Frage im Expertenforum Babypflege an Katrin Simon:

Wie gehe ich mit seiner "Aggression" um?

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Frage: Wie gehe ich mit seiner "Aggression" um?

Schwesternherz

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Hallo Katrin! Mein Sohn wird jetzt 10 Monate alt und seit einigen Tagen ist es zum Mäusemelken. Ich weiß gar nicht recht wo ich anfangen soll. Er scheint mir richtig aggressiv in seinem Verhalten geworden zu sein. Zum Beispiel kommt er auf mich zugekrabbelt wenn ich am Boden sitze,zieht sich lächelnd an mir hoch nur um mir dann mit voller Babywucht ins Gesicht zu schlagen, kneifen oder mir gar die Haare ausreißen zu versuchen. Sag ich dann (im normalen Ton) "Nein, das tut Mama aua" fängt er so bitterlich an zu weinen als ob ich ihm weh getan hätte. Beim Stillen beißt er auch immer wieder mit seinen 4 Zähnen in die Brustwarze, löse ich ihn dann ab und sage ihm dass es weh tut (normaler Tonfall)-dasselbe Theater. Seine eigentliche Einschlafhilfe ist ein Gymnastikball auf dem wir gemeinsam wippen, wird angeschrien sobald er ins Blickfeld gerät obwohl er müde ist. Lass ich ihn in seinem Bettchen in meinem Beisein versuchen in den Schlaf zu finden tobt er sich in die Übermüdung wird weinerlich, quengelig, auf den Arm, wieder ins Bett, doch wieder Arm etc... Beim.Wickeln hält er nicht mehr still, beim Füttern lass ich ihn mit der Hand in den Breibecher, selbst mit dem Löffel spielen, wenn ich dann aber finde dass der halbe Becher, verteilt auf Boden, Hochstuhl und Kind genug ist wird wieder Zeter und Mordjo geschrien. Zähneputzen ist nur unter heftiger Gegenwehr. Sind es die seitlichen Frontzähne die jetzt vllt durchbrechen wo ihn so wütend machen? Oder eine Entwicklungsphase (46 Wochen Schub)? Ich bin so traurig dass mein Baby so wütend wird und seit Tagen mehr weint als lacht. Aber ich kann es ihm nicht durchgehen lassen zu schlagen, beißen etc! Woran liegt das? Nächste Woche wollen wir nach Holland ans Meer in das Wohnmobil meiner Schwiegereltern... ich hab Angst dass da Ruck Zuck das holländische Jugendamt kommt... Er kann auch lieb sein, aber sobald etwas nicht nach seinem Kopf geht, besonders wenn es um Schlafen geht (egal ob Tag oder Nachts) wird sich mit aller Macht gegen alles gewehrt. Es ist ein so blödes Gefühl für mich als Mama und ich hab die Angst was falsch zu machen und sein Urvertrauen zu verlieren... Vielen Dank fürs Zuhören und die Hilfe


Katrin Simon

Katrin Simon

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Liebe Schwesternherz Du hast Eure Situation so eindrucksvoll beschrieben und ich kann mir die Szenerie wirklich gut vorstellen bei Euch... Deine aufgeführten Annahmen sind Grund für das Verhalten deines Sohnes. Er ist in einer sehr irritierten Phase, weil - genau die 46. Woche Entwicklungsschub an der Reihe ist. Eltern erkennen ihr Baby oft nicht mehr wieder. Die Kinder sind anhänglich, aggressiv, sehr sensibel und auch launisch... Eine sehr "bunte" Mischung aus Emotionen, welche sich zudem schlagartig ändern. Die Kinder erleben diese oft auch das erste Mal und spüren sehr deutlich, dass ihnen Grenzen aufgezeigt werden, die sie in dieser Intensität noch nicht kennengelernt haben. D.h., Kinder folgen ihrem Instinkt, ihrem Bedürfnis und ihrer Neugierde und dies voll und ganz ohne eine bewusste dosierte Einschränkung s. das Hauen oder das Spielen mit dem Essen usw.. Die Empörung über eine Einschränkung ihres Tuns, schreien die Kinder hinaus, weil sie sich bewusst enttäuscht fühlen oder auch unverstanden. Viele Gefühle und Erfahrungen, die ein Kind nun lernt zuzuordnen und zukünftig auch, durch die Eltern begleitet, in verschiedene Abstufungen unterteilen lernt. Das Maß des Hauens muss ich quasi in die Vielfalt von Situation, Intensität, Deiner Reaktion, der Stimmung als solches, dem Auslöser usw. eingeordnet werden. Eine recht anspruchsvolle Herausforderung für ein Kind. Ausserdem sind die Kinder in diesem Stadium oftmals über ihre eigene Courage überrascht und erschrecken sich quasi über sich selbst. Als Gegenreaktion hat man den Eindruck, suchen sie dann so viel Nähe, als würden sie gerne zurück " in Mamas Bauch" und sich dort wieder ganz klein und geborgen fühlen. Ein Kind mit zehn Monaten, welches sich in seinen Launen und in seinem Verhalten so zeigt, wie Du beschreibst, wird stark gefordert. Unsere Aufgabe als Eltern ist es, die Grenzen aufzuzeigen, diese liebevoll, konsequent mit dem Verständniss für die Irritation des Kindes beizubehalten und vor allem sich niemals persönlich angegriffen zu fühlen- auch wenn man sich schnell getroffen fühlen könnte. Das Urvertrauen wird auf keinen Fall beeinträchtigt- nur weil es da ist, kann sich Dein Sohn Dir so zeigen, wie er es tut. Er weiß um Dich und Deine Liebe und bekommt deshalb mit Dir die große Chance, seine Grenzen auszuloten und die Vielfalt von Gefühlen wahrzunehmen. Ein großes Glück! Habe keine Sorge... das Jugendamt kommt so schnell nicht ;). Schau, dass Du für Dich in dieser doch sehr anstrengenden Phase Dir selbst kinderfreie Erholung ermöglichen kannst. Das tut gut und stärkt für den Alltag :). Liebe Grüße von Katrin


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