Frage im Expertenforum Frühgeburt an Prof. Dr. med. Gerhard Jorch:

Überlebenswahrscheinlichkeit

Prof. Dr. med. Gerhard Jorch

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Kinderarzt und Neonatologe

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Frage: Überlebenswahrscheinlichkeit

Mitglied inaktiv

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Da viele Faktoren hierbei eine Rolle spielen und sie nicht ohne Weiteres von einem Laien zusammengefasst in einen Lösungsprozess eingebracht werden können, will ich versuchen, meine Frage hier zu stellen, in der Hoffnung, sie könne weitgehend beantwortet werden: Wie stand die Chance des Überlebens bei einem Frühchen mit dem Gewicht von 860g in der 24. Schwangerschaftswoche im Jahre 1987 in einem mittelstädtischen Krankenhaus (damit möchte ich in Erfahrung bringen, wie der technische Stand dieses Landes war, welches sich im kalten Krieg wohl eher primär um Aufrüstung bemüht hat)in der Sowjetunion (Russland), welches personaltechnisch überfordert war, sodass kaum Sorge um die Geburten getragen wurde. Wenn das Kind überlebte, wie stünden die Chance, dass es gesund zur welt käme? Wie stünden die Chancen, dass es bereits das 100-fache seines Geburtsgewichtes wiegt, dass es ein hochbegabter Ausdauerläufer ist, dass es ein überdurchschnittlich begabtes Sportwunder ist, dass es sich auf der höchsten Schulform der Bundesrepublik mit guter Leistung bewiesen hat? Wie wahrscheinlich war sein überleben? ... Entschuldigen Sie die vielen Fragen, aber ich weiß nicht, wo ich sonst noch suchen soll...


Prof. Dr. med. Gerhard Jorch

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Die Frage ist, wie sicher die 24. SSW war. Überleben von Frühchen mit einem Geburtsgewicht unter 1000 g, ja unter 700 g, ohne wesentliche medizinische Hilfe hat es wohl immer gegeben. Ich weiß z.B. von einem Zwillingfrühchen mit etwas mehr als 500 g, welches als Hausgeburt zur Welt kam und daheim von der Mutter gesund aufgezogen wurde. Dieses Frühchen hatte aber wohl eher 26 SSW. Zur Wahrscheinlichkeit: Wenn es wirklich die 24. SSW war, unter 1 %, wenn es z.B. doch die 28. SSW war (typische Fehlberechnung bei Durchbruchsblutung 2 Wochen nach Konzeption) < 5 %.


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@ Der_gute_Hirte: Um diese Frage zu beantworten, sind - meiner meinung nach - nicht sehr viele Worte nötig! Das ist eindeutig unglaublich unwahrscheinlich, zumindest rein objektiv und von den oben von dir genannten Fakten her betrachtet. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass es sich nicht um ein medizinisch hervorragend eingerichtetes Krankenhaus in einem modernen Industriegebiet mit ergiebigen Forschungserfahrungen auf dem Gebiet der Frühgeburten, handelt. Der derzeitige Stand der Medizin, bezeichnet Kinder, die unter 1000g wiegen, als "very low weights".Diese haben aber ein höheres Risiko für Langzeitkomplikationen (z.B. Bewegungs- und Entwicklungsstörungen, Lungenschäden). Heutzutage stehen die Chancen, solch "junger" Früchen also nicht mehr ganz so schlecht, zu überleben schlecht (ca 70%), dank bester medizinischer Kenntnisse, Medikamenten, Beatmungsanlagen, Lungenreifungsspritzen usw. Aber damals...!! Und wenn dieses Frühchen dann tatsächlich gesund und ohne körperliche und geistige Einschränkungen groß werden konnte, ist das an ein Wunder. Ich bin zwar ebenfalls nur ein Laie, aber wenn es sich bei diesem Menschen um Sie handelt, können Sie sich wirklich glücklich schätzen! :-) Soviel Glück hat nicht jeder! Sie scheinen einen sehr großen Kampfgeist und Lebenswillen zu besitzen, es ist alles andere als wahrscheinlich oder selbstverständlich, unter diesen Gegebenheiten zu überleben! Ergreifen Sie diese zweite Chance, die Ihnen damals gegeben wurde, die Sie sich erkämpft haben, genießen Sie Ihr Leben, seien Sie dankbar und sich vor allem immer bewusst, das das ein Wunder war, das geschehen ist! Ich bin wirklich keine Expertin auf diesem Gebiet, aber diese Geschichte hat mich tief bewegt und erstaunt, deshalb auch meine Antwort auf Ihren Beitrag! ;-) Liebe Grüße Cherub


Mitglied inaktiv

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Und weil Sie ja nach seriösen Antworten suchen, wie ich annehme, sollten sie sich mal diesen Artikel bei Wikipedia durchlesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Russland unter der Überschrift "Gesundheitswesen" stehen einige Informationen über den damaligen Zustand der Krankenhäuser in Russland. Vielleicht hilft Ihnen das ja ein wenig weiter... Liebe Grüße Cherub


Mitglied inaktiv

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Hallihallo, ich kann mir auch vorstellen das ein Extrem-Frühchen es auch unter erschwerter medizinischer Versorgung schaffen kann. Ich kenne auch einen solchen Fall. Ich kann nichts genaues übers Gewicht und die SSW sagen, aber es war in etwa im 500-Gramm-Bereich. Das Kind ist in einem Schuhkarton am wärmenden Ofen aufgepäppelt worden. Und dieses Frühchen ist heute kerngesund und selbst Kinderarzt in einer Kinderklinik in einem Provinz-Städtchen ! :-) L.G. Izabell


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