Frage im Expertenforum Frühgeburt an Prof. Dr. med. Gerhard Jorch:

Impfung

Prof. Dr. med. Gerhard Jorch

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Kinderarzt und Neonatologe

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Frage: Impfung

Sommerwiese2

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Guten Tag! Meine Tochter ist letztes Jahr in der 34 +2 per Kaiserschnitt im Juli geboren. Demnach ist sie jetzt korrigiert 6 Monate alt. Bis jetzt hab ich sie noch nicht geimpft, da sie noch bis vor kurzem unter extremen Dreimonatskoliken litt, das ist jetzt viel besser geworden. Nun muss sie auf jeden Fall geimpft werden. Ich möchte sie aber wg der Nebenwirkungen nicht gegen Hep B impfen, erst wenn sie älter ist. Von Keuchhusten habe ich gehört, dass es eigentlich nur bei Frühchen in den ersten Monaten Sinn macht. Stimmt das?Auch gegen Tetanus und Diphterie möchte ich sie erst impfen lassen, wenn sie krabbelt (sie dreht sich noch nicht vom Rücken auf den Bauch). Also würde ich sie nun gegen Hib, Polio und Pneumogoggen impfen lassen, ist meiner Meinung nach sehr wichtig. Ist es so ok? Gibt es da kompartible Impfstoffe und machen das viele Eltern so? Viele Grüsse, Sommerwiese


Prof. Dr. med. Gerhard Jorch

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Ich könnte es mir jetzt leicht machen und einfach antworten: Machen Sie sich keine Gedanken. Diese haben sich hochrangige Experten gemacht und sind zu dem Schluß gekommen, für alle Früh- und Reifgeborenen Impfungen bereits im ersten Lebenshalbjahr gegen Tetanus, Diphtherie, HIB, Polio, Pertussis, Hep B und Pneumokokken zu empfehlen. Die Sozialministerien aller Bundesländer haben sich diesen Empfehlungen angeschlossen und höchtens leichte Variationen, z.B. im Sinne von weiteren Impfungen, festgelegt. Da Sie dies nicht zufriedenstellen wird, lasse ich mich auf eine Detaildiskussion ein: Frage: Welche Impfstoffe sind in Deutschland überhaupt verfügbar? Antwort: Als Einzelimpfstoffe sind (nach aktueller "Roter Liste") solche gegen Diphtherie, Tetanus, Polio, Hep B, Pneumokokken verfügbar, nicht solche gegen HIB und Pertussis. Als Kombinationsimpfstoffe für junge Säuglinge sind auf dem deutschen Markt: Infanrix als 3fach Impfstoff gegen Diphtherie, Tetanus und Pertussis, Pentavac als 5fach-Impfstoff gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Polio und HIB und Infanrix hexa als 6fach Impfstoff gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Polio, HIB und Hep B Fazit: Gegen Pneumokokken können und müssen (da es keine Kombinationen mit Pneumokokken gibt) Sie einzeln impfen, indem Ihr Kind 3 Injektionen im Abstand von mindestens 4 Wochen ab dem 3. Lebensmonat bekommt. Auch gegen Polio könntne Sie einzeln impfen, was weitere 3 Injektionen erfordert. HIB bekommen Sie nur mit einem 5fach oder einem 6fach Impfstoff. Grundsätzlich steckt hinter Ihren Überlegungen aber durchaus ein gewisser Sinn: Eine Infektion mit Hep B erfordert Blut- bzw. intensiven Schleimhautkontakt. Unter normalen Bedingungen steckt sich also ein Kind in Deuschland nicht damit an. Man könnte also die Impfung bis zur Pubertät aufschieben. Das würde aber weitere 3 Injektionen erfordern, mehr Kosten verursachen und möglicherweise vergessen oder von dem Kind abgelehnt werden. Ab 14 dürfen Sie nämlich keinen Eingriff bei einem Kind ohne dessen ausdrückliche Einwilligung unternehmen. Außerdem wissen wir nicht, ob eine Hep B Impfung mit 14 wirklich weniger Nebenwirkungen hat als mit 3 Monaten. Diphtherie und Polio sind in den letzten Jahrzehnten in Deutschland nur vereinzelt aufgetreten. Wenn also alle anderen Eltern weiter ihre Kinder impfen lassen und somit eine Barriere gegen diese Erkrankungen aufbauen, und Sie Deutschland nicht verlasssen, dürfte auch ein ungeimpftes Kind ziemlich gut geschützt sein. Pertussis ist entgegen Ihrer Information sehr gefährlich insbesondere für junge Säuglinge, ob nun frühgeboren oder reifgeboren. Insbesondere wegen des Pertussisschutzes ist es sinnvoll, so früh wie möglich zu impfen. Insbesondere Großeltern sind immer wieder Überträger von Pertussis. Dazu kommt, dass ein Pertussiskranker häufig erst diagnostiziert wird wenn er schon über viele Tage anstecken konnte. HIB und Pneumokokken sind neben den Meningokokken die wichtigsten Erreger einer eitrigen Hirnhautentzündung, die zwar selten ist, aber bei Auftreten bei einem Teil der Erkrankten mit Tod oder Hirnschädigung endet. Tetanus tritt auf, wenn Wunden mit Schmutz in Berührung kommen. Das kommt in Deutschland unter normalen Verhältnissen meistens frühestens ab dem Krabbelalter in Frage. Impfnebenwirkungen sollte man nicht verharmlosen. Immerhin wird mit jeder Impfung gewissermaßen eine Scheininfektion unter kontrollierten Bedingungen absichtlich hervorgerufen - und noch dazu bei einem zuvor - hoffentlich - gesunden Kind. Es gibt allerdings kaum Hinweise darauf, dass man mit Verzicht auf die Mehrfachimpfstoffe und einem modifizierten Impfschema diese (geringen) Nebenwirkungen weiter minimieren kann. Insbesondere den Hep B Anteil würde ich nicht als Hauptrisiko ausmachen wollen. Eine Empfehlung gebe ich jetzt mal nicht. Davon gibt es reichlich von berufenen und weniger berufenen Experten. Ziehen Sie Ihre eigenen Schlußfolgerungen.


warum7

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Mein Kleiner ist heute korigierte 6 Monate alt und wurde auch 34+1 geboren. Er hat alle Impfungen weg. Zum Glück, ich hatte auch jedesmal große Angst, aber zum Glück habe ich einen Kinderarzt der meine Ängste immer verstanden hat und versteht. Er hat mir dringend geraden die Impfungen ernst zu nehmen. Alles Gute


Merline71

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kann mich warum nur anschliessen...mein Sohn wurde 34+0 geboren und hat mit unkorrigiert 14 Wochen die 5-fach-Impfung ohne Hepatitis B + Pneumokokken bekommen und dann vier Wochen später die 6-fach Impfung +Pneumokokken. Nach der 5-fach Impfung hatte er abends 38,0 Grad Fieber; nach der 6-fach Impfung überhaupt keine Reaktion! Impfen ist gerade für Frühchen aufgrund des unvollständigen Nestschutzes wichtig. Gruß


Romy30.08

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Ich kann Dir auch nur gut zusprechen zum Impfen. Meine Maus kam 32+1 und hat auch alle Impfen sofort bekommen. Sie ist jetzt unkorrigiert 6Mon. und im Aug.gehts dann mit der nächsten Impfperiode weiter. Mach dir nicht so viele Gedanken,die Mäuse sind schon ganz tapfer und verpacken das gut. Alles Gute und Liebe Grüße


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