n.leviseur
Sehr geehrter Professor Radke, ich war im vergangenen März schon einmal in Ihrer Sprechstunde, weil mein damals 18 Monate alter Sohn unter mysteriösem episodisch auftretendem nächtlichem Erbrechen mit anschließendem mehrtägigem Durchfall litt. Da unsere Kinderärzte den Fall lange als „zufällige Häufung gewöhnlicher Magen-Darm-Infektionen, bei denen sich zufällig auch nie jemand ansteckt“ abtaten, hatte ich mich an Sie gewendet und Sie hatten aufgrund meiner Beschreibung der Symptomatik auf zyklisches Erbrechen getippt, uns Zofran verschrieben und die Symptome sind für über sechs Monate verschwunden. Bis Ende Oktober, wo mein Sohn sich mit einem Nudelgericht den Magen verdorben hatte und die Episoden nun wieder in kürzeren Abständen als zuvor auftraten. Ich habe diesmal schneller auf weitere Diagnostik gedrängt und diesmal wurde alles Mögliche aufgefahren, dabei das zyklische Erbrechen aber a priori als Verlegenheitsdiagnose vom Tisch gefegt. Nun haben Magenspiegelung, EEG Stoffwechselscreening und MRT keine weiteren Erkenntnisse gebracht, das zyklische Erbrechen wird aber weiterhin abgetan und das Kind - mittlerweile 2 ½ - soll nun einem Psychologen vorgestellt werden, weil es stressbedingt „das Erbrechen unbewusst selbst herbeiführe“. Bevor ich ihm und mir das zumute, wüsste ich gerne zwei Dinge: 1. Ist es tatsächlich möglich, dass das Erbrechen - es geschieht meistens aus dem Tiefschlaf heraus - tatsächlich vom Kind herbeigeführt wird? Und wie sind dann die Durchfälle zu erklären? 2. Ist das zyklische Erbrechen in dem Alter wirklich so abwegig? Das Zofran-Generikum Ondansetron hilft im Gegensatz zu Vomex A nämlich hervorragend. Ich meine darüber hinaus, auch eine gewisse Lichtempfindlichkeit festgestellt zu haben. Beim MRT wurde eine mögliche Mindermyelinisierung der Großhirnrinde festgestellt, die aber aufgrund fehlender klinischer Symptome als bedeutungslos eingestuft wurde. Wenn es sich vermeiden lässt, möchte ich die Vorstellung des Kleinen in Potsdam vermeiden, da er nach dem Ritt durch die ganzen Untersuchungen derzeit große Abneigung gegen Ärzte empfindet, freue mich aber auf eine Einschätzung. Viele Grüße aus Berlin
Aufgrund Ihrer Schilderung bleibe ich bei meiner Vermutung. Was Ihr Kind beim Psychologen soll, erschließt sich mir nicht. Zu Frage 1: Nein, das halte ich für nicht möglich. Zu Frage 2: Nein, das ist nicht abwegig. Im Zusammenhang mit der Lichtempfindlichkeit paßt das Ganze noch mehr in Bild - Ihr Kind hat möglicherweise die Frühform einer Migräne. Gut ist, daß per MRT z.B. ein Hirntumor ausgeschlossen wurde. Geben Sie weiter Ondansetron - wäre mein Tip. Ggf. stellen Sie Ihr Kind bei uns vor.