Frage im Expertenforum Babypflege an Katrin Simon:

Berührungen

Katrin Simon

 Katrin Simon
Kinderkrankenschwester, Pflege- und Heilpädagogin

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Frage: Berührungen

sunny160

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Liebe Frau Simon, erstmal wünsche ich Ihnen ein frohes neues Jahr. Meine Tochter ist 2 Monate alt und möchte nicht am Bauch und an den Armen berührt werden. Zumindest habe ich diesen Eindruck. Wenn sie zb nach dem Baden nackt vor mir liegt und ich sie noch massieren möchte oder ich ihr einfach den Bauch streicheln Möchte, fängt sie sofort an sich zu winden. Lasse ich los liegt sie wieder ganz ruhig dort. Fange ich wieder an windet sie sich. Gibt es Kinder die nicht berührt werden möchten? Auch eine Bauchmassage bei Bauchschmerzen mag sie überhaupt nicht. An den Beinen kann ich sie anfassen. Mit Kleidung geht es auch etwas besser. Mich macht das sehr traurig das mein Kind anscheinen nicht von mir berühret werden möchte. Ist das normal? Vielen Dank! Sunny


Katrin Simon

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Liebe Sunny Vielen Dank :). Ich wünsche Ihnen auch ein gutes und glückliches Jahr 2021! Sie berichten von Ihrer kleinen Tochter, die sich nicht oder nur sehr ungerne am Bauch und an den Armen berühren lässt. Sie haben die feinen Signale Ihrer Tochter ganz sensibel beobachtet und es ist gut, dass Sie auch dem Grund nachgehen möchten. Denn- diese Signale sind die Sprache Ihres Babys und deuten darauf hin, dass es etwas zu erzählen gibt, was Ihre Tochter erlebt hat. Eine Anspannung, ein Erlebnis o.ä. Ihre Tochter ist noch ganz jung und es liegt daher nahe, dass das Erlebnis bereits intrauterin, während/nach der Geburt erlebt wurde ( zB.durch Stress, operative Unterstützung, Sectio) oder in der Phase des Bondings. Ihr Baby möchte ganz sicher und wollend von Ihnen berührt werden! Aber es spürt etwas bei der Berührung, was ihm eine Erfahrung aufzeigt, die offenbar unangehem war und es möchte sie nun vermeiden oder ablegen! Bei Bauchschmerzen sind viele Kinder sehr abwehrend gegen Massage. Berührungsempfindlichkeit zeigt ganz eindeutig dass die Schmerzen sehr groß sind und jeglicher Kontakt mit der Haut, bereits einen Reiz auslöst, der das Schmerzempfinden noch verstärkt. Selbst zarteste Streichelberührungen können schon zu viel sein. Fr. Dr. Reich hat sich mit der Berührungsempfindsamkeit bei Säuglingen befasst und die Methode der Schmetterlingsmassage entwickelt. Anbei erhalten Sie die Anleitung. Im Netz finden Sie div. Videoaufzeichnungen. Verwenden Sie zur unterstützenden Harmonisierung Rosenöl (Weleda). Zunächst an Körperstellen z.B. Füßchen, wo Ihre Massage gut angenommen wird. Ihr Baby wendet sich nicht gegen Sie :)! Es sucht und braucht Ihre liebevolle Unterstützung, genau so, wie Sie sie bereits begonnen haben. Die Schmetterlingsmassage ist sozusagen eine Form von Gesprächstherapie mit jemandem, der noch nicht spricht. «Neugeborene haben bereits viel erlebt», sagt Eva Reich. Mit schmetterlingsleichten Berührungen versucht sie, ein verkrampftes Baby wieder zu harmonisieren und zu beruhigen. Eine schöne Vorstellung. Die Schmetterlingsmassage wurde vor 60 Jahren von der amerikanischen Ärztin Eva Reich entwickelt. Diese ging davon aus, dass sich jede psychische Belastung in einer körperlichen Anspannung äussert. Dank minimaler Berührungen kann das Baby diese Spannungen abgeben. Einfache Grundtechnik Die Grundtechnik der Schmetterlingsmassage ist einfach. Die massierende Person sucht eine Körperstelle, wo das Kind Berührungen mag, und beginnt dort. Die eigentliche Massage besteht aus drei Teilen. Zuerst ein weiches Streichen mit viel Kontaktfläche der Hände, so, als ob man den Babykörper mit Schmetterlingsflügeln einhüllte. Das geht übrigens auch über einem Body. Es folgt ein leichtes Schütteln der Muskeln, als würde man einen Pudding zum Wackeln bringen. Zuletzt ein zartes Kreisen, als malte man mit einem Pinsel dicke Tupfer. Der Name «Schmetterlingsmassage» besagt, dass alle Bewegungen so sanft wie möglich gemacht werden. Mit dieser minimalen Stimulation soll der Lebensfluss angeregt werden. Die Schmetterlingsmassage verlangt keine anatomischen Grundkenntnisse. Sie geht vom Gedanken eines einzigen, grossen Stroms an Lebensenergie aus, die den Körper durchfliesst. Jede Bewegung drei Mal hintereinander Das Tempo ist gemächlich, bei jedem Reiz wartet man die Reaktion ab. Jede Bewegung wird drei Mal hintereinander gemacht, damit die Massage etwas Rhythmisches und Gleichförmiges erhält. Alle Bewegungen verlaufen vom Kopf zu den Füssen und von der Mitte des Körpers nach aussen. Wird das Kind unruhig, hört man auf,auch wenn noch nicht alle drei Teile abgeschlossen wurden. Die Erfahrungen von Psychologin Daniella Nosetti-Bürgi zeigen, dass die Massage gerade für Mütter ein Trost sein kann, wenn das Neugeborene noch viel und lange schreit. Sich ihm in Momenten zuzuwenden, in denen es wach und zufrieden ist, sind Gelegenheiten, das Kleine richtig zu geniessen. Und Energie, für anstrengendere Phasen zu tanken. Es gibt allerdings auch Kinder, die schreien, wenn Mutter oder Vater sie massieren wollen. Die Psychologin rät zu etwas Geduld. Eltern sollen es immer wieder versuchen, weil «fast alle Kinder in Phasen hineinwachsen, in denen sie Berührung lieben». Und Thomas Harms meint: «Wir raten diesen Eltern, ihr Kind, so oft als ihnen möglich ist, am Körper zu tragen. Es gibt unzählige Arten, über den eigenen Körper Lebensenergie zu schenken und zu tanken.» Auch wenn ein Baby nicht schreit, ist diese Massage geeignet :). Beginnen Sie die Massage anfänglich über dem Body, so wird die Haut weniger Reizen ausgesetzt. Berichten Sie gerne, wie es Ihnen beiden miteinander geht. Bis bald und liebe Grüße von Katrin


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