Eve131
Guten Tag Frau Windisch, unser Sohn (23 Monate) spricht so gut wie gar nicht. Wir unterhalten uns viel mit ihm, lesen und besprechen viele Bücher und dennoch „kann“ er nur knapp 10 Wörter wenn überhaupt. Er versteht alles was man ihm sagt und setzt dieses auch um... Wir setzen ihn auch nicht unter Druck sprechen zu müssen, mittlerweile mache ich mir Sorgen und Gedanken... Können wir etwas für unseren Sohn tun? Liebe Grüße Eve
Hallo, das verstehe ich gut, dass Sie sich da sorgen! Warten Sie bitte noch bis zum 24.Monat ab, ob der "Knoten" noch platzt, denn erst ab dem 24.Monat spricht man von sog."Late Talkern" (also spät sprechende Kinder, betrifft immerhin 20% und Jungs häufiger als Mädchen), das sind Kinder, die mit 2 Jahren weniger als 50 Wörter sprechen und/oder keine 2Wortsätze bilden. Laut Denver Entwicklungsskala liegt ihr Kind noch im hinteren Normbereich, denn es kann schon 3 Wörter ausser Mama und Papa sagen (bis 20.Monat spät.) - um ein Bild selber zu benennen hat es bis spät.2,5 Jahre laut Denver Zeit. Zwei Wörter sinnvoll zu kombinieren sollte es bis 2 1/4 Jahr können und den Vor-und Nachnamen sagen bis 3 1/4 Jahr. Sie gehen mit der sprachlichen Interaktion und dem Bücher anschauen schon einen guten Weg! Sehr gut ist auch singen für den Spracherwerb. Fand die U7 schon statt? Ich würde mal das Hören abklären lassen. Falls ihr Kind sonst keine Entwicklungsauffälligkeiten oder Höreinschränkungen hat (z.B. häufigen Paukenerguß Ohren,Mittelohrentzündungen) und bis 24.Monat weiterhin keine sprachlichen Fortschritte macht, ist folgendes zu Late Talkern zu bemerken: 1/3 der Late Talker holt die Sprachentwicklung ohne Hilfe bis 30.LM auf und zeigt dann keine Einschränkungen in der Sprache. 2/3 der Late Talker profitieren von Unterstützung durch Logopädie nach der U7, um Langzeitfolgen wie Sprachprobleme und verzögerte Sprachentwicklung zu vermeiden. Sprechen Sie ab dem 24.Monat und nach der U7 ihren Kinderarzt auf Höruntersuchung und Logopädie an. Hat ihr/e Kinderarzt/ärztin die Einstellung "das verwächst sich schon noch, wir warten ab", sollten Sie spätestens ab dem 30.LM bei bestehender Problematik auf Logopädie dringen, da das Zeitfenster zum Spracherwerb genutzt werden und Sprachentwicklungsverzögerungen vermieden werden sollten, zumal auch die Interaktion in der Kita dadurch eingeschränkt wird! Positiv zu bertrachten ist schonmal, dass das Sprachverständnis nicht eingeschränkt zu sein scheint und Sie engagierte Eltern sind, die ihr Kind spielerisch und mit Büchern fördern, ich unterstelle Ihnen jetzt auch einfach mal einen gewissen Bildungsstand ;) Auch scheinen keine Entwicklungsstörungen vorzuliegen, die hätten Sie sonst vermutlich erwähnt (oder verkürztes Zungenbändchen oder geringe Muskelspannung bei Zeichen wie dauernd Speichelfluss, Mund offen, Zunge nicht am Gaumen liegend, schlechtem Saugen und geringe Ausdauer bei Stillen oder Flasche). Auch ein evtl.vorhandener Nuckel wird nicht dauerhaft im Mund sitzen. "Bei Late Talkern mit gutem Sprachverständnis reicht möglicherweise eine intensive Elternanleitung zu sprachförderlichem Verhalten nach dem Heidelberger Elterntraining aus. All die anderen brauchen jedoch eine frühe, direkt am Kind ansetzende Sprachtherapie. Hierfür eignet sich eine Therapie nach Zollinger oder die neue Late Talker-Therapie." (Zitat Sprachportale) Hier für den Alltag vielleicht noch ein Buchtip: https://pflege-professionell.at/late-talker-spaete-sprecher-wenn-zweijaehrige-kinder-noch-nicht-sprechen oder Alltagstips zum Sprechen: https://www.elternleben.de/elternwissen/baby/entwicklung-und-foerderung/tipps-zur-sprachentwicklung-sprechen-und-sprache-bei-deinem-kind-unterstuetzen/ Für weiterführende Beratung wenden Sie sich bitte an Logopäden/innen. Alles Gute Kristin Windisch