Friederike1
Hallo Frau Simon, wie viel Stress verträgt ein Baby? Genauer geht es darum, dass ich einen Sohn (3 J.) und eine Tochter (4 Monate) habe. Der Große wurde erst vor kurzem in den Kiga eingewöhnt. Meine Tochter muss natürlich oft entgegen ihres eigenen Rhythmus mit. Bringen und Holen ist immer mit Autofahren verbunden. Manchmal muss ich sie dafür wecken oder sie will eigentlich schlafen, aber 10 Minuten Autofahrt sind dafür zu kurz. Daher findet sie generell schlecht in den Schlaf, auch wenn wir mal die Ruhe dafür haben. Da mein Sohn ab Mittag zuhause ist und viel Aufmerksamkeit fordert, kann ich für sie natürlich nicht so da sein, wie ich es für ihn war. Sie liegt dann eben auch öfter allein unter dem Spielebogen oder ich kann eben nicht sofort reagieren, wenn sie quengelt oder weint. Natürlich versuche ich es aber immer bestmöglich. Der große Bruder hat so gar keinen Bezug zu ihr, was ich sehr schade finde. Er wünscht sich, sie wäre wieder in meinem Bauch. Ich bin oft unsicher wie ich die Zeit zwischen beiden aufteilen soll und werde irgendwie beiden nicht voll gerecht. Kann trotzdem eine sichere Bindung entstehen, auch wenn ich nicht immer prompt auf ihre Bedürfnisse eingehen kann? Zum Beispiel quengelt sie im Auto oft. Beim Großen habe ich angehalten und ihn gestillt. Sie versuche ich so zu beruhigen. Wenn sie natürlich richtig schreit, dann halte ich auch an und nehme sie. Ist es normal, dass sie sich auch jetzt noch manchmal in meinen Armen in den Schlaf weint? Ich würde sie gern besser beruhigen können. Ein Schreibaby war und ist sie aber nicht. Einen Schnuller möchte sie nicht. Vielen Dank im Voraus! Friederike
Liebe Friederike Ich kann Ihre Gedanken sehr gut nachvollziehen und möchte Sie beruhigen! Sie und Ihre Tochter haben ganz bestimmt eine gute Bindung miteinander und diese wird sich auch nicht im Nachgang verändern. Die jüngeren Kinder erhalten ihre intensivste Aufmerksamkeit i.d.R. in den Momenten des Stillens, der Pflege und in der Zeit, wo Ihr älterer Sohn in den Kindergarten geht :). Natürlich ist diese Zeit oft begleitet von vielen anderen Pflichten. Daher ist eine gute Struktur, sich vormittags demnach eine Qualitätszeit für Ihr Tochter einzurichten. Geben Sie sich eine Zeit, sie muss nicht lang sein, wo Sie "einfach" nur für die Kleine da sind und sich ihr ohne Ablenkung widmen. Vielleicht kann auch das Baderitual in die Morgenstunden verlegt werden, massieren Sie Ihr Baby oder spielen/ kuscheln Sie ausgiebig. Das Tragen in der Tragehilfe genießen die Kinder ebenso. Vielleicht ist es für Sie auch möglich, den Kindergarten doch zu Fuß zu erreichen und damit die Schlafenszeit Ihrer Tochter zu verlängern? Oder Sie fahren früher mit ihr im Auto los und lassen sie vor Ort etwas länger schlafen, als es möglich ist, wenn Sie ganz pünktlich von daheim zum Abholen aufbrechen. Desweiteren wäre auch zu überlegen, ob die Kitazeit verlängert werden könnte oder sich eine andere Mutter bereiterklären könnte, Ihren Sohn, zumindest vorübergehend, nach Hause zu bringen? Wenn diese Optionen nicht umsetzbar sind, dann ist auch das, wirklich! kein Grund zur Sorge :). Ihre Tochter erhält ihren Schlaf bzw. holt ihn sich dann, wenn es die Gelegeheiten dafür gibt. Und dies sind dann i.d.R. wiederum oftmals die Zeiten, in denen Sie sich Ihrem Sohn zuwenden können. Beide Kinder sind in der Situation aufeinander bzw. auf Sie "warten" zu müssen. Schauen Sie, wie Sie abends ein Zubettgehritual schaffen können, so dass Sie sich jeweils einem Kind für den Abschied in die Nacht in Ruhe widmen. Wenn der Papa dabei behilflich sein kann, so ist dies großartig. Ein Erzählritual vom Tag, ein Lied, ein Fingerspiel oder Einschlafkraueln o.ä. "reicht" vollkommen aus, um ganz bei Ihrem Sohn zu sein, wenn der Papa ggf. danach noch eine längere Zeit bei dem Großen bleibt und Sie in Ruhe Ihre Tochter stillen können. Die Situation wird sich entspannen und verändern. Ganz bestimmt! Und - Ihre Tochter wird aus der aktuellen Situation keinen Nachteil haben! Bis bald und ganz liebe Grüße von Katrin
Mamamaike
Hallo, was Du erlebst, können glaub ich viele "Zweitmütter" so erzählen. Im Gegensatz zum ersten Kind hat man das Gefühl, dem zweiten (und auch dem ersten) nicht gerecht werden zu können. Aber ich möchte Dich beruhigen: Kein zweites Kind hat einen Schaden dadurch, dass sich die Mutter subjektiv "zu wenig" kümmert. Das, was wir Mütter an Aufmerksamkeit und Zuwendung auf unsere ersten Kinder "ausschütten" - eben einfach auch, weil es möglich ist - ist bestimmt nicht zu viel, sondern in der Situation genau richtig so. Das "weniger", das für zweite oder gar dritte, vierte Kinder "übrig bleibt", ist aber üblicherweise genauso ausreichend, um dem Kind zu vermitteln, dass es geliebt wird, auch wenn es mal ein kleines bisschen länger dauert, bis der Hunger gestillt oder die Windel gewechselt wird. Weißt Du, was ich meine? Im Vergleich zum ersten ist es weniger, aber das erste Kind ist eben auch mit seinen Bedürfnissen da, die erfüllt werden wollen. Für das erste Kind ist das "schlimmer" (relativ gesehen, ihm wird ja nichts "angetan"), dass da jetzt jemand ist, der die Mama "wegholt". Darum auch der Wunsch, Deine Tochter soll zurück in den Bauch, da hatte Dein Sohn Dich nämlich noch für sich. Ich hab mir gewünscht, dass meine Mutter meinen Bruder (fast drei Jahre jünger) zurück ins Krankenhaus bringt, von da hatte sie ihn schließlich mitgebracht. Beim Kleinen (acht Jahre jünger) hab ich vor Eifersucht Bauchweh gehabt. Früher haben wir dann irgendwann miteinander gespielt. Heute lieben wir drei uns innig und haben ein gutes, enges Verhältnis. Nur Geduld, das wird sich alles fügen. Und kein schlechtes Gewissen: Allein, dass Du Dir darum Gedanken machst (und hier schreibst), zeugt doch davon, wie sehr Du Deine Kinder liebst und Dich um ihr Wohlbefinden sorgst. Und das spüren beide! Viele Grüße
Friederike1
Hallo, vielen lieben Dank für deinen Beitrag. Ja, es geht natürlichen vielen so, aber man liest ja überall, dass man auf die Bedürfnisse des Babys prompt reagieren soll und ohne viel Unterstützung im Alltag geht das irgendwie gar nicht und da mache ich mir so meine Gedanken. Es beruhigt mich, dass du beschreibst, dass ihr als Geschwister heute ein sehr gutes Verhältnis zueinander habt. Das ist eben auch meinen Sorge, weil der Große die Kleine wirklich nur als Konkurrenz sieht und woanders sind die Großen zumindest zeitweise auch vom Baby angetan. Aber vielleicht gibt sich das wirklich noch. Viele Grüße