Expatwife
Sehr geehrter Herr Prof. Jorch, ich habe nach vielen vielen Jahren der Kinderwunschbehandlungen im April bei 40+3 eine gesunde Tochter geboren. Wir rauchen nicht, sie wird voll gestillt und wir halten uns an alle Vorgaben zur sicheren Schlafumgebung. Weil ich so lange auf dieses Kind warten musste, mache ich mich ganz vogelig wegen SIDS und bitte Sie daher um eine Risiko-Einschätzung für folgenden Sachverhalt: Wir leben im asiatischen Ausland und wollen im August nach Deutschland fliegen, damit unsere Familie den Nachwuchs kennenlernt. Das heißt für unsere dann vier Monate alte Tochter: Langstreckenflug, 7 Stunden Zeitverschiebung, durch Rumreisen häufiger Wechsel der Schlafumgebung, mehr Alarm tagsüber als zuhause. Wir könnten wegen der Zeitverschiebung zwei oder vier Wochen bleiben und würden ein neues Reisebett für sie kaufen. Ich mache mir dennoch Sorgen, ob die veränderten Parameter ihr Risiko für SIDS erhöhen und wir ggf. erst nach dem 6. Lebensmonat diese Reise auf uns nehmen sollten. Wobei...dann ist ja wieder Winter und sie müsste einen Temperaturwechsel von tropischer Hitze zu kalt ertragen... Ich weiß, dass ich ggf. umsonst Panik verbreite, aber sehen Sie es mir aufgrund der langen Jahre des Wartens bitte nach. Schöne Grüße aus Singapur!
Ich kenne keine Studiendaten zum SIDS-Risiko während einer Flugreise - kein Wunder, denn das ist ja nicht die Regel bei 4monatigen Säuglingen. Grundsätzlich legen die Bedingungen einer Flugreise (warm, trockene Luft, niedrigerer Sauerstoffgehalt in der Kabine, eingeengte Schlafbedingungen, Unterbrechung des Tagesrhythmus) natürlich nahe, dass das SIDS-Risiko erhöht sein könnte. Ob das wirklich so ist - dazu gibt es wie schon bemerkt, keine Daten, die das belegen oder ausschließen.
Man müsste Fluggesellschaften fragen, wieviel Säuglinge sie in den letzten 10 Jahren transportiert haben und ob sie SIDS registriert haben, wenn ja, welche besonderen Umstände vorlagen. Dann könnte man das Risiko berechnen. Ich vermute aber, dass diese Daten nicht freigegeben werden, um Verunsicherung zu vermeiden. Um auf einigermaßen verlässliche Ergebnisse zu kommen, müsste man mindestens 10.000 Flugreisen mit Säuglingen in diese Erhebung einschließen.
Vielleicht liest ja ein Repräsentant einer großen Fluggesellschaft diese Zeilen und nimmt das in die Hand. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass das SIDS Risiko nicht erhöht ist, weil während der Flugreise der Grad an Beaufsichtigungsqualität und Umgebungsreizen hoch ist.
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