Frage im Expertenforum Babypflege an Katrin Simon:

ausreichend gute Mutter

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Frage: ausreichend gute Mutter

pacificocean

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Liebe Katrin, ich lese oft hier mit und schätze deine kompetente und wertschätzende Art dich mit den Fragen auseinanderzusetzen und individuell darauf einzugehen. Respekt für dieses Engagement! Nun habe auch ich eine Frage, die mich schon länger beschäftigt: Was ist eine ausreichend gute Mutter? Irgendwie stößt man ja heutzutage an jeder Ecke auf all die Dramen, die passieren, wenn ich diese und jene Fehler im Umgang mit meinem Kind mache. Blöderweise kann ich mich davon nicht wirklich frei machen. Mein Sohn ist jetzt fast 2 Jahre und 3 Monate alt. Wir stillen, er schläft im Familienbett und ich bemühe mich so gut es geht stets liebevoll mit ihm umzugehen. Doch auch bei mir gibt es Tage an denen ich mal laut oder ungerecht werde (ein Verhalten was ich bei anderen Personen meinem Sohn ggü. nicht dulden würde) Auch wenn diese Tage wirklich selten sind. Natürlich entschuldige ich mich dann. Ja, ich hatte auch schon mal eine Woche am Stück in der es mir an Einfühlungsvermögen fehlte und ich oft genervt war (da war er 1,5 Jahre). Doch noch viel öfter gibt es die Tage der "kleinen" Fehler. Dann, wenn ich mich nicht zuerst mit dem Erleben meines Sohnes verbinde, bevor ich von meinem Anliegen spreche. Dann, wenn mein "Komm jetzt bitte " ungeduldig klingt. Dann wenn ich ihm auf einem Weg nicht noch seine "Entdeckerzeit" einräumen kann, sondern drängel... Dann, wenn ich sein Bedürfnis zu stillen doch mal abgelehnt habe, weil ich es in dem Moment einfach nicht wollte und er dann verzweifelt schien (er war da schon 2 Jahre). Dann, wenn ich auch oft im Spiel nicht ganz präsent bei ihm bin/war, da mir anderes durch den Kopf geht. Dann, wenn ich nicht gleich auf ihn eingehen kann, weil ich z.B. das Frühstück bereite. Dann, wenn ich eine Untersuchung beim Arzt zulasse, obwohl er es nicht möchte und wirklich sehr weint und ich doch damit sein Vertrauen in mich enttäusche. Dann, wenn ich meinen Grund mal etwas energischer sage, wenn er frustriert auf ein "Nein" reagiert anstatt einfach weiter absolut freundlich zu bleiben. Irgendeiner dieser "Fehler" passiert eigentlich immer. Oft denke ich, dass ich damit wohl einfach eine ganz "normale" Mutter bin, doch manchmal kommen Zweifel und ich befürchte zu viel falsch zu machen. Da ich noch mit ihm zuhause bin und das auch sehr gern, weiß ich natürlich um meinen prägenden Einfluss auf ihn. Zählt all das dennoch zu einer ausreichend guten Mutter, bei sonst vorhandener liebevoller Zuwendung? Die Fragen beschäftigen mich v.a. vor dem Hintergrund, dass mein Sohn auch eher sensibel ist und auch im Kontakt mit anderen eher defensiv agiert (Selbstwert?). Zuhause kann er jedoch sehr deutlich machen, wenn ihm etwas nicht gefällt. Bin auch für (beruhigende) Erfahrungen anderer Forenuser dankbar! Beste Grüße


Katrin Simon

Katrin Simon

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Liebe pacificblue Dein Sohn hat eine tolle Mutter!!! Nämlich Dich! Du reflektierst Dich und gleichzeitig bist Du so nah an Deinem Sohn, dass allein schon Deine innige Empathie ganz deutlich zeigt, dass Du erkennst, was vermeintlich "falsch" sein könnte bzw. Du für Dich besser machen wollen würdest.... Das, was Du Deinem Sohn an dieser Stelle aber schenkst, bist Du! und zwar so, wie Du bist und dies stellvertretend für alle Menschen im (zukünftigen) Umfeld Deines Sohnes. Ein Mensch kann also mal drängeln, ungeduldig sein, Nein sagen, nicht so aufmerksam- wie man es sich wünscht usw.. Das, was Dein Sohn ausserdem erlebt und was für eine intensive und sehr innige Bindung erheblich ist: er spürt immer wieder, dass er bedingungslos geliebt wird und Du auf ihn zugehst. D.h. für Deinen Sohn : wenn also jemand nicht, so wie für ihn erwartet, auf die Bedürfnisse eingeht, entsteht nicht unmittelbare essentielle Angst, sondern ein Gedulds- und Lernprozess, dass die Beziehung weiter bestehen bleibt. Das alles ist eine großartige Chance wirklich authentisch lernen zu dürfen. Du sprachst die Hauptprägung durch Dich an und ob sie Deinen Sohn quasi auch negativ beeinflussen kann. Das könnte sie natürlich- wäre kein Interesse da oder keine Empathie, Gewalt usw.. Die Beispiele, die Du nanntest, gehören keinesfalls! in eine negative Prägung! Jede Krippenerzieherin würde ebenfalls und ggf. sogar noch öfter die Bedürfnisse Deines Kindes nicht erfüllen können und im Umkehrschluss auch "nur" professionell eine Zuwendung schenken können. Die Sensibilität Deines Sohnes nimm zur Kenntnis. Aber mache Dich nicht verantwortlich für diese, sondern schau, ob Du ihm dabei eine Begleitung sein kannst- was Dich wiederum zu seiner Mutter macht, die ihm einfach immer zur Seite steht, wenn er Dich braucht! Schau einmal in die Bücher von Christiane Kutik " Erziehen mit Gelassenheit" / Kösel Verlag. Ganz liebe Grüße und bis bald, Katrin


Anniquita83

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Hallo, als erstes möchte ich dir raten, dir nicht so viel Druck zu machen, alles "richtig" zu machen, denn das funktioniert in keinem Bereich des Lebens zu allen Zeiten. So wie du es schreibst, gehst und gingst du doch sehr auf die Bedürfnisse deines Kindes ein, z.B. auch beim Stillen. In dem Alter haben andere Mütter ja schon lange abgestillt und das Kind ist trotzdem glücklich und zufrieden. Und das mit dem bedürfnisorientierten Aufwachsen ist so eine Sache...klar, man lässt ein Baby nicht schreien und gibt ihm die Nähe, die es braucht; es bekommt Nahrung nach Bedarf etc. Aber es gibt eben auch Punkte, da müssen wir als Erwachsene mal sagen, dass hier nicht das kindliche Bedürfnis bestimmt, sondern die Vernunft, z.B. bei den von dir beschriebenen Arztbesuchen. Klar mag es kein Kind, dort untersucht oder mit der Spritze gepiekst zu werden, aber wir wissen halt, wozu es gut ist und müssen uns dann den Kindern insofern zuwenden, als dass wir da sind, sie trösten etc. Allerdings zerstören wir nicht ihr Vertrauen in uns dadurch, dass wir sie z.B. zum Arzt schleppen, obwohl sie es nicht möchten. Und ab einem gewissen Alter darf man von den Kleinen ruhig auch mal ein bisschen was verlangen oder die eigenen Bedürfnisse durchsetzen, z.B. dass man nicht an jeder Blume stehen bleiben kann, weil man es gerade eilig hat. Wir erziehen unsere Kinder nun mal dazu, sich in der Gesellschaft zurechtzufinden, und da können sie nicht alle ihre Bedürfnisse befriedigt bekommen. Kurz und gut: du machst das schon alles gut und richtig, aber versuch dich von dem selbst auferlegten Druck frei zu bekommen. Alles Gute!


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