Frage im Expertenforum Immunsystem von Babys und Kindern an Prof. Dr. med. Volker Wahn:

Stillen und Kinderkrankheiten

Prof. Dr. med. Volker Wahn

Prof. Dr. med. Volker Wahn
Früher Chefarzt für Kinder- und Jugendmedizin in Schwedt/Oder, danach bis 2014 Oberarzt an der Charité Berlin.

zur Vita

Frage: Stillen und Kinderkrankheiten

User-1721912649

Beitrag melden

Werter Herr Prof. Wahn, ich möchte Sie um Ihren Rat bitten. Meine Enkeltochter ist jetzt 19 Monate alt und wird von ihrer Mutter immer noch zusätzlich zur normalen Kost gestillt. Sie meint, sie gibt der Kleinen durch die Milch entsprechende Antikörper, um Krankheiten von ihr abzuhalten. Sie ist bisher auch nicht wirklich krank gewesen, höchstens mal ein Schnupfen. Ich mache mir nun Sorgen, wie denn der kleine Körper Abwehrkräfte sammeln soll. Überall hört und liest man, dass die Kinder durch Krankheiten die sie durchmachen ihr Immunsystem trainieren und das auch gut so sei. Was aber, wenn nichts trainiert wird? Wie soll die Kleine denn damit fertig werden, wenn sie mal in einen Kindergarten kommt oder in die Schule? Was würden Sie den Eltern raten? Danke für Ihre Arbeit und freundliche Grüße E.Bergmann


Prof. Dr. med. Volker Wahn

Prof. Dr. med. Volker Wahn

Beitrag melden

Die größte Menge an Antikörpern (sog. sekretorisches IgA) gibt es in der Vormilch, dem Colostrum. Später nehmen die Mengen an Antikörper in der Muttermilch ab. Sie schützen noch etwas gegen Erreger, die das Kind im Darm hat, die Antikörper gelangen aber nicht ins Blut. Dort schützen i.W. IgG-Antikörper, die das Kind nach Impfungen und natürlichen Infektionen aufbaut. Dieser Schutz wurde vom Kind aktiv aufgebaut und schützt langfristig. Aus meiner Sicht war es sicher gut, das Kind im ersten Lebensjahr zu stillen. Mit 19 Monaten kann man darauf verzichten.


sanctipetri

Beitrag melden

Die WHO empfiehlt 6 Monate voll und dann neben der Beikost bis zum 2. Geburtstag zu stillen. Danach wie Mutter und Kind (und nicht andere Menschen) es möchten. Im übrigen ähnelt die Muttermilch im zweiten Lebensjahr wieder dem Kolostrum und ist daher sehr wertvoll, auch wenn man das früher leider nicht wusste. Wenn Sie ihrem Enkel was Gutes tun möchten dann lassen sie es weiterstillen. Das ist ja nicht nur Milch trinken, sondern auch Mama tanken. Weitere aktuelle Fakten unter: http://www.stillkinder.de/fragen_langzeitstillen.html LG und Alles Gute sanctipetri


platschi

Beitrag melden

"Ich mache mir nun Sorgen, wie denn der kleine Körper Abwehrkräfte sammeln soll. Überall hört und liest man, dass die Kinder durch Krankheiten die sie durchmachen ihr Immunsystem trainieren und das auch gut so sei. Was aber, wenn nichts trainiert wird? Wie soll die Kleine denn damit fertig werden, wenn sie mal in einen Kindergarten kommt oder in die Schule?" Lassen Sie das doch mal Sorge der Mutter sein ;-) Ich habe zwei Kinder jeweils drei Jahre lang gestillt - beide hatten in dieser Zeit auch höchsten Mal einen Schnupfen. Mein Großer ist jetzt acht und war im ersten Jahr nach dem Abstillen ganze dreimal krank (Scharlach, Noro-Virus und Rotaviren - die beiden letzten Sachen hätte ich einem jüngeren Kind auch nie im Leben zumuten mögen. Es ist schlimm genug einen fast vierjährigen im KH am Tropf zu sehen!). Seither gabs auch ausser den typischen minimalen Infekten nichts (drei Fehltage in zwei Schuljahren sagt ja wohl genug). Die Kleine ist jetzt vier und war im letzten Jahr auch nur mal ein bisschen erkältet. Von daher denke ich schon, dass das lange Stillen den beiden viel gebracht hat. Eine Freundin von mir hat ihre Kinder auch lange gestillt - alle drei waren und sind kaum krank. Von anderen Bekannten, die recht schnell abstillen (auch auf Druck der Familie) höre ich dagegen immer wieder Klagen, wie oft die Kinder doch krank sind. Also muss das Stillen ja wohl auch für Kleinkinder noch von Vorteil sein ;-) Nicht umsonst empfiehlt die WHO eine Stillzeit von zwei Jahren für ALLE Kinder.


margherita

Beitrag melden

....egal, ob es die Antikörper oder die Liebe ist, die die Kinder dabei erhalten...Fakt ist, langzeitgestillte Kinder werden viel weniger krank (wenn sonst keine Erkrankungen wie Allergien vorhanden sind) alles gute


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Guten Abend, schwächt stillen das Immunsystem der Mutter sehr? Im Bezug auf ein Coronainfektion das sie diesen schlechter wegstecken würde? Ist ansonsten aber gesund. Lg laura

Hallo, man liest immer wieder, dass Stillen die Kinder mehr vor Krankheiten schützt. Meine Tochter 10 Monate hatte innerhalb der letzten 3 Monate recht viel - 3x Schnupfen, 1x Darmerkrankung, 1x Mund- und Windelsoor. Ich stille sie nach wie vor nach Bedarf und sie nutzt es viel. Ich habe das Gefühl, der schützende Effekt greift bei ihr nicht recht. ...

Guten Morgen, Ich hoffe, Sie können mir ein wenig weiterhelfen. Unser Sohn wurde am 19.11.20 geboren und wir hatten schon zu Beginn Probleme mit dem Stillen. Das erste Monat habe ich voll gestillt und die nächsten zwei Monate etwa hat er dann täglich ein Fläschchen Pre-Nahrung zum Stillen bekommen. Im nächsten Monat hat er dann schon in etw ...

Guten Tag, meine Tochter hatte im Alter von 3 Jahren hohes Fieber und die typischen kalkspritzer-artigen Koplik Flecken im Mund; jedoch keinen Hautausschlag. Der Arzt diagnostizierte stille (oder weiße/mitigierte?) Masern. Besteht in so einem Fall theoretisch die Möglichkeit einer Immunität gegen Masern oder ist dies von vornherein ausg ...

Guten Tag Herr Prof. Wahn, ich hoffe es ist in Ordnung,dass ich Ihnen hier diese Frage stelle, da sie mehr auf Interesse beruht, als dass eine Notwendigkeit besteht. Aktuell habe ich ein fünf Monate altes Baby, welches vollgestillt wird, die große Schwester habe ich drei Jahre lang gestillt. Dies war nie so geplant und hat sich dann einfach erg ...

Hallo! Derzeit Stille ich meinen Sohn 2 1/2 noch abends Und nachts, allerdings wollte ich bis Jahresende abstillen. Nun bekomme ich demnächst meine 1. coronaimpfung und frage mich ob mein Sohn davon auch noch etwas hat oder ob die durch die muttermilch übertragenen antikörper nur solange einen Effekt haben wie ich ih tatsächlich Stille?

Sehr geehrter Herr Prof Wahn, ich habe einen chronisch variablen Immundefekt und bin aktuell in der 37.Woche schwanger und möchte nach der Geburt stillen. Muss ich meine Immunglobulingabe während der Stillzeit auch anpassen? Aktuell ist meine Immunglobulindosis während der Schwangerschaft verdoppelt worden und das IgG liegt aktuell bei 6,59. Ak ...

Sehr geehrter Herr Prof Wahn, Vielen Dank für ihre schnelle Antwort. Mein IgA ist unter der Nachweisgrenze. Da man IgA ja nicht ersetzen kann, muss ich beim Stillen etwas anderes beachten? Zum Beispiel ist mein Kind dann anfälliger für bestimmte Erkrankungen? Ihnen einen schönen Tag

Hallo Herr Prof. Dr. Wahn, Ich habe eine grundsätzliche Verständnisfrage zu Antikörpern, die von einer Mutter auf ihr Kind übertragen werden. Wenn ich es richtig verstehe entsteht der sogenannte Nestschutz bereits während der Schwangerschaft - die AK der Mutter gehen über die Nabelschnur direkt in das Blut des Babys über und sind dort dann auch ...

Lieber Herr Prof., obwohl ich einen hohen Masern-Titer habe, habe ich diesem Forum entnommen, dass der Titer nur wenig Aussagekraft hat, weshalb ich nicht nur mein Kind, sondern auch mich MMR impfen lassen würde. Ich stille noch. Ist es fürs kindliche Immunsystem zu viel des Guten, MMR-Viren via Impfung und über die Muttermilch zu bekommen? Dank ...