Hallo Herr Dr. Posth,
meine Tochter ist nun gute 10 Monate alt und ich beobachte an ihr ein Verhalten, dass sie vor ein paar Tagen noch nicht zeigte:
Sobald ich mich auch nur wenige Meter von ihr entferne, oder gar den Raum verlasse, fängt sie an zu weinen und zu quengeln.
Sobald ich mich auf das Sofa setze ebenso.
Ich kann mir das nicht erklären, sie "klebt an mir wie ein Klette". Da sie ihren Vater, weil stark berufstätig, eher selten sieht, zeigt sie bei ihm solch Verhalten nicht.
was meinen Sie dazu?
MfG,
Sabine
Mitglied inaktiv - 21.11.2002, 18:33
Antwort auf:
Alleine sein
Liebe Sabine, dies ist das typische Verhalten für Anhänglichkeit (s.a. "Entwicklungsverzögerung" am 6.11.02). Die Anhänglichkeit setzt ein, wenn sich das Kind eigentlich wegbewegen kann von der Mutter. Nun wird nämlich dem Kind mehr und mehr bewußt, daß es ein ganz eigenständiges, von der primären Bezugsperson getrenntes Wesen ist. Das ist einerseits ein gutes Empfinden und führt in Richtung Selbständigkeit, andererseits ist es für das Kind irritierend und beängstigend. Geht die Mutter dann tatsächlcih weg und sei es auch nur in ein anderes Zimmer, fängt der Säugling an zu weinen. Meist krabbelt er oder läuft hinterher. Das Problem der unter 1jährigen ist nämlich das, daß der Säugling noch nicht mit Sicherheit weiß, daß jemand, der nicht sichtbar ist, trotzdem weiter existiert (Objekt-/Personenpermanenz). Also muß sich der Säugling davon ständig überzeugen. Schlimm wird es, wenn die Mutter eine Tür verschließt und verschwindet und der Säugling dahinter hilflos zurückbleibt. Eine solche Situation sollte man vermeiden. In gewissem maße ist das Verhalten natürlich lästig, aber danach fragt die natur nicht. Denken Sie daran, daß diese Phase in wenigen Monaten wieder nachläßt, allerdings nur, wenn Sie das Verhalten des Kindes solange tolerieren. Viele Grüße
Mitglied inaktiv - 22.11.2002, 17:33