Frage im Expertenforum Babypflege an Katrin Simon:

Zuwachs

Frage: Zuwachs

Efeu1889

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Hallo Frau Simon, Ich bin vor knapp 4 Wochen noch einmal Mutter geworden und habe bereits eine 20 Monate alte Tochter. Und ich habe das Gefühl ich kann überhaupt nichts mehr richtig machen. :( Ich versuche mich so gut ich kann um beide zu kümmern aber ich glaube beide kommen nur noch zu kurz. :( Den Kleinen Mann Stille ich, er schläft neben mir im Bett und ich habe ihn für Spaziergänge und zum Schlafen tagsüber (bis auf den Mittagsschlaf den machen wir alle im Bett) in der Trage. Ansonsten habe ich das Gefühl lege ich ihn dauernd einfach nur irgendwo alleine hin um mich auch um die Große kümmern zu können. Sobald er weint Versuche ich natürlich hin zu gehen aber öfters muss er schon 2-3 Minuten weinen, weil ich es einfach nicht schneller schaffe. Das tut mir in der Seele weh, meine Tochter musste nie auch nur eine Sekunde weinen, lag nie irgendwo alleine rum und ich habe den ganzen Tag mit ihr geredet oder sie gestreichelt etc. Mein Kleiner läuft gefühlt nur nebenbei, ich habe kaum Zeit mich wirklich mit ihm zu beschäftigen. Dabei ist es mir so wichtig eine gute Bindung zu ihm aufzubauen aber ich weiß nicht wie ich das besser schaffen soll. :( Kann man so trotzdem eine gute Bindung aufbauen? Meine große Tochter hat sich eigentlich (zumindest nach außen hin) ganz gut an die Umstellung gewöhnt, will aber wieder viel auf dem Arm (was meistens nicht geht weil ich den kleinen trage und ich nach der Geburt einfach noch nicht wieder so viel schleppen kann), weint öfters wenn ich den kleinen Wickel und sie muss sich ständig alleine beschäftigen weil ich ja häufig ewig Stille. Ich Versuche dabei mit ihr zu interagieren aber so richtig toll klappt das halt nicht. Im Prinzip konzentriere ich mich nicht aufs stillen aber richtige Qualitätszeit mit meiner Tochter ist es auch nicht. Und so ist es irgendwie die ganze Zeit.... Der Vater ist leider mit Job und unserem Hausbau komplett eingespannt, die Oma unterstützt viel mit der großen aber eigentlich will ich mich ja selber um sie kümmern :( Ich habe Angst die große zu "verlieren" weil sie gefühlt im Moment nur "nein geht nicht" "warte bitte" und "nein Mama kann das noch nicht" hört :( Verzweifelte Grüße


Katrin Simon

Katrin Simon

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Liebe Efeu Vielen Dank für Ihren Bericht :)). Ich kann Sie sehr sehr gut verstehen und ganz sicher auch viele andere Mütter, die ebenfalls zwei oder mehr kleine Kinder haben. Der Umbruch von einem auf zwei Kindern ist am markantesten, da sich der Focus nun teilen muss. Diese Phase ist ein Lernprozess und für alle Beteiligten erst einmal neu. Und es gibt kein richtig oder falsch :). Sondern- es gibt die Phase des Zusammenwachens als kleine neue Viererfamilie. Sie alle haben Ihre Rollen. Ihre älteste Tochter hat sicher am meisten zu lernen in der Rolle als ältere Schwester und dem neuen Gefühl des Teilens und Abgeben von Aufmerksamkeit. Ein Baby wiederum verlangt erst einmal "nur" nach seinen essentiellen Bedürfnissen, die Sie als Mutter primär stillen. Das bedeutet, dass Ihr Baby, auch einmal für sich sein darf, wenn es rundherum gut und wohlig versorgt ist. Denn- es werden auch Phasen kommen, wo Ihr Baby sich an den Rhythmus Ihrer älteren Tochter anschließen muss. Schaut man aus einer anderen Perspektive, kann man erkennen, dass es sich um die ersten Lernprozesse von Abwarten, Teilen, Rücksichtnahme, Selbstregulation, Empathie geht... ! Ganz wichtige Qualitäten in der Persönlichkeitsbildung eines Menschen, die sich durch das Geschwistersein quasi automatisch entwickeln können. Ganz praktisch: Tragen Sie Ihr Baby viel in der Tragehilfe. Die Hände sind frei, Sie sind deutlich flexibler und können beiden kleinen gerecht werden. Gestalten Sie in jedem Zimmer, wo Sie sich häufig aufhalten einen kuscheligen Ort, wo Ihr Baby liegen kann und dabei ist durch das Hören, eine kurze Ansprache mit Blickkontakt. Ihr Baby wird sich mit den Dingen beschäftigen, die es um sich herum entdeckt. Beim Stillen: gestalten Sie eine Box mit Dingen, die Ihre ältere Tochter interessieren. Diese Box darf nur zum Stillen hervorgeholt und angeschaut werden :). Eine Zuwendung, die ganz kostbar und Qualitätszeit ist! Denn- Qualitätszeit muss nicht lang sein, sondern "nur" mit dem Focus auf das ältere Kind. Zehn/fünfzehn Minuten können reichen. Vielleicht hilft auch einen festen Zeitpunkt in den Tag einzubauen. Binden Sie Ihre Tochter in die Alltagssituationen ein! Sie darf z.B. beim Wickeln helfen. Ein stabiler hocker neben dem Wickeltisch ist prima. Anreichen der Windel, ein wenig eincremen, Socken anziehen, spielen mit dem Baby o.ä.. Loben und bestätigen Sie Ihre Tochter! " Gut, dass du mir hilfst!" Das selbe beim Kochen, Wäscheaufhängen usw. Geben Sie den normalen Dingen eine große Bedeutsamkeit. Ihre Tochter muss keine Duplolandschaften bauen, um glücklich zu sein :). Sondern sie sucht Ihre Nähe und Ihre Bestätigung. Ein sog. Pikklerlernturm; er ist sicherer als ein normaler Hocker, ist eine gute Investition. Eine weitere Qualitätszeit: das Zubettbringen. Nur Sie beide. Vielleicht ist es möglich, dass der Papa dann daheim ist. Einer von Ihnen beiden nimmt sich die Zeit mit Ihrer Großen zu reden. Den Tag zu besprechen, das Blödeste und Schönste des Tages zu benennen und mit einer liebevollen Geschichte als Abschluss den Tag zu beenden. Wenn Ihre große Tochter auch wieder ein Baby sein möchte, dann lassen Sie es ruhig zu. Geben Sie Ihr diesen Rückzug. Kuscheln Sie sich einmal gemeinsam unter die Decke und bauen Sie eine Höhle ( das kann im übrigen auch ein guter Spielort für Ihre Tochter sein). in der Höhle erzählen Sie von der Zeit, als Ihre Große in Ihrem Bauch war. Erzählen Sie von der Geburt und wie es war, als Ihre Tochter ein Baby war. Schauen Sie Fotos an :): Dieses sind alles Ideen. Sie begleiten Ihre Tochter so liebevoll und haben Ihre Tochter sehr gut im Blick! Sie werden Ihre Große nicht verlieren! Bitte haben Sie keine Sorge davor! Es ist eine Umstellung. Aber- es wird Ihnen gelingen! Wichtig: geben Sie sich als Familie auch Qualitätszeit; auch wenn der Hausbau wichtig ist. Sonntagmorgen toben im Bett :)).... Ich wünsche Ihnen alles Gute und bis bald! Liebe Grüße Katrin


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