luisasophia27
Sehr geehrter Herr Prof. jorch, im Zuge der Behandlung unserer frühchen aus der 27. SchwangerschaftsWoche haben wir öfters über den enormen personellen und finanziellen Aufwand gestaunt. . . Wir sind heute sehr dankbar dafür, dass es den beiden soweit gut geht, würden aber aus Interesse gerne wissen ob man sagen kann wie viele dieser extrem frühchen diese Behandlung gut überstehen. . . . Uns ist schon klar dass der Einzelfall von Komplikationen wie pvl Hirnblutung u.s.w. Abhängt. Mit gut überstehen meinen wir auch kleinere Defizite die sich im laufe eines Lebens ausgleichen lassen. Viele liebe grüße Andrea
Läßt sich schwer ausreichend korrekt mit wenigen Wortne beantworten. Ich versuche es trotzdem: Frühchen < 1000 g: Bei 70 % der Überlebenden kann erwartet werden, dass sie hinsichtlich Familie und Beruf ihren Weg machen. Dabei ist mitberücksichtigt, dass viele "Behinderungen" nach medizinischer Definition, soweit sie nicht die Intelligenz und das soziale Verhalten beeinträchtigen, so kompensiert werden, dass sie langfristig nicht beeinträchtigen. Manche Kinder mit schwierigem Start haben sogar Vorteile gegenüber Kinder, bei denen am Anfang alles glatt lief. Frühchen > 1000 g: Nur geringer Unterschied gegenüber Reifgeborenen.
Schnecke3
Hallo Andrea, irgendwie passt der 1.Teil deiner Frage nicht mit dem 2. Teil zusammen. So wie du es geschrieben hast, könnte man es durchaus auch so verstehen, dass sich der personelle und finanzielle Aufwand nicht lohnen würde, wenn die Kinder durch ihre Frühgeburt kleinere oder größere Defizite zurückbehalten. So wolltest du deine Frage aber sicher nicht verstanden wissen, oder? Freut mich für dich, dass deine Kinder ihre Frühgeburt so gut verkraftet haben! Gruß, Katja
luisasophia27
Hallo Katja, Naja man kann die frage schon kritisch interpretieren ob lohnen oder nicht ist eine ethische frage aber ich habe den Aufwand erwähnt weil ich davon ausgehe dass man den nur betreibt wenn man damit entsprechend gute zahlen erreicht und nicht der grossteil der Kinder pflegefälle bleiben. . . . Liebe grüße Andrea
Schnecke3
Hallo Andrea, also hast du es doch so verstanden, wie ich es interpretiert habe? Schade.. Ich hoffe nicht, dass wir in D. irgendwann mal soweit kommen, dass Frühchen, Kranke oder Unfallopfer etc. nur noch adäquat behandelt werden, wenn die statistische "Erfolgswahrscheinlichkeit" hoch genug ist. Und vor allem, wo willst du da die Grenze ziehen? Wann ist die Behandlung noch lohnend,wann nicht mehr? Vor allem, wo man bei Frühchen am Anfanggar nicht sagen kann, wie sie sich entwickeln werden.. Und ich bin mir sicher, du würdest die Frage anders stellen, wenn deine Kinder zu den Frühchen gehören würden, die durch ihre Frühgeburt behindert sind (wie mein Sohn z.B.). Aber ich glaube, da könnten wir jetzt ewig diskutieren... Wünsche dir auf alle Fälle, dass es deinen Kindern weiterhin so gut geht und du von Herrn Dr. Jorch eine für dich zufriedenstellende Antwort bekommst. Gruß, Katja
Zur Diskussion: Lohnt sich das für die Gesellschaft? Natürlich ist die Frage nicht unerlaubt, ob 300.000 Euro für die Intensivbehandlung nach der Geburt für Drillinge nach in vitro Fertilisation von je 750 g Geburtsgewicht vor dem Hintergrund späterer Bleibeschäden von der Solidargemeinschaft getragen werden müssen. In den meisten Ländern dieser Welt ist das ja nicht so. Die Antworten sind aber: 1. Unsere Gesellschaft lebt - wenn man ehrlich ist - derart im Überfluß, dass bei Frühchen nicht unbedingt mit dem Sparen begonnen werden muß. Solange Autos für 100.000 Euros gekauft werden und wertvolle Heizenergie gedankenlos verschwendet wird, muss nicht darüber diskutiert werden. 2. Im Einzelfall ist es praktisch unmöglich eine Aussage, für die Zukunft zu machen. Je länger ich auf dem Gebiete arbeite, desto zurückhaltender werde ich mit Prognosestellungen. Es gibt übrigens Untersuchungen,die zeigen, dass Neonatologen und Schwestern auf der Intensivstation im Durchschnitt eine zu schlechte Prognose stellen. 3. In Summe hat die moderne Neonatalmedizin die Zahl der später Behinderten nicht erhöht. Es gibt zwar auf der einen Seite sehr kleine Frühgeborene mit Behinderungen, die früher gestorben wären, aber auf der anderen Seite gibt es viele völlig gesunde Frühchen, die früher behindert überlebt haben. 4. Dennoch müssen wir in jedem Einzelfall immer abwägen, ob die durchgeführte Intensivtherapie im Interesse des kleinen Patienten ist. Es gibt Situationen, wo wir als Ärzte sehr erleichtert sind, wenn die Eltern, die stellvertretend für ihr Kind den Patientenwillen aussprechen, uns die Fortführung der Maximalintensivtherapie untersagen.
trüffel
danke, für diese aussage! mir lief ein warmer schauer ueber den ruecken und waeren sie jetzt hier, wuerde ich sie kuessen;-) mein sohn bestaetigt durch seine existenz jedes ihrer worte tausendfach, viele liebe grueße
Sternchen-2007
Lieber Herr Prof. Jorch! Vielen Dank für Ihren Beitrag. Ich habe ein 22+4 Frühchen. Und mein Kind ist jeden Cent wert, den die Krankenkasse für Ihn augsgegeben hat!
Die letzten 10 Beiträge
- Hartnäckige Gelbsucht
- Muskelhyptonie Frühchen
- Periventrikulär leichte Echogenitatserhöhung, Periventrikulär rechts kleine Zysten,
- Entlassung mit Monitor und Koffein oder Krankenhausaufenthalt verlängern?
- Wachstumsretardierung und Oligohydramniom
- Langzeitfolgen
- Lungenreife ab SSW 25+0 und niedrigem Gewicht
- Behandlungsfehler Frühgeburt 35+4
- Frühchen 27+1 mit offenem Duktus - Stillen
- "Trauma" durch Magensonde/High Flow Brille