Sabsele
Sehr geehrter Herr Dr. Gagsteiger, am 29.01. hatte ich Ihnen eine Frage bzgl Killerzellen und deren (notwendige) Behandlung gestellt. Leider blieb sie bisher unbeantwortet. Ich wäre Ihnen sehr dankbar für Ihre Meinung, da ich mich von Seiten meiner Kiwu-Klinik leider nicht ausführlich beraten fühle. Mit freundlichen Grüßen, Sabrina
Liebe Sabrina, leider kenne ich Ihre erste Frage nicht und ich kann Sie auch nicht persönlich untersuchen. Trotzdem möchte ich Ihnen gerne ein paar allgemeine Informationen zum Thema „Killerzellen“ (häufig sind damit sogenannte NK-Zellen, Natural Killer Cells, gemeint) und möglichen Behandlungsansätzen im Rahmen der Kinderwunschbehandlung geben. Bitte beachten Sie jedoch, dass Ihnen keine individuelle, ärztliche Beratung ersetzen kann. Im Zweifelsfall sollten Sie immer das direkte Gespräch mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer behandelnden Ärztin suchen bzw. eine zweite Meinung einholen. Worum geht es bei „Killerzellen“ (NK-Zellen) in der Kinderwunschbehandlung? Natürliche Killerzellen (NK-Zellen) sind Teil unseres angeborenen Immunsystems. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Infektionen und können unter anderem auch gegen Krebszellen vorgehen. Im Zusammenhang mit Kinderwunschbehandlungen wird gelegentlich die Theorie diskutiert, dass „überaktive“ NK-Zellen das heranwachsende Embryo- oder Plazentagewebe angreifen und so Einnistungsprobleme oder frühe Fehlgeburten begünstigen könnten. Kontroverse um die Bedeutung erhöhter NK-Zellen Uneinheitliche Datenlage: Die Forschung zu NK-Zellen und ihrem Einfluss auf die Fertilität ist nicht eindeutig. Manche Studien weisen auf einen möglichen Zusammenhang zwischen erhöhten NK-Zell-Werten und Einnistungs- bzw. Schwangerschaftskomplikationen hin, andere zeigen keinen klaren Effekt. Unterschiedliche Testverfahren: Es gibt verschiedene Arten, NK-Zellen zu testen (Bluttest oder Test im Endometriumgewebe). Die Aussagekraft dieser Tests ist teilweise umstritten, da sich die Werte im Blut und in der Gebärmutterschleimhaut unterscheiden können. Mögliche Behandlungsansätze (umstritten) Einige Kinderwunschzentren bieten bei erhöhten NK-Zell-Werten folgende (teils experimentelle) Maßnahmen an, wobei es keine einheitlichen, von allen Fachgesellschaften anerkannten Leitlinien gibt: Kortisontherapie (z. B. Prednisolon) Kortisonpräparate können das Immunsystem dämpfen und so möglicherweise die Aktivität der NK-Zellen verringern. Intralipid-Infusionen Fettemulsionen, die intravenös verabreicht werden, um die Immunbalance positiv zu beeinflussen und eine „Überaktivität“ der NK-Zellen zu reduzieren. Intravenöse Immunglobuline (IVIG) Ebenfalls ein immunmodulatorischer Ansatz, bei dem Immunglobuline infundiert werden, die das Immunsystem regulieren sollen. G-CSF (Granulozyten-Kolonie-stimulierender Faktor) Kommt seltener zum Einsatz, hat aber auch immunmodulatorische Effekte. Wichtig ist, dass die Wirksamkeit dieser Methoden in der Forschung kontrovers diskutiert wird. Einige Frauen berichten von positiven Erfahrungen, andere bemerken keinen Effekt. Deshalb gibt es keine einheitliche Empfehlung. Was können Sie tun? Gespräch in Ihrer Kinderwunschklinik Fragen Sie gezielt nach, auf welcher Grundlage die Diagnose „erhöhte Killerzellen“ gestellt wurde und wie aussagekräftig der durchgeführte Test in Ihrem Fall ist. Bitten Sie um eine Erläuterung, welche Vor- und Nachteile eine eventuelle immunmodulatorische Therapie bei Ihnen hätte und wie groß der Nutzen im Verhältnis zu möglichen Risiken (Nebenwirkungen) eingeschätzt wird. Zweite Meinung einholen Wenn Sie sich nicht ausreichend beraten fühlen, ist es häufig sinnvoll, eine weitere Expertin oder einen weiteren Experten für Kinderwunsch und/oder Reproduktionsimmunologie aufzusuchen. Manche Frauenarztpraxen oder spezialisierte Immunologen können dabei weiterhelfen. Eigenrecherche kritisch betrachten Im Internet finden sich viele Erfahrungsberichte und Diskussionen zum Thema „Killerzellen“ und Kinderwunsch, die oft widersprüchlich sind. Versuchen Sie, sich auf seriöse Quellen (anerkannte Fachgesellschaften, Studienübersichten, ärztliche Fachmeinungen) zu stützen. Ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihre weitere Kinderwunschbehandlung. Sollten Sie das Gefühl haben, in der aktuellen Klinik nicht ausreichend informiert zu werden, scheuen Sie sich bitte nicht, eine zweite Meinung einzuholen oder sich zusätzlich bei einer auf Reproduktionsimmunologie spezialisierten Praxis beraten zu lassen. Gerne dürfen Sie sich auch an uns, www.bestfertility.de, wenden Herzliche Grüße