Wie verdeutliche ich meinem Kind meine eigenen (negativen) Empfindungen?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Wie verdeutliche ich meinem Kind meine eigenen (negativen) Empfindungen?

Liebe Frau Ubbens, immer wieder komme ich mit meiner Tochter (3 Jahre) in die Situation, dass sie eine Situation mit negativem Verhalten ausreizt, ich sie daraufhin tadele oder maßregle und sie durch sofortiges "Betteln" um körperliche Nähe (Schoß, Tragen, Kuscheln), jede Diskussion aushebelt. Wir drehen uns dabei immer in einer ähnlichen Spirale. Das eigentliche Thema ist vom Tisch, sie weint, will auf ganz genau konkrete Weise umarmt oder hochgehoben werden und dann dauert es etwa 10 - 15 Minuten bis sich die Wogen wieder geglättet haben. Meine Tochter hat generell schon immer sehr sensibel auf Schelte reagiert - obwohl ich sie wirklich nicht anschreie, harsch anrede oder sonst irgendwie heftig reagiere. Maximal verändert sich mein Tonfall. Aber selbst das scheint schon zu viel für ihr Gemüt zu sein. Ein konkretes Beispiel von heute: Ich telefoniere (noch keine 7 Minuten) mit meiner Schwiegermutter, da fängt sie an zu weinen, zu quängeln und zuletzt zu schreien ich solle jetzt gefälligst sofort mit ihr spielen! Vertröstungen, Klarstellungen, dass ich mit ihr spielen würde sobald ich das Gespräch beendet hätte, wurden natürlich schon wieder völlig überhört. Ich habe das Gespräch nicht weiterführen können und beendet, ihr daraufhin aber gesagt, dass es mich geärgert hat, dass sie mein Telefongespräch auf diese respektlose Art gestört hat und ich gezwungen war das Gespräch zu beenden, ich deswegen nun auch erstmal nicht mit ihr spielen werde (sondern erst in 10 Minuten). Sie fing an zu Schreien, Stampfen und Weinen, was ich überging. Das ging dann über in ein wirklich herzzereißendes "Mama, ich beruhige mich jetzt, hör auf zu weinen und dann nimmst du mich auf deinen Schoß, ok?!" (dieses "Verhandeln" bringt sie öfters obwohl ich Zuwendung NIE davon abhängig mache, ob sie sich beherrscht, beruhigt oder zu weinen aufhört! Das erschreckt mich eher, dass sie das so in Zusammenhang bringt). Und wie üblich erkläre ich ihr, dass ich sie so oder so umarme, auch wenn sie weint und sie jederzeit gerne herkommen darf. Dann geht der nächste Spleen los. Sie hüpft, hin und hergerissen, immer wieder auf meinen Schoß, dann wieder weg, dann muss ich die Arme genau so nach ihr ausstrecken, dann kommt sie her, dann muss ich sie genau SO festhalten und die Arme ja nicht anders halten... erst dann und nur wenn's genau "richtig" abgelaufen ist, kann sie sich beruhigen. So. Der eigentliche Konfliktpunkt ist dann durch dieses ganze Theater immer völlig irrelevant geworden. Ich versuche ihr im Nachhinein zwar nochmal ruhig zu erklären, was mich geärgert oder frustriert hat und dass ich sie, auch wenn ich dann mal geschimpft habe, ja trotzdem immer lieb habe, ich ihr aber auch erklären muss, wenn was schlecht gelaufen ist, aber ich habe nicht das Gefühl, dass sie den Kontext dann noch so wirklich versteht. Es ist echt schwierig für mich, wie ich in solchen Situationen handeln soll. Einerseits will ich ihr durchaus zeigen, dass ihr Fehlverhalten mich auch sauer macht und ich dann eigentlich selbst gerne 5 Minuten hätte den Groll runterzuschlucken... angesichts dieser herzzerreißenden Szenen ist es mir aber unmöglich. Damit bindet sie meine Aufmerksamkeit natürlich auch wieder zu 100% - dann hätten wir auch direkt gleich spielen können. Das wäre wesentlich angenehmer gewesen. Aber wie wirkt es dann für sie? Sie brüllt, ich lasse alles stehen und liegen, beende sogar Gespräche mit anderen Erwachsenen um IHREM Wunsch sofort nachzukommen. Das ist doch auch die völlig falsche Message?! Für Anregungen und Tips wäre ich wirklich sehr dankbar. Viele Grüße Lyrie

von Lyrie am 05.03.2019, 20:47



Antwort auf: Wie verdeutliche ich meinem Kind meine eigenen (negativen) Empfindungen?

Liebe Lyrie, gehen Sie zu Ihrer Tochter auf Augenhöhe. "Mama telefoniert zu Ende und kommt danach zu dir." Kann sich Ihre Tochter nicht darauf einlassen, wechseln Sie den Raum. Erwarten Sie erst einmal nicht, dass Ihre Tochter sich auf Ihre Worte einlässt und handelt, sondern handeln selbst und gehen Wege, damit Sie das Gespräch in Ruhe zu Ende führen können. Quengelt Ihre Tochter weiter, erklären Sie nach dem Telefongespräch, dass Sie verärgert sind und gerne in Ruhe telefoniert hätten. "Mama ist ein wenig verärgert und muss sich erst einmal beruhigen. Ich komme gleich zu dir." Zeigen Sie Ihrer Tochter durch eine Handlung von Ihnen (z.B. Raumwechsel), dass Ihnen bestimmte Dinge wichtig sind. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 06.03.2019



Antwort auf: Wie verdeutliche ich meinem Kind meine eigenen (negativen) Empfindungen?

Einerseits möchte sie natürlich ihren Willen "durchsetzen" - andererseits sich aber auch trotz "Streit" deiner Liebe versichern bzw. sich wieder vertragen. Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollen, eigene Interessen durchsetzen wollen - das wird noch eine ganze Weile so weiter gehen ;-) Ich finde, es besteht kein Widerspruch darin, zu erklären, dass man verärgert über ein bestimmtes Verhalten ist - sich aber dennoch zu vertragen. Im Grunde bist du ja nachtragend und bestrafst ohne direkten Zusammenhang, wenn du das Gespräch beendest und dann aber noch weiter 10 Min eben zur Strafe nicht mit ihr spielst. Das so zu begründen, halte ich für eher unverständlich für sie. Sie es mal aus ihrer Sicht: du sagst "wir spielen, wenn ich fertig bin" - dann hörst du auf, sagst ihr aber, dass du weil du aufhören musstest, jetzt doch nicht mit ihr spielst. DU hast ja entschieden, dich so nerven zu lassen, dass du das Gespräch beendest - gibst ihr aber die Schuld dafür. Keine Sorge - ich verstehe dich! Aber dein Kind wird das nicht verstehen. Ich würde da eher sagen, dass du verärgert bist wegen xxx und jetzt gerade erst mal etwas Zeit brauchst, dich abzuregen. Das du eben gerade noch zu sauer bist, um jetzt sofort zu spielen. Ich denke, das wird sie eher verstehen und auch in Zusammenhang bringen können. Ich glaube, du müsstest grundsätzlich konsequenter in deinen Handlungen sein. Zumindest verstehe ich deine Aussage "sie reizt es aus bis" so, als wenn du eben oft bittest, xy jetzt endlich zu lassen - was sie natürlich nicht tut - bis du eben sauer bist. Sie ist aber erst 3 - und das Bitten um Verständnis, 5 Erklärungen werden nichts nutzen. Matscht sie zB mit dem Essen rum, wird es euch beide nur aufregen, wenn du x mal darauf hinweist, dass sie es lassen soll. Besser wäre 1 x mal erklären, dass das Essen beendet ist, wenn sie nur rummatscht, weil sie ja dann wohl keinen Hunger hat. Und dann brauchst du nicht weiter diskutieren und auch nicht schimpfen. Nur stellst dann eben einfach den Teller weg und kannst ganz normal freundlich bleiben. Die Telefon-Situation habe ich ähnlich gelöst: angekündigt, dass ich jetzt in Ruhe telefonieren möchte. War dann "Terror" habe ich 1 x angekündigt, dass ich sonst auf die Terrasse gehe, da mir das sonst zu nervig ist. So hatte ich meine Ruhe, Kind seine Konsequenz (kein Gegenüber mehr) und aufregen musste ich mich auch nicht wirklich. Worauf ich hinaus will: versuche Konsequenzen für Verhalten zu finden, diese umzusetzen und dich nicht in einen "Kleinkrieg" verwickeln zu lassen, bei dem keiner von euch wirklich gewinnt und Kind auch keine klare Linie erkennt außer "irgendwann ist Mama sauer".

von cube am 06.03.2019, 10:53



Antwort auf: Wie verdeutliche ich meinem Kind meine eigenen (negativen) Empfindungen?

Es geht eigentlich nicht darum, dass sie deine Gefühle verstehen soll - sondern dass du das, was du ankündigst - wie zB telefonieren - auch durchziehst; egal, was sie macht. Weil du dich eben nicht von ihr ärgern lässt bzw. davon abbringen lässt.

von cube am 06.03.2019, 11:09



Antwort auf: Wie verdeutliche ich meinem Kind meine eigenen (negativen) Empfindungen?

Sinnvoll wäre vielleicht dass sie sich dann erstmal selbst im Zimmer beruhigen darf und natürlich nicht gleich gespielt wird , das wäre ja eine Belohnung. Auch wenn es für die Mama nicht leicht ist. Sie wird es lernen, wenn man nicht gleich springt.

Mitglied inaktiv - 06.03.2019, 16:37