Elternforum Zehn bis Dreizehn

Sohn (11)leidet unter Freundschaft

Sohn (11)leidet unter Freundschaft

Ronja3

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Guten Morgen, Ich schreibe weil ich mir Sorgen mache um unseren 11 jährigen Sohn. Er leidet seit einigen Monaten unter Stresssymptomen die sich fast ausschließlich auf die Schule beziehen. Wir und auch die Lehrer konnten keinen Grund finden und er selber sagt, er wüsste es auch nicht. Es äußert sich in Übelkeit und extremer Angespanntheit vor der Schule und auch weinen in der Schule. Mittlerweile sagt er aber öfter, das sein "bester" Freund manchmal komisch zu ihm sei. Genervt oder Abweisend meint er. Kontakt haben sie über Whatsapp oder Online in der Coronazeit immer gehabt, allerdings sagte mein Sohn, das es überwiegend von ihm aus geht. Ich habe viel mit ihm darüber geredet und ihm klar gemacht, das er sich an die anderen Jungs aus der Klasse halten soll. Er hatte selten Probleme mit anderen und ist mit vielen Freunden aus der Grundschule in diese Klasse gewechselt. Trotzdem sagt er, S. wäre sein bester Freund und hält da sehr daran fest. Was kann man da raten? LG


Jorinde17

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Antwort auf Beitrag von Ronja3

Hallo, ich würde Stresssymptome nicht an dem falschen Freund festmachen. Es ist natürlich emotional entlastend für uns Eltern, wenn wir die Ursache bei anderen Kindern suchen. Das ist der bequeme Weg. Aber es ist zugleich leider eine Sackgasse. Denn wenn ein Freund „genervt oder abweisend“ ist, dann löst dies garantiert keine gravierende psychische Belastung bei einem Kind aus, auch wenn es natürlich nicht schön ist. Da muss schon wesentlich mehr sein. Schulstress ist heute ja sehr weit verbreitet. Etwa 60 Prozent aller Kinder entwickeln während ihrer Schulzeit körperliche oder psychische Stresssymptome: Kopfschmerzen, Bauchweh, Brechreiz, Depressionen, Ängste - da ist die ganze Palette vertreten. Mein Sohn hatte zeitweise auch Kopfweh, Bauchweh und Übelkeit. Was man dabei wissen muss: In den meisten Fällen gibt es dafür keinen greifbaren, konkreten Auslöser. Sondern es ist das Gesamtpaket Schule, das sensible Kinder belastet: der Leistungs- und Notendruck, das Sich-Behaupten-Müssen in einer Gruppe, die Angst, sich zu blamieren, zu versagen oder ausgeschlossen zu sein, der fast ständige hohe Lärmpegel - all das reicht völlig aus, um Stress zu verursachen. Ich habe meine Kinder damals jeweils zu einem Kurs „Autogenes Training für Kinder“ geschickt. Das hat etwas geholfen (bezahlt die Krankenkasse). Das ist kindgerecht gemacht (anders als die Übungen für Erwachsene) und genau für Kinder mit Bauch- oder Kopfweh und Übelkeit ohne deutlich erkennbaren Anlass. Was auch wichtig war und sehr gut half: eine Zeitlang abendliche Bettkantengespräche (oder Tischgespräche) zu führen: Wie war dein Tag? Was war schön? Was war blöd? Du musst dabei nicht in Deinen Sohn dringen („Was hat der böse Freund wieder alles gemacht, such dir lieber neue Freunde!“), sondern wirklich nur zuhören. Das heißt: nicht trösten, Dinge nicht wegreden, Probleme nicht lösen wollen. Nur widerspiegeln, was das Kind fühlt und sagt, keine Lösungen anbieten („Ja, das verstehe ich gut. Ach so. Ja. Was könntest du da tun?“) Kinderpsychologen haben beobachtet, dass allein dieses Zuhören, Widerspiegeln, Verstehen Kinder sehr entlastet - und ihnen dabei hilft, selbst Lösungen zu finden. Wir können und müssen ihnen das nicht abnehmen, wir müssen nur zuhören und Anteil nehmen. LG


MamaMalZwei

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Antwort auf Beitrag von Jorinde17

Hallo, aber hier sagt der Junge ja selbst, dass es an dem Freund liegt. Von daher würde ich das, was er sagt, nicht auf die leichte Schulter nehmen. Hat er dir die besagte Whatsapp-Kommunikation denn mal gezeigt? Nur, damit Du ausschließen kannst, dass da noch was anderes dahinter steckt. Ansonsten, die Tipps für Entspannung und der Rat, sich an andere zu halten sind so verkehrt nicht. Nur lässt sich das manchmal schlecht durchsetzen. Ich würde versuchen, sein Selbstbewusstsein zu stärken, z.B. bei einem Selbstverteidigungskurs oder auf anderem Wege. Was sagt die Lehrerin? LG


cube

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Antwort auf Beitrag von Ronja3

Oder hatte er das auch schon in der Grundschule? Wie ist er in der Schule leistungsmäßig? Kommt er gut mit oder fällt es ihm schwer ? Ist der Junge schon in der GS sein bester Freund gewesen oder erst in der Weiterführenden geworden?


cube

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Antwort auf Beitrag von cube

Um da mal genauer drauf einzugehen: Viele Eltern bemühen sich ja, ihr KiGa-Kind mit der besten Freundin/Freund auf die gleiche Schule und/oder gleiche Klasse zu bekommen. Und vergessen dabei, dass mit Schuleintritt die Karten neu gemischt werden. Das Gleiche gilt für die weiterf. Schule. Und idR bildens ich die Paare ja aus einem Kind, das eher selbstbewusst/Anführer ist und einem, das etwas zurückhaltender ist. Letzteres verlässt sich auf diese Freundschaft, fühlt sich in diesem Fahrwasser sicher - und ist dann natürlich getroffen, wenn der Freund/Freundin sich aber auch oder komplett neuen Kindern zuwendet. Für das weniger sichere/selbstbewusste Kind fällt dann des Sicherheitsnetzt weg - je nach dem, wie stark es auf diese Freundschaft gebaut hat, um in der neuen Schule klar zu kommen. Aber: das sind Erfahrungen, die viele Kinder machen und die zum Leben dazu gehören. Es wird nichts bringen, sich weiter an eine einseitige Freundschaft zu klammern. Im Gegenteil wird sich der Freund eher genervt fühlen, je stärker sich an ihn geklammert wird. Artet das in Schulangst aus, wäre das eher ein Fall für einen Kinder-/Jugendpsychologen. Anderer Fall wäre es, wenn er einfach mit dem Wechsel Probleme hat. Passiert oft, wenn Kind eher noch kindlicher ist und sich an der weiterf. Schule einfach total unsicher fühlt. Oder aber tatsächlich überfordert ist, weil zB Gymnasium gewählt wurde, obwohl Kind auf einer Real- oder Gesamtschule besser aufgehoben wäre. Kommt dann noch sowas wie "bester Freund mag mich nicht mehr dazu" (egal, ob schon vorher befreundet oder erst dort kennen gelernt) ist Land unter. Daher die Frage, wie er mit der Schule an sich klar kommt. Und noch etwas ganz anderes - Corona. Ich kann aus eigener Erfahrung mit einem GS-Kind sagen - dieser Lockdown, die Kontaktbeschränkungen etc haben die Freundschaftskarten für unser Kind zB auch neu gemischt. Wir wohnen nicht im Stadtteil der Schule - Kind hat also keine Klassenkameraden/Schulfreunde als Nachbarskinder. Heißt: während der letzten 3-4 Monate sind diese Freundschaften passé. Die Kinder haben sich ausschließlich mit den Kindern getroffen, die entweder als Nachbarn schon immer eh Kontaktpersonen waren oder eben Schulfreunden, die ums Eck wohnen. Da war/ist unser Kind raus. Auch jetzt nach Schulbeginn wollen die Eltern der anderen Kinder keinen Kontakt wg. Corona. Ergebnis: unser Kind hatte also auch nur Kontakt zu Nachbarskind und hat sich ebenfalls komplett auf diesen eingeschossen. Ist dieser Junge nicht da, weiß er kaum etwas mit sich anzufangen. Aber andere Kontakte werden eben abgeblockt. Auch bedingt durch die Regeln in der Schule gibt es dort ja gar nicht die Möglichkeit, wieder "enger zusammen zu rücken". Kinder sitzen eben in den Gruppen, wie sie während der Schulschließungen auch privat Kontakt hatte. da ist unser Kind jetzt gerade raus. Mir sind die Hände gebunden, da den Freundeskreis wieder zu erweitern und ich hoffe, dass sich das nach den Ferien wieder ändert. Denn auch ich merke, dass ihm die Schule zwar gut tut - er aber dort keine echten Freunde mehr hat. Ich finde aber grundsätzlich - egal, was bei euch der Grund sein könnte: wenn ein Kind über Monate regelmäßig weint wegen der Schule, psychosomatische Symptome zeigt wie Bauchschmerzen, Kopfschmerzen etc würde ich mal einen Arzt zu rate ziehen. Das einfache Auffordern, sich neue/andere Freunde zu suchen, wird da eher nicht reichen. Könnte er das, würde er es sicher tun.