Frage im Expertenforum Kinderarzt an Dr. med. Andreas Busse:

Abwägung welche Behandlung wichtiger ist bzw. zeitlicher Ablauf

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Frage: Abwägung welche Behandlung wichtiger ist bzw. zeitlicher Ablauf

bigben

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Hallo Hr. Dr. Busse, unser Sohn, 8 Jahre, ist aufgrund meines agierens weil er total unwillig und krakelig schreibt seit 1 Jahr in Ergo-Behandlung. Laut der Therapeutin kam heraus, dass er angeboren hypoton ist. Bislang konnte sie sein Durchhaltevermögen bei für ihn anstrengenden Sachen merkbar steigern, sodass man mit ihm "nun etwas anfangen kann". Laut ihr überkreuzt er seine Mittellinie nicht, hat ein "steifes" Handgelenk, welches verantwortlich für seine krakelige Schrift ist. Hierfür gibt sie uns praktische Tipps (Tennis, im Haushalt mithelfen, Gläser spülen ect.), weiter macht er den Unterkiefer beim Sprechen nicht richtig auf, wenn er sich in einer für ihn angespannten Situation befindet. Wir gehen nun mit ihm wöchentlich in Klavier, Karate, Chor. Die Lehrerin hat mich angesprochen, dass nun Diktate geschrieben werden und sie bei ihm Bauchweh habe. Beim Schreiben lässt er oft Buchstaben in Wörtern aus, ist oft zu langsam, Antworten zu Fragen zum Text sind für ihn schwer. Das Lesen ist mühevoll. Ihm helfen sehr farbige Silben. Plosivlaute (kr/bl/dr..) kann er nicht auf Anhieb widergeben; sind in der Umsetzung Lesen-Aussparche schwer. Seine Muttersprache lernt er wie eine Fremdsprache. Höflichkeiten gibt er als "auswendig gelernte Merksätze" wider (Kann ich bitte .. kriegen). Er war bereits über 3 Jahre in Logopädie. Er hat mit 3 Jahren zu Sprechen angefangen - zuerst alle Wörte mit Vokalen. Beim Sprechen guckt er oft an den Gesprächspartnern vorbei. Oft hat er keine Sprachmelodie. Kurzum wir schauen zu, dass er in die richtige Spur kommt bzw. dass es irgendwann mal eine Zeit ohne irgendwelcher dringender Förderung gibt. Zusätzlich möchten wir ihn nicht noch mit einer Fördermaßnahme belasten. Was meinen Sie, sollten wir mit der Ergo pausieren damit er in die Logo gehen kann (phonematische Differenzierung, Artikulomotorik) oder ist die Ergo wichtiger ? Wir gehen jetzt alle 2 Wochen 1,5 h. Vielen Dank. Frdl. Grüße


Dr. med. Andreas Busse

Dr. med. Andreas Busse

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Liebe B., was "Förderung" und "Therapie" angeht, so sollte man keineswegs meinen, dass "viel auch viel hilft"!! Vor allem dürfen vor lauter "Sonderaufgaben" und Sorgen die Freude am Leben und das Selbstwertgefühl nicht vor die Hunde gehen, sodass ein Kind am Ende nur noch glaubt: "ich kann ja gar nichts oder nichts richtig". Und vor Förderung und Therapie muss eine klare Diagnose stehen, welche Stärken und Schwächen ein Kind hat, und wo wirklich Hilfsbedarf besteht. Keinesfalls kann ein Therapeut selber entscheiden, welche Therapie erforderlich ist. Ich kann Ihnen nur raten, mit Ihrem Kinderarzt zu sprechen, wie und wo man Ihren Sohn ausführlich untersuchen und testen könnte, um dann einen "Hilfeplan" aufzustellen, der Hand und Fuß hat und ihn nicht überfordert. Alles Gute!


Mitglied inaktiv

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Wenn man das so liest, ist Euer Sohn in der ganzen Förderungsmaschinerie fast schon zu einem wissenschaftlichen Projekt geworden. Er hat Probleme in der Schule im Lesen und Schreiben. “Ihr geht mit ihm“ zur Förderung zu Ergo, Klavier, Karate, Chor, (Tennis?) Macht ihm das Spaß, geht er gern? Oder ist ihm bewusst, dass diese “Hobbys“ seine Schwächen kompensieren sollen? Ganz ehrlich würde ich eher versuchen, seine Stärken zu finden und unterstützen. Z.B. mit ihm zusammen Sachen lesen, die ihn faszinieren. Mehr Text vorlesen als selbst lesen lassen damit der Druck raus genommen wird. Wenn er bereits ein Jahr in Ergo ist bezüglich der Handschrift würde ich davon ausgehen, dass diese Therapie auch erst einmal ausgeschöpft ist.


Felica

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3 Jahre Logo und immer noch solche Probleme? Habt ihr schon mal über eine Sprachförderschule nachgedacht? Das würde ich persönlich prüfen lassen. Dort haben die Kinder die Möglichkeit in der Gemeinschaft daran zu arbeiten und profitieren davon extrem. Zumal in einem anderen Tempo und sie werden gezielt an den Schwachstellen gefördert. Nicht selten passiert das auch gleichzeitig in anderen Bereichen wie Ergo, Motorik. Für die Kinder ist es extrem wichtig zu sehen, hier bin ich kein Einzelfall, sondern alle haben ihre Baustellen. Ist überhaupt mal irgendwann eine richtige Diagnostik passiert oder macht jeder sein Teil der Problematik?


Kruemeline

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Hallo, wann war denn die Logo, bzw. seit wann hat er keine Logo mehr? War der Grund des Endes eine Therapiepause oder wurde die Therapie offiziell abgeschlossen obwohl noch Defizite da waren? Prinzipiell sind Therapiepausen bei solchen Langzeittherapien durchaus sinnvoll um einer eventuellen Therapiemüdigkeit vorzubeugen. In manchen Fällen aber kann es auch sinnvoll sein (je nach Motivation des Kindes) ohne Pause die Therapie außerhalb des Regelfalles über mehrere Jahre fortzuführen. Wie kann sich dein Sohn im Alltag ausdrücken? Wie ist sein Sprachverständnis/Lesesinnverständnis? Verstehen ihn andere? Ist er sozial integriert? Oder bestehen die Probleme “nur“ bei der Graphomotorik und Lese-Rechtschreibung? Wurden die Augen bereits untersucht (Winkelfehlsichtigkeit, Nystagmus)? Wenn ein Problem mit den Augen ausgeschlossen werden kann, würde ich auf jeden Fall wieder mit der Logo anfangen. Das geht auch parallel zur Ergo. Ob es sinnvoll ist, die Ergo zu pausieren, sollte mit der Ergotherapeutin besprochen werden. Sie hat da einen besseren Überblick und kennt v.a. deinen Sohn und seinen aktuellen Stand. Allerdings könntest du schauen, ob die anderen zusätzlichen Termine (Klavier, Karate, Chor) nicht zuviel für ihn sind und eventuell auf eine zusätzliche Aktivität reduzieren. Oder macht er das alles gerne? Vielleicht wäre auch ein Hobby gut, welches die Stärken des Kindes betont. Das stärkt das Selbstvertrauen und das Kind bekommt nicht nur seine Defizite vor Augen geführt. Um das akute Problem in der Schule zu lösen, könntest du es mit einem sonderpädagogischen Gutachten versuchen: Es wird dann erstellt, wenn Defizite festgestellt wurden. Der Klassenlehrer schätzt alles ein. Der Schulpsychologe führt Gespräche und testet den Schüler. Sinnvoll ist das Ganze, wenn ein Schüler Probleme in der Schule hat, z.B. wenn er - verträumt ist/zu langsam arbeitet. - Texte/Aufgabenstellungen nicht versteht bzw. den Sinn nicht erfasst. - keine Mitarbeit zeigt. Er ist nicht zu faul, sondern hat Angst ausgelacht zu werden, weil er es nicht kann. - besondere Hilfestellungen benötigt. - eine Dyskalkulie (Rechenschwäche) hat. - LRS (Lese-Rechtschreibschwäche) hat. - ADS oder ADHS hat. Der Schüler benötigt dann eine zusätzliche Förderung im Unterricht oder er bekommt den Nachteilsausgleich (bei Klassenarbeiten bekommt er mehr Zeit oder muss weniger Aufgaben lösen) Der Schüler wird dann anders benotet, weil er nicht so viel können muss, wie die anderen Mitschüler. Demzufolge fallen die Noten besser aus. Sie sind dann aber nicht zu vergleichen mit den normalen Noten. Wenn man irgendwann das Gefühl hat, dass man diese Förderung nicht mehr braucht, stellt man einen Antrag bei der Schulleitung und verzichtet auf weitere Förderung. So ein Gutachten bringt insgesamt Vorteile für den Schüler, weil er zusätzlich gefördert und gleichzeitig entlastet wird. Die Kinder merken ja, dass sie Schwierigkeiten haben und spüren den enormen Druck von außen. Aber man sollte sich vorher auf jeden Fall aufklären lassen, was für einen Abschluss man bekommen kann. Da kenne ich mich insgesamt leider zu wenig aus. Ich wünsche euch alles Gute und hoffe, dass ich etwas helfen konnte! Liebe Grüße


bigben

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Vielen Dank für all eure Antworten. Er war 1,5 Jahre auf der Förderschule. Dort sind wir sehr enttäuscht wieder weg. Eine Sprachheilschule gibt es nicht in diesem Bundesland bis zum Nachbar ist es zu weit...Mit den Augen ist alles i.O. Den Chor hat er sich selbst rausgesucht, obwohl er nicht gut singen kann... durch die Ergo hat er gelernt mit anstrengenden Sachen umzugehen, sodass ich staune wie schnell und gern er das mit dem Klavier begreift. Er geht auch gern in den Sport. Die Logo hatten wir vor der Ergo abgebrochen, weil er seine Mitarbeit verweigerte. Er ist ein Außenseiter im Sinn von dass er sich einerseits sehr stark zurückzieht und auch in der Klasse erst hinzugekommen ist.


bigben

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Ach ja, das Gutachten hinsichtlich der Zeitverlängerung ist abgeschafft und würden wir auch nicht in Anspruch nehmen. Ein Stempel "War auf der Förderschule" reicht völlig. Er hat einen sehr logischen schnellen Verstand. Das Problem war bislang aber immer seine Gedanken zu verbalisieren - gesprochen oder geschrieben und seine Unlust bzw. sein Abblocken.


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