RosaBlüte
Liebe Katrin, mein Sohn ist nun etwas über sechs Monate alt, er beschäftigt sich toll alleine. Wenn er allein spielt ist er viel agiler und spielt schöner. Doch trotzdem habe ich, wenn ich mal nicht neben ihm sitze und etwas anderes tue, oft ein schlechtes Gewissen. Ich denke so aktiven Kontakt beim Spielen/wickeln/singen etc haben wir ca 3 Stunden am Tag. Ich trage ihn oft mit mir rum, wenn er unruhig ist und ab und an liegt er mal allein auf seiner Decke und spielt. Ist das okay oder ist mein schlechtes Gewissen dann gerechtfertigt? Desweiteren ist mein Sohn schon immer ein schlechter Schläfer gewesen. Er weint oft viel beim Einschlafen. Nachts wacht er alle 1-2 Stunden auf. Er schläft tagsüber nur ein, wenn ich ihn trage. Manchmal, wenn er viel weint und ich sehr müde und ausgelaugt bin, kommt er vor das ich, für den Bruchteil einer Sekunde, genervt bin und verzweifelt, weil er so viel weint beim Einschlafen. Mir tut es dann immer sofort wieder leid, weil ich ja weiß, dass er das nicht mit Absicht macht. Ich schäme mich sehr dafür! Bekommt mein Sohn diese Gefühle mit und kann er das einordnen?? Kann es passieren, dass es etwas an der Bindung zu mir ändert? Das er quasi traurig oder enttäuscht deswegen ist ? Danke für deine Antwort!
Liebe RosaBlüte, bitte befreie Dich von Deinem schlechten Gewissen. Dein Baby fühlt sich gut und ist zufrieden 😊. Es drückt dies sehr deutlich aus, weil es sich so gut allein und intensiv beschäftigen kann. Deine Nähe und Anwesenheit, punktuelle Ansprache und vor allem die verlässlichen Qualtitätszeiten in Spiel und Beschäftigung mehrmals am Tag, erfüllen Dein Kind. Denn- es lernt jeden Tag vieles neu kennen, was den kleinen fordert. Eine gewisse „ Routine“ in einer gewohnten Umgebung und in Ruhe, ohne zu viele neue Eindrücke, schenken einem Kind Sicherheit und die Möglichkeit, dass es sich lernt alleine zu beschäfigen. Und das- habt ihr gemeinsam erreicht 😊. Zu Deinem zweiten Anliegen. Ja, Dein Sohn bekommt diese Gefühle mit, die Du in Dir hast und die zum Ausdruck kommen, weil bei Dir offenbar eine Kraft- und Geduldsgrenze überschritten ist. Diese Gefühle sind authentisch und vor allem- sie sind menschlich und vollkommen in Ordnung. Wichtig ist: dass Du Deine Gefühle selbstverständlich lenken kannst und sie nicht gegen Dein Kind richtest. Wir reden hier von verbalen und/oder körperlichen Übergriffen; die ich nur erwähne! Das, was Dich beschäftigt und was Du spürst, ist Kraft- und Hilflosigkeit. Und genau hier wäre zu schauen, ob Du grundsätzlich! Eine Hilfe bekommen könntest, die Dich entlastet- vielleicht einmal zu Zeiten tagsüber, wo Du eine Pause machen kannst, etwas für Dich ganz alleine tun könntest… Babysitter wie Freunde, Omas oder Studentinnen/ angehende Erzieherinnen/Kinderkrankenschwestern etc. könnten Dir hier ggf. helfen. Vielleicht helfen Tagespausen- und entlastungen bereits, dass eine abendliche Forderung besser ausgehalten werden kann. Habt ihr schon an der Einschlafsituation „ gearbeitet“? Ggf. mit Kinesiologie, Homöopathie, Aromaölen o.ä.? Berichte gerne darüber. Eure Bindung bleibt und ist gut, auch wenn Du Deinem Kind hier und da deine Grenzen zeigst. Eine Irritation Deines Kindes entsteht dann, wenn Du die Situation unaufgelöst lassen würdest- also Deinem Kind keine Entschuldigung aussprechen würdest oder es ohne Trost und Geborgenheit z.B. ins Bett legen würdest. Wenn Du Dich mit Bindung befassen möchtest, dann lies einmal das wirklich gute Buch von Prof. Brisch „ Safe“. Es gibt viele gute Impulse 😊. Und- wenn das Einschlafen weiterhin eine hohe Belastung ist, dann sucht Euch bitte vor Ort Unterstützung. Bis bald und liebe Grüße von Katrin