Frage im Expertenforum Kinderwunsch an Dr. med. Friedrich Gagsteiger:

Schleimhautaufbau für Kryotransfer ohne Blutung im Vorzyklus

Dr. med. Friedrich Gagsteiger

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Reproduktionsmediziner

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Frage: Schleimhautaufbau für Kryotransfer ohne Blutung im Vorzyklus

HundOskar

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Sehr geehrter Herr Gagsteiger, ich habe eine physiologische Frage zur Vorbereitung der Gebährmutterschleimhaut: Im Dezember 2023 baute sich meine Schleimhaut auf 7-8 mm und man sah im Ultraschall einen wahrscheinlich gesprungenen Follikel. Um meine Blutung auszulösen bekam ich über Weihnachten Duphaston, nach Absetzen kam aber keine Blutung. Ich ging zum Ultraschall und meine Schleimhaut war nur noch 2 mm dick, ohne Blutung! Die Ärztin beschloß, mit dem Schleimhautaufbau für den ersten Embryotransfer zu starten. Retrospektiv frage ich mich: wo ist die alte Schleimhaut geblieben? Einfach zusammengesackt? Mein physiologisches Verständnis: Durch Oestrogen proliferieren Zellen im Stratum basale und bilden zunächst das Stratum functionale neu auf. Progesteron baut dann die Schleimhaut um und durch den späteren Abfall von Progesteron und Ostrogen wird die ischämische Phase eingeleitet, mit Gewebsnekrosen und Entzündungsvorgängen, die schließlich zum Abbluten führen. Dadurch wird die oberste Schicht der Gebährmutterschleimhaut (luminale Epithelzellen, extrazelluläre Matrix und Immunzellen), die mit dem Embryo kommuniziert, regelmässig erneuert. Richtig? Nur: wo sind im meinen Fall die Gewebsnekrosen geblieben? Die müssten doch eigentlich noch auf der äussersten Oberfläche meiner Schleimhaut gelegen haben, als die Schleimhaut im US 2 mm war. Da das Stratum basale dann ja wieder die Proliferation einleitet, stelle ich es mir folgendermaßen vor: beim Transfer klebte das nekrotische Gewebe aus dem Vorzyklus noch an oberster Oberfläche der Schleimhaut und beeinflusste vielleicht den Embryo-Maternalen-Dialog. Oder habe ich irgendeinen physiologischen Schritt nicht verstanden? Wurden die Nekrosen vielleicht endozytiert oder von Immunzellen gefressen?  Ich frage mich dies, da beim ersten Transfer eine AA-Blasto ohne Einnistung transferiert wurde und in späteren Untersuchungen festgestellt wurde, dass ich keinerlei Pathologie der Gebährmutter vorweise (Mikrobiom, ERA, Hysteroskopie). Beim letzten Transfer habe ich garantiert, dass ich vor dem Schleimhaut Aufbau anständig abblute (anhand eines künstlichen Zwischenzyklus zwischen Transfer 2 und Transfer 3) und diesmal kam es mit einer C-Blastozyste erstmals zu einer Einnistung. Klar könnte es noch sein, dass Blasto 3 genetisch fitter war, als Blasto 1, dies ist aber aus bestimmten Gründen eher unwahrscheinlich. Für mich ist die Frage wichtig, denn dann sollte ich auch zukünftig zwischen Transferzyklen mild hormonal unterstützen, oder. Ginge dies mit 2 mg Estradiol für 14 Tage plus zusätzlich zu Estradiol Famentina vaginal für 10-14 Tage (Famentina statt Duphaston da naturidentisch und daher niedrigeres Thromboserisiko)? Mit herzlichen Grüßen, Ihr Oskar


Dr. Friedrich Gagsteiger

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Guten Tag, Ihre Fragen sind sehr spezifisch und übertreffen bei weitem den Sinn und das Angebot dieses Forums. Alle Ihre Fragen müssen im Gesamtzusammenhang gesehen werden und sollten unbedingt mit Ihrem Arzt besprochen werden. Sie haben die physiologischen Prozesse der Gebärmutterschleimhaut sehr gut beschrieben. Die zyklische Erneuerung der Schleimhaut, die durch Hormone gesteuert wird, ist ein komplexer Vorgang. Normalerweise sollte nach einem Progesteronabfall, wie durch das Absetzen von Duphaston induziert, eine Blutung folgen, die die oberste Schicht der Schleimhaut abträgt. Die Tatsache, dass bei Ihnen keine Blutung eintrat und die Schleimhaut sich auf nur 2 mm reduzierte, ist ungewöhnlich. Es gibt mehrere Möglichkeiten, was mit der alten Schleimhaut passiert sein könnte: Resorption: Es ist möglich, dass die Schleimhaut teilweise resorbiert wurde. Dies kann durch Immunzellen wie Makrophagen geschehen, die zelluläre Reste und Gewebsnekrosen abbauen. Unvollständige Desquamation: Ein Teil der obersten Schicht könnte aufgrund einer unvollständigen Desquamation oder einer mangelhaften hormonellen Stimulation intakt geblieben sein. Dies könnte die Einnistungsfähigkeit beeinflussen, da alte Zellen und extrazelluläre Matrixkomponenten die Umgebung für den Embryo nicht optimal gestalten. Die Unterschiede in der Einnistung zwischen den Transfers könnten auch mit der Qualität der Embryonen zusammenhängen, obwohl Sie dies für unwahrscheinlich halten. Genetische Faktoren spielen oft eine größere Rolle als zunächst angenommen. Statistisch überwiegen sie bei weitem. Was Ihre Frage zur zukünftigen hormonellen Unterstützung betrifft, scheint der Plan, Estradiol zusammen mit vaginal verabreichtem Famentina zu verwenden, sinnvoll zu sein. Famentina bietet den Vorteil eines niedrigeren Thromboserisikos und ist bioidentisch, was eine natürlichere hormonelle Unterstützung bewirken kann. Das Protokoll, das Sie vorschlagen, könnte helfen, eine stabilere und gesündere Schleimhaut für den Transfer aufzubauen. Es wäre jedoch wichtig, dieses Vorgehen mit Ihrem behandelnden Arzt zu besprechen, um es genau auf Ihre individuellen Bedürfnisse abzustimmen. Ihre aufmerksame Beobachtung und die Bereitschaft, zwischen den Zyklen eine adäquate hormonelle Unterstützung zu gewährleisten, sind entscheidend für die Optimierung der Einnistungschancen. Mit besten Grüßen und Wünschen für Ihren weiteren Weg,


HundOskar

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Sehr geehter Dr. Gagsteiger, ganz herzlichen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Es tut mir leid, dass ich so spezielle Fragen habe. Ich sehe ein, dass diese tatsächlich etwas das "Forum sprengen". Sie haben mir aber tasächlich sehr weitergeholfen und ich bin Ihnen sehr dankbar! Mit herzlichen Grüßen, Ihr Oskar


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