Frage im Expertenforum Babypflege an Katrin Simon:

Trptzphase?

Katrin Simon

 Katrin Simon
Kinderkrankenschwester, Pflege- und Heilpädagogin

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Frage: Trptzphase?

Leoniechensmama

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Liebe Katrin , ich brauche ihren Rat ich bin zur Zeit ziemlich ratlos ...Meine Tochter wird im April 4 Jahre alt ist eine aufgeweckte und neugierige Person und auch eigentlich ziemlich pflegeleicht wenn ich das so sagen darf und trotzdem bringt sie mich in letzter Zeit immer mehr an meine Grenzen!! Sie ist so wütend wenn etwas nicht funktioniert direkt auf 200 wenn es nicht nach ihrer Nase geht , ziemlich aggressiv will hauen oder treten oder beißt sich selbst um irgendwie ihre Wut oder ihren ärger raus zu lassen . Ich versuch immer möglichst diplomatische und ruhig auf sie einzureden aber es gelingt mir teilweise nicht ohne sie anzubrüllen sie testet und macht so lange bis ich die Geduld verliere selbst wenn ich ganz Klar und verständlich mir spreche , das zum Beispiel erst das eine Spiel aufgeräumt wird bevor wir was andres spielen dannSchmeisst sie wenn es ihr Grade in den Kopf kommt extra das ganze Spiel auf den Boden oder wir essen am Tisch sie steht auf hampelt rum obwohl sie weiß das wir am Tisch essen das ist absolut nix neues trotzdem reizt sie zur Zeit alles aus bis wir beide wirklich heulen vor Wut oder Traurigkeit... Sie möchte dann anschließend immer getröstet werden klar das mache ich ich kann so ein kleines Kind ja nicht in ihrem Schmerz und in ihrer Trauer alleine lassen aber wie um Himmels Willen finde ich da bloß ein gesundes Mittelmaß mit dem wir beide klar kommen ich weiss manchmal echt nicht wie ich ihr vernünftig bei bringen kann das es völlig in Ordnung ist wenn man sich ärgert oder wütend ist ,das gehört dazu ich bin es ja auch manchmal aber ich bin ihr wahrscheinlich überhaupt kein Vorbild weil ich ja auch brülle wenn ich nicht weiter komme ... könnten Sie mir evtl einen oder mehrere Tipps geben wie ich in diesen angespannten Zeiten angemessen reagiere? Ich mach das meistens so das ich zu ihr sage: Du Kätzchen das wir uns vorhin so gestritten haben war nicht schön und ich entschuldige mich bei dir ,das ich dich angeschrien habe und nehme sie dann in den Arm aber irgendwie kommen wir trotzdem nicht weiter ... Zudem bin ich Grade in der 10 ssw und mein Nervenkostüm ist Grad nicht so das beste durch die hormonelle Umstellung merke ich einfach das mir manchmal die Geduld fehlt ... PS: sie ist so ziemlich ausgeglichen geht super gerne in den Kindergarten hat Freunde und wir gehen Kinderturnen und Schwimmen also Langeweile oder unausgelastet ist sie nicht ich würde eher sagen das es ein normales Altersgemäßes verhalten ist, anderen Mamas geht es mehr oder weniger ähnlich, trotzdem wäre ich Ihnen überaus dankbar für Tips und Anregungen wie ich mich gut und angemessen ihr gegenüber in so Wut Momenten verhalten kann. Ich danke Ihnen vielmals für Ihre Antwort. LG


Katrin Simon

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Liebe Leochiensmama, oh ja, das ist eine herausfordernde und sehr anstrengende, aber zum Glück, "nur" eine Phase. Es ist gut, dass Sie Ihre Grenzen erkennen und diese kommunizieren. Denn es geht Ihnen genau, wie vielen anderen Eltern, die ihr Kind in einem Verhalten erleben, welches sich fremd und nicht beherrschbar zeigt und zumindest so fordernd ist, dass harmonische Einigungen offenbar nicht greifen. Und das löst in der Regel auch die Hilflosigkeit aus: man möchte ruhig und besonnen auf das Kind eingehen und macht dem Kind ein Angebot, aber es kann dieses einfach nicht annehmen; Frust und Wut zeigen sich auch bei den Eltern und das " Erwachsenenverhalten" kippt plötzlich, so dass die Eltern letztendlich unangemessen reagieren, was wiederum Schuld-/ und/oder Versagensgefühle auslöst. Oftmals mit dem Fazit: es hat sich NICHTS geändert. In Phasen wie denen, die Sie beschreiben, ist es wichtig, dass ein Kind Struktur erhält. Also: einen gleichmäßigen Tagesrhythmus, Rituale und tatsächlich auch viele Vorgaben. Das Mitbestimmen der Kinder in Entscheidungen muss genau ausgelotet werden. Viele Kinder sind nämlich überfordert, wenn sie vor die Wahl gestellt werden. Es ist ihnen schlichtweg zu viel.Überall dort, wo Sie erkennen, dass eine Vorgabe gut wäre z.B. Anziehen, Nahrungsaufnahme, Spielauswahl.... geben Sie etwas vor. Diese Vorgaben können kombiniert werden mit den Wochentagen; hier kann der Kindergarten u.U. eine gute Unterstützung zur Umsetzung geben. Z.B. Essen: Montags gibt es Müsli zum Frühstück, Dienstags Toast und Marmelade, Mittwochs Brötchen usw. oder anders. D.h. es gibt für Ihre Tochter klar ein Regelwerk, was sie nachvolllziehen kann- vorausgesetzt, es wird eingehalten. Damit kann eine Diskussion entfallen. Genauso ist es mit Regeln als solches. Wenn das Aufräumen nicht geschieht und das Spiel wird herumgeworfen, so wird es weggelegt und findet keinen Einsatz mehr. Tobt Ihre Tochter und schimpft, dann darf sie die Wut herauslassen- der Trost im Anschluss ist wichtig, dennoch weiterhin mit der Konsequenz, dass das Spiel vorerst nicht bereitsteht. Denn sonst hätte Ihre Tochter gelernt: tobe ich nur doll genug, dann kommt das Spiel wieder zu mir zurück. Dieses Procedere fällt unter das Sprichwort " Wer nicht hören kann, muss fühlen". Was absolut nichts mit Gewalt im körperlichen/ emotionalen Sinne zu tun hat, sondern dem Kind über das Gefühl des Verzichts lernen lässt, dass es einen andere Weg geben kann/ muss. Sie als Mutter geben Ihrem Kind natürlich die Chance zu lernen. D.h. beim nächsten Mal kann ein Spiel gespielt werden und Sie schauen, ob das Aufräumen danach stattfindet; auch durch Impulse begleitet wie: was müssen wir jetzt noch tun? Der Tisch ist noch vollgestellt und wir können nicht essen... was müssen wir tun, damit wir decken können? o.ä. Wenn ein Kind am Tisch beim Essen hampelt, hat es entweder keinen Hunger mehr oder ihm ist langweilig. Sie können Ihrem Kind beim Essen mehr Aufgaben geben z.B. das Brot selbst zubereiten, mit Messer und Gabel essen etc. Also die Anforderungen an die Mahlzeit selbst steigern und damit mehr Selbstbestimmtheit innerhalb der Situation fordern. Oder aber Sie beenden rigeros die Mahlzeit, wenn die Ermahnungen nicht helfen. Damit die Ermahnungen mehr Gewicht bekommen, überlegen Sie, was Ihnen wichtig ist und ermahnen nur dann! Ansonsten kann die Kritik durch Ihr Kind nicht mehr deutlich angenommen werden, weil es wie ein Dauerreden wirkt. Auch kann man z.B. Smileys mit herunterhängendem Mund auf den Tisch legen, wenn die Kritik gesagt wurde. Damit verbildlicht man zusätzlich die Situation z.B. wird bei drei Negativgesichtern der Tisch abgeräumt. Es gibt zwei tolle Bücher von Jesper Jul und Frau Kudnik, die beide sinngemäß über das " Erziehen in Gelassenheit" schreiben. Phantastische sehr realistische Ratgeber, die gut erklären und praktische Tipps mitgeben. Bevor vielleicht aber eine explosive Unruhe von Ihrer Seite entsteht, kann es helfen, wenn Sie sich kurz zurückziehen. Nicht lange und mit der Erklärung: "Mich macht das sehr wütend, dass Du das Spiel auf den Boden geworfen hast." Dieser Ausdruck der eigenen Emotionen hilft Ihrem Kind Sie zu verstehen. Im Rahmen von " gewaltfreier Kommunikation" ( auch als Literatur erhältlich oder sogar in Kursen zu lernen) kann man die eigene Wortwahl präzise und wertschätzend lernen, die das eigentliche treffend beschreibt. Neben dem, dass man sich gezielt ausdrückt, kann ein kurzes Innehalten guttun ( innerlich bis 10 zählen, ein schönes Bild vor Augen holen o.ä.) oder auch einen kleinen Moment vor die Tür gehen oder aus dem Fenster schauen, bis man sich wieder gesammelt hat und angemessen reagieren kann. Dieser Durchbrechung der Situation hilft allen, um wieder neu anzufangen. Jetzt haben Sie viele Impulse. Schauen Sie einmal, was für Sie und Ihre kleine Tochter möglich wäre und Sie in Ihrer Familie umsetzbar finden :)). Bis bald und liebe Grüße von Katrin


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