Frage im Expertenforum Kinderwunsch an Dr. med. Friedrich Gagsteiger:

Blutungen trotz Estrifam im Kryozyklus

Dr. med. Friedrich Gagsteiger

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Frage: Blutungen trotz Estrifam im Kryozyklus

Lilalaune

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Sehr geehrter Herr Dr. Gagsteiger, ich bin 48 Jahre alt und habe bereits Kinder.  Vor zwei Jahren auch ein Kind per EZP im künstlichen Kryozyklus bekommen. Damals war die Medikation Estrifam 2mg 1-1-1. Darunter hatte ich keine Blutungen und eine SH Höhe von 11mm am 12ZT. Also alles unauffällig. Schwanger wurde ich auch, das Kind ist gesund per Kaiserschnitt geboren worden. Das einzige auffällige waren Blutungen in der 5.-7.SSW, die mit Prolutex in den Griff zu kriegen waren. Seit nun 5 Monaten versuchen wir mit den verbleibenden Blastozysten schwanger zu werden. Aber bei jedem Versuch die SH aufzubauen treten Blutungen auf. Ich hatte erst Estrifam 2mg 1-1-1, darunter einen SH Höhe von 17mm!!. Der Versuch verlief negativ.  Direkt ohne Pause weiter, Estrifam nur noch 1-0-1, mittlere bis schwere Blutungen in den ersten 12 Tagen, dann Abbruch ohne Ultraschallkontrolle. Dritter Versuch ohne Pause, Estrifam 1-0-1, wieder Schmierblutungen, SH bei 15mm am 12.ZT. Mit Gabe von Progesteron hörten die SB auf, Transfer erfolgte bei sehr gut aussehnender SH, ab Transfer+4 starke Blutungen trotz Cyclogest 400mg 1-0-1 und Prolutex 2-0-1 Zwei Pausenzyklen, mit Blutungen bis zum 14.ZT, Ultraschallkontrollen ergaben kein Hinweis auf Myome, Polypen oder Zysten. Beide Zyklen waren anovulatorisch. Die SH war zum Ende des Zyklus wieder 17 und 15mm hoch. Da eine chronische Endometritis im Raume stand und ich rezidivierende Harnwegsinfekte seit dem Kaiserschnitt hatte, entschlossen wir uns zu einer Behandlung mit Doxycyclin 200mg 1-0-1 für 14 Tage. Die Behandlung ist seit 6 Wochen abgeschlossen und seitdem erfolgt kontinulierlich eine Behandlung mit oralen Präbiotika und Vagiflor Milchsäurezäpfchen zur Nacht.  Aktuell befinde ich mich am 6 ZT, nehme seit dem 2.ZT wieder Etrifam 1-0-1. Die Blutung hat sich mit Einnahmebeginn schlagartig verringert, hört aber nicht endgültig auf. Ich vermute das es nun wie die Male zuvor so weitergeht und sich zwar eine gute SH Höhe erreichen lässt, aber permanente Blutungen stattfinden.  Soll ich eventuell jetzt eine Blutentnahme machen lassen um den Östrogenwert zu bestimmen? Oder wird der gut sein, weil die SH Höhe auch immer überdurchschnittlich ist?  Wenn es zum Transfer kommen sollte, soll ich Ovitrelle spritzen, dann mit Prolutex 1-1-1 starten, nach Transfer Decapeptyl spritzen und 2 und 7 Tage später nochmals Ovitrelle.  Denken Sie das man damit meine Blutungen eindämmen kann?  Ich bin verunsichert und fühle mich durch die ausländische Kinderwunschklinik nicht gut begleitet. Die Informationen fließen nur schleppend und im Zweifelsfall heißt es immer nur Abbruch, aber keine wirkliche Hilfestellung. Was raten Sie mir? Vielen Dank


Dr. Friedrich Gagsteiger

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Hallo, aus Ihrer Schilderung geht hervor, dass Sie bereits erfolgreich eine Schwangerschaft nach einem künstlichen Kryozyklus (FET) hatten und nun erneut versuchen, mit verbleibenden eingefrorenen Blastozysten schwanger zu werden. Dabei fällt auf, dass Sie einerseits unter Estrifam durchweg eine sehr gute Endometriumhöhe erreichen (teilweise 15–17 mm), andererseits aber immer wieder anhaltende Schmier- oder Blutungen auftreten. Nachfolgend einige allgemeine Überlegungen, die in vergleichbaren Fällen helfen können, die Situation einzuschätzen und das Vorgehen zu optimieren: 1. Hormonelle Steuerung (Östrogendosis und -spiegel) Endometriumhöhe: Da Ihr Endometrium unter der bisherigen Estradiol-Dosierung sehr gut aufbaut (teils sogar überdurchschnittlich hoch), ist grundsätzlich davon auszugehen, dass auch Ihr Östrogenspiegel ausreichend hoch ist. Östrogenspiegel messen: Eine Messung der Serum-Östradiolwerte kann zwar helfen, eine Über- oder Unterdosierung auszuschließen. Allerdings sagt ein guter Schleimhautaufbau in aller Regel schon aus, dass genügend Östrogen vorhanden ist. Gerade bei sehr dicker Schleimhaut können immer wieder Blutungen auftreten, weil das Endometrium nicht stabil genug ist oder weil kleine Gefäße leicht reißen. Zu hohe Endometriumhöhen (z.B. 17 mm) gelten gelegentlich als weniger optimal. Manche Zentren versuchen, einen Wert zwischen 8 und 14 mm anzupeilen. Ein sehr hohes Endometrium ist nicht per se schlecht, manchmal jedoch anfälliger für Durchbruchblutungen. 2. Stabilisierung des Endometriums Progesterongabe: Sobald Progesteron gegeben wird, wird das Endometrium in seine sekretorische Phase überführt. Das ist prinzipiell der „Stabilisierungsfaktor“ für die Schleimhaut. Wenn jedoch gleichzeitig ungeklärte, anhaltende Schmierblutungen bestehen, kann es hilfreich sein, sowohl die Dosierung als auch die Applikationsart (vaginal, intramuskulär, subkutan) zu überprüfen und gegebenenfalls zu erhöhen oder umzustellen. Prolutex und Cyclogest sind hochdosiert in Ihrem Fall bereits zum Einsatz gekommen. Dennoch kam es zu Blutungen. In einigen Fällen verschreibt man zusätzlich orales Progesteron oder kombiniert verschiedene Darreichungsformen, um die Schleimhaut zu stabilisieren. Falls sie natürliche Zyklen haben, können hCG-Gaben (z.B. Ovitrelle) vor bzw. nach Transfer (sogenanntes „Luteal-Support-HCG“ oder „Micro-HCG“) den Gelbkörper fördern und ebenfalls zur Stabilisierung beitragen. Häufig werden dabei kleine Dosen im Abstand von mehreren Tagen gespritzt. GnRH-Agonisten (z.B. Decapeptyl), entweder als Einmalgabe kurz vor oder kurz nach Transfer, können ergänzend den Lutealphase-Support verbessern. Der von Ihrer Klinik vorgeschlagene Plan (Ovitrelle, Prolutex 1-1-1, Decapeptyl nach Transfer, danach 2 und 7 Tage später nochmals Ovitrelle) ist eine gängige Variante, um die Lutealphase besser zu stützen. Dies könnte in der Tat helfen, Blutungen zu reduzieren. 3. Abklärung möglicher lokaler Faktoren Trotz unauffälliger Ultraschalluntersuchungen bei 15–17 mm Schleimhaut lohnt es sich in manchen Fällen, mit einer diagnostischen Hysteroskopie (Gebärmutterspiegelung) nochmals sicherzustellen, dass keinerlei versteckte Polypen, Myome oder andere strukturelle Auffälligkeiten vorhanden sind, die die Blutungen bedingen könnten. Polypen können je nach Lage und Größe in der normalen Sonografie schwierig zu erkennen sein, insbesondere wenn das Endometrium sehr hoch aufgebaut ist. 4. Chronic Endometritis / mikrobielles Milieu Sie haben bereits eine Behandlung mit Doxycyclin durchgeführt und anschließende Probiotika/Vaginalzäpfchen zur Milieu-Verbesserung angewendet. Das ist sinnvoll. Dennoch kann bei Verdacht auf eine chronische Endometritis eine Endometriumbiopsie (z.B. mittels Pipelle) inklusive mikrobiologischer und histologischer Untersuchung (ALICE/EMMA/ERA-Test, je nach Klinik) Aufschluss geben, ob Entzündungszellen oder bestimmte Bakterien weiterhin eine Rolle spielen. 5. Zykluskontrolle und -vorbereitung Pause bzw. Vorbehandlung: Wenn Sie wiederholt Abbruchzyklen hatten, kann es sinnvoll sein, vor dem nächsten Transferzyklus einen gut geplanten „Vorbereitungszyklus“ zu machen, z.B. kurzzeitige Anwendung einer leichten Pille oder eines GnRH-Agonisten („Downregulation“), um das Endometrium quasi „auf Null“ zu setzen und dann einen frischen Aufbau zu starten. Natürlicher Zyklus oder modifizierter natürlicher Zyklus bei vorhandenen Zyklus: Bei Patientinnen mit anhaltenden Blutungen im künstlichen Zyklus kann unter Umständen ein (leicht) stimulierter Zyklus (z.B. mit Letrozol oder niedriger Gonadotropin-Stimulation) oder ein komplett natürlicher Zyklus eine Alternative sein, wenn eine spontane Ovulation einigermaßen zuverlässig erfolgt. Die endogene Hormonproduktion kann das Endometrium manchmal stabiler aufbauen als rein exogene Präparate. 6. Ihr persönliches Vorgehen Hormonstatus prüfen (z.B. Östradiol, Progesteron) kann zusätzliches Sicherheitsgefühl vermitteln, obwohl Ihr Endometrium an sich gut auf Estradiol reagiert. Lutealphasen-Support intensivieren: Die vorgeschlagene Kombination (Ovitrelle, Prolutex, Decapeptyl) ist häufig vielversprechend, um Blutungen einzudämmen. Zusätzliche Abklärungen: Ggf. Hysteroskopie zur definitiven morphologischen Abklärung. Ggf. Endometriumbiopsie (testet Endometrium- und Mikrobiomstatus). Eventuell Wechsel auf einen leicht stimulierten oder natürlichen Zyklus, falls möglich. Engmaschige Rücksprache mit der Kinderwunschklinik oder einem anderen spezialisierten Zentrum: Wenn Sie sich nicht gut begleitet fühlen, kann es sinnvoll sein, eine weitere Meinung einzuholen oder einen Facharzt / eine Fachärztin hinzuzuziehen, der/die Ihre Zykluskontrolle engmaschig betreut. Fazit Da Ihr Endometrium sehr gut aufbaut, ist es weniger wahrscheinlich, dass Ihnen „Östrogen fehlt“. Die anhaltenden oder immer wiederkehrenden Blutungen können verschiedene Ursachen haben: eine sehr hoch aufgebaute Schleimhaut, mögliche subtile Strukturveränderungen in der Gebärmutter oder eine hormonelle Feinregulationsstörung der Lutealphase. Der Ansatz mit zusätzlichem Lutealphase-Support (Prolutex plus Ovitrelle und Decapeptyl) kann durchaus helfen, die Schleimhaut zu stabilisieren und Blutungen zu vermindern. Falls trotz dieser Maßnahmen weiterhin Blutungen auftreten, sollte noch einmal detailliert nach anatomischen oder mikrobiellen Ursachen gesucht werden (Hysteroskopie und ggf. erneute Biopsie). Ein Wechsel des Protokolls (z.B. natürlicher Zyklus) könnte ebenfalls eine Option sein. Ich wünsche Ihnen alles Gute für den weiteren Verlauf und hoffe, dass Sie bald eine stabile Situation für den Transfer erreichen können. Bitte besprechen Sie alle weiteren Schritte ausführlich mit Ihrem behandelnden Kinderwunschteam oder lassen Sie sich bei Bedarf eine weitere Meinung in einem darauf spezialisierten Zentrum einholen. Mit freundlichen Grüßen und den besten Wünschen


Lilalaune

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Vielen Dank für Ihre schnelle und ausführliche Antwort, das gibt mir ein gutes Gefühl das wir auf deem richtigen Weg sind. 


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