Frage im Expertenforum Babypflege an Katrin Simon:

Probleme über Probleme...

Katrin Simon

 Katrin Simon
Kinderkrankenschwester, Pflege- und Heilpädagogin

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Frage: Probleme über Probleme...

misssilence

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Liebe Kathrin, Ich schätze deinen Rat hier sehr. Deine Tipps sind immer kindgerecht und so bedürfnisorientiert, wie ich es mir wünsche, daher wende ich mich mit unseren vielerlei Problemen an dich. Die Hilfe hier vor Ort konnte nichts bewirken (Schlafberatung, Arzt, Hebamme,...). Vorweg: unsere Tochter ist 12,5 Monate alt. Erstes Thema: Essen Unsere Tochter hat Brei verschmäht und bekommt seit sie sieben Monate alt ist Familienkost. Sie hat sich aber in all der Zeit höchstens sieben Tage daran sattgegessen. Sie isst sehr unzuverlässig. Sowohl in der Menge, als auch in der Art, der Lebensmittel, die sie zu sich nimmt. Immer gehen eigentlich nur Nudeln mit Bolognese oder Tomatensoße. Wir kochen selbst. Sie wird noch nach Bedarf gestillt. Wie sollen wir da vorgehen? Sie bekommt alles angeboten, aber wenn sie nichts isst, soll ich es dabei belassen oder ihr neue Dinge geben, die sie essen kann, obwohl das nicht unserer Mahlzeit entspricht? Da es außer den Nudeln nichts gibt, das sie wirklich immer isst, bedeutet dies allerdings, dass ich zum Teil vier verschiedene Dinge anbieten muss, ehe sie vielleicht etwas zu sich nimmt. Ich kann ihr schlecht fünfmal am Tag Bolognese geben. Die Essenssituation stresst mich daher enorm. Zweites Thema: schlafen. Unsere Tochter ist eine grauenhafte Schläferin. Sie litt die ersten sieben Monate unter Regulationsstörung und schrie exzessiv, zwischen zwei und sechs Stunden täglich. Sie schlief daher von Anfang an bei uns im Familienbett, da sie die Nähe unbedingt braucht. Sie wurde auch viel getragen. Sie schläft weder im Kinderwagen, Auto noch in der Trage wirklich ein. Seit Monaten ist es so, dass sie nachts zwischen fünf und zwanzig Mal Hilfe zum Weiterschlafen benötigt. Das bedeutet: Brust. Sie nahm nie einen Schnuller und Flasche nur die ersten Monate an (mit abgepumpter Muttermilch). Auch kein Schmusetuch oder Kuscheltier. Das ist sehr belastend. Dazu kommt, dass sie nicht alleine schlafen kann. Ist sie eingeschlafen, müssen mein Mann oder ich bei ihr liegen bleiben. Selbst wenn sie im Tiefschlaf ist, können wir uns nicht rausschleichen - ehe wir an der Tür sind, ist sie bereits weinend wach. Auch das belastet uns sehr. Und dann das Einschlafen. Es gab immer wieder sehr und viel kurze Phasen, da ist sie relativ zuverlässig und recht ruhig beim stillen eingeschlafen. Oder wenn mein Mann sie trägt. Das ist nun auch wieder lange vorbei. Tagsüber kommen wir mit weinen und stillen zumindest in 20 Minuten zum Schlafen - durchschnittlich - abends dauert es zwei Stunden. In dieser Zeit schläft sie ein, nur um fünf Minuten später brüllend wach zu werden. Und das wiederholt sich in den zwei Stunden mehrfach. Sie kämpft richtig. Sie wehrt sich, haut um sich, turnt an der Brust und weint. Steht im Bett auf etc. Wir versuchen ihr alle Nähe zu geben, die sie braucht. Aber es wird nicht besser. Ich wäre froh, wenn sich eines dieser Schlafprobleme bessern würde. Es müssen nicht alle drei sein. Mein Umfeld sagt: abstillen oder ins eigene Zimmer. Aber wenn ich sie nur in ihr Bett lege, weint sie und turnt. Weinen lassen ist keine Option. Wir haben auch schon versucht, sie einfach ihr Ding machen zu lassen, um zu sehen, ob sie von alleine einschläft. Aber keine Chance. Je müder, desto mehr weint sie. Und sie sich in den Schlaf weinen lassen, selbst bei uns im Arm (woraus sie sich windet, und bei ihren 10 kg ist das nicht mehr einfach, sie fest zu halten), ist für uns keine Option. Zumal sie dich, wie gesagt, nur mit Gewalt im Arm halten lässt. Ich habe zudem auch das Gefühl, als würde abstillen das Problem nicht lösen. Wie soll sie ihr Saugbedürfnis sonst befriedigen? Wie soll sie satt werden? Und eigentlich wollte ich immer gerne sich das zweite Lebensjahr stillen, wenn auch nicht in diesem Ausmaß. Nur kuscheln oder tragen wird nicht angenommen. Sie ist keine Kuschlerin, wie gesagt, sie wehrt sich richtig dagegen. Wir haben von Anfang an ein kleines Abendritual, das kürzlich um das Zähneputzen und ein kleines Buch erweitert wurde. Unser Tagesablauf ist nicht allzu strukturiert, zumindest, was Uhrzeiten betrifft. Unsere Tochter hat keine festen Schlafenszeiten. Tagsüber schläft sie, wenn sie müde ist. Aber das war von alleine, ohne unser zutun, immer eine Zeit lang irgendwie rhythmisiert, aber seit etwa einer Woche vor ihrem ersten Geburtstag ist da der Wurm drin. Wir versuchen, sie bevor sie richtig müde wird, zum Schlafen zu bringen. Es hilft nicht. Wir versuchen, es erst bei eindeutigen Zeichen zu machen - hilft auch nicht. Ich weiß, das sich der Schlaf immer wieder umstellt. Wir haben das Gefühl, als würde aus ihren zwei Tagschläfchen gerade einer werden - aber das ändert nichts an den anderen Problemen, die wir seit Monaten (Weihnachten) haben. Wir begleiten sie gerne in den Schlaf. Sie hatte erst schlimm Fieber als impfreaktion, und da ist sie einfach bei uns im Arm eingeschlafen. Obwohl wir sie nicht ablegen konnten, war das völlig okay für uns, da es keinen Kampf gab. Das muss doch auch im gesunden Zustand möglich sein?! Hast du eine Idee, wo wir ansetzen können? Danke und entschuldige für den irren langen Text. Viele Grüße Mmesilence


Katrin Simon

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Liebe Missilence Vielen Dank für dein Vertrauen und die Darstellung eurer herausfordernden Situation. Zu aller erst und das als wirklich wichtigsten Punkt möchte ich dir sagen: DU hast KEINE Schuld an dieser Situation!!! Dieser Aspekt ist der wirklich wichtigste, um dich frei zu machen von Schuld oder der Verantwortung für das Verhalten und die Bedürfnisse eurer kleinen Maus. Ich sehe eine sehr große Ressource in eurer Situation: nämlich die, dass deine Wochenbettdepression erkannt wurde und sie behandelt wird! Du erhälst Hilfe. Diese wirklich wichtige Basis und deine Krankschreibung, die dir Raum gibt, um für dich zu sorgen, sind der Ausgangspunkt für eine familiäre Unterstützung. Zudem sehe und lese ich, dass dein Mann und du als Team gut harmoniert und ihr beide die gleiche Auffassung von der Begleitung eurer Tochter habt ?! Und! Eurer Tochter zeigt sich! Sie gibt euch Zeichen und Signale, die ihr erkennt und wahrnehmt, um mit ihnen zu arbeiten und euch alle zusammen auf einen guten Weg zu bringen. Jedes System, also auch das der kleinen Familie, hat seine Struktur :). Wird das System gestört oder verändert, beginnt sich dieses Struktur zu bewegen- hier und da stärker, manchmal beruhigt sich alles wieder, manchmal braucht es länger, um sich zu beruhigen und an anderen Stellen wiederum hört das gestörte System nicht auf, Wellen zu schlagen und herauszufordern- vielleicht "verheddert" es sich auch. Das ganze System kann man sich gut an dem Bild eines Mobilees vorstellen, welches ordentlich Schwung bekommen hat. Wie entzerrt man nun den Knoten in den Fäden des Mobilees?! In der Regel geht man behutsam vor, macht sich vllt. einen Plan und versucht langsam die Fäden zu entknoten... Es braucht Zeit und der Anfang ist nicht immer gleich gefunden. Damit möchte ich sagen, dass ich denke, dass euer Familiensystem durch die vielen Beeinflussungen von außen ( Corona, Leistungsdruck), die Erkrankung und seine Behandlung, die generelle Umstellung im Leben mit einem Kind, dazu beigetragen hat, dass eure Strukturen durcheinandergeraten und miteinander verwoben sind. Eins bedingt sich mit dem anderen. Aus meiner Perspektive rate ich euch zu einer begleitenden Hilfe zu Hause :). Und zwar nicht theoretisch und punktuell, sondern kontinuierlich und in eurem Umfeld. Ich denke z.B. an eine Fachkraft der frühen Hilfen, die zu Euch kommt. Bitte gib das Stichwort " Frühe Hilfen" in eurer Stadt einmal ein... Ansonsten unterstütze ich gerne! Es ist eine ausgebildete Familienhebamme oder Kinderkrankenschwester, die in Absprache mit euch, eurer Themen anschaut und ein entsprechendes Unterstützungsnetzwerk mobilisieren kann... Ich arbeite viel in Familien mit ihren Kindern und weiß :), dass die Situationen daheim immer! anders sind, als extern. Echt und authentisch ist es im häuslichen Umfeld. Eine außenstehende Person erhält Einblick in euer Familiensystem und kann u.U. schon ganz bald, einen Ansatz zum " Entwirren des Knotens" erkennen und auch Handlungsoptionen aufzeigen. Ich gebe dir diese Info erst einmal mit. Vielleicht magst du zunächst recherchieren... Komm gerne wieder auf mich zu! Ich grüße dich ganz lieb, bis bald, Katrin


misssilence

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Achja, bei der Ostheopathin waren wir (natürlich...) auch. Das erste Mal mit acht Wochen und nun mit acht Monaten erneut. Sie hat beim ersten Mal nichts gefunden, beim zweiten Mal eine winzige Verspannung im Schädelbereich - direkt auf dem Kopf bei der großen Fontanelle - festgestellt, die nun behandelt wird. Ich habe durch die beladtende Situation am Anfang (schreien, keine Hilfe, Home Office seit dem Mutterschutz...) eine Wochenbettdepression entwickelt, die seit Mitte Juni erkannt ist und behandelt wird. Ich bin seitdem auch krankgeschrieben und arbeite nicht mehr. Nicht wenige sagen, daran liegen unsere Probleme. Kann ich Schuld sein, an dieser Situation? Wie kommen wir da raus?


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