Hallo Frau Ubbens,
Unsere fast fünfjährige Tochter ist ein "Kann-Kind" und wir beschäftigen uns mit der Frage, ob ein Schuleintritt im kommenden Jahr sinnvoll wäre. Dementsprechend geht es für uns aktuell auch um die Frage, ob sie ab sofort an der Vorschulförderung im Kindergarten teilnehmen soll oder nicht. Laut Erzieherin würde sie es „inhaltlich“ hinkriegen, den „Vorschultest“ hat sie auch bestanden. Nun ist es so, dass sie typischerweise eher mit jüngeren Kindern (3-4 Jährigen) spielt und ein eher dominantes Verhalten zeigt. Fragt sich nur, wie sich dies auf das Zusammensein mit gleichaltrigen Schulkindern auswirken würde. Ich würde sagen sie ist perfektionistisch veranlagt und will Dinge gerne zu Ende bringen. Sie hat eine teils hohe, teils aber auch geringe Frustrationstoleranz, das schwankt ziemlich. Wenn sie etwas nicht so hinbekommt wie sie es gerne hätte endet das auch mal in Schreien und/oder Schuldzuweisungen an uns Eltern. Solche Situationen können ohne große Vorankündigung von jetzt auf gleich auftreten und ebenso schnell wieder verschwunden sein.
Laut Erzieherin verfügt sie über eine aussergewöhnliche Merk- und Konzentrationsfähigkeit, wenn sie sich für etwas interessiert und kann Geschichten exzellent wiedergeben. Sicherlich hat sie Schwächen in ihrer Sozialkompetenz, wir fragen uns nur, wie sehr sich dies innerhalb einem weiteren Jahr Kindergarten im Vergleich zur Schule verbessern würde. Sie sagt ab und zu, dass sie nicht so gerne in den Kindergarten gehe, es dort langweilig fände und nicht wisse, was sie spielen solle. Beim Abholen wirkt sie aber in der Regel gut ins Spiel integriert. Allerdings kommt es im Kindergarten auch ab und an zu Missverständnissen, weil viele Kinder keine „Muttersprachler" sind.
Evtl. steht bei uns ein Umzug kurz vor dem pot. Schulbeginn in einem Jahr an. Sie würde aber sowieso nicht mit ihren Freundinnen in dieselbe Schule kommen (aufgrund der Struktur an unserem Wohnort), also hätte sich dieses Argument erledigt. Sie hat einen jüngeren Bruder, die Beiden akzeptieren sich als intensive Spielgefährten mit den üblichen Auf und Abs.
Besten Dank für Ihre Hilfe!
von
evh
am 24.10.2016, 10:48
Antwort auf:
Potentielle Einschulung von "Kann-Kind"
Liebe evh,
sprechen Sie mit Kindergarten und Schule und fragen nach, wie sie eine potentielle Einschulung sehen. Fragen Sie in der Schule nach, welche Vorraussetzungen diese bei Einschulungskindern für wichtig erachten. Schildern Sie offen die perfektionistische Veranlagung aber auch die teilweise geringe Frustrationstoleranz, genauso die weiteren Wesenszüge.
Evtl. kann Ihre Tochter an der Vorschulförderung teilnehmen, auch ohne das feststeht, dass sie im nächsten Sommer eingeschult wird. Besprechen Sie mit Ihrer Tochter, dass es nur eine Option ist, sie aber erst im nächsten Frühjahr entscheiden, ob sie in die Schule gehen wird oder nicht. Es wird ja auch noch die Schultuntersuchung geben.
Eine weitere Überlegung könnte sein, ob in Ihrem Bundesland nächstes Jahr die Einschulung zu einem frühen oder späten Zeitpunkt stattfindet. Sie sollten sich für Ihre Tochter sehr sicher sein, dass sie nicht nur aufgrund der Merk- und Konzentrationsfähigkeit, sondern auch aufgrund ihrer Sozialkompetenz gut in der Schule aufgehoben ist. I.d.R. gilt besser später als zu früh.
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 25.10.2016
Antwort auf:
Potentielle Einschulung von "Kann-Kind"
Hallo,
mein Sohn wurde mit fünf eingeschult, allerdings war er kurz vor seinem 6. Geburtstag. Er ist trotzdem bis heute (Gymnasium) immer das jüngste Kind der Klasse. Und das hat auch Nachteile. Die anderen Jungs sind inzwischen alle mindestens einen Kopf größer, und man muss sagen: auch mental reifer.
Außerdem entwickelt mein Sohn phasenweise immer mal wieder psychosomatische Störungen: häufiges Kopfweh oder Bauchweh vor der Schule. Und das, obwohl die Lehrer sehr zufrieden mit ihm sind, er gute Noten hat und beliebt ist. Sich in der Klasse zu behaupten, aber auch dieselbe Leistung zu erbringen, wie die deutlich älteren Kinder, strengt ihn einfach unterschwellig ziemlich an, so ähnlich drückt er selbst es sogar aus. Unser Kinderarzt sagte mal: "Die Kann-Kinder somatisieren ALLE!" (haben also ähnliche Beschwerden wie mein Sohn). Das mag etwas pauschal klingen, aber es entspricht offenbar seiner Erfahrung.
Es kommt sicher auf einzelne Kind an. Aber man kann doch sagen, dass eine vorzeitige Einschulung immer riskant ist, eine etwas spätere dagegen nicht. Ein kompetentes Sozialverhalten und die mentale Reife sind eben genauso wichtig, wie die schulischen Leistungen.
LG
von
Windpferdchen
am 24.10.2016, 11:15