Hydrozele beim Säugling/ Op?

PD Dr. med. Axel Hübler Frage an PD Dr. med. Axel Hübler Kinderarzt und Neonatologe

Frage: Hydrozele beim Säugling/ Op?

Hallo, mein Sohn 4,5 Monate ist ein Frühchen. Ich habe bei 35+4 entbunden. Bei ihm wurde bei der zweiten U-Untersuchung Hydrozele, also Wasserbruch diagnostiziert. Der Kia meinte, dass es bis zum ersten Lebensjahr besser werden würde. Neulich habe ich bemerkt, dass sein Hodensack angeschwollen ist. Da unser Kia im Urlaub war, war ich mit dem kleinen bei der Vertretung. Der Arzt hat sich sein Hoden angesehen, hat einen Wasserbruch bestätigt und meinte, dass ich es beobachten soll, dass es nicht größer wird. Also abwarten und beobachten. Der chirurgische Eingriff sei seiner Meinung nach nur dann nötig, wenn es dann gar nicht mehr gehen sollte. Heute war ich bei unserem Kia, er hat sich den Hoden auch kurz angesehen. Er meinte, dass ich einen Termin beim Chirurgen machen sollte für den Eingriff. Ich habe nachgehakt und gefragt ob es nötig ist. Er meinte, dass es akut keine Gefahr darstellt, aber es könnte ihm Schmerzen verursachen und der Eingriff wäre dann sinnvoll. Dabei hatte ich gelesen, dass eine Hydrozele nicht schmerzt. Kurz gefasst, er hat uns die Entscheidung überlassen, aber war eher für einen Eingriff. Ich würde gerne noch eine professionelle Meinung haben. Danke im Voraus. MfG

von Yasbat am 23.04.2020, 20:48



Antwort auf: Hydrozele beim Säugling/ Op?

Eine isolierte Hydrozele ist kein Notfall. Aber es war richtig, dass Sie vor Ort schon weiterführenden Rat gesucht haben, weil der Befund größer geworden ist. Die Vergrößerung kann insbesondere zwei Ursachen haben: Zum einen ist es möglich, dass die Flüssigkeit in der Hydrozele zugenommen hat. Zum zweiten kann zusätzlich ein Leistenbruch vorliegen, denn bei ehemaligen Frühgeborenen ist der Leistenkanal manchmal noch offen. Durch den Leistenkanal steigt im Verlauf der fetalen Entwicklung der Hoden aus dem Bauchraum in den Hodensack. Wenn er noch nicht vollständig verschlossen ist, wäre es möglich, dass aus dem Bauchraum Darmanteile in den Leistenkanal gelangen, ein sogenannter Leistenbruch entsteht. Zunächst wäre es sinnvoll, einen Ultraschall durchzuführen, um zu unterscheiden, ob nur eine Hydrozele vorliegt oder zusätzlich ein Leistenbruch. Eine sehr große Hydrozele sollte operiert werden, da sie eine Hodendrehung (eine sogenannte Hodentorsion) begünstigen kann, bei welcher die Durchblutung des Hodens gestört werden könnte. Dies wäre nicht nur sehr schmerzhaft für ein Kind, sondern kann auch zum Verlust des Hodens führen. Ein Leistenbruch wäre ebenfalls operationspflichtig, da unbehandelt das Risiko einer Einklemmung besteht. Zusammengefasst wäre zunächst durch eine Ultraschalluntersuchung abzuklären, ob eine Hydrozele allein oder in Kombination mit einem Leistenbruch vorliegt. Anhand des Befundes können Sie sich durch einen Kinderchirurgen beraten lassen, ob und welche Art von Operation empfohlen wird. Falls Ihr Sohn allerdings, was selten passieren kann, Ihnen plötzlich sehr unruhig und schmerzempfindlich vorkommt, sich auch nicht beruhigen lässt und der Hoden bei ihm angeschwollen und eventuell auch dunkelrot verfärbt erscheint, sollten Sie Ihr Kind kurzfristig in einer Kinderklinik vorstellen.

von PD Dr. med. Axel Hübler am 23.04.2020