Wie können wir Entspannung in die schwierige Essenssituation bringen?

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Wie können wir Entspannung in die schwierige Essenssituation bringen?

Liebe Frau Schuster, wir sind Eltern eines 15 Monate alten Sohns. Von Geburt an schien er kein wirkliches Interesse am Trinken / Essen zu haben. Das Stillen gestaltete sich sehr schwierig, weil er nach wenigen Schluck viel lieber im Raum herum schaute und keine Lust mehr auf das Trinken zu haben schien. Bis heute haben wir das Gefühl, dass er trotz regelmäßiger (gemeinsamer) Essenszeiten weder ein richtiges Hungergefühl, noch Lust oder Geduld entwickelt hat, um ausreichend große Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Im Laufe der Zeit führte es dazu, dass wir uns - wie wir heute wissen - unglücklicherweise dazu haben hinreißen lassen haben, ihn während des Essens abzulenken. Seit mittlerweile einigen Monaten versuchen wir nun (auch auf Anraten unseres Arztes) darauf komplett zu verzichten. Seitdem gestalten sich die Mahlzeiten noch deutlich schwieriger als zuvor. Uns ist bewusst, dass es einige Zeit dauert, bis sich unser Sohn an die "neue" Essenssituation gewöhnt. Aber so langsam wissen wir nicht mehr weiter. Obwohl es anscheinend wenig Lebensmittel gibt, die er geschmacklich nicht mag (er liebt besonders jede Art von gekochtem Gemüse), haut er regelmäßig auf das Besteck, mit dem wir ihn füttern. Mit Vorliebe schmeißt er die Lebensmittel, die er grade noch gegessen hat, auf den Boden. Der Trinkbecher fliegt auch in einer Tour nach unten.Beim Trinken hat er seit einigen Wochen auch die Angewohnheit, das Getränk, was sich bereits in seinem Mund befindet, wieder heraus laufen zu lassen. Sein Teller fliegt regelmäßig herunter oder er dreht ihn einfach um, so dass das Essen runter fällt. Wir haben schon - jeweils über einen längeren Zeitraum hinweg - das Herunterschmeißen versucht zu verhindern, ihn aber Wochen später auch einfach machen lassen. Wir hofften, dass es irgendwann den Reiz verlieren würde. Das tut es aber leider nicht. Seit einigen Tagen geht er nun zu einer Tagesmutter. Die anderen Kinder essen alle altersentsprechend "normal". Nur unser Sohn fordert uns und die Tagesmama ordentlich heraus. Sie sagt, sie hätte es so heftig noch nie erlebt. Unser Sohn ist ansonsten ein totaler Sonnenschein, lacht viel und gerne und bringt uns und andere wahnsinnig gern zum Lachen. Dies versucht er auch immer während der Mahlzeiten. Mittlerweile lassen wir uns während des Essens nicht mehr zum Lachen bringen, da er sonst immer mehr los legt und uns versucht beim Essen eine Show zu bieten. Das ist so total schade, weil wir ihm gerne vermitteln möchten, dass es schön ist, zusammen zu sitzen und gemeinsam gemütlich zu essen. Wir lachen alle gerne und viel, aber die Essenssituation wird langsam zu einem richtigen Krampf. Haben Sie einen Tipp für uns, wie wir die Essenssituation in den Griff bekommen können? Wir sind langsam wirklich ratlos. Er nimmt seit November kaum noch zu und der Arzt sagt, wenn sich die Situation bald nicht ändert, würde er Blutuntersuchungen etc. empfehlen, um organische Ursachen für die Gewichtsstagnation und das evtl. nicht ausreichend vorhandene Hungergefühl auszuschlißen. Weder wir noch er glauben jedoch wirklich daran, dass organische Ursachen vorliegen, da er ansonsten absolut fit und rege wirkt. Versucht haben wir auch schon, die Mahlzeit für ihn konsequent zu beenden, wenn er wieder mal alles runter wirft etc. Aufgrund seines Gewichts fällt uns dies jedoch immer recht schwer (er war bei der Geburt sehr groß und entsprechend schwer und ist mittlerweile zwar noch im Durchschnitt, aber betrachtet man die Entwicklung, so fällt die Stagnation schon deutlich auf). Er liebt auch nach wie vor Milchbreie beim Abendessen und Frühstück und isst am liebsten gar kein Brot, Brötchen etc. Hier mangelt es uns auch ein bißchen an geeigneten Alternativen, die wir ihm anbieten könnten, da er von allem immer nur wenig isst und die Lebensmittel dann ja vom Tisch fliegen. Haben Sie noch einen Tipp, wie wir ihn an Brot o.ä. gewöhnen können? Ach so, geben wir ihm eigenes Besteck (was wir in der Regel tun, weil er Interesse daran zeigt), fliegt dies auch meist sehr schnell vom Tisch. Vorher hämmert er in der Regel kurz im Essen oder auf dem Teller rum oder wirbelt den Brei beispielsweise dann über den Tisch. Herzlichen Dank im Voraus für Ihre Anregungen und damit zu Ihrem Beitrag, unsere Mahlzeiten wieder in Ruhe und Gemütlichkeit einzunehmen! :-) Viele Grüße

von Snoopsiline am 07.05.2013, 14:32



Antwort auf: Wie können wir Entspannung in die schwierige Essenssituation bringen?

Hallo Snoopsiline Wenn möglich, nehmen Sie Ihren Sohn während der gemeinsamen Mahlzeiten noch auf den Schoß und beziehen Sie ihn aktiv in Ihr Gespräch mit ein. Zeigen Sie ihm z.B. wie die Kühe ihr "Essen" langsam und (bewußt) kauend zermalmen und dann herunterschlucken. Bieten Sie ihm sein Getränk vorläufig noch in einer Nuckelflasche an, bis er diese Flasche von sich aus ablehnt. Gestalten Sie seine Nahrungsaufnahme "stereo": 1mal er SELBER und 1mal füttern Sie. Sehr gerne essen die meisten Kinder mit Essproblemen jeglicher Art auch "verzaubertes" Essen. So kann es z.B. "Gespenstersuppe, Dinobrot, Gesichtsquark, Geisterwurst,..." geben, wobei Eischeiben, Erbsen, Möhrenstifte, Marmeladenklekse usw. sich sehr gut zur Verzierung eignen. Ein Stück Pizza in der Hand oder eine Knackwurst wird Ihr Sohn vermutlich ebenso wenig wie andere Kleinkinder ablehnen -vorausgesetzt es liegt keine Nahrungsmittel-Unverträglichkeit vor-. Statt ein von ihm noch ungeliebtes Butterbrot bieten Sie ihm doch mal Müsli oder Cornflakes an, sodass er ganz sicher auch genügend Getreide zu sich nimmt und ein Vitamin- und/oder Mineralstoff-Mangel ausgeschlossen werden können. Viel Erfolg, liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 07.05.2013



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