzeit erforderlich) oder 250 ml Säuglingsmilchnahrung. vormittags (Zwischenmahlzeit): aus den 5 Vorschlägen abwechselnd auswählen: 25 g Brot 5 g Margarine 50 g Obstsaft mind 1:1 verdünnt mit Wasser 10 g Getreideflocken 50 g Obst der Jahreszeit 20 g Orangensaft, mind. 1:1 mit Wasser verdünnt 25 g Weizenschrotbrötchen, 50 g Obst der Jahreszeit 10 g Vollkornzwieback oder Vollkornkeks 50 g Obstsaft, mind 1:1 mit Wasser verdünnt 10 g Knäckebrot 100 g Obst der Jahreszeit Mittagessen: Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei: 100 g Gemüse 60 g Kartoffeln 40 g Obstsaft oder Wasser 30 g Fleisch 10 g Sojaöl oder ein vegetarischer Brei) nachmittags (Zwischenmahlzeit) wie vormittags abends: Vollmilch-Getreide-Brei (etwa 4 mal pro Woche) 200 ml Vollmilch3,5 % Fett 20 g Getreideflocken 20 g Obst der Jahreszeit oder Obstsaft Brot und Milch (etwa 3 mal pro Woche), aus den 3 Vorschlägen abwechselnd auszuwählen 25 g Milchbrötchen 25 g geriebene Karotten 25 g geriebener Apfel 150 g Vollmilch, 3,5 % Fett 25 g Weizenvollkornbrötchen 5 g Frischkäse 50 g Obst der Jahreszeit 150 g Vollmilch, 3,5 % Fett 25 g Brot 5 g Margarine 50 g Obst der Jahreszeit 150 g Vollmilch, 3,5 % Fett Diese Empfehlungen kannst du nun an dein Kind anpassen. Gemüse und Obst solltest du erst mal im gegarten Zustand deinem Sohn zum Abbeisen geben. Das geht leichter. Um den 10. Lm herum sinkt der Energiebedarf. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Babies dann weniger essen wollen. Ab dem 10. Lm sollten Babies langsam an die Familienkost herangeführt werden und zusätzlich aber die gewohnten Breie bekommen. Familienkost bedeutet, dass das Kind das Gefühl hat, am Familientisch ein vollwertiges Mitglied zu sein. Das Essen sollte möglichst sparsam gesalzen und gewürzt sein. Fertiggerichte sollten tabu sein. Vorsichtig solltet ihr noch mit stark blähenden Gemüsesorten wie Rotkohl, Bohnen o.ä. sein. Auch stark gebratene Speisen sind noch nicht so sehr geeignet. Ca 100g (+/-) Fleisch sollten es wöchentlich sein. Das entspräche einer Zugabe von ca 20g Fleisch vier bis fünf mal die Woche. Auch 3 mal 30g wären okay. Was du im Weiteren kochen kannst, hängt davon ab, wie deine üblichen Kochgewohnheiten sind. Am besten würzst du einfach weniger oder kochst kritische Speisen nochmal separat. Du kannst auch im Baukastenprinzip kochen. Alle Zutaten separat. Das Kauen von Fleisch ist wegen der Fasern für die Kleinsten wirklich noch sehr schwierig. Auch deshalb sind Wurstwaren meist beliebter. Beim Hühnerfleisch kannst du das Fleisch auseinanderreissen. Entlang der Fasern. Das können die Kinder dann schon ganz gut kauen und schlucken. Sehr zartes Fleisch von Rind oder Schwein (oder besonders weich gekochtes Fleisch wie Gulasch, Rouladen ,...)ist ebenfalls gut geeignet. Ansonsten habe ich seinerzeit für meine Tochter das Rezept für die Fleischbällchen kreiiert: Fleischbällchen: Rindersteak (mageres Stück Fleisch eben kann auch Schwein sein) beim Metzger durch den Fleischwolf drehen lassen, die Masse vorsichtig würzen, wenn nötig. Evtl Öl und/oder Semmelbrösel dazu und kleine Bällchen formen, im Ofen garen oder in der Pfanne herausbraten. Nicht zu dunkel (kross) werden lassen. Sie lassen sich auch gut einfrieren. Dann lohnt sich der Aufwand. In Sosse servieren oder pur. In Sosse kannst du Hackfleisch einarbeiten. Hackfleisch hat leider aber meist mindere Qualität, weil auch viel fettes Fleisch mitverarbeitet wird - besonders bei gemischtem Hackfleisch bzw Schweinehack. Mageres Muskelfeisch ist auch nährstoffreicher. Ich nehme immer Bio-Rinderhackfleisch. Das ist nicht so fett. Das sieht und schmeckt man. Das kann auch pur, als Beilage gegessen werden. Also schlicht zu Krümeln gebraten. Gruss Birgit


Mitglied inaktiv

Anton ist im Übrigen ein recht propperes Baby und wiegt ungefähr 9-10 kg bei 74 cm. Ich mache mir auch weniger Sorgen um seine Gewichtszunahme als um die Nährstoffaufnahme.


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