Guten Abend Herr Doktor,
mein Sohn, 2,5 Jahre, klagt seit längerem (Ca. 7 Monate) immer mal wieder über Schmerzen im Bein/in den Beinen. Gehäuft treten die Schmerzen mitten in der Nacht auf. Meist mit wechselnden Beinen. Teilweise so schlimm dass eine Gabe mit Paracetamol notwendig wird.
Bei der U7 haben wir den KiA schon darauf angesprochen. Er meinte es könnten Wachstumsschmerzen sein oder auch mal vom komischen Liegen während des Schlafs oder auch vom Zahnen kommen.
Äußerlich konnte man beidseitig nichts erkennen. Auch sonst war die U7 unauffällig.
Am nächsten Morgen ist von den Schmerzen auch nichts mehr zu hören oder zu sehen. Er verhält sich wieder ganz normal. So eine aufwach-schmerz Periode geht auch gerne mal eine Woche. Dann ist wieder lange nichts und irgendwann fangen die Schmerzen wieder an. Eine neue Periode beginnt. Meist unterschiedlich in der Länge.
Er ist ein gesunder, fiter Junge, kein Übergewicht, gesunde Ernährung mit viel Bewegung.
Heute Abend vor dem zu Bett gehen haben wir noch Fußball gespielt. Als wir dann ins Bett gehen wollten hat er schon gesagt dass er Schmerzen im rechten Bein hat. Manchmal fängt er dann auch an etwas zu humpeln. Nach ca. 2 Stunden Schlaf ist er weinend aufgewacht. Hat sich dann auch wieder beruhigen lassen. Nun mache ich mir aber sorgen weil die Schmerzen in letzter Zeit gehäuft nur im rechten Bein vorkommen, er auch manchmal nicht auftreten kann. So war es vorhin. Nach trösten ist er auch ganz normal wieder eingeschlafen, Zäpfchen wollte er nicht.
Spricht dies denn noch für wachstumsschmerzen aufgrund der Einseitigkeit ? Lokalisieren kann er den Schmerz meist nicht richtig, heute war er unterhalb des Knies.
Wegen der Corona-Krise möchte ich ungern in eine Arztpraxis gehen, wenn es aber nötig wird gehe ich natürlich sofort.
Ich bedanke mich für Ihre Antwort. Bleiben Sie gesund!
Beste Grüße
von
Oktober-Mami17
am 06.04.2020, 23:04
Antwort auf:
Schmerzen im Bein
Liebe Familie, liebe Eltern,
Aus dem von Ihnen geschilderten Verhalten ihres Sohnes würde ich mich der Einschätzung des Kinderarztes anschließen. Sie beschreiben typische Wachstumsschmerzen, die wechselseitig auftreten können und meistens dann am Abend oder in der ersten Nachthälfte beginnen. Meistens gehen diese Schmerzen mit einfachen Hausmitteln, wie Zuwendung (Kuscheln), warmen feuchten Wickeln (heute gar nicht mehr so häufig eingesetzt) und auch der nur gelegentlich einzusetzenden Paracetamolmedikation rasch und zuverlässig weg. Am nächsten Tag ist alles verschwunden.
Sorgen muss man sich nur dann machen, wenn das Kind aus dem Bett heraus und auch nach dem Frühstück nicht mehr gehen will oder sich nur humpelnd fortbewegt.
Das wäre immer ein Grund für einen Arztbesuch und eine klinische- und Ultraschallabklärung.
Das Thema Wachstumsschmerzen und die dazugehörigen Störungen der Nachtruhe sind in sehr vielen Familien ein großes Thema. Ein gewisser Leidensdruck gehört dazu. Wer zu schnell und auch bei geringen Beschwerden mit einem Medikament nach hilft, wird eine gewisse Abhängigkeit beim Kind gegenüber diesen Medikamenten erzeugen.
Kinder können sich auch an die Zuwendung der Eltern in diesem Kontext gewöhnen, und es entsteht eine gewisse Konditionierung: „Das Zimmer ist dunkel, die Nacht flößt Angst ein“, und so entsteht ein Unbehagen gepaart mit möglicherweise BeinBeschwerden durch die vielen Aktivitäten des Tages.
Das Kind mag nun unruhig werden und weinen, was die Eltern dann natürlicherweise auf den Plan ruft.
Dies ist in keiner Weise eine Kritik an besorgten Eltern, aber man muss den Ballanceakt zwischen Unter- und Über-Bewertung von nächtlichen Beschwerden gut einüben, um als Eltern nicht die Nerven zu verlieren.
Zusammengefasst:
Man sollte hellhörig sein, wenn die Schmerzen morgens und einseitig vorliegen, beispielsweise auch mit Humpeln oder komplettem Geh-Verlust einhergehen.
Von Fieber ganz zu schweigen: Schmerzen in den Beinen bei gleichzeitigem Fieber sollten vom Kinderarzt immer abgeklärt werden.
Bei Schmerzen abends, beim zu-Bettgehen und die wechselseitig auftreten, oder auch wenn das Kind nachts einmal aufwacht mit derlei Schmerzen, da würde man eher an Wachstumsbeschwerden denken.
Die starken Wachstumsschübe treten unregelmäßig in den ersten fünf Lebensjahren und dann später zwischen zehn und 15 Lebensjahren auf und „sorgen“ über die Spannung der Knochenhaut, die sich gelegentlich im Knochenwachstum rapide dehnen muss und die sehr mit Schmerzrezeptoren versorgt, für die von Ihnen beschriebenen Beschwerden des Kindes.
Mit freundlichen Grüßen, Ihr Jan Matussek
von
Dr. J. Matussek
am 13.04.2020