spacevulture81
Liebe Frau Simon, ich wende mich heute an Sie, weiss aber nicht, ob ich da bei Ihnen richtig bin oder lieber jemand anderen anschreiben sollte... Seit der Geburt meines Sohnes im August vergangenen Jahres befindet sich unsere Familie in einer Krise. Mir laufen die Traenen bei diesem Satz, denn wir haben einen perfekten kleinen Sohn, den wir ueber alles lieben. Unsere Tochter ist 4 Jahre alt und liebt ihren Bruder ueber alles. Seit der Geburt sind wir jedoch alle ueberfordert. Der Kleine hatte 4 Monate lang extreme Schreiphasen, schlief tagsueber schlecht und war allgemein unzufrieden. Seitdem er eine Blockade im Hals geloest hat und deshalb auch in der Krankengymnastik ist, ist es etwas besser. Allerdings sind die Naechte deutlich schlechter geworden und es gibt Tage, an denen ich vor Muedigkeit nicht weiss, wo hinten oder vorne ist. Ich stille ihn noch voll und uebernehme die Nachtschichten. Da meine Tochter bis vor wenige Wochen noch bei uns im Familienbett war und es aber nachts zu unruhig war, schlaeft sie nun im eigenen Zimmer, mein Mann schlaeft neben ihr, damit sie sich nicht so alleine fuehlt. Sie fehlt mir unglaublich, ich fuehle mich schuldig, da ich nicht mehr so viel fuer sie da sein kann. Heute morgen wachte sie weinend auf, sie hatte getraeumt, dass ich sie nicht mehr lieb habe... In 4 Wochen muss ich nun wieder in Teilzeit arbeiten gehen, finanziell ist es fuer uns leider nicht anders moeglich. Mein Mann macht ein Fernstudium und wird den Kleinen weiter hier zu Hause betreuen. Theoretisch ist das natuerlich super, leider sehe ich in der Praxis jedoch schwarz. Unser Sohn hat in den 5 Monaten eine starke Bindung zu mir aufgebaut, mein Mann kann da leider nicht "mithalten". Unser Sohn ist bei ihm oft sehr unzufrieden und quengelt und mein Mann fuehlt sich ueberfordert. Dies wuerde er jedoch nicht zugeben, stattdessen auessert sich dies in seinem aeusserst lethargischen Verhalten und in seiner konstant depressiven Verstimmung. Mein Mann schlaeft nun auch sehr schlecht, wacht morgens mit Kopfschmerzen auf und nimmt erst einmal Schmeztabletten ein. Zudem kommt er mit seinem Fernstudium nicht mehr hinterher. Sobald ich ihn darauf anspreche, fuehlt er sich von mir angegriffen. Dabei moechte ich doch nur eine Loesung fuer uns alle finden. Aber ich wuensche mir auch, dass er mir mehr unter die Arme greifen wuerde...Manchmal sehe ich meinen Mann nur noch mehr als Buerde an und weniger als Hilfe. Ich weiss, das ist nicht nett oder fair, aber so ist es nunmal. Wenn unser Sohn wenigstens das Flaeschen annehmen wuerde, koennten wir in der Erziehung vielleicht etwas "ebenbuertiger" werden....aber so. Wie soll das nur gehen, wenn ich wieder arbeiten gehe? Wir haben so unglaublich viele Baustellen, ich weiss gar nicht, wie das mit meiner Arbeit funktionieren soll! Ich finde den Druck, der auf mir lastet, langsam unertraeglich. Schliesslich ernaehre ich unsere ganze Famile, stille unseren Sohn, versuche fuer meine Tochter da zu sein etc. Vergangene Woche war ich bei meiner Hausaerztin, ich hatte mir etwas Hilfe im Sinne von Kontakten erhofft, vielleicht ein bisschen Verstaendnis. Stattdessen hat sie mich rasch abgewimmelt und mir gesagt, dass wir unserem Sohn das Flaeschen einfach aufzwingen sollen, er wuerde sich schon daran gewoehnen. Vielleicht stimmt das schon und ich mache mir einfach viel zu viele Gedanken. Ich fuehle mich einfach hilflos ueberfordert. Wie viel soll und kann ich noch von mir geben...? Koennen Sie mir ein paar Hilfsorganisationen vorschlagen bei denen wir Hilfe aufsuchen koennten? Vielen Dank schonmal fuer Ihre Hilfe
Liebe spacevulture81 Vielen Dank für Ihr Vertrauen und Ihren persönlichen Bericht. Sie können sich mit jeder Frage an mich wenden. Ich versuche Ihnen eine Hilfe/ einen Impuls zu geben :). Auch spricht nichts dagegen, andere Experten zum selben Thema zu befragen. Ihre Erschöpfung, gepaart mit Sorge vor dem, was kommen wird, kann ich sehr sehr gut nachvollziehen. Die Belastung ist derzeit emens groß. Ich habe den Eindruck, dass es sich gerade alles etwas wie im "Hamsterrad" anfühlt. Sie haben Ihre Situation sehr gut analysiert und suchen Hilfe. Dieses kann ich Ihnen nur von Herzen raten und dieses vor Ort. Es gibt viele Einrichtungen und Anlaufstellen, die Ihnen Unterstützung geben können. Begonnen beim - Jugendamt. Hier gibt es völlig neutrale Beratungsstellen zu Erziehungsfragen, ggf. Vermittlung einer ambulanten Entlastung; ob Hebamme, Kinderkrankenschwester oder auch Familienhelferin - kirchliche Einrichtungen wie Diakonie, Caritas oder allgemein paritätisch wie Rotes Kreuz, AWO etc. Hier kann man in örtlich angesiedelten Familienbildungsstätten oder Familienzentren Beratungen einholen, die auf Erziehungsfragen, als auch auf Paar- oder Familienanliegen abzielt. Zudem gibt es hier und da Projekte, die freiwillige ausgebildete Unterstützer vermitteln, die in die Familien kommen und z.B. die Kinderbetreuung eine Weile übernehmen usw. - welche Möglichkeiten der familären Hilfe gibt es in Ihrem Umfeld? - evt. kann ein Babysitter um Ihr große Tochter kümmern. Dinge unternehmen, die ihr Spaß machen und die Sie alle entlasten. Selbstverständlich immer unter der Prämisse, dass eine gute Balance besteht zwischen Aktivitäten mit Ihnen. - kann das Fernstudium ggf. mit einem Urlaubssemester pausieren? - und- könnte es Ihnen allen guttun, wenn Sie einfach mal gemeinsam wegfahren? Vllt. kann dies sogar noch vor Ihrem Berufsantritt geschehen? - Sie können als berufstätige stillende Frau im übrigen eine Gesetzeslage in Anspruch nehmen, die es Ihnen erlaubt im Beruf Stillpausen/ Abpumppausen einzulegen. Ihr Kind kann Ihnen gebracht werden, als dass Sie im Beruf Milch abpumpen dürfen. Damit haben Sie nicht daheim den zusätzlichen Stress. Hierzu kann Ihnen vor Ort noch eine Hebamme Beratung geben- ebenso, ein Hausbesuch stattfinden kann, der Ihnen ganz konkrete Unterstützungen zum Füttern mit der Flasche gibt. Verschiedene Sauger auszuprobieren können z.B ein Anfang sein. Geben Sie mir gerne ein Feedback, auch falls Sie noch konkretere Fragen haben. Ich bin für Sie da. Liebe Grüße von Katrin und Sie werden es schaffen- ganz sicher !
JuliaUndPiet
Hallo! zunächst einmal möchte ich dir sagen, dass mir das sehr sehr leid tut! Klingt sehr anstrengend. Ein paar Worte vorab: es wird besser! Egal wie! Haltet durch! Meine liebste Freundin hatte ein sogenanntes ‚Schreikind‘ das sehr auf sie fixiert war. Das hat natürlich auch zu immensen Spannungen in der Ehe geführt. Nach etwa 7,5 Monaten wurde es plötzlich viel besser. Der Kleine ist mittlerweile ein guter Schläfer und hat auch eine schöne Beziehung zum Papa aufgebaut. Habt Geduld. Ein paar praktische Tipps: Habt ihr mal verschiedene Sauger zu den Fläschchen ausprobiert? Manche Kinder sind sehr wählerisch. Am besten sollte die Mama auch nicht im Raum sein. Habt ihr Großeltern / Tanten / Onkel die unterstützen könnten? Schön ist zum Beispiel ein regelmäßiger Spaziergang mit dem kleinen im Kinderwagen / Trage, damit ihr ein bisschen Ruhe und Zeit für Euch habt. Falls du das nicht möchtest könnte euch vlt ansonsten jemand ein wenig im Haushalt entlasten? Und dann gibt es noch sogenannte ‚Schreiambulanzen‘. Wenn medizinische Gründe für das Verhalten eures Schatzes ausgeschlossenen sind, kann die ‚Schreiambulanz‘ helfen. Geht da am besten als Team mit deinem Mann hin. Ein anderer ganz praktischer Tipp: eine Federwiege für den tagschlaf. Ist für ein Baby wohl ähnlich wie getragen zu werden - schont aber nerven & rücken. Ich wünsche euch alles alles Gute! Haltet durch.