Frage im Expertenforum Kinderorthopädie an Dr. med. Jan Matussek:

Kleinkind läuft auf Fußinnenseite

Dr. med. Jan Matussek

Dr. med. Jan Matussek
Chefarzt für Kinderorthopädie und Kindertraumatologie am Klinikum Emil van Behring, Berlin

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Frage: Kleinkind läuft auf Fußinnenseite

Emilia888

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Guten Abend, mein Sohn ist knapp 17 Monate alt und kann noch nicht frei laufen. Insgesamt hat er alle Meilensteine recht spät erreicht. Krabbeln und Hochziehen mit ca. 11 Monaten, Sitzen mit knapp 13 Monaten. Er geht seit längerem an Möbeln lang und läuft inzwischen auch an einer Hand. Bei ihm wurde mit 11 Monaten von einem Kinderorthopäden eine Blockade gelöst und Kiss diagnostiziert. Wir waren vor kurzem nochmal beim Orthopäden, die Diagnose: er ist etwas Hypothon im Rumpf und hat „weiche Füße“. Der Orthopäde hat uns Physio nach Vojta verschrieben und im Rezept steht „Pronationsfüße“. Wenn er läuft, tritt er tatsächlich überwiegend auf der Innenseite der Füße auf und die Zehen sind beim Laufen meistens noch gekrallt. Beim Sitzen etc. sind die Füße und Zehen sonst normal und entspannt. Nun zu meiner Frage, kann diese Fußfehlstellung sich von alleine verwachsen, sobald er richtig anfängt zu laufen? Ist Vojta unumgänglich für ein normales Gangbild? Er schreit und wehrt sich bei der Therapie fürchterlich und braucht danach sehr lange, um sich zu erholen. Vielen Dank im Voraus! Viele Grüße Emilia


Dr. J. Matussek

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Liebe Eltern, liebe besorgte Familie, Es gibt das gesamte Spektrum der Bewegung Fähigkeiten: Von sehr früh bis sehr spät können die Meilensteine schon einmal spät erreicht werden und trotzdem ist das keine Katastrophe. Man sagt, dass der aufrechte Gang somit 18-20 Monaten erreicht sein sollte. Was Sie beschreiben, entspricht tatsächlich einer allgemeinen Muskelschwäche. Diese kann aufgrund angeborener Gegebenheiten vorliegen oder auch aufgrund einer neurologischen Erkrankung. Letztere halte ich bei ihrem Kind für sehr unwahrscheinlich und ungewöhnlich. Bleibt also, Ihr Kind so Viel es geht zu fördern und ihm Anreize zu geben, sich zu bewegen, um Sachen zu erreichen. Das Verhalten ihres Kindes kann auch möglicherweise aus seiner recht kurzen Lebensgeschichte verstanden werden: Möglicherweise hat es sich vieles immer auf anderen Wege erkämpft, als auf dem Wege der freiwilligen Bewegung. Das heißt, möglicherweise haben die Eltern dieses Kind immer sehr verwöhnt und ihm viel Eigenbewegung durch frühzeitiges " Versorgen" mit gewünschten Dingen abgewöhnt. Dies ist natürlich nur eine Theorie. Wir allem wissen nicht, wie wir selber als Babys gewesen sind. Möglicherweise, und das müssen die Großeltern bestätigen, waren auch die Eltern eher Spätentwickler … Letzteres wissen wir nicht oder kann ich zumindestens nicht wissen. Also: Üben üben üben und ein bisschen Geduld haben, bis das Gehen erreicht wird. Die Schwäche des Fußes sollte sich zurückbilden bei den meisten der Kinder. Dazu muss aber auch ein GehWunsch bestehen, damit die Muskeln sich im Fußbereich entwickeln können! Warten wir ein wenig ab. Mit freundlichen Grüßen JM


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