Hallo Herr Dr. Busse,
ich habe eine Frage zum Beikostbeginn: Man darf ja mit 4 Monaten mit dem Zufüttern beginnen, die WHO empfiehlt jedoch, 6 Monate voll zu stillen.
Mich würde der Grund für diese Empfehlung interessieren.
Ist es so, dass der kindliche Magen bzw. Darm erst mit 6 Monaten weit genug ausgereift ist, dass er feste Nahrung (also Brei) richtig verdauuen/verstoffwechseln kann? (und wäre in diesem Fall der Magen-Darm-Trakt eines 2 Wochen nach Termin geborenen Kindes bereits mit 5,5 Monaten entsprechend entwickelt?)
Oder ist es so, dass Muttermilch einfach das Gesündeste ist und man deshalb am besten 6 Monate lang 100% Muttermilch füttern soll (statt z.B. nur 80% Muttermilch und 20% Gemüsebrei)?
Vielen Dank!
Maria
von
FräuleinMaria
am 30.06.2014, 13:09
Antwort auf:
Beginn Beikost, WHO-Empfehlung
Liebe F.,
das Vorgehen in einem Entwicklungsland, wo Beikost nicht so einfach in guter und sauberer Qualität verfügbar ist, muss sich natürlich unterscheiden von dem in Ländern mit bester Versorgung. Frühe Beikost wird seit einiger Zeit von den Experten hierzulande vor allem deshalb empfohlen, da sich gezeigt hat, dass Allergien gegen Nahrungsmittel dann seltener auftreten, wenn der Organismus schon frühzeitig damit in Kontakt kam. Das können Sie hier ausführlich nachlesen:
http://www.kinderklinik-luebeck.de/pina/fileadmin/documents/pinanews/pina_19_2010.pdf
Alles Gute!
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie auch hier: Ernährung.
von
Dr. med. Andreas Busse
am 30.06.2014
Antwort auf:
Beginn Beikost, WHO-Empfehlung
Hi
wie du auf den entsprechenden Seiten nachlesen kannst, gilt die Empfehlung mind 6 Monate voll zu stillen AUCH für Nicht-Entwicklungsländer. Die Empfehlung das nur Entwicklungsländer länger stillen sollen ist irrtümlich und überholt. Leider scheint sich das aber nur sehr langsam auch rumzusprechen. Schau mal hier: http://www.bfr.bund.de/de/empfehlungen_zur_stilldauer___einfuehrung_von_beikost-54044.html
Fakt ist, die Empfehlung früh mit Beikost zu beginnen hat ihren Grund nicht in der Frage Entwicklungsländer ja oder nein, sondern schlicht und einfach in der doch viel zu frühem Abstillphase vieler westlichen Mütter. Es ist erwiesen das der höchste Allergieschutz nur dann gegeben ist, wenn Beikost und stillen möglichst lange paralell weiterlaufen. Nur leider stillen viele Mütter mit Beikost recht schnell ab, spätestens dann aber wenn sie wieder ins berufsleben einsteigen. Was oft um den 1ten Geburtstag ist. Die mangelnde Aufklärung, wenig Hilfe und vorallen fachlich nicht auf den neusten Stand bei den Ärzten tut ihr übriges. Sei es das gesagt wird stillen würde nicht ausreichen, sei es das den Müttern keine stillfreundlichen medikamente zur verfügung gestellt werden, sei es angeblich Gewichtsprobleme auf´s stillen zurück zu führen seien. Um nur einige wenige beispiele zu nennen. Nun, um diese zeitspannen zwischen erste Beikostgabe und Abstillen möglichst lange zu halten, hat man sich auf einen "faulen Kompromiss" geeignigt. Man geht davon aus ab dem 4ten Monat sind die Kinder in der lage Beikost wirklich nährwerttechnisch vollständig zu verwerten, also ist das der frühst mögliche Beginn. Und wenn dann ab dem 6ten Monat die allermeisten Mütter entgültig abgestillt haben, dann hat man so etwas mehr Zeit "gewonnen". Der richtigere Weg wäre gewesen mehr Aufklärung zu betreiben und Mütter mind das erste jahr zum Stillen überzeugen zu können - nur daran hat natürlich die babykosthersteller wenig interesse. Und leider, leider machen genau diese die meisten "Ernährungsseminare". Am stillen verdienen die nicht....
Uns fehlen leider gute 100 Jahre Stillerfahrung, das rächt sich jeden Tag. Nur langsam kommt es da wieder zur Kehrtwende und man findet wieder zum stillen zurück. Bleibt zu hoffen das durch gute und richtige Aufklräung es bald bekannter und schneller geht.
Mitglied inaktiv - 01.07.2014, 22:21