Frage im Expertenforum Impfen an Prof. Dr. med. Ulrich Heininger:

FSME-Impfung

Prof. Dr. med. Ulrich Heininger

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Leitender Arzt Infektiologie / Vakzinologie
Stellvertretender Chefarzt

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Frage: FSME-Impfung

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Guten Tag Dr. Heininger, wir sind kürzlich in ein FSME-Risikogebiet (LK Karlsruhe) gezogen. Ich wollte mich eigentlich impfen lassen. Beim Telefonat mit der Arztpraxis meinte die Helferin, dass sie soweit sie weiß nur impfen, wenn man bereits gebissen wurde. Was ist von diesem Vorgehen zu halten? Ist damit die passive Immunisierung gemeint? Warum ist die für Kinder verboten - ist die Methode nicht ganz ungefährlich? Außerdem weiß ich nicht, ob ich unsere Tochter (19 Mon) impfen lassen soll. Leider krabbelte vorgestern gleich am ersten warmen Tag beim Waldspaziergang eine Zecke über ihren Kopf. Der Wald ist etwa 300m von der Wohnung entfernt und ich wollte eigentlich regelmäßig dort spazieren gehen. In einem rki-Bulletin von 2001 war die Rede von Problemen bei geimpften Kindern unter 14 Jahren. Was hat es damit auf sich? Wie häufig sind bleibende Nebenwirkungen der Impfung - sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen? Gibt es schwere Verläufe der FSME bei Kleinkindern gar nicht oder selten? Und was heißt in diesem Fall 'selten'? Viele Fragen - aber ich bin wirklich sehr hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch nach zuverlässigem Schutz und den möglichen negativen Konsequenzen der Impfung. Gibt es zeckenabwehrende Mittel zum Einreiben alternativ bzw. als Ergänzung zur Impfung? Vielen Dank für Ihr Antwort!!


Prof. Dr. med. Ulrich Heininger

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Guten Abend Kristin, also, die passive Immunisierung ist, salopp gesagt "megaout", sowohl bei Kindern, als auch - meiner persönlichen Auffassung nach, bei Erwachsenen. Insbesondere deshalb, weil sie 1) weitaus weniger zuverlässig schützt als die aktive Immunisierung (70% vs. fast 100%) 2) nur kurzzeitig Schutz bietet 3) nur dann angewendet wird, wenn man den Zeckenstich bemerkt (was oftmals nicht der Fall ist) 4) das Immunglobulin von menschlichen Spendern stammt (die aktive Impfung dagegen nicht mit menschlichen Gewebe in Berührung kommt) Im Gegensatz dazu kann durch aktive Impfung vorbeugend geschützt werden. Die Auskunft der Arzthelferin war also entweder ein Missverständnis oder eine Fehlauskunft. Hinzu kommt, das stimmt, dass die passive Immunisierung nach Zeckenstich bis zum Alter von 14 Jahren nicht zugelassen ist, weil man unter dieser Massnahme besonders schwere Verläufe gesehen hat (paradox, es gibt dafür aber immunologische Erklärungsansätze). Auch ist es richtig, dass die aktive FSME-Impfung bis zum Alter von 3 Jahren nicht als dringlich angesehen wird, weil bis dahin nur einzelne Fälle von schweren FSME-Infektionen überhaupt bekannt geworden sind (also sehr, sehr selten!). Zu Nebenwirkungen habe ich in den letzten Wochen häufig Stellung genommen und bitte Sie, etwas "rückwärts" hier im Forum zu surfen - wenn die Antworten die Sie finden Ihnen nicht genügen, melden Sie sich bitte nochmals. Zuverlässig Zecken abhaltende Methoden gibt es nicht (deren Ueberlebenstrieb, d.h. der Bedarf nach einer Blutmahlzeit ist offenbar überaus stark), allenfalls entsprechende Kleidung: lange Hosen, Socken, geschlossene Schuhe etc. - aber wo bleibt dabei bei den gegenwärtig so angenehmen Temperaturen im Südwesten das Vergnügen am Spaziergang... Mein Rat wäre es also, für Sie (und ggf. Ihren Mann) die aktive FSME-Impfung (3 Dosen) bald in Anspruch zu nehmen und mit der Impfung bei Ihrer Tochter noch etwas zu warten. Alles Gute!


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