Frage im Expertenforum Ergotherapie bei Kindern an Kristin Windisch:

Kind 30 Monate spricht nicht

Kristin Windisch

 Kristin Windisch
Staatlich anerkannte Ergotherapeutin
Zertifizierte Fachergotherapeutin für Pädiatrie GfpF

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Frage: Kind 30 Monate spricht nicht

Lucyinthesky1980

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Liebe Fr. Windisch Unser Sohn kam bei 38+6 spontan zur Welt aber war sehr klein und leicht und hatte bei Neugeborenengelbsucht eine starke Trinkschwäche; die ersten Monate musste ich ihn alle 2 Stunden wecken um mühsam zu trinken (Kind 2, Frühchen, zeigte diese Schwäche analog aber nach 2 x Ergo in der Klinik keinerlei Probleme mehr). Mit 7 Monaten sagte er „Mama“ und etwas später „Papa / Opa“. Danach nichts mehr.. mit gut 2 Jahren kam „nein“ hinzu aber die übrigen Wörter verschwanden, Kommunikation erfolgt über Gesten und Tierlaute (er imitiert gern den Bauernhof von Kuh bis Schaf). Auf mein Drängen durften wir zum HNO (alles ok) und sind seit 2 Monaten in Logopädie. Natürlich ist es so schwer zu diagnostizieren; aktuell spricht die Logopädin von Schüchternheit weil sensibel und ggf eine leichte Form verbaler Entwicklungsdyspraxie. Wir tun natürlich alles was wir können (von Anfang an Bücher gucken, Reime, singen, erzählen) aber sollen ihn mehr in Ruhe lassen damit er keinen Druck verspürt. Am Wochenende kamen dann neben „Mama“ plötzlich auf einen Schlag teils deutlich teils „verwaschener“ 6 Wörter „Baby/ Herz / weiß / blau / Pink/ zehn“ und er versuchte unsere Worte zu wiederholen. Danach nichts mehr, was mich sorgt dass es nur eine VED-typische „Insel der Verständlichkeit“ gewesen sein könnte. Sein Sprachverständnis ist altersgerecht, motorisch ist er fit (steht auf einem Bein, spielt versiert Fußball, löst Puzzle ab 4 Jahre etc). Ein weiteres Thema ist nach wie vor Nahrung. Er verschluckt sich häufig beim Trinken, isst wenig und verweigert harte Nahrung (selbst knusprige Pommes spuckt er aus; wenn man ihn lässt nur Fleischwurst und Pudding). Da die Ergo beim kleinen Bruder so tolle Erfolge brachte und ich muskuläre Probleme im Mund ausschließen möchte, hatte ich an Ergotherapie gedacht. Nun sagte die Logopädin sie denkt zum einen ist es eher eine Sprechstörung unc nicht physisch, zum anderen würde ihn eine 2. Therapie in der Woche überfordern. Ich bin extrem in Sorge wenn ich andere Kinder mit 2,5 Jahren sehe bzw höre. Er soll ab Sommer in den Kindergarten - wie wird das funktionieren wenn er nicht kommunizieren kann; wird er Außenseiter etc, Ich freue mich auf Ihre Rückmeldung und Einschätzung aus der Ferne,


Kristin Windisch

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Hallo, zunächst weise ich daraufhin, dass ich keine Logopädin bin und dies nur aus ergotherapeutischer Sicht einschätzen kann. ;) Ich vermute, dass ihr Kind 2,5 Jahre alt ist...-da das jetzige Alter nicht erwähnt wurde. Im Hinblick auf die Kita: Kinder stellen sich da gut untereinander auf solche Besonderheiten ein und können auch über Mimik und Gestik miteinander kommunizieren, zum Außenseiter werden wird in diesem Alter erstmal noch nicht so eine große Rolle spielen und die Kita kann ja auch als Chance gesehen werden, das Sprachinteresse und die Motivation dafür zu steigern, Kinder lernen von Kindern nochmal anders als von Erwachsenen. Allg.kann hinter Sprachproblemen auch eine muskuläre Hypotonie (geringe Muskelspannung) stecken, die sich in einer geringen Muskelspannung im Mundbereich, verwaschener Sprache, nur kurzes kraftloses Saugen mit vielen Pausen, starkem Speichelfluss, offenem Mund, nicht am Gaumen anliegender Zunge, Vermeidung muskulärer Anstrengung wie pusten, hartes kauen/essen , etc.äußern kann. Das kann ich aber aus der Ferne nicht einschätzen und die Logopädin vor Ort vermutlich besser, wie schätzt sie denn den Muskeltonus Mund ein? Hier kann eine orofaciale Therapie ansetzen, lassen Sie sich von der Logopädie Übungen / Spiele für den Alltag zeigen, denn von 1x/Woche Behandlung ziehen sich die Therapieerfolge in die Länge. Täglich spielerisch zu Hause zusätzlich etwas anwenden bringt da schneller Erfolge, deshalb ist die Elternarbeit bei Kinderbehandlungen auch so wichtig. Nimmt ihr Kind noch einen Nuckel? Falls ja: so oft wie möglich weglassen, denn er beeinträchtigt das Zungenspiel, auch nachts, wo viel verarbeitet wird. Der Muskeltonus im Mundbereich kann gesteigert werden durch kaltes trinken/lutschen (kleine Safteiswürfel z.B.), kauen durch Kaugummi (2-3 Stück,sodass sich Kind wirklich anstrengen muss), Kaubonbon, ... natürlich muss man auch schauen, was ihr Kind in seinem Altersbereich davon schon umsetzen kann, ohne sich zu verschlucken. Pustespiele mit Seifenblasen, Federn, Tischtennisbällen, mit Strohhalm ins Wasser reinblubbern, etc.zur Steigerung der Muskeltätigkeit im Mund-/Gesichtsbereich ... Weitere Übungen zu finden unter (nach Übungen zum pusten suchen): https://www.youtube.com/channel/UCgSLXk1wezgm2lDWKpeiQfQ/videos Laut Denver-Entwicklungsskala kann ein 2,5 jähriges Kind im Sprachbereich: zwei Wörter sinnvoll kombinieren, ein Bild benennen, drei Wörter außer Mama und Papa sprechen. Schüchternheit als Argument kann in der Therapie vor Ort natürlich zusätzlich vorliegen, würde sich dann aber im häuslichen Umfeld nicht so sehr in der Sprache niederschlagen, sodass es schon nach einer Entwicklungsverzögerung im sprachlichen Bereich klingt - sofern anscheinend keine anderen Bereiche betroffen sind. Also den Muskeltonus mal abklären lassen und es wäre vielleicht noch eine Möglichkeit für die Kita eine Frühförderung zusätzlich zu beanspruchen, die dann vor Ort in die Kita kommt und in der sprachlichen Entwicklung und auch in der Kontaktaufnahme zu anderen Kindern unterstützt. Eine evtl.Blockade im Kieferbereich kann osteopathisch abgeklärt / ausgeschlossen werden. Im Hinblick aufs Essen kann ich dieses Buch empfehlen: "Baby, warum isst du nicht?" von Schwarz-Gerö. Auch um den Druck bei den Eltern etwas rauszunehmen und für Alltagstips. Bei Sprachversuchen mit Aufmerksamkeit und Lob reagieren, keine Korrekturen im Sinne von "nein, das heisst ...", sondern eher mit aufmunterndem Zunicken und sagen, " ja, ...das richtige Wort wiederholen ...", nicht auf dem "richtig wiederholen" bestehen. Ich hoffe es waren ein paar Anregungen dabei und wünsche Ihnen und ihrem Kind beim gemeinsam Sprache entdecken und erfahren viel Spaß. Alles Gute Kristin Windisch


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