Elternforum Zehn bis Dreizehn

Müssen Klassiker sein?

Müssen Klassiker sein?

Tai

Hallo, die Literaturfragen hier sind zu schön, da muss ich auch noch eine anschließen. Beim Lesen eurer Beiträge unten zu eurer Schullektüre konnte ich bei vielem nicken, kurz. wir haben sehr viel gelesen (und das, obwohl kein Deutsch-LK zuistande kam und ich folglich nur im Grundkurs war). Natürlich gab es auch sehr langweilige Stücke und Bücher, die uns als Schüler damals als Qual erschienen, aber ich finde, dass zur Allgemeinbildung des Gymnasiums auch das Beschäftigen mit den verschiedenen Literaturepochen und Gattungen gehört. Erstaunlicherweise sieht das mein Mann, der schon als Jugendlicher viel gelesen und jetzt im Urlaub wieder einmal den Faust gelesen hat, ganz anders. Er meint, man solle die Kinder mit diesem langweiligen alten Kram verschonen Wie seht ihr das? Grüße Tai


Mitglied inaktiv

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Ja, müssen sie. Und den Faust lese ich oft und gern.


AndreaL

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Hallo Tai, ich habe jedes einzelne Drama GEHASST. Und ich würde ganz bestimmt niemals nie nicht wieder je Goethe, Schiller oder Shakespeare lesen. Never. Die heilige Johanna der Schlachthöfe ging schon fast wegen interessantem politischen Hintergrund und eben neuzeitlich ausgerichtet... Aber wenn man mich fragt, Dramen könnten bitte ausgelassen werden. Der Sohn las jetzt in Klasse 8 Wilhelm Tell und tat sich auch schwer, das gut zu finden. Spaß hatte er deutlich nicht. Nur - da gibt es andere, die stöhnen über Dürrenmatt. Ich finde den so spannend wie heute Jussi Adler-Olsen ;-). Oder Böll... köstlich... Und wenn man nicht zwangsweise mal drauf gestoßen wird..., hat man ja nie eine Chance etwas für sich zu entdecken... Daher doch... sie sollten schon gelesen werden, aber in Maßen - nicht in Massen. Das Interesse der Schüler sollte berücksichtig werden. VG Andrea


krummenau

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ist zwar klar im Vorteil, aber die zwanghafte Schullektüre fand ich äußerst abschreckend. Ich lese gerne und viel, suche mir aber am liebsten selber aus, was. So habe ich zu Schulzeiten ganze Nachmittage freiwillig verlesen, mich aber durch die ganze Pflichtlektüre (z.B. Schöne neue Welt / Brave new world in Deutsch und English parallel behandelt, das war ätzend!) gequält. Manche Autoren sind durch die Schule bei mir so negativ belegt, daß sie bei mir keine erneute Chance bekommen haben. Ich finde wichtig, daß Kinder lesen, aber das sich alle im einheitlichen Klassentempo immer durch dasselbe Buch quälen müssen und der Lehrer in der Lehrerhilfe nachguckt, welche Antwort die einzig zulässige ist - das sollte man tunlichst abschaffen. Ich sehe ihn noch vor mir: Unser "Faust" hatte einen schwarzen Einband mit leuchtend roten Buchstaben, war ein Leihbuch und mußte unbeschadet zurückgegeben werden. Ich habe ihn in nicht selbstklebende durchsichtige Folie eingeschlagen, dann auf die Folie mit rotem und schwarzem Wachsmalstift das a in ein r verwandelt (das geht ganz einfach) und noch einen durchsichtigen Schutzumschlag drumgemacht. Sah aus wie gedruckt. Vielleicht hat es noch meinen Navhfolger erfreut. Mehr als dieser ganze Frust ist mir vom Faust nicht in Erinnerung geblieben. War es das wirklich wert? LG von Silke


Silke11

Antwort auf Beitrag von krummenau

sind aber IMHO jetzt nicht wirklich als abschreckende Beispiele für Schullektüre geeignet. Brave New World hatte ich, schon bevor wir in der Schule gelesen haben, privat (auf Deutsch) gelesen und fand es gut (1984 habe ich auch so gelesen). Und Faust - da gibt es doch so viel, was man draus mitnehmen kann, allein all die Zitate.


krummenau

Antwort auf Beitrag von Silke11

Unser Deutschlehrer war so gruselig, daß er uns diese Sachen ausgetrieben hat. In den Faust sollte ich vielleicht mal wieder reingucken, Brave New World ist definitiv nichts für mich. LG von Silke


Strudelteigteilchen

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Ja, ich finde, Klassiker müssen sein. Ich vermute mal, die von der Zwangslektüre Vergraulten und die dadurch Angefixten halten sich die Waage, wenn die Angefixten nicht sogar einen leichten Überhang haben. Und die Vergraulten nehme ich in Kauf für die Indifferenten, die wahrscheinlich sowieso die größte Gruppe stellen, und für die es einfach um eine Basis-Bildung geht. Ich zähle mich allerdings zu den (glücklichen) Angefixten.


Mitglied inaktiv

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Mich musste die Schule nicht anfixen, ich war von Zuhause gewöhnt, dass Klassiker im Regal stehen und auch immer wieder gelesen werden, Nathan der Weise war eine meiner liebsten Gutenachtlektüren als Grundschulkind.


Strudelteigteilchen

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Das war bei mir zu Hause auch so - aber leider habe ich früh angefangen, Bücher abzulehnen, wenn sie meinen Eltern gefielen. Eine der wenigen Rebellionen, die ich wagte - aber sehr effektiv. Dafür habe ich den kompletten Karl May gelesen - heimlich, abends, unter der Bettdecke. Und meinen Eltern heimlich den "Giftschrank" geplündert. Verbotenes war immer besser als Erwünschtes.


Pamo

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Oh, Karl May liebte ich auch. Wenn ich mich recht entsinne, gab es rund 55 Bände und ich habe lediglich ca. 5 nirgendwo leihen können. Das war ja lange vor dem Internet. Schöne Zeiten!


Strudelteigteilchen

Antwort auf Beitrag von Pamo

Dank meines Opas, der auch unpädagogisch schenkte, solange er mich damit glücklich machen konnte, hatte ich die Gesamtausgabe mit dem grünen Rücken komplett. Meine Mutter übte späte Rache und hat sie beim vorletzten Umzug entsorgt.


Pamo

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Schade. (Die hättest du aber auch keinesfalls bei deiner Mutter lagern dürfen!)


Strudelteigteilchen

Antwort auf Beitrag von Pamo

Zu dem Zeitpunkt hatte ich ein Ein-Zimmer-Appartement in dem kaum die Bücher Platz hatten, die ich gerade aktiv las. Immer, wenn ich auf dem Flohmarkt Einzelbände aus der Reihe sehe, überlege ich, mir die Reihe wieder zuzulegen. Aber dann würde ich sie auch komplett haben wollen. Und außerdem kämpfe ich ja schon mit den Büchern, die ich habe - muß ich mir da ohne Not und aus rein nostalgischen Gründen noch so eine Masse an Büchern kaufen? Wenn ich eines der Kinder dafür begeistern könnte - dann..... Aber bei KindGroß ist der Zug abgefahren und KindKlein hat (noch?) nicht angebissen.


Pamo

Antwort auf Beitrag von Strudelteigteilchen

Ich würde es nicht tun und sie neu anschaffen. Ausser ich hab massig Platz! Sonst enden wir wie meine Mutter, die nicht umziehen kann/will weil sie zuviel Zeugs besitzt das sie nicht mehr liest. Aber ich werde mir jetzt mal einen Band aus der Stadtbücherei gönnen. Ich mag die arabischen Stories am liebsten.


Strudelteigteilchen

Antwort auf Beitrag von Pamo

Bücher sind doch schnell verpackt. Nippes (und Geschirr) ist deutlich umzugsfeindlicher. Mein großes Kind findet die endlosen, sehr dicht gefüllten Billys im Flur peinlich - das wirke so "angeberisch". Mir egal, ich bin gerne peinlich.


DK-Ursel

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Hej allesammen! Ich finde, die Klassiker sollten bleiben - natürlich werden sie auch durch neuere ergänzt, aber Goethe, Schiller, Shaespeare, auch Sophokles u.a. haben eben ihre allgemeine Gültigkeit bis heute - genau darum sind sie Klasisker. Wenn jemand die Antigone aufmerksam Liest (lesen lernt!), wird er das ebenso merken wie bei Nathan der Weise (gibt es eine bessere Parabel um die 3 großen Religionen als diese? Und sind nicht gerade die Religionsfragen heute so aktuell wie damals???) oder bei Romeo und Julia und Die Leiden des jungen Werther. Freiwillig fassen (junge) Menschen solche Texte (heute) leider kaum noch an, darum sehe ich es auch als Aufgabe de rSchule, sie mit sowa sbekant zu machen - später werden sie es zu schätzen wissen und einen Theeaterabend um so mehrgenießen. Und damit ich nicht als Bibliothekarin nur mein Fach rede, plädiere ich für dasselbe bei der Musik. Ich habe meinen Kindern vermißt, daß sie hierulande auch ein bißchen dt Literatur i nDeutsch durhcnahmen, ich habe an der vorletzten Scuhle meiner kritisiert, daß beim Musikkonzert so gut wie nur Schlagzeuggetrommel und Rockmusik zu hören war. Selbst meine damals 17-, 18-j. Tochter beklagte dies und fand sogar manche Popstücke direkt unpassen für dieu ntersten Klassen, zumindest was den Text anging. Wer mie mit Klasiskern, sei es in der Musik oder in der Literatur, bekannt gemacht wird, hat kau meine Chance, sie zu schätzen oder gar lieben zu lernen - und daß sie - zumindest für mich - auch zur Allgemeinbildung gehören, kommt noch hinzu. Schule hat einen Bildungsauftrag. Statt nur zu lehren, was Spaß macht, sollte sie im Gegenteil eben versuchen, das, was schwererfällt, so zu "verkaufen" , daß es Spaß macht. Das geht! Und bevor alle "die armen Kinder" seufzen, sei gesagt, daß meine Kinder durchaus Rock und Pop hören (dürfen) und sich natürlich auch durch Harry Potter und weniger Wertvolles gearbeitet haben - die Mischung macht es eben! Gruß Ursel, DK


Pamo

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Hier ein Votum für die Klassiker in der Schule. Mir persönlich ging es so, dass das Diskutieren eines Buches welches mir etwas bedeutete, im Schulunterricht eine Qual war. Doch das habe ich überlebt.


mams

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darüber kannst du einen ganzen abend philosophieren und wirst zu keinem allgemeingültigen ergebnis kommen. es ist einfach ansichtssache. selbst unter professoren der uni ist das nicht klar. für mich kommt es auf die schulform an. ich bin selber hauptschullehrerin und lese mit meinen schülern keine klassiker, an der realschule habe ich auch unterrichtet, dort habe ich auch keine klassiker gelesen, am gymnasium hingegen erwarte ich zumindest einen kleinen teil klassischer lektüre. wobei ich auch hier, zumindest bis klasse 10, nur auszüge aus klassikern lesen würde (als beispiele für die jeweilige literarische epoche). als ganzschrift würde ich hier eher moderne und motivierende bücher wählen, in der oberstufe erwarte ich 1-2 klassiker als ganzschrift. du siehst, es kommt also darauf an.


maxwell!

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Weil man selber das doof findet, muß das nicht für alle gelten. Mir hat Schiller und Goethe sehr gefallen. Und auch Gedichte, Balladen, heute noch. Ich finde es auch sehr schade, wenn Eltern meckern, dass im Musikunterricht so doofe Klassik oder Opern gespielt werden.


Trini

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Die gehören genau so zur Allgemeinbildung wie Kurvendiskussionen oder die Photosynthese. Trini


sumse

Antwort auf Beitrag von Trini

Sie gehören zur gymnasialen Bildung, klare Sache! Viele Klassiker sind auch heute aktuell und man kann viel daraus lernen. Ich denke, es kommt immer darauf an, wie ein Lehrer in der Lage ist, diverse Werke zu "vermarkten", da gibt es himmelweite Unterschiede. Wir hatten in der Mittelstufe einen Deutschlehrer, der eine dermaßen einschläfernde und zerredende Art besaß, dass womöglich die interessanteste Lektüre wir ein Sedativum gewirkt hätte. Bei diesem Lahrer war einfach alles langweilig, obgleich er fachlich ein Ass war. Didaktisch allerdings ein Griff ins Klo. In der Oberstufe hatten wir einen Lehrer, der zu begeistern wusste UND dazu noch "skandalöse" Lektüren wie "Das Parfum" auswählte. Übrigens gab es bei uns in allen Klassenstufen die Möglichkeit, frei gewählte Lektüre zu präsentieren, so dass es eben nicht eine permanente Gleichschaltung war.


Leewja

Antwort auf Beitrag von sumse

ich ahtte nicht einen, nicht EINEN deustchlehrer, der in irgendwem echte begeistrerung für die sprache, die thematik, die hintergründe, die sekundärliteratur hätte wecken können, nichtmal in mir und ich bin bücherversessen.... ich habe übrigens faust noch nie gelesen, man kann also auch ohne leben, ich habe dafür vieles in meinem standardrepertoire, was ich für unverzichtbar und lebensnotwendig halte ;). was andere nicht kennen . ich fände es aber schön, wenn eben auch "neuere" deutsche literatur gelesen würde, auch mal was von einer frau, vielelicht (da kommt immer nur die droste-hülshoff, aber es gibt ja mehr!)... da denke ich dann gelegentlich----bei den "alten" klassikern steht die vorbereitung eben, alles 100 mal durchgekaut, alle klausuren schon vorbereitet, wenig arbeit....aber das mag auch an der gesamtheit meiner genannten deutschlehrer liegen, dass ich das vermute/verdächtige


DK-Ursel

Antwort auf Beitrag von Leewja

Hej nochmal! Prinzipiell habe ich ja genau das geschrieben,was Du auch einforderst. (s.o.) Nur noch schnell zu den Frauen beiden Klassikern. E sist nun mal so, daß erst in der neueren zeit Frauen in etwa gleichberechtiogt schreiben ---- es gibt nun mal kaum weibliche Klassiker - weder in der Musik noch ier Literatur, da sind bis zu einem bestimmtem zeitalter die Männer nun mal vorherrschend. Das ist wie mit unternmerinnen, berühmten Wissenschaftlerinnen, Politikerinnen etc. - - es gibt nur wenige herausragende Frauen und viele, viele berühmte Männer --- von daher ist es - leider, leider - eben natürlich, daß auch bei der Lektüre die männlichen Schriftsteller vorherrschen. Von den Proportionen her aber eben ganz normal. Trotzdem kan nich Deien Wunsch verstehen, ich wollte nur erklären, wieso das Gleichgewicht so unausbalanciert ist. Es spiegelt eben die Wirklichkeit wider! Gruß Ursel, DK


Leewja

Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

und da dann auch frauen... ich fände z.B. Christine Brückner super lesenswert in der Schule, Thema und Stil von "Jauche und Levkojen" und den Folgebänden wären ja durchaus interessant.


Mitglied inaktiv

Antwort auf Beitrag von Leewja

eins dieser Lesekarussells in Gang: Die 3 Poenichen-Bände lassen automatisch Effi Briest folgen, auf die muss dann "Die wahre Geschichte der Effi B." (kennst du das? sonst schick ich dir's) und dann Der Stechlin folgen.


Leewja

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und ja, das passt dann ja auch alles hinterher und man hätte diverse Klassiker gleich mit abgearbeitet ;)


Trini

Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Frau und inzwischen auch Klassikerin. Trini


Trini

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Trini


Silke11

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habe ich auch so (privat) gelesen und fand es gut. Aus der (Kommunisten-)Ecke fand ich auch gut: "Die Aula". Außerdem Loest, "Es geht seinen Gang oder Mühen in unserer Ebene".


krummenau

Antwort auf Beitrag von Trini

Allgemeinbildung ist auch nur eine besondere Form der Einbildung, steckt ja schon im Wort. Ich habe immer Probleme damit, daß irgendwer anhand irgendwelcher Kriterien festlegt, was zur Allgemeinbildung gehört und was nicht. Buch x gehört unbedingt dazu, Buch y nicht. Ich scheine dazu zu neigen, mich eher für die Bücher Typ y zu interessieren, habe vielleicht genauso viel gelesen, wie jemand anders, der auf Buch Typ x steht. Der andere hat eine tolle Allgemeinbildung, ich nicht. Die Grenzen sind da doch eigentlich recht fließend und auch je nach Land verschieden. Was also gehört tatsächlich zur Allgemeinbildung und v.a., warum? Statt daß alle Kinder "die Klassiker" durchkauen, fände ich es viel besser, wenn jeder sein Lieblingsbuch vorstellt, versucht, andere dafür zu begeistern. Daran kann man ja auch prima diskutieren, ob das eine Buch vielleicht eine wertvollere Lektüre darstellt als das andere. Aber so kann man davon ausgehen, daß die Kinder das Buch, das sie vorstellen, mit Spaß gelesen haben. Kinder aus bildungsnahen Schichten können dabei ja auch gerne einen Allgemeinbildungsklassiker vorstellen, denn bei denen stehen vermutlich nur solche Werke im Regal. Karl May ist übrigens auch ein Klassiker, würde der auch in die Schule gehören? Auf der anderen Seite sagen viele, das sei Schund. Also doch lieber nur heimlich unter der Bank lesen, während über der Bank gerade Goethe besprochen wird? Klassiker ist dann wieder nicht gleich Klassiker. Warum lernt man am Gymnasium so viele Dinge, die man im späteren Leben nie mehr braucht? Nur, um zu zeigen, daß man klug genug ist, sich den Kopf mit Wissen zu füllen, egal, wie theoretisch und wirklichkeitsfremd? Macht das den Gymnasiasten gegenüber dem Real- oder Hauptschüler aus? Ganz ehrlich, wie viele von uns müssen im täglichen Leben noch Kurven diskutieren, die Photosynthese beschreiben oder ein Gedicht nach Versmaß etc. analysieren? Das konnte ich zu Schulzeiten alles ganz prima, hängengeblieben ist das alles nicht bei mir. Wer das beruflich braucht, kann sich das leicht aneignen, so, wie er sich noch viel Spezialwissen für seinen Beruf aneignen muß. Was ich nicht in der Schule gelernt habe, mir aber sehr nützlich gewesen wäre: Umgang mit Kindern, Umgang mit alten Menschen, Umgang mit dem PC, Umgang mit Finanzen / Banken, Umgang mit Medien, zuvorderst Werbung. Das sind Dinge, mit denen fast jeder Mensch im Erwachsenenleben konfrontiert wird, das muß man sich aber alles selber aneignen. Aber wie man ein Gedicht seziert und eine Kurve diskutiert, das habe ich gelernt. Manchmal kommen mir die Prioritäten dessen, was ein Gymnasiast zu lernen hat und was nicht doch etwas seltsam, eben weltfremd, vor. LG von Silke


Strudelteigteilchen

Antwort auf Beitrag von krummenau

Das, was Du als "nützlich" bezeichnest, ist ja eher das, was man auf der Real- und/oder Hauptschule lernt. Und was auch für alle Schüler nützlich wäre. Was macht dann für Dich den Unterschied zwischen Gymnasium und Real-/Hauptschule aus?


DK-Ursel

Antwort auf Beitrag von Strudelteigteilchen

Mal abgesehen davon, daß das, was du als nützlich ansiehst, ja durch gute Allgemeinbildung und Klassen-Klassiker-Lektüre nicht ausgeschlossen wird. Die Dioskussionen über solche allgemein gültigen Themen wie Religionsfreiheit und -toleranz (z.B. i mNathan der Weise), Minderheitenakzeptanz (z.B. in Andorra), Rache und Boshaftigkeit (in vielen - aber mir fälllt geradeDer Besuchder alten Dame ein), Gerechtigkeit oder Recht haben und Recht bekommen (Michael Kohlhaas), Völkeraufstand und Rebellion (Wilhelm Tell), aber auch Liebeskummer (Romeo und Julia, Die Leiden des jungen W. und Goethes Werther) ezc. --- die bilden doch auch Werte, Normen und Richtlinien für Verhalten. Das alles in einem Alter, wo junge Menschen eben durch den Austausch, die Diskusion mit anderen lernen, wo sie sich ihre Richtlinien erschaffen und wo sie alte Werte und Normen gegen neue setzen wollen. Und nachfragen, Nachhaken bei Texten, tieferschauen als nur auf die Oberfläche, aber auch Diskutieren ohne den anderen niederuzbrüllen sind in meinen Augen durchaus erstrebenswerte Zele für einen jungen Menschen. Es istschade,daß immernur schwaz weiß gemalt wird. Wer (seine) Klassikerkennt, ist nicht automatisch menschlich und sozial ein Wrack oder Nichtkönner - wieso auch? Ich weiß natürlich,daß Du Einbildung von Allgemeinbildung nur als ironisches oder witziges Ausgangsmotto angeführt hast, sehr schlau ist es dennoch nicht. Vor allem steckt das Wort Bildung drin, und für die setzen sich gerade alle so sehr ein! Gruß Ursel, DK Gruß Ursel, DK


Strudelteigteilchen

Antwort auf Beitrag von Strudelteigteilchen

Und um es vom Thema Gymnasium zu lösen - anders gefragt: Was sollte eine Schule den Kindern zusatzlich beibringen, die gerne einen Beruf ergreifen würden, der ein Studium voraussetzt?


DK-Ursel

Antwort auf Beitrag von Strudelteigteilchen

Hej! Das läßt sich wohl nicht auf einen Nenner bringen, aber ich mache mal Brainstorming und denke an das, was ich gelernr habe und meine Töchter weitgehnd auch (an einigem arbeiten wir noch, aber die ist auch noch nicht auf dem Gymnaisum): Allgemeinbildung Interesse für die Themen und sie herum (Stichworteben auch: weiter Horizont) Kritikfähigkeit strukturiertes, systematisches Arbeiten Team- und Dialogfähigkeit soziaies MIteinander Gespür für Qualität Werte und Normen logisches Denken Zeiteinteilung, Verantwortungsbewußtsein Koordinationsvermögen gern auch gesellschaftl. Engagement Und natürlich, was an Lesen, Schreiben, Rechnen und den anderen Fächern so gebraucht wird. Vieles davon geht im Deutsch-(hier Dänisch) Unterricht eben sehr gut mit Lektüre, zu der auch und bes. auch Klassiker gehören. Gruß Ursel, DK


DK-Ursel

Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

sie sollten natürlich auch lernen, wo und wie sie sich Informationen verschaffen - und wie sie diese auf ihren Wert überprüfen Und wie man an so manchen abgelieferten Arbeiten sieht: Zitieren - oder eben überhaupt: Wissenschaftliches Arbeiten. Alls das geht auch mit Klassen-Klassiker-Lektüre. Gruß nochmal - Ursel, DK


mozipan

Antwort auf Beitrag von krummenau

Ich habe die ganzen Klassiker in der Hauptschule gelesen. Einen oder zwei später auf der FOS.


Pamo

Antwort auf Beitrag von krummenau

Liebe Silke, ich liebe deine Anregungen. Das Lesen der "klassischen" Klassiker halte ich für unschädlich und teils nützlich. Klar könnte man ganz andere Bücher lesen und die gleichen wichtigen Lehren daraus ziehen. Das Vorstellen meines Lieblingsbuches hätte ich als Gymnasialschülerin vehement abgelehnt, einerseits weil ich keine Lust gehabt hätte, mein Innerstes in dieser heterogenen Gruppe so offen zu legen und andererseits weil in den betreffenden Kursen das Diskussionsniveau für meinen Geschmack fast unerträglich niedrig war. Es hätte mir weh getan, meine literarischen Lieblinge so gefleddert zu hören. Bei mir ist auch wenig aus dem Schulunterricht hängen geblieben, es war eigentlich ein Absitzen unter Abwägung von Kosten und Nutzen im Sinne von Arbeitsaufwand und Notenziel. Gelernt habe ich dort Blenden, Durchpfuschen und gut Aussehen beim Faulsein. Was mir gefehlt hat, war das Erlernen des systematischen Arbeitens, die Hinterfragung von Antworten und Fragen, die Definition von Wissenschaft und wissenschaftlichem Arbeiten. Zumindest die Vermittlung der Erheblichkeit dieses Wissens würde ich mir vom Gymnasium erhoffen! Sehr nützlich wäre natürlich auch gewesen, den Umfang mit alten Menschen etc zu erlernen und ein paar mehr Dinge, die du genannt hast. Aber: Ich seh das nicht als Aufgabe der Schule. Da dürfen jetzt mal die Eltern ran. Und ich bin inzwischen heilfroh, wenn die Schule sich nicht in diese privaten Normen oder Moralvorstellungen einmischt. Diese Gehirnwäsche möchte ich ungestört zuhause vornehmen.


krummenau

Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

"aber auch Diskutieren ohne den anderen niederuzbrüllen sind in meinen Augen durchaus erstrebenswerte Zele für einen jungen Menschen." Wenn solch eine faire Streitkultur erst auf dem Gymnasium, meinetwegen anhand des Studiums klassischer Lektüre, eingeübt wird, ist es dafür längst zu spät. Das bringt man doch seinen Kindern von kleinauf durch Vorbild daheim bei. Klar ist das ein erstrebenswertes Ziel für junge Menschen, aber das sollte auf der weiterführenden Schule längst beherrscht werden. Fängt man dort erst damit an, ist es längst zu spät. LG von Silke