Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Geschwisterkonflikt

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Geschwisterkonflikt

Isabell898

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Ich habe 2 Kinder, die Älteste ist im Jänner 4 geworden, der kleine Bruder 2 und der Alltag mit den Beiden ist der reinste Horror.    Es gibt keine einzige ruhige Minute, der Tag besteht durch und durch aus Gebrüll und Geschrei.    Das „Problem“ dabei ist leider der kleine Bruder. Egal was seine ältere Schwester macht, anfasst oder auch nur hinschaut. Sie nimmt ein Buch, er brüllt weil er es möchte. Sie spielt mit der Spielküche, er dreht durch. Mit ihrer! Puppe, er dreht durch. Das geht den ganzen Tag so. Egal was sie tut. Er dreht wirklich komplett durch und brüllt. Schmeißt sich am Boden, brüllt, weint und nimmt sich was auch immer und schießt es durch die Gegend.    Sie darf ihn nicht anfassen, keine Hand halten, nichts. Auch nicht helfen, wenn er etwas braucht. Wenn er sie sieht, haut er schon ab. Sie tut mir so unfassbar leid! Sie ist wirklich eine tolle Schwester, und hat schon ein paar Mal geweint, weil er sie „nicht mag“. Sicher, sie ist auch nicht immer super lieb, nimmt ihn mal was weg usw. Hält die Sachen fest usw. Denke ein völlig normales Geschwisterverhalten, aber das was er abzieht ist wirklich schlimm anzusehen.    Wenn wir sie zusammen baden und würden die Geräuschkulisse aufnehmen, würde man glauben da bringen sich zwei gerade um. Ich weiß, dass klingt sehr verstört, es ist aber leider wirklich so. Und es ist immer er.    Letztens waren wir im Garten, wir haben 2 Rutschen und einen Sandkästen. Er hat so gebrüllt, weil sie es sich erlaubt hat auf „seiner“ Rutsche zu rutschen und mit dem Sandkasten zu spielen. Bis die Nachbarin fragte, ob bei uns alles in Ordnung sei. Sehr peinlich und wir sind dann rein bei schönstem Sonnenschein weil er sonst das ganze Dorf am Sonntag zusammen gebrüllt hätte. Tolles Leben.    Ich habe sie oft ersucht ihm bitte das zu geben, etwas anderes zu spielen weil er ja noch so klein ist usw aber das nutzt nichts, sobald sie sich etwas anderem zuwendet, geht das Gebrüll von vorne los und mittlerweile sehe ich nicht ein, dass sie ständig zurück stecken muss. Und unser Alltag leidet so massiv darunter. Entspannte ruhige Stunden? Davon können wir nur träumen.    Mein Mann und ich haben schon auf ihn eingeredet, erklärt, begleitet usw. Es ist sinnlos. Mittlerweile lasse ich ihn komplett ausspinnen und reagiere nicht mehr darauf. Wir haben keine Energien mehr. Am Anfang dachte ich es ist eine Phase, mittlerweile wird es immer schlimmer, sofern es überhaupt noch geht. Er selbst geht in die Krippe für unter 3 Jährige und kennt somit eigentlich auch ein Gruppenverhalten und Teilen. Zumindest scheint es dort keine Probleme zu geben. 


Ingrid Henkes

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Guten Tag, Ihr Sohn ist mit zwei Jahren in der Trotzphase. Er will seinen Willen durchsetzen. Wenn ihm das nicht gelingt, gerät er in heftige Wut. Zweijährige können mit diesem heftigen Gefühl nicht gut umgehen, weil sie noch keine Frustrationstoleranz entwickeln konnten. In der Trotzphase müssen Kinder ihren Willen erproben können. Sie müssen jedoch auch lernen, Grenzen zu akzeptieren. Zudem besteht Geschwisterrivalität nicht nur vom älteren zum jüngeren Kind. Auch die jüngeren können heftig mit dem älteren Geschwister rivalisieren, z,.B. weil das ältere Geschwister schon mehr kann. Die Gefühle Ihres Sohnes sind also verständlich. Trotzdem sollte er lernen, dass er durch seine Wutanfälle nicht seinen Willen durchsetzen kann. Bei Zweijährigen gelingt das noch nicht durch Einsicht. Sie müssen Grenzen durch elterliche Vorgaben aufgezeigt bekommen. Sie können z.B. Ihren Sohn umgehend aus der Badewanne nehmen, wenn er zu schreien beginnt. Dann sollte einer von Ihnen mit ihm in ein anderes Zimmer gehen, wo er sich beruhigen kann, damit er wieder in die Wanne darf. Ähnlich können Sie im Garten vorgehen. Es sollte nicht so sein, dass alle ins Haus müssen. Nur Ihr Sohn muss mit einem Elternteil rein, bis er sich beruhigt hat. Trösten Sie ihn dabei, weil er seinen heftigen Gefühlen hilflos ausgeliefert ist. Wenn Sie hier liebevoll aber kdeutlich vorgehen, merkt Ihr Sohn, dass Sie ihm und seiner kindlichen Wut gewachsen sind und sich von ihm nicht unter Druck setzen lassen. Gleichzeitig ist es für Ihren Sohn wichtig, dass er sich neben der großen Schwester auch schon als kompetent erleben kann. Bieten Sie ihm vielfältige Gelegenheiten, bei denen er selbständig etwas machen darf. Vielleicht kann er Ihnen bei einer Arbeit "helfen" und dafür sehr gelobt werden o.ä.. Sollten Sie den Eindruck haben, dass die Situation bereits zu festgefahren ist und Sie sie nicht alleine auflösen können, können Sie in einer Familienberatungsstelle oder Kleinkindambulanz nach Unterstützung fragen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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