Elternforum Zehn bis Dreizehn

Wutanfälle und Verweigerung

Wutanfälle und Verweigerung

Kuegelchen

Hallo, ich habe ja bereits einen Beitrag weiter unter verfasst, bin aber schon wieder zurück:-). Unsere zehnjährige Tochter bereitet mir immer mehr Sorgen. Sie ist unglaublich frech, verweigert sich permanent allem (Zimmer aufräumen, Hausaufgaben), sprich alles was ihr keinen Spaß macht wird auch nicht gemacht. Sie macht dann einfach NICHTS! Beispiel; ich erinner sie an die Abmachung um 16.00 mit den Hausaufgaben zu beginnen sie sagt "Nein, mache ich nicht", oder " Erst esse ich etwas". Sie weigert sich dann vollkommen. Ich rede dann kurz mit ihr, erinnere sie an die Abmachung usw. Aber es bleibt dabei, sie macht nichts. Irgendwann beginnt sie zu jammern, mit dem Fuß aufzustampfen oder schreit los. Wie würdet Ihr Euch in so einer Situation verhalten. Und ganz blöd gefragt; was macht Ihr, wenn Eure Kinder in diesem Alter sich weigern etwas zu tun? Und damit meine ich wortwörtlich ; stehen bleiben, nicht dorthin gehen wo sie hin sollen um zu tun was sie tun müssen. Liebe Grüße Kügelchen


daide

Antwort auf Beitrag von Kuegelchen

Hallo, unsere jüngere Tochter (14) ist auch so. Schon immer. Zusätzlich mit ADHS (und Tourette) gesegnet, das macht(e) Wutanfälle und Verweigerungshaltung nicht besser. Weil oft weder gutes Zureden und Erklärungen, warum dies oder das wichtig ist, noch Konsequenzen (haben wir nur kurz versucht, hat sich nicht bewährt) geholfen haben, haben wir umgeschwenkt: Ihre Entscheidungen, ihre Konsequenzen. Das ist keine sehr populäre Methode und wir haben viel Kritik dafür bekommen (und bekommen sie immer noch). Für manche Eltern und Lehrer hat das was von nicht kümmern, laufen lassen, sie denken, uns wäre das alles egal. Das ist es nicht. Die Ärztin unserer Tochter hat uns gesagt, sie gehöre zu der Gruppe der „schwer führbaren Jugendlichen“. Sie haben ein extrem hohes Autonomie-Bedürfnis, einen großen Gerechtigkeitssinn und fechten jeden Kampf aus, der es ihnen wert zu sein scheint. Und das sind viele Das war die erste Strategie, die funktioniert hat. In der Schule ist das Schlimmste, was passieren kann, dass sie eine Ehrenrunde drehen muss. Kein Beinbruch für uns. Für sie aus diversen Gründen schon, sie wird deshalb alles daran setzen, dass das nicht passiert. Zähneputzen? Meine Güte. Sie ist intelligent, sie weiß, dass es schädlich ist, es nicht zu tun. Wenn beim Zahnarzt Kosten für ne Füllung anfallen, die sje nachweislich nur braucht, weil sie beim Putzen geschlampt hat, beteiligt sie sich MODERAT an den Kosten. So ist die Abmachung, haben wir bisher noch nicht umsetzen müssen. Sie will keine Jacke anziehen bei 0 Grad? Dann friert sie. Wenn’s zu kalt wird, wird sie sich anziehen… Bisher klappt das gut. Das Schöne ist: Es wird besser. Sie wird vernünftiger, zugänglicher, kooperativer. Für uns war das der richtige Weg. Auch wenn es anfangs Überwindung kostet, sie machen zu lassen… LG daide


Kerstin123

Antwort auf Beitrag von Kuegelchen

Vllt reagiert sie sauer, weil du sie daran erinnerst und ihr damit nicht zutraust, dass sie selbst daran denkt oder dass Du schon damit rechnest, dass sie es nicht macht Übertrage die Verantwortung für die Schule und ein sauberes Zimmer auf deine Tochter ohne Ermahnungen und Erinnerungen. Die gehen ja oft nach hinten los, wenn die Kinder selbstständig werden wollen Und dabei auch immer wieder das positive hervorheben, wenn sie etwas erledigt hat (aber am besten nicht einfach nur „gut gemacht“ oder „klappt ja doch“ oä, sondern auch aufzeigen, was sie selbst davon hat ZB „super, dass Du schon mit den Hausaufgaben fertig bist, dann hast du ja viel mehr Zeit für xy“ „Dein Zimmer sieht aufgeräumt viel größer/schöner aus“ oder „schön dass du aufgeräumt hast, dann hast du auch mehr Platz zum spielen“ Es ist zumindest ein Versuch wert, wenn das nach ein paar Wochen gar nicht klappt, muss man dann doch ggf wieder eingreifen Aber vllt klappt es dann doch von ganz alleine


Caot

Antwort auf Beitrag von Kuegelchen

….. das Verhalten deiner Tochter ordne ich eher in die Kindergartenzeit ein. So ein Verhalten im Alter der weiterführenden Schule finde ich nicht mehr passend. Dir jetzt einen Rat zu geben, ohne die Gesamtumstände zu kennen, finde ich persönlich schwierig. Hat dein Kind schon gelernt Verantwortung für ihr Tun zu übernehmen. Vor allem hat sie schon daraus positive wie negative Folgen erleben dürfen? In welchem Rahmen hat sie da schon Erfahrungen sammeln können? Eigentlich sind wir als Eltern dafür da dem Kind aufzuzeigen an etwas dran zu bleiben und Schwierigkeiten durchzustehen. Im besten Fall durch positive Erlebnisse. Ich tendiere bei Euch zu einer Erziehungsberatung. Die da mal neutral drauf schaut warum dein Kind immer noch das Verhalten eines Kindergartenkindes zeigt. Ich bin Dir ein schlechter Ratgeber. Meine Kinder haben eigentlich nie die Arme verschränkt und mit dem Fuß aufgestampft. In jungen Jahren hab ich sie begleitet und Stück für Stück Verantwortung übernehmen lassen. Fing mit der Spielzeugkiste an, über die Erfahrung was passiert wenn ich ohne Schwimmhilfe ins Wasser springe bis hin zu wenn ich ordentlich auf dem Pferd sitze ich es leichter kontrollieren kann. Und wir haben einen positiven Gegenpool zur blöden Schule.


Emmi67

Antwort auf Beitrag von Kuegelchen

Mehr Eigenverantwortung? Irgendwas liegt im Argen, du müsstest erst mal rausfinden, was das ist. Vielleicht möchte sie eure ständige Einmischung nicht mehr. War das mit "Hausaufgaben um 16 Uhr" wirklich eine echte Abmachung oder war es eigentlich das, was du willst? Was passiert, wenn du ihr die Verantwortung für ihre Hausaufgaben ganz überträgst? Hast du das schon ausprobiert? Ich habe in ähnlichen Fällen zu meinen Kindern gesagt: "Es sind deine Hausaufgaben, nicht meine, und wenn es Ärger mit dem Lehrer gibt, musst du das alleine ausbaden". Was meinst du mit "nicht dorthin gehen, wo sie hin sollen?" Bei etwas wirklich Wichtigem (Arzt, Schule) war meinen Kindern irgendwie klar, dass es sein muss. Bei allem anderen habe ich sie dann einfach stehen lassen, da hatte ich keine Lust auf Machtkämpfe. Generell bin ich ganz gut damit gefahren, viel auf Eigenverantwortung zu setzen. Wenn irgendwas gar nicht mehr lief, war es Zeit für neue Regeln. Mein Ältester hat nach eigener Aussage seine Hausaufgaben fast immer morgens im Bus gemacht oder in der Pause. Es kamen nie Beschwerden von Lehrern und den Noten hat es auch nicht geschadet. Dieser Sohn wird jetzt selbst Lehrer.....


suityourself

Antwort auf Beitrag von Kuegelchen

Ich würde auch auf mehr Eigenverantwortung setzen. Ihre Schule - Ihre Hausaufgaben - Ihre Konsequenzen. Zimmer aufräumen - ist ja ihr Zimmer. Wenn sie das gut so findet ... Nur: ICH putze dann dort nicht. Oder ich kündige an, dass ich jetzt mal Staubsauge und dann alles, was mir im Weg liegt, auf einen großen Haufen werfe (auf ihrem Bett oder so). Wenn das für sie ok ist ... ;-) Generell sage ich oft: ich helfe gerne, wo es etwas zu helfen gibt bzw. wenn Hilfe wirklich erwünscht ist - wenn nicht, dann bitte nicht rummotzen, dass ja alle anderen böse sind etc. Speziell Schule ist etwas, wo ich nur helfe, wenn Kind das auch will. Ansonsten ist das nur ein Machtkampf, der niemandem etwas nutzt.


Kuegelchen

Antwort auf Beitrag von Kuegelchen

Vielen vielen Dank für die vielen Beiträge!! Es waren ein paar gute Beispiele und Ratschläge dabei. Abmachungen werden immer gemeinsam getroffen und sich nicht bewegen bedeutet tatsächlich sie verweigert sich in Alltagsfragen UND größeren ANgelegenheiten. Tatsächlich benimmt sie sich wirklich wie ein Kindergartenkind. Wenn sie etwas möchte, ist sie lieb, anschmiegsam und freundlich, wenn sie etwas nicht will schreit, weint und tobt sie. Sie ist seit Beginn der 5. Klasse wie ausgewechselt. Wahrscheinlich hat sie den Wechsel von der Grundschule nicht verkraftet. Ihre Noten sind katastrophal, tatsächlich in ALLEN Fächern. Es wirkt, als ob sie seit einem halben Jahr ein anderer Mensch ist. Mein Mann meint auch, wir sollen sie "laufen lassen". Sie soll durch KOnsequenzen ihres Handelns lernen. Das verstehe ich, aber ich habe Angst sie ins Messer laufen zu lassen. Sie will nicht sitzen beliben, hat aber kein Verständnis füs regelmäßige lernen oder Hausaufgaben machen. Ist sie mit zehn Jahren überhaupt in der Lage Entscheidungen (darauf läuft es ja hinaus?) mit so weitreichenden Konsequenzen zu verstehen und zu treffen? Liebe Grüße Kügelchen


Mützipütz

Antwort auf Beitrag von Kuegelchen

Also davon mal abgesehen das dieses Verhalten eher nach Kindergarten schreit. Mir fällt auf, dass es einen deutlichen Cut gab. Wenn du sagst nach dem Schulwechsel wurde es so würde ich da mal nachforschen. Viele Kinder Verhalten sich plötzlich völlig unnormal wenn ihnen etwas seelisch nahe geht. Will da nicht den Teufel an die Wand malen aber da würde ich ansetzen rauszufinden was sie gerade so belastet. Vlt.ist es eine Art Hilfeschrei.


Kuegelchen

Antwort auf Beitrag von Mützipütz

Ja, das Verhalten kann tatsächlich ein Hilfeschrei sein. Es passt zu ihrer Persönlichkeitsveränderung. Schwierig wird es halt, weil es Dinge gibt, die erledigt werden MÜSSEN (Hausaufgaben, lernen) und sie sich hier komplett verweigert. DIe Lehrer beschreiben sie als lieb, offenund zugänglich, sie hat viele Freunde gefunden und ist beliebt. "Nur" die Noten sind im Keller (drei 5en seit Januar...). Mein Mann un dich überlegen sie vom Gymnasium auf eine Realschule zu geben (mehr Freizeit, weniger Lernstress), als wir dies vorsichtig ansprachen ist sie total ausgeflippt. Liebe Grüße Kügelchen


Mützipütz

Antwort auf Beitrag von Kuegelchen

Vielleicht denkt sie lernen bringt nichts, weil sie eh verkackt. So ähnlich war meine Tochter auch mal drauf,weil sie halt wirklich viel gelernt hat aber am Ende nur ne vier geschrieben hat. Sie hat aber auch das Problem Aufgabenstellungen zu verstehen und macht daher öfters einfach drauf los. Ein Schulwechsel ist dann wie pokern.Kann ihr gut tun,weil weniger Druck (mir reicht der schon) oder es wird schlimmer,weil sie es euch übel nimmt.In dem Alter sind ja auch vernünftige Gespräche schwierig.Aber sie hat die Weitsicht noch nicht daher müsst ihr entscheiden was das Beste wäre.Ich würde wohl mal mit den Lehrern sprechen.Vlt.ziehen sie mit und lassen es als ihre Entscheidung dastehen.Dann seid ihr nicht die Bösen. Ich würde aber trotzdem mal nachforschen was noch so im Argen liegt. Glaube nicht das es nur die Schule ist. Kinder die ihr Wesen so drastisch ändern verbergen häufiger etwas.


suityourself

Antwort auf Beitrag von Kuegelchen

Aber was sagt sie denn, warum ihre Noten so im Keller sind bzw. abgerutscht sind? Ich gehe davon aus, sie war ein sicherer Kandidat für´s Gym und hatte die entsprechenden Noten, ohne dass sie schon in der GS dafür viel tun musste? Wenn es so einen harten Cut gab, muss es dafür auch einen Grund geben. Und der scheint ja in der Schule begründet zu sein. Auch, wenn sie nicht vom Gym will, weil es für sie eine "Niederlage" wäre, kann es dennoch die falsche Schulform sein. Aber wie gefragt: was sagt sie denn, woran das liegt? Und was sagen die Lehrer? Auch die müssen ja irgendeine Theorie dazu haben bzw. sagen können, woran es ihrer Meinung nach liegt.


Kerstin123

Antwort auf Beitrag von Kuegelchen

Das klingt jetzt nicht so, als wäre die Situation in der Schule das Problem Fühlt sie sich zu Hause unverstanden? Wer macht denn den Druck? Die Schule, sie selbst oder ihr? Das klingt für mich ein bisschen wie eine Trotzreaktion, um so mehr ihr die Hausaufgaben und das Lernen einfordert, desto weniger Lust hat sie darauf Und ich lese auch so ein bisschen raus, dass ihr ihr das nicht zutraut, dass sie sich selbstständig und eigenverantwortlich darum kümmern kann Versucht euer Kind zu stärken, nehmt den Druck raus Bietet ihr Hilfe an, aber lasst sie sich selbstständig darum kümmern (Hausaufgabenbetreuung und Lerngruppen mit Freunden könnte auch helfen, wie schon jemand geschrieben hat)


suityourself

Antwort auf Beitrag von Kuegelchen

Ich verstehe, dass man sein Kind immer irgendwie schützen will. Aber manchmal gehört eben dazu, "in´s Messer zu laufen". Mit 10 Jahren weiß sie - nach 4 Jahren GS - wie Schule funktioniert. Sie weiß, dass nicht lernen etc dazu führen wird, sitzen zu bleiben. Man könnte es also auch so sehen: je mehr du dich engagierst, sie zum lernen; HA´s zu drängen, ums o mehr kann sie diese Verantwortung für ein evt. Wiederholen auch auf dich schieben. Sie will nicht wiederholen? Sie will nicht auf die Realschule? Dann muss SIE SELBST auch etwas dafür tun. Tut sie das nicht, ist es nur richtig und wichtig für sie zu lernen, dass dies die logische Konsequenz IHRES Handels ist. Nicht du lässt sie in´s offene Messer laufen - das macht sie ganz alleine. Und ich bin mir sicher, dass weiß sie auch. Du kannst ihr die Konsequenzen nochmal in Ruhe darlegen - damit sie es wirklich begriffen hat. Aber was sie dann daraus macht, darauf wirst du mit egal was kaum einen Einfluss haben. Du kannst nur hilfreich zur Seite stehen - wenn denn Hilfe erwünscht ist. Hilfe aufzudrängen/zwingen wird Null dauerhaften Effekt haben.


kirshinka

Antwort auf Beitrag von Kuegelchen

Vielleicht ist sie überfordert, aber denkt, es ist ihrer Verantwortung? Vielleicht traut sie sich nicht, euch um Hilfe zu bitten? Denn mit eurem erinnern und mikromanagen, etc. sagt ihr ihr auch, dass ihr ihr das Gymnasium nicht zutraut - falsches Signal! Gibt es eine Hausaufgabenbetreuung in der schule? Lasst sie dahin gehen! Hausaufgaben und Lerngruppe mit Freundinnen? Ich würde sie NICHT vom Gymnasium runter nehmen. Das ist ein Zeichen an sie, dass ihr ihr nix zutraut!!!! Und das ist eine Self fulfilling prophecy! Ihr erwartet von ihr, dass sie abkackt. Kinder erfüllen die Erwartungen ihrer Eltern - auch die unbewussten!


Kuegelchen

Antwort auf Beitrag von kirshinka

Also ein 100%ig sicherer Kandidat fürs Gymnasium war sie nicht. Sie hatte insgesamt gute Noten, nur in Mathe stand sie schon immer auf 5. Wir hatten eine Dyskalkulie in Verdacht (habe ich auch) die Lehrerin meinte sie sei im Gegenteil hier recht begabt. In der 4. Klasse haben wir sie dann doch mal testen lassen und das Ergebnis war glasklar; sie hat Dyskalkulie:-(. Die Grundschullehrerin war unglücklich damit, damit sei sie auf einer Gesamtschule besser aufgehoben, vielleicht sogar eher auf eine Realschule. Unsere Tochter wollte aber partout auch auf die gleiche Schule wie ihre Geschwister und da ihre Noten (ausser eben in Mathe) absolut okay waren haben wir sie dorthin geschickt. Die Lehrer am Gymnasium fanden das auch absolut okay. Es ist für alle so anstrengend, ich möchte dass sie glücklich ist! Auf welcher Schule ist mir ganz egal, hauptsache sie muss sich nicht quälen. Und ich hoffe die Wutanfälle gehen langsam zurück... Wir werden sie wahrscheinlich mal im SPZ vorstellen, vielleicht kann sie sich ja dort öffnen? Liebe Grüße kügelchen