cw23
Sehr geehrte Frau Simon, ich bin sehr besorgt. Wir sind derzeit mit unserem 3 Monate alten Sohn in krankengymnastischer Behandlung wegen einer Abflachung des Hinterkopfes. Gestern war die erste Behandlung und ich bin so verunsichert, wie ich unseren Sohn nun überhaupt noch schlafen legen kann, ohne ihm/seinem Hinterkopf weiter zu schaden. Ich mache mir wirklich große Vorwürfe, dass ich hier wohl scheinbar nicht genug dagegen getan habe. Nun war es so, dass uns, neben Bewegungsübungen usw., der Tipp gegeben worden ist, unseren Sohn am Tage vielleicht mal auf dem Bauch schlafen zu lassen..das habe ich probiert und er ist tatsächlich so im Laufstall eingeschlafen. Ich fühlte mich aber absolut nicht wohl dabei ihn so schlafen zu lassen, also habe ich ihn seitlich gelegt, ihm ein Kissen in den Rücken und vor den Bauch gelegt, dass er eigentlich nicht umkippen kann. Beide Kissen nur auf Höhe des Rückens und des Bauches, sodass diese nicht irgendwie vor das Gesicht rutschen können. Des Weiteren habe ich das Babyphone aufgestellt. Als er schlief, habe ich mich um unser zweites Kind gekümmert. Nach ca. 45-60 Minuten habe ich nach dem Kleinen gesehen und er lag auf dem Bauch, den Kopf schräg, seitlich liegend. Er lag flach zwischen den Kissen, die aber nicht in der Nähe seines Kopfes waren. Ich habe einen riesen großen Schrecken bekommen und habe den Kleinen sofort hochgenommen. Er hat sofort geschrien, eine Blaufärbung der Haut war nicht zu erkennen. Sein Gesicht war eher rötlich. Ich habe ihm direkt eine Flasche zubereitet, die er vollständig auf getrunken hat. Im Anschluss hat er gelacht und er verhielt sich wie immer. Ich habe dann festgestellt, dass ich das Empfangsteil des Babyphones nicht angeschaltet hatte und somit nichts hören konnte. Ich mache mir wirklich richtig schlimme Vorwürfe. Ich stehe immer noch sehr unter Schock und weiß definitiv, dass ich ihn so nicht mehr lagern werde. Ich habe solche Angst, dass er durch das Umkippen von der Seitenlage in die Bauchlage einen Sauerstoffmangel erlitten hat und dadurch einen Hirnschaden davongetragen hat. Er ist in der Bauchlage leider wirklich noch nicht mobil, sodass ich mich auch darum sorge, ob er, bevor er den Kopf so halb seitlich gelegt hat, zu lange mit dem Kopf in der Matratze des Laufstalls lag. Wie ist Ihre Einschätzung zu der Situation? Meinen Sie, dass er einen Sauerstoffmangel erlitten hat? Wie hätte ich das erkannt/erkenne ich das? Kann es sein, dass er, trotz, dass er sofort geschrien hat, als ich ihn hochgenommen habe, ohnmächtig war und nur durch den Schreck wach geworden ist? Sollte ich im Krankenhaus eine Untersuchung veranlassen? Mein Mann versucht mich seitdem zu beruhigen, da es dem Kleinen gut geht, aber mich lassen die Gedanken nicht los. Ich weiß definitiv, dass ich unseren Sohn nie wieder so lagern werde. Ich war durch die ganzen Aussagen zu dem abgeflachten Kopf so verunsichert und beunruhigt, dass ich einfach dachte, dass ich ihn dann wohl so lagern muss, damit das alles mit seinem Hinterkopf nicht noch schlimmer wird und so ja nichts passieren kann. Das war aber deutlich zu kurz gedacht. Ich werde mein Kind nie wieder so einer Gefahr aussetzen und dann noch wegen einer rein optischen Sache. Das ist mir nun mehr als bewusst. Ich bin unfassbar enttäuscht von mir, dass ich so gehandelt habe und das alles nicht bedacht habe. Mit freundlichen Grüßen
Liebe CW Ich lese aus Ihren Zeilen viele Gefühle; Ihren Schreck, Ihre Sorge und vor allem Ihren Scham.... Und ich möchte Sie beruhigen! Sie haben aus gutem Grund Ihr Baby so gelagert, wie Sie es zum einen empfohlen bekommen haben und zum anderen haben Sie bewusst und reflektiert die Lagerung so vorgenommen, wie Sie sie durchgeführt haben. Ihr Baby hatte einen erhitzen Kopf, als Sie es aufgenommen haben. Es war gut ansprechbar, reagierte prompt auf das Milchangebot, hat gut getrunken und scheint keine Einschränkungen zu zeigen! Diese sehr eindeutigen Zeichen sagen aus, dass Ihr Kind nicht ohnmächtig war und auch keinen Sauerstoffmangel hatte! Einen eklatanten Sauerstoffmangel und eine damit verbundene ( Spät-)Gefährdung hätten Sie anhand der Blaufärbung im Gesicht und ggf. Fingernägel, Schlappsein, verzögerte oder keine Ansprache usw. SOFORT erkannt. Ihr Baby wäre eindeutig verändert! Sie haben eine Situation erlebt, die aufzeigt, wie schnell sich eine zunächst vermeintlich "sichere" Umgebung, sehr schnell in eine gefährdende Umgebung verändern kann und handhaben, wie Sie bereits geschrieben haben, die Schlafsituation zukünftig anders ( ohne Kissenlagerung). Ihr Baby darf unter Aufsicht und therapeutischer Empfehlung bäuchlings schlafen. Lassen Sie die Kissen weg und schauen Sie ganz regelmäßig nach Ihrem Schatz. Das Babyphone ist leider ungeeignet, um einen Atemstillstand o.ä. wiederzugeben. Der überprüfende Blick durch Sie als Eltern ist daher unumgänglich :). Wenn Ihr Baby sich regelrecht verhält und weiterhin gut trinkt, haben Sie bitte keine Sorge. Ich weiß, der Schreck sitzt tief! Besprechen Sie Ihre Sorge zur Bauchlage auch mit dem Therapeuten. Hier können Sie über mögliche andere Hilfsmittel z.B.spezielle Lagerungskissen für die Kopfform, sprechen... Ich wünsche Ihnen, dass sich der Schreckmoment bald ablöst! Herzliche Grüße von Katrin
cw23
Guten Morgen Frau Simon, ich danke Ihnen vielmals, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mir so ausführlich zu antworten. Wenn ich an die Situation zurückdenke, wird mir immer noch ganz übel. Ich hab/hatte solche Angst um den kleinen Mann. Dennoch haben Sie mir mit Ihren Ausführungen sehr geholfen. Vielen Dank! Ich wünsche Ihnen ein schönes 3. Adventswochenende.