Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Kindergartenkind

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

zur Vita

Frage: Kindergartenkind

Regen100

Beitrag melden

Guten Tag, mein Kind ist gerade 4 Jahre alt geworden und besucht seit Herbst den Kindergarten. Wir denken, dass unser Kind hochsensibel ist. Bis zum Kindergarten wurde es zuhause betreut. Nun ist es so, dass es im Kindergarten den Kontakt zu anderen Kindern nicht sucht. Es scheint im Kindergarten auch nicht richtig zu spielen, sondern mehr zu beobachten. Zuhause verhält es sich ganz anders. Spielt Kaufladen mit der kleinen Schwester, Verstecken und Fangen, spielt auch mit den älteren Cousins. Natürlich spielt es zuhause auch mit seinen Fahrzeugen, Lotti Karotti, Kugelbahn usw. Suchen andere Kinder seine Nähe, so soll er diese eher wieder verscheuchen. Als es auf einer Matte lag und andere wollten zu ihm, hat unser Kind geschrien und wollte den Platz für sich allein. Auch im Garten des KG geht unser Kind nur allein herum. Ich finde es als Mama traurig, dass mein Kind im KG nicht spielt und den Kontakt zu den Kindern nicht sucht. Lediglich mit einem Kind mit Migrationshintergrund scheint es seit kurzem manchmal zu spielen. Auf die Initiative dieses Kindes geht unser Kind manchmal auch nicht ein und lässt dieses einfach stehen. Beim Essen dort besteht er darauf, dass sein Salat, welchen er meistens nicht isst, bei ihm bleibt und nicht an andere Kinder weitergeschenkt wird. Unser Kind hat einen sehr starken Charakter und weiß ganz genau was es will. Ein Nein kann es nur sehr schwer akzeptieren. Ansonsten war unser Kind anfangs von den vielen Reizen im KG überfordert. Anweisungen an die Gruppe (26 Kinder) soll unser Kind auch nicht hören oder hören wollen. Unser Kind ist ansonsten sehr umgänglich, hilft sehr gerne anderen, deckt den Tisch alleine, spricht zu fremden Erwachsenen problemlos und offen, wie beim Einkaufen, Friseur, oder Bibliothek. Kann auch längere Zeit aufmerksam sein. Es befindet sich in der Automiephase und auch im magischen Denken. Gruselige Erzählungen, oder Verkleidungen bereiten ihm Angst. Wird es im Kindergarten nicht von einem Erwachsenen angewiesen, so soll es sich eher passiv verhalten. Beim Singen und Tanzen macht es sehr gerne mit, kann sich Liedtexte schnell merken. Außerdem macht es gerne Witze, die die anderen leider nicht verstehen. Wie Südkohl statt Südpol oder andere Wortspiele. Es kann schon alle Buchstaben, einige Wörter buchstabieren. Im KG hält es sich gerneim Buchstabenbereich auf. Unser Kind ist wie gesagt sehr höflich, eher zurückhaltend, tut niemandem etwas zu Leide, aber kann es seinen Willen nicht durchsetzen, so protestiert es. Es kann seine Gefühle auch benennen, wie beim Arztbesuch, wo er sagt Ich habe Angst. Ansonsten ich bin fröhlich, ich bin wütend, traurig etc. Warum interessieren mein Kind keine Kinder und warum spielt es im Kindergarten nicht? Es hat ein jüngeres Geschwisterkind mit 1,5 Jahren. Was kann ich tun? Mein Kind tut mir leid. Danke


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Beitrag melden

Guten Tag, viele Kinder haben zu Beginn der Kigazeit eine längere Beobachtungsphase. Sie schauen sich die Interaktionen der anderen Kinder zunächst an, bevor sie daran teilnehmen. Das ist in Ordnung. Möglicherweise fällt es ihrem Kind bei anderen Kindern, die ihm nicht so vertraut sind wie zu Hause, noch schwer zu teilen. Vermutlich ist es für Ihr Kind nicht leicht, seine Rolle im Kiga zu akzeptieren. Es möchte bestimmen und seinen Willen durchsetzen. Im Kiga ist es ein Kind wie die anderen der Gruppe. Es kann nicht bestimmen und seinen Willen durchsetzen. Dies ist zunächst sicher frustrierend für Ihr Kind. Aber allmählich wird sich mit der Unterstützung der Erzieher/innen das Sozialverhalten Ihres Kindes weiter entwickeln. Es wird dann die Regeln des Kigas leichter akzeptieren können und sich mehr für die anderen Kinder interessieren. Sie können zu Hause mit Ihrem Kind darüber sprechen, wie es lernen kann, die allgemeinen Regeln zu akzeptieren. Motivieren Sie Ihr Kind immer wieder, sich auf die anderen Kinder einzulassen. Sie helfen Ihrem Kind, wenn Sie nicht traurig oder mitleidig auf sein Verhalten im Kiga reagieren, sondern ausstrahlen - und das Ihrem Kind auch vermitteln - dass Sie ihm zutrauen, diese Integrationsprozesse zu bewältigen. Diese elterliche Haltung stärkt Kinder sehr. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.