Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Mit 3 noch im Buggy

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Mit 3 noch im Buggy

Olive82

Beitrag melden

Lieber Herr Dr. Nohr, mein Sohn wird im September 3 Jahre alt. Er konnte schon mit 10 Monaten laufen und ist auch sonst sehr aktiv (sitz kaum still, rennt immer durch die Wohnung, etc.). Allerdings ist er außerhalb der Wohnung sehr lauffaul. Gesundheitlich ist alles ok, er ist eher ein kleines zartes Kind. Ich selbst bin auch nicht groß. Ich muss zugeben, dass wir generell nie große Stecken laufen. Zur Kita gehts mit dem Auto (weil ich dann ins Büro) fahre, nach Feierabend hole ich ihn ab und fahre direkt nach Hause, einkaufen, zu Freunden oder zum Spielplatz. Die Wege sind eher weit, so dass zu Fuß gehen kaum in Frage kommt. Wenn wir zu Fuß gehen, dann sitzt er sehr gerne im Buggy. Er hatte noch nie den Drang zu Fuß zu gehen. Inzwischen versuche ich ihn dazu zu animieren, aber er will einfach nicht. Er schaut sich die Welt lieber aus dem Buggy aus an. Ein paar mal Mal habe ich es versucht den Buggy gar nicht erst mitzunehmen, was dann aber früher oder später dazu führt, dass ich ihn tragen musste. Da ich inzwischen im 7 Monat schwanger bin, ist dies keine Alternative mehr und ich fürchte, dass der Buggy weiterhin unser Begleiter sein wird. Zuletzt hatten wir im Urlaub versucht längere Strecken mit ihm zu gehen, aber das war ein totales Desaster. Viele finden es ja nicht normal wenn ein 3 jähriger noch im Buggy sitzt. Mich verunsichert das. Danke für Ihren Rat.


Beitrag melden

Hallo, die Frage ist ja, wie bringe ich mein Kind dazu, aus der passiven in die aktive Rolle zu gehen. Das geht durch Anreize und Notwendigkeiten, es also nicht anders geht. Und Sie sprechen ja auch ein bißchen Ihr Vorbildverhalten, das in der Haltung verharren lässt. Bewegung sollte Spaß machen können und nicht nur eine Funktion sein. Entscheidend ist meist der Wechsel der Bewegungsarten. Buggy, Gehen,Laufrad usw.. Motivieren Sie ihn durch Ihren eigenen Spaß an der Bewegung oder Kleinigkeiten. Und manchmal passt auch der buggy nicht ins Auto oder wurde vergessen. Und irgendwann wird es auch langweilig immer zu sitzen. Dr.Ludger Nohr


Klawila

Beitrag melden

Hallo Olive, das gleiche Problem habe ich mit meiner Tochter auch (wird im Oktober 3 und es gibt einen 6Monate-alten Bruder). Sie lässt sich gerne fahren, und ist dann aber nicht ausreichend ausgelastet. Laufrad kriegt sie motorisch noch nicht hin, ich habe mir jetzt ein Dreirad geliehen, damit fährt sie gerne, und einen kleinen Roller zugelegt. Gerade der Roller ist toll, sie steht da total drauf und ich kann das Baby im Kinderwagen schieben, wenn sie nicht mehr mag, kann sie auf dem Buggyboard mitfahren. Vielleicht wäre das perspektivisch auch was für euch, wenn das Baby dann bald da ist. Und ich versuche, wenn sie dann mal läuft, den Weg spannend zu gestalten. Wenn sie in alle Hauseingänge gucken darf und von jeder Stufe springen und über Mäuerchen balancieren und Ameisen beobachten und Blätter sammeln etc, kommt man zwar nicht schnell ans Ziel, aber das Kind läuft immerhin. Bonuspunkte gibts noch mit dem kleinen Puppenbuggy (oder Einkaufswagen o.ä.), der mit Hingabe geschoben wird. Viel Erfolg und gute Nerven!


cube

Beitrag melden

Nicht alle Kinder haben einen ausgeprägten Bewegungsdrang. Ich denke aber, das die Tatsache, das ihr vornehmlich im Auto unterwegs seid, mit dazu beiträgt. Es gibt für ihn ja keine Notwendigkeit zu laufen bzw. es wird ihm ja auch nicht vorgelebt. Ganz ehrlich: da musst du durch, wenn er rebelliert. Vorher freundlich darauf hinweisen, dass es nun zu Fuss zu xy geht und du ihn nicht tragen wirst.. Er kann ja ein Laufrad/Roller mitnehmen. IdR können die Kids das ab dem 2. LJ und so fällt es leichter/ist ein größerer Anreiz. Und du solltest ihn eben auf die ganzen interessanten Dinge hinweisen, die man zu Fuss - jedoch nicht per Auto - so sehen kann. Richte dich aber schon mal darauf ein, dass es erst mal Protest gibt und du sicher etwas mehr Zeit benötigst, um an´s Ziel zu kommen ;-)


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.