Elternforum Zehn bis Dreizehn

Welche Schulform weiterführende Schule

Welche Schulform weiterführende Schule

Laupsi

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Hallo zusammen! Ich hätte gerne mal euren Rat. Wir wohnen in NRW und meine Kinder stehen vor dem Schulwechsel. Wir wohnen sehr ländlich und sind leider schlecht an die öffentlichen Verkehrsmittel angebunden. Alle weiterführenden Schulen sind weiter entfernt und können nicht zu Fuß oder mit dem Rad erreicht werden. Die Kinder sind laut Grundschullehrerin "Wackelkandidaten", das heißt sie bekommen eine eingeschränkte Gymnasialempfehlung. Sie besuchen verschiedene Klassen auf der Grundschule. Kind A hat 2er und 3er. Der Notendurchschnitt des letzten Zeugnisses betrug 2,36.  In Mathe ist es gut bis sehr gut, in Deutsch dafür nur befriedigend. Es macht in der Regel "dumme Fehler", überliest Teile der Aufgabenstellung oder vergisst etwas. Es liest allerdings generell nicht gerne und macht viele Rechtschreibfehler. Davon abgesehen ist es sehr sensibel und traut sich selten sich zu melden. Das Arbeitsverhalten ist gut. Es arbeitet selbständig und macht auch freiwillig die Hausaufgaben. Es weiß auch, dass es in Rechtschreibung nicht gut ist. Aber Lernen um sich zu verbessern tut es nicht freiwillig. Es findet schwer Anschluss und hat nur 2 Freunde in der Klasse, die gehen beide aufs Gymnasium (nur 2er auf dem Zeugnis). Es würde auch gerne hin, sagt aber selbst, dass es da sicher zu schlecht für ist, da geringes Selbstwertgefühl. Kind B hat ebenfalls 2er und 3er. Der Durchschnitt war 2,09. Es ist ein ganz anderer Typ als Kind A. Sehr offen und mündlich gut, wenn es sich im Thema auskennt. Die Arbeitsweise ist allerdings sehr unordentlich. Schriftbild seit der 1. Klasse nicht gut, da feinmotorisch nicht so fit. Es steht in Deutsch 2, dafür in Mathe 3. Vom Notenbild also besser aber wir haben dafür ein anderes Problem. Es hat eine absolut geringe Frustrationstoleranz und das Arbeiten zu Hause klappt nur mit viel Frust und vielen Wutanfällen. Es ist sehr impulsiv und schlägt auch mal alles vom Tisch, wenn etwas nicht klappt. Mit Mathe kommt es seit der 1. Klasse manchmal klar, manchmal überhaupt nicht. Es besucht immer wieder den Förderunterricht und arbeitet generell relativ langsam. Die Klassenlehrerin ist leider noch sehr unerfahren und hat uns immer wieder beruhigt.  Wir haben dann vor Kurzem auf eigenen Wunsch auf Dyskalkulie getestet, da das Kind phasenweise überhaupt nicht mehr mitgekommen ist und ewig nacharbeiten musste. Eine Dyskalkulie ist es nicht, das Ergebnis lag jedoch an der unteren Grenze.  Da ist aber wohl nicht sicher ob es am Verständnis oder an der Konzentration liegt. Es besteht auch der Verdacht auf ADHS. Das soll alles noch getestet werden. Wartezeit ca. 12 Monate. Leider zu spät aufgefallen. Eine Rückstellung und damit Wiederholung der Klasse ist raus, da dafür die Noten zu gut sind. Kind B schafft es in Klassenarbeiten in Mathe immer eine 3 zu schreiben (bis auf 2 Ausnahmen, einmal 4 und einmal 1). Wenn ich es zu Hause bei den Hausaufgaben oder beim Lernen für die Arbeit erlebe, ist es mir ehrlich gesagt schleierhaft, wie es das immer wieder schafft. Es selbst möchte unbedingt aufs Gymnasium. Die Lehrerin ist hier noch unsicherer als die Lehrerin von Kind A, obwohl die Noten wie gesagt etwas besser sind. Es ist in Bezug auf Mathe ein Überraschungspaket. Ich bin total unsicher. Habe immer gedacht: Hauptfächer 2 oder besser - Gymnasium und sonst nicht. Daher war ich überrascht, dass beide eine eingeschränkte Empfehlung bekommen. Die anderen Fächer, die mit auf der Empfehlung stehen sind bei beiden Englisch 3 und Sachkunde 2. Das Gymnasium ist die einzige Schule, die ohne umsteigen zu erreichen ist (mind. 40min Busfahrt). Als Alternative gibt es eine Realschule und eine Sekundarschule. Beide mit Umsteigen ca. 60min entfernt. Die Sekundarschule hat 3 Ganztage bis 15:30. Bei dem langen Fahrtweg wären die Kinder erst zwischen 16:30 und 17:00 zu Hause, oder ich müsste sie abholen (Autofahrt nur 15-20min). Davon abgesehen ist nicht sicher, ob wir an den Schulen überhaupt einen Platz bekommen würden. Kinder aus der zugehörigen Stadt werden bevorzugt. Bliebe noch eine Realschule, die "den Rest" nimmt und einen schlechten Ruf hat. Dorthin möchte ich die beiden auf keinen Fall stecken. Langer Text, aber vielleicht sind hier Eltern, die aus eigener Erfahrung berichten können. Wobei mir durchaus klar ist, dass jedes Kind individuell ganz unterschiedlich ist und nur weil es bei dem einen geklappt hat, es nicht zwingend bei dem anderen genauso ist. Ich selbst tendiere eher zu der Real- oder Sekundarschule, weil ich die beiden auf keinen Fall überfordern oder zu sehr unter Druck setzen möchte. Mein Mann würde sie aufs Gym packen, weil er meint es ist leichter runter als rauf zu wechseln.


Kerstin123

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Antwort auf Beitrag von Laupsi

Ich würde in dem Fall zur Sekundarschule tendieren  ich komme nicht aus NRW, aber das ist wie eine Gesamtschule?  Das wäre in dem Fall für mich die bessere Alternative, wenn man zwischen Gymnasium und Realschule schwankt


Kerstin123

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Antwort auf Beitrag von Laupsi

Ich bin nicht aus NRW, eine Selundarschule ist eine Art Gesamtschule? dann würde ich in dem Fall dahin tendieren, wenn die Entscheidung zwischen Realschule und Gymnasium schwankt  huch der erste Beitrag war nicht gespeichert, jetzt ist er doch da 🤷‍♀️ wolte eigentlich nur einmal antworten 


Caot

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Antwort auf Beitrag von Laupsi

Ich gebe deinem Mann recht, es ist immer schwerer von unten nach oben, als von oben nach unten. Aber in eurem Fall sehe ich deine Kinder nicht auf dem Gymnasium sondern eher auf einer alternativen Schulform, wie Reslschule oder Gesamtschule. Da muss man schauen was es bei euch in NRW für Typen gibt, die eben auch zum gymnasialen Abschluss führen ohne das man wechseln müsste. Da kenne ich mich nicht aus. Das Problem des Fahrens hat man immer wenn man eher ländlich wohnt. Das ist der Preis. Spätes heimkommen ist aber normal. Auch für das Gymnasium.  Ihr könnt natürlich auch den Weg über's Gymnasium gehen. Aber wenn ich das lese, was Du beschreibst, gebe ich zu Bedenken, dass darauf keiner mehr Rücksicht nimmt. Da wird knallhart sortiert, zumindest hier in BaWü. Es geht viel, aber die Kinder müssen wollen. Leicht und ein Selbstläufer wird das nicht. 


die_ente_macht_nagnag

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Ich sehe das wie dein Mann.


Lillimax

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Hallo, ich würde beide Kinder eher auf der Realschule sehen. Denn gerade Deutsch und Mathe sind ja DIE zentralen Fächer auf dem Gym. Vor allem Mathe wird schon nach kurzer Zeit wirklich haarig. Meine Kinder haben sich da auch die ersten Jahre schwergetan und brauchten viel Hilfe, obwohl sie an der Grundschule jeweils eine Eins in Mathe hatten. Deutsch ist auch nicht einfach, denn nicht nur hier, sondern in allen Fächern müssen sich die Kinder ja gut ausdrücken und gut schreiben können. Wenn dein Mann sagt, es ist leichter, "nach unten" zu wechseln, sehe ich das eher nicht so. Denn nach unten zu wechseln, ist für das Kind ja eine Erfahrung des Scheiterns: Es war nicht gut genug, es kann nicht, was andere Kinder in der Klasse können. Es muss weg, und die anderen dürfen bleiben. Diese Erfahrung möchte sicher jeder seinem Kind ersparen. "Nach oben" zu wechseln dagegen ist ein Erfolgserlebnis: Ich habe es geschafft, ich bin so gut, dass ich aufs Gym wechseln kann. Ich bin überdurchschnittlich. Da schaffe ich das Gymnasium sicher auch gut. Das ist seelisch eine ganz andere Hausnummer. Der Schulweg wäre für mich dabei nebensächlich. Wir selbst wohnen ländlich, und meine Kinder müssen zuerst 1,5 Kilometer laufen, bevor sie überhaupt die Haltestelle erreichen, fahren dann weit in die Nachbarstadt und müssen dort nochmal laufen. Klar ist das lästig, und sie müssen früh aufstehen. Aber Kinder stecken das weg, sie stellen es nicht groß infrage, es ist eben der normale Alltag. LG    


Ally79

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Ich bin Realschullehrerin und bekomme häufig Schüler vom Gymnasium in meine Klassen. Der Weg nach unten ist nicht leichter. Oft haben die Schüler bereits eine Verweigerungshaltung was das Lernen angeht. Wer auf dem Gymnasium scheitert tut sich oft schwer sich wieder zu motivieren. Z.T. werden sie relativ schnell in den Hauptschulbereich weitergegeben, weil sie den Wiedereinstieg in erfolgreiches Lernen nicht mehr schaffen. In BW stehen einem ja alle Wege offen. Dann geht man halt nach der Realschule auf ein berufliches Gymnasium und macht dort das Abitur wenn man will. Für viele "nicht klare" Gymnasialkinder ist das oft der bessere Weg.


Jessy83

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Sowohl als Mutter, als auch als Lehrerin würde ich nicht zum Gymnasium tendieren. Meine Kinder waren alle ähnlich wie deine in der GS. 2er und wenige 3er. Alle drei sind erst auf die Realschule gegangen. Vor allem wegen dem Arbeitsverhalten und der Selbstorganisation. Sie sind auf der RS gute bis sehr gute Schüler (gewesen). Die Große macht gerade ihr Abitur, nachdem sie einen tollen RS-Abschluss gemacht hat.  Soll heißen, im Anschluss geht Abitur immer noch. Die Kindheit kann man aber nicht nachholen. Ich wollte nicht, dass sie nur mit Lernen beschäftigt sind, nur damit sie aufs Gymnasium können. Von meinen eigenen Nerven ganz zu schweigen. Ich bin selbst Lehrerin auf der RS und überzeugt von der Schulform.


Klebeband

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Selbst mein Einser-Kind (nur in Sport eine 2), dass für die Einsen wahrlich nicht viel lernen musste, hat jetzt in der fünften Klasse einen Schnitt von "nur" noch 1,8. Klassenkameraden mit dem Notenbereich deiner Kinder haben sich um mehr als eine Note verschlechtert, es kommen auch viele vieren und einige fünften.  Das Pensum ist nichtmal das Problem, sondern eher das Niveau der Aufgaben. Das war hier schon nach den Herbstferien deutlich höher als am Anfang. 


Vila.

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Habt ihr schon mal an Unterforderung oder sogar Hochbegabung gedacht? Vielleicht ist es oder beide ein "Underarchiver" ? Wir haben aktuell das gleiche Problem, welche Schule die richtige ist nach der Grundschule. Mein Sohn macht genauso Hausaufgaben wie dein Kind B mit Wutanfällen und teilweise Aggressionen. Aber in der Schule liefert er ab und er hat jetzt eine klasse übersprungen. Das hat Gott sei Dank die Lehrerin gesehen und uns das dringend empfohlen. Die hausaufgabensituation ist zwar nicht weg aber minimal besser. Er kommt ohne Probleme in der neuen Klasse mit und schreibt nur 1er oder 2er. Und das ohne zu lernen dafür verweigert er aber zu Hause die Hausaufgaben aufs Langeweile wahrscheinlich.  Es gibt bei uns in der ländlichen Umgebung nur zwei Schulformen. Entweder die klassische Schule mit Hausaufgaben, wovor es mich schon graust, oder eine Ganztagsschule mit komplett offenem neuen Konzept ohne Unterricht. Die Kinder müssen sich alles selber beibringen. Da mein Sohn aber nur das macht was er muss (und das ist im Internet gut beschrieben über Hochbegabung, die nicht erkannt wird, wenn Kinder unterfordert sind), bin ich mir nicht sicher, ob das das richtige ist.  Es ist ganz schwierig. Aber ihr werdet es bestimmt richtig entscheiden.