Genzora
Hallo Frau Simon ,unser Kleinkind 18 Monate kann sich einfach nicht still halten. Sie muss immer in Bewegung sein also sie hat wirklich einen sehr hohen Bewegungsdrang, stillhalten zum Anziehen oder im Hochstuhl oder im Kinderwagen gleich 0, da wird auch dann gleich gemeckert.Letztens als wir einkaufen waren, wollte sie auch sofort aus dem Dreirad raus und wollte im Geschäft rumlaufen und die ganzen Kleidungsstücke anfassen, also immer nur kurz und dann gleich zum nächsten Kleidungsstück und wieder anfassen, und andere Kinder bleiben wirklich schön im Kinderwagen / Dreirad sitzen und schauen nur rum.Dazu kommt das sie einen ziemlichen starken Sturrkopf / Willen hat. Selbst wenn wir ihr nach dem Essen nur den Mund abputzen wird sofort gemeckert / beschwert. Sie ist auch des öfteren so unzufrieden und hat wirklich derzeit oft schlechte Laune und ist nur am quengeln und beschweren bei jeder Kleinigkeit.Sie kann sich auch nicht selber beschäftigen und braucht ständig Aufmerksamkeit zum Beispiel wenn wir was kochen dann sagt sie die ganze Zeit "Mama" da können wir es noch so oft erklären was wir machen aber sie hört nicht auf, auch auf den Lernturm sie zu stellen hilft dann leider nichts. Beim essen das selbe im Hochstuhl sie kann sich nicht lange stillhalten und hört dann auf zu essen und isst auch nichts mehr weil sie runter möchte, dass heisst wir stellen ihr das Teller auf den Lernturm sodass sie immer ran kann unterm laufen und sich dann selber was holen kann oder sie läuft rum und kommt dann kurz her für einen Löffel. Das Zähne putzen zum Beispiel ist auch eine Qual weil sie sich ganz stark dagegen wehrt und den Mund kein bisschen aufmacht. Haben Sie hier generell Tipps im Umgang mit so einem Verhalten? oder ähnliche bekannte Fälle? Ich mache mir ziemliche Sorgen wegen dem Verhalten vor der Zukunft und auch wegen ADHS oder Autismus.. Vielen Dank im Voraus.
Liebe Genzora Ihr Kind zeigt ein Verhalten, welches ich aus meiner Praxis schon oft beschrieben bekommen habe. Ein konkretes Warnzeichen für eine Entwicklungsstörung wird von Experten i.d.R. bis zum 2. Lebensjahr beobachtet, um jedem Kind seinen Entwicklungsspielraum zu lassen. Manchmal verändern sich Verhaltensweisen dann doch durch den neuen Entwicklungsschub, den Krippeneintritt o.a. Situationen. Verändern sie sich nicht und das kindliche Verhalten löst im gesamten Familiensystem eine Unruhe und Überforderung aus bzw. das Kind zeigt eigene Unzufriedenheit oder Kompensationsanzeichen, weil ihm die Regulationsfähigkeiten fehlen, braucht die Familie Hilfe. Hier ist der Kinderarzt sehr wichtig. Er kann selbst eine Einschätzung vornehmen oder er verweist weiter an ein Fachteam im Sozialpädiatrischem Zentrum. Hier können Experten ( Kinderarzt, Ergotherapeutin, Heilpädagogin usw.) aufgrund von Beobachtung und der Geschichte, die Sie berichten, die Entwicklung einschätzen. Weiterhin kann bei Bedarf geschaut werden, welche gezielte Unterstützung Sinn macht.z.B. Hausfrühförderung o.ä. Ich kann leider aus der Ferne nur eine Ahnung aussprechen:). Sie beschreiben Ihre Tochter als sehr lebhaft und willensstark. Ich denke, dass ist sie.:). Ich nenne es noch intrinsische Neugierde und Begeisterungsfähigkeit in Bewegung die Welt zu entdecken. Ihre Tochter scheint eine intensive Wahrnehmung zu brauchen. Sie verknüpft alle Sinne mit Bewegungsanteilen. Dies ist, gerade, auch in Bezug auf die Sprachentwicklung, ein sehr wichtiges Vorgehen. Die kurzen Sequenzen des Innehaltens und der ununterbrochenen Aktivität müssten in der Qualität angeschaut werden und ob dies Auswirkungen auf das kindliche altersgemäße Handeln hat. Manchmal erscheint es uns als Erwachsenen auch 'nur' zu viel, weil wir andere Vorstellungen haben/ ein anderes Ideal oder eben keine kreative Lösung zur Hand, um dem Kind ein Angebot zu machen, wie es in seiner Energie umgelenkt werden kann. Kinder, die sehr sehr aktiv sind brauchen i.d.R. Struktur als Orientierung und Grenzen, sowie eine Portion Gelassenheit der Eltern. Gerne möchte ich Ihnen das Buch : 'Erziehen mit Gelassenheit' ans Herz legen und ebenso die Grundideen von Montessori. Ich vermute, dass Ihr Kind sich immer wieder Herausforderungen sucht, weil es sich mutig und stark fühlt, um diese zu bestehen. Beteiligen Sie Ihr Kind so viel es geht an den normalen Alltagsaktivitäten im Haushalt. Das Rufen von MamaMama kann übersetzt heißen: " Ich bin hier. Sieh mich und lass es mich tun und hilf mir dabei, es zu lernen." Weiterhin sollten Sie sich in der Familie klar sein, welche Regeln, für Sie alle wichtig Sind und die Sie als Eltern konform vertreten z.B. beim Essen. Das Essen im Laufen ist sowieso sehr gefährlich aufgrund von Verschluckungsgefahr. Das Essen am Tisch braucht u.U. eine neue Lernaufgabe oder ein konzentriertes Zeitfenster. Spielt Ihr Kind, wird das Essen weggestellt. Ihr Kind ist satt. Schauen Sie daher auch einmal auf die Mahlzeiten am Tag.Snacks können den Hunger gering werden lassen. Stellen Sie versuchsweise die Snacks ein und bieten zwischendurch Wasser an. Vielleicht isst Ihr Kind zu den Hauptmahlzeiten dann besser... Schauen und fühlen Sie einmal nach, wie sich meine Ideen für Sie anwendbar zeigen. Wenn Sie Fragen haben, melden Sie sich bitte. Bis bald und viele Grüße von Katrin Simon