Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Aufteilung Elternzeit

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Aufteilung Elternzeit

Marie111

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Sehr geehrte Frau Henkes, unsere Tochter ist aktuell 3 Monate alt und wird voll gestillt. Mein Ehemann und ich haben die ersten 8 Wochen gemeinsam Elternzeit genommen und er hat sich in dieser Zeit liebevoll um unsere Tochter gekümmert (Tragen, Wickeln etc.). Aktuell ist er nach der Arbeit am späteren Nachmittag und am Wochenende im liebevollen Kontakt mit ihr. Ich habe aktuell weiter Elternzeit. Wir hatten geplant, dass ich in den Lebensmonaten 13-16 (Beginn mit 12,5 Monaten aufgrund von Resturlaub) meine 80% Stelle wieder aufnehme und mein Ehemann in dieser Zeit Elternzeit nimmt. Bedingt durch meinen Fahrtweg werde ich an einem Arbeitstag knapp 11 Stunden weg sein, die Ausgleichstage aufgrund der 80% Stelle werden meist als 4 Tage am Stück pro Monat gewährt. Nach den 4 Monaten Elternzeit meines Ehemannes werde ich wieder zu Hause sein (Voraussichtlich bis um den 2. Geburtstag, bis wir einen Kita Platz haben) Jetzt bin ich mir jedoch unsicher, ob unsere Aufteilung unsere Tochter schaden könnte. Ist in diesem Fall sogar eine Störung des Urvertrauens zu befürchten? Ich habe mir schon überlegt, die 4 Monate nur in 50% zu arbeiten (wäre auch nur tagesweise frei), jedoch wird das mit dem Gehalt knapp werden. Über eine Einschätzung Ihrerseits wäre ich sehr dankbar. Viele Grüße!


Ingrid Henkes

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Guten Tag, ich kann Ihre Bedenken gut nachvollziehen. Ihre Tochter ist erst drei Monate alt und Sie sind rund um die Uhr für die Versorgung und das Wohlergehen Ihrer Tochter zuständig. In dieser Phase kann man sich als Mutter nicht vorstellen, dass dies auch mal wieder anders werden kann. Ihre Tochter wird jedoch nicht dauerhaft so von Ihnen abhängig sein wie im ersten Lebensjahr. Ihre Tochter wird im ersten Lebensjahr eine gute und stabile Beziehung zu Ihnen entwickeln, deren Grundlage Urvertrauen ist. Im zweiten Lebensjahr schreitet die psychische Entwicklung so voran, dass Ihre Tochter zunehmend unabhängiger von Ihnen wird. Während der fraglichen vier Monate wird sie dann vom Vater betreut, der die zweite wichtige Bezugsperson im Leben Ihrer Tochter ist. Zu ihm wird sie bis dahin eine stabile Beziehung haben. Auch in dieser Beziehung ist Urvertrauen von grundlegender Bedeutung. Dieses wird sich noch weiter entwickeln, wenn der Vater größtenteils die Betreuung übernimmt. Außerdem werden Sie trotz Ihrer beruflichen Abwesenheiten so viel Zeit wie möglich mit Ihrer Tochter verbringen. Für welches Arbeitszeitmodell Sie sich auch entscheiden, Ihrer Tochter werden die Monate in denen der Vater die Betreuung übernimmt, nicht schaden. Sie wird vielmehr zu zwei Menschen eine intensive, bedeutsame Beziehung haben, die sie durch die weitere Entwicklung trägt. Lassen Sie sich noch Zeit mit einer endgültigen Entscheidung, falls das möglich ist. Im Leben mit einem Säugling ändert sich so rasch so Vieles. Vermutlich sehen Sie Vieles schon anders, wenn Ihre Tochter sechs Monate alt ist. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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