LadySeverina
Sehr geehrter Herr Grewe, mein Mann (46) und ich (38) haben seit über 3 Jahren einen Kinderwunsch. Seit März 2021 sind wir in einem Kinderwunschzentrum. Nach verschiedenen Untersuchungen wurde bei mir nichts gefunden, was einer Empfängnis/ Schwangerschaft entgegenstünde. Meine Zyklen sind leicht verkürzt auf durchschnittlich 25/26 Tage und ab und an gibt es mal Ausreißer nach oben (27-28 Tage) oder unten (22-24) Tage. Der Eisprung ist (war) regelmäßig um den 11/12 Zyklustag. Bei meinem Mann war das Spermiogramm leicht eingeschränkt (OAT, vermutlich aufgrund einer Hypophyseninsuffizienz, was wir gerade abklären). Da es nur leichte Einschränkungen gibt, wurde uns eine homologe IUI empfohlen. Nach langer Wartezeit haben wir damit in diesem Herbst endlich angefangen. Vielleicht war ich am Anfang nur naiv, aber es ist alles sehr viel komplizierter als gedacht und mittlerweile ist mein Zyklus völlig durcheinander geraten, was mir große Sorgen bereitet und wirklich Angst macht. Denn eigentlich geht es bei der Kinderwunschbehandlung doch darum die Wahrscheinlichkeit auf eine Schwangerschaft zu erhöhen, ich habe aber den Eindruck das wir gerade genau das Gegenteil erreichen. Folgendes ist in diesem Herbst gemacht worden: Zur Unterstützung soll ich ab ES (ausgelöst mit Ovitrelle) in der Lutealphase vaginal Progestan einnehmen. Zunächst hat sich dadurch mein Zyklus noch weiter verkürzt, mein ES ist nun am 8/9 Zyklustag, so dass wir erst mal einen ES komplett verpasst haben. Diese Veränderung hat sich in drei aufeinanderfolgenden Zyklen wiederholt, scheint also einigermaßen stabil zu sein. In der Zwischenzeit hat sich gezeigt, dass ich die vaginale Einnahme des Progestan nicht gut vertrage, ich bekomme jedes Mal sehr hartnäckige Pilzinfektionen. Also wurde beschlossen, das Progestan stattdessen oral in der gleichen Dosierung zu nehmen. Und genau in diesem Zyklus (ES mit Insemination 8 Zyklustag) ist dann alles so richtig schief gelaufen. Statt die 2. Zyklushälfte verlässlich zu unterstützen und zu verlängern, habe ich am 17. Zyklustage Unterleibsskränpfe bekommen, die in den Tagen darauf immer stärker wurden, am 18. Zyklustag kamen erste Schmierblutungen dazu, die am 19. Zyklustag immer stärker wurden und dazu auch noch Blutungen. Am nächsten Tag habe ich dann so stark geblutet wie bei meiner Periode und es hat sich seit dem Sonntag/ 17. Zyklustag auch alles genauso angefühlt, als würde ich meine Periode bekommen. In der KiWu-Klinik wurde am 19. Zyklustag der Progesteronwert überprüft, welcher mit 9,9 in Ordnung sei, wenngleich der Östradiolwert sehr niedrig sei und mir wurde mitgeteilt, ich solle mir keine Sorgen machen und trotzdem zum hcG-Test kommen, welcher dann, wenig überraschend, negativ war. Was mich dann auch zu meinen Fragen bringt: Was ist los mit meinem Zyklus? Ist das normal, dass so was passiert? Ich hatte vorher noch nie Schwierigkeiten oder Auffälligkeiten in meinem Zyklus. Das Progestan soll doch unterstützend wirken und nicht alles durcheinander bringen. Könnten irgendwelche anderen Probleme vorliegen, die durch die Hormongabe verstärkt werden und verantwortlich sind für dieses Zyklus-Chaos? Mir wurde mal gesagt, dass ich vermutlich eine Gelbkörperschwäche haben könnte, was typisch wäre für Frauen in meiner Altersgruppe. Genauer untersucht wurde das nicht. Aber auch, wenn meine Zyklen insgesamt etwas verkürzt sind, so war die Lutealphase vor dem Behandlungsstart zwischen 11 – 14 Tage lang. Wie kann es sein, das ich trotz der regelmäßigen oralen Einnahme des Progestan viel zu früh meine Periode bekomme? So dass der Zyklus auf einmal nur noch 19 Tage (ES war 8/9 Zyklustag) hat. Das ist selbst für meine Verhältnisse absurd kurz. Für mich aus der Nicht-Medizinerinnen Perspektive erscheint es so, das mein Körper irgendwie anders als der Durchschnitt auf die Hormongaben reagiert, zumindest wurde mir mitgeteilt, dass es ungewöhnlich sei, dass der Eisprung sich nach vorne verlagert. Und jetzt bekomme ich trotz Progestan viel zu früh meine Periode. Anscheinend kann ich nicht schwanger werden ohne das Progestan, mit aber auch nicht. Was mich einigermaßen verzweifeln lässt. Ich bin ehrlich ziemlich verwirrt und ratlos und vielleicht mache ich mir ja auch nur unnötig zu viele Sorgen... Daher wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir vielleicht eine Erklärung bzw. Rat anbieten könnten, was hier gerade mit mir und mit meinem Zyklus passiert. Denn das beeinflusst ja auch, wie und ob es mit der Behandlung weitergehen kann. Vielen Dank im Voraus für ihre Zeit und ihre Bereitschaft ihre Erfahrungen zu teilen! Ich verbleibe mit freundlichen Grüßen, LadySeverina
Hallo, zu Ihren Angaben: Der Zyklus scheint ohne Behandlung halbwegs zu funktionieren, die beschriebene 2. ZH von 11-14 Tagen spricht aber entweder für eine Eizellreifungsstörung (War der Östradiol-Spiegel kurz vor Eisprung hoch genug (>150)?) oder für eine reine Gelbkörperschwäche. In den ersten 13,5 Tagen nach ES möchte man keinen Tropfen Blut (also auch keine Schmierblutung) sehen. Dementsprechend ist es nach meiner Einschätzung schon sinnvoll, Ihren Zyklus zu unterstützen. Falls das Östradiol vor ES zu niedrig wäre, könnte der Zyklus stimuliert werden, wenn dies nicht der Fall ist, ist Progesteron die richtige Wahl. Von der oralen Gabe halte ich hierbei allerdings nicht viel, da dieses dann stärker verstoffwechselt wird und eben nicht richtig wirkt (sieht man ja an Ihrer zu frühen Blutung). Wenn Sie unter vaginalem Progesteron Nebenwirkungen hatten, könnte man überlegen, die Dosis zunächst zu reduzieren. Meist reicht auch eine kleinere Dosis aus. Der frühe ES in den Nachfolgezyklen ist nicht untypisch, auch dies spricht dafür, dass Sie weniger Progesteron brauchen. Ich würde vermuten, dass Ihre Periode in dem Vorzyklus nicht direkt nach Absetzen des Progesterons, sondern erst nach 2-4 Tagen gekommen ist? Gegen die Pilzinfektion könnten Sie jeweils kurz nach Periodenende die vaginale Flora mit Milchsäurebakterien unterstützen. Dies wirkt protektiv. Viele Grüße Christoph Grewe
LadySeverina
Sehr geehrter Herr Greve, obwohl Samstag ist haben Sie mir so zügig und ausführlich geantwortet. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie sehr mich das erleichtert, einige Antworten auf die Fragen zu bekommen, die mich so umtreiben. Vielen herzlichen Dank für Ihre Zeit und Ihre Erläuterungen!!! Was vorher ziemlich unlösbar erschien, sind jetzt Probleme, für die es Lösungsstrategien gibt. No empowerment without education! Vielen Dank dafür! Eizellreifungsstörung oder reine Gelbkörperschwäche? In den letzten Monaten wurden meine Hormonwerte in der 1. ZH im Rahmen des Zyklusmonitoring zur Bestimmung des ES regelmäßig überprüft. Dazu gehört, m.W.n., auch der Östradiol-Spiegel. Sollte dieser zu niedrig sein, wäre das dabei sicherlich aufgefallen, da mir aber nichts derartiges mitgeteilt wurde, gehe ich jetzt einfach mal davon aus, dass keine Eizellreifungsstörung vorliegt, sondern nur eine reine Gelbkörperschwäche. → Zur Sicherheit werde ich diesbezüglich noch einmal konkret nachfragen. Dosisanpassung Progestan Ich habe bisher eine Dosierung von 200mg (2x100mg Weichkapsel) genommen. Die praktikabelste Lösung, die mir spontan einfällt, wäre die Dosis zu halbieren und stattdessen nur eine Weichkapsel zu nehmen. Vielleicht lässt sich mit der Dosisveränderung auch das Problem mit den Pilzinfektionen in den Griff bekommen. → Ich werde das mit meiner Ärzt:in besprechen, sobald ich eine Möglichkeit für ein Telefongespräch oder einen Besprechungstermin bekomme. Da diesen Zyklus wegen Überlastung und Corona sowieso zwangsweise Behandlungspause ist, könnte man diesen Zyklus stattdessen gut nutzen, um die Hypothese mit der Dosisproblematik zu überprüfen. Früher ES im Nachfolgezyklus Stimmt, es dauert bei mir 3 Tage bis nach dem Absetzen des Progestans meine Periode kommt! Klingt zwar komisch, aber es beruhigt mich ein wenig, dass der frühere ES doch nicht so untypisch ist. Denn als Lösung dieses Problems und falls die 1. ZH sich noch weiter verkürzen sollte, wurde mir angeraten, für einen Zyklus die Pille zu nehmen um, laut meiner Ärzt:in, „die Hormonachse einmal komplett still zu legen und danach auf einen Reset zu hoffen“. Klingt für mich einigermaßen absurd, wenn es doch eigentlich darum geht schwanger zu werden. Nach Ihren Ausführungen würde ich spontan vermuten, dass sich diese Verkürzung der 1. ZH mit einer veränderten Progestandosis vielleicht auch wieder regulieren könnte. Milchsäurebakterien --> Hab ich sowieso noch da vom letzten Mal, werde ich dieses Mal prophylaktisch anwenden. Vielen Dank und ich verbleibe mit freundlichen Grüßen, E. Schulz
Guter Plan. ;)