Frage im Expertenforum Kinderwunsch an Dr. med. Friedrich Gagsteiger:

Antibiotika

Dr. med. Friedrich Gagsteiger

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Reproduktionsmediziner

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Frage: Antibiotika

Verena34

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Hallo, Ich habe eine Frage zu einer Antibiotikaeinnahme. Ich bin aktuell in der 6. SSW und bei meinem Mamn wurden Keime im Sperma festgestellt. Die Kinderwunschklinik meinte, dass wir beide behandelt werden müssten. Da es bei uns unerwartet doch noch auf natürlichem Weg geklappt hat schwanger zu werden, wurde uns ein Antibiotika empfohlen, was auch ich nehmen könnte. Es handelt sich um Azithromycin. Wir sollten 1x 2 Tabletten nehmen. Allerdings steht dort, dass das Antibiotika für Schwangere noch nicht ausreichend erforscht ist. Nun würde ich gerne nochmal eine Zweimeinung haben wollen. Viele Grüße, Verena M.


Dr. Friedrich Gagsteiger

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Leider bin ich weit entfernt, habe sie nicht untersucht und kenne nicht alle Umstände, deshalb kann Ihnen nur allgemeine Informationen geben. Für eine verbindliche medizinische Beratung sollten Sie immer Ihre behandelnde Ärztin bzw. Ihren behandelnden Arzt hinzuziehen. Allgemeine Informationen zu Azithromycin in der Schwangerschaft Azithromycin gehört laut vieler Fachquellen (z. B. Embryotox in Deutschland) zu den Antibiotika, die in der Schwangerschaft grundsätzlich als relativ sicher gelten. Zwar steht häufig in den Packungsbeilagen, dass „nicht ausreichend Studien“ vorliegen, weil selten große, placebokontrollierte Studien an Schwangeren durchgeführt werden. Dennoch gibt es viele Beobachtungsdaten (z. B. bei der Behandlung von Chlamydieninfektionen), die keine erhöhten Risiken für das Kind gezeigt haben. In Deutschland gibt es eine sehr seriöse Quelle namens Embryotox, herausgegeben von der Charité Berlin, die sich spezialisiert hat auf die Bewertung von Medikamenten in Schwangerschaft und Stillzeit. Dort wird Azithromycin meist als „relativ unbedenklich“ eingestuft, wenn es ärztlich indiziert ist. Warum Azithromycin? Azithromycin wird häufig bei bestimmten Infektionen eingesetzt, zum Beispiel bei Chlamydien oder Mykoplasmen. Gerade in Kinderwunschkliniken oder bei urogenitalen Infektionen empfiehlt man oft eine gemeinsame Behandlung beider Partner, um eine Ping-Pong-Infektion (wechselseitige Wiederansteckung) zu vermeiden. Häufig wird bei einer unkomplizierten Infektion eine Einmaldosis (z. B. 2× 500 mg als Einmalgabe) gewählt. Das entspricht der Empfehlung vieler Fachgesellschaften. Worauf Sie achten sollten Rücksprache mit Ihrer Gynäkologin / Ihrem Gynäkologen: Jede Therapie in der Schwangerschaft sollte individuell abgewogen werden. Wenn die Kinderwunschklinik und Ihre Frauenärztin bzw. Hausärzt*in Ihnen Azithromycin empfehlen, ist das in vielen Fällen ein gängiges Vorgehen. Sollten Sie dennoch Bedenken haben, sprechen Sie sie offen an und bitten Sie ggf. um eine alternative Therapie (falls es eine gibt) oder weitere Abklärung. Nutzen-Risiko-Abwägung: Eine bestehende Infektion (z. B. Chlamydien, Mykoplasmen) kann unbehandelt auch Risiken für die Schwangerschaft mit sich bringen (z. B. aufsteigende Infektionen, Frühgeburtenrisiko). In vielen Fällen ist es sicherer, die Infektion konsequent zu behandeln, gerade in der frühen Schwangerschaft, als das Risiko einer fortbestehenden Keimbesiedelung einzugehen. Embryotox checken: Wenn Sie weitere Details wünschen, können Sie oder Ihre Ärztin/Ihr Arzt bei Embryotox(www.embryotox.de) nachschauen. Dort finden Sie genaue Einschätzungen zu Azithromycin in der Schwangerschaft. Das könnte Ihnen zusätzliche Sicherheit geben. Typische Nebenwirkungen: Wie bei anderen Antibiotika auch, können Magen-Darm-Beschwerden (z. B. Übelkeit, Durchfall) auftreten. Beobachten Sie sich nach der Einnahme gut und wenden Sie sich bei auffälligen Symptomen rasch an Ihre Ärztin/Ihren Arzt. Fazit Azithromycin wird in der Schwangerschaft bei Bedarf durchaus verordnet und hat sich in der Praxis als relativ gut verträglich erwiesen. Wenn ein Keimnachweis im Sperma Ihres Partners vorliegt und die Ärzt*innen zur beidseitigen Behandlung raten, ist das ein häufiges und sinnvolles Vorgehen, um Infektionsrisiken für die Schwangerschaft zu minimieren. Bei anhaltenden Unsicherheiten hilft ein Zweitgespräch mit Ihrer Gynäkologin/Ihrem Gynäkologen, ggf. mit Verweis auf Embryotox oder andere Expert*innen. Ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihre Schwangerschaft und eine rasche Klärung Ihrer Fragen!


Verena34

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Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Das hat mir sehr weitergeholfen.  


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