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Handwerklich begabt - Realschule oder Gymnasium?

Handwerklich begabt - Realschule oder Gymnasium?

SybilleN

Hallo ihr Lieben! Meine Älteste hat eine sehr deutliche handwerkliche Begabung. Sie macht z.B. sehr filigrane Miniaturen aus Knete, baut selbst Puppenmöbel und -Wohnungen, hilft total gerne mit auf Baustelle und im Garten. Sie interessiert sich auch für alles, was sie „werken“ kann. Schule ist so „naja“, also aktueller Schnitt 2,5. Jetzt überlegen wir, ob es für sie besser wäre, auf eine Realschule zu gehen. Habt ihr da Erfahrung/ Tipps?


seerose1979

Antwort auf Beitrag von SybilleN

Hallo, iich bin vom Gymnasium in der 9. Klasse "runter" auf die Realschule gegangen. Das ist nun ja schon einige Jahre her. Ich erinnere mich, dass wir viele Themen langsamer bzw. länger bearbeitet haben als auf dem Gymnasium. Damals hatte wir auch in der 9. Klasse ein dreiwöchiges Praktikum. Ich weiß nicht, ob Gymnasiien das mittlerweile auch anbieten. Aber letzten Endes kommt es auf die Schulen drauf an, was sie anbieten, und ob es zu deiner Tochter passt. Wenn sie eher "faul" ist beim Lernen und noch nicht so ganz selbständig sich zu organisieren, würde ich KEIN Gymnasium wählen. Sollte sie später doch mal Abi machen wollen und die Noten stimmen, kann sie immernoch dahin wechseln. Hier in BS haben auch die Gesamtschulen einen guten Ruf. Die Kinder bekommen auch hier etwas mehr Zeit zu "reifen" und es werden Hilfestellung gegeben, was das Lernen betrifft. Außerdem gibt es Lern bzw. Wochenplanzeiten, in denen die Kinder wie Hausaufgaben Aufgaben bearbeiten und Zuhause brauchen sie nichts mehr zu tun außer gelegentlich Vokabeln zu lernen oder mal etwas für ein Referat zu erledigen. Wenn es solche Schulen bei euch gibt und sie überwiegend als gut eingestuft werden, wäre dies auch eine Option. Ab Klasse 7 lernt jeder auf seinem Niveau. Lg Seerose


SybilleN

Antwort auf Beitrag von seerose1979

Lieben Dank, das klingt gut. Leider hat die Gesamtschule hier keinen guten Ruf, aber einen guten Ruf haben nur 3 Schulen, die nicht in Frage kommen (zu weit weg, sprachliche Orientierung oder privat mit horrendem Schulgeld)


Kerstin123

Antwort auf Beitrag von SybilleN

Was hat sie denn für eine Empfehlung? Kommt darauf an Es gibt auch Gymnasien mit künstlerischem Schwerpunkt Im Zweifelsfall eine Schule aussuchen, bei der der Weg in die gymnasiale Oberstufe nach der 10 klasse gut machbar ist, damit man zumindest diese Möglichkeit offen halten kann (Evtl Gesamtschule?)


Mitglied inaktiv

Antwort auf Beitrag von SybilleN

Meine Tochter besucht eine freie Schule , wo ab der 5 eine Klasse gym und eine Klasse Realschule unterrichtet wird. Man kann immer wechseln und behält aber sein Umfeld. Praktikas werden hier ab 9 .und gym ab 10 Klasse angeboten. Vielleicht gibt es so etwas in eurer Nähe auch. Für uns war dass so die beste Variante


SybilleN

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Das klingt echt gut!


Mitglied inaktiv

Antwort auf Beitrag von SybilleN

Ich bin auch sehr zufrieden und froh diese Schule gefunden zu haben


Mitglied inaktiv

Antwort auf Beitrag von SybilleN

Tendenziell ist die Realschule auf jeden Fall "realer" , die Kids machen mehr mit den Händen. Ich war oft total fasziniert, was die Kinder von Freundinnen aus der Schule mitbrachten. Die RS hat oft auch richtig tolle Ausstattung im techn..Bereich. Gymnasiasten (Stereotypen) sind Theoretiker. Auch die Lehrer sind eben Fachlehrer mit Unistudium, teils mit Doktortitel und sehr auf die Theorie fokussiert. RS Lehrer die ich kenne, haben teilweise selbst mit Haupt- oder Realschule gestartet, ggf eine Ausbildung hinter sich. Auch mit 2,5 und "so lala" würde ich mir Gym gut überlegen. Ausser ggf es ist ein Einzelkind und die Eltern haben sehr viel Zeit und Motivation, das Kind über die ersten 3 Jahre zu bringen. Ab der 8. läuft's dann... oder die Schule wurde doch gewechselt.


Maca

Antwort auf Beitrag von SybilleN

Ging es bei deiner Tochter nicht in Richtung HB? Begabte Kinder gehören auf das Gymnasium, dafür war diese Schule ursprünglich mal gedacht, basta!!!!! Du kannst ja schauen, ob du eines mit eher künstlerisch/ naturwissenschaftlicher Ausrichtung findest. Sprachen waren nicht so ihres, (oder liege ich da total falsch?).


Mitglied inaktiv

Antwort auf Beitrag von Maca

Achso, ist sie die Kleine mit Sprach/Deutschproblemen aber HB zumindest in Teilbereichen? Dann würde ich auf jeden Fall noch ein Beratungsgespräch machen (wird bei uns angeboten), ggf kommen die Deutschprobleme ja auch von einer LRS o.ä. Vielleicht ist sie ja auch unterfordert an der GS. Was sagen denn die Lehrer, die sie kennen? Wo habt ihr denn den Test gemacht, ggf dort mal eine E-Mail hinschreiben und die Frage nach Gym/Rea stellen.


SybilleN

Antwort auf Beitrag von Maca

Ja, genau. Sie ist in allen Bereichen überdurchschnittlich bis hochbegabt, nur ihr schlechtes Arbeitsgedächtnis zieht den IQ-Wert nach unten. Und Sprache ist echt nicht ihr Ding. So gar nicht.


SybilleN

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Ja, genau, sie ist das. LRS wollen wir testen lassen, ihre Lehrerin empfiehlt bisher die Realschule, die Psychologin vom Test hat mir verbal nen Vogel gezeigt und aufs Gymnasium verwiesen. Die Beratungsgespräche macht bei euch der Klassenlehrer? Oder jemand anders?


Mitglied inaktiv

Antwort auf Beitrag von SybilleN

Nein, da kommt jemand von extern. Da gibts dann eine Art Test, wohl... Wenn die Psychologin Gym empfiehlt, würde ich da mehr Vertrauen haben.


Maca

Antwort auf Beitrag von SybilleN

Ich habe auch Erfahrung mit einem Kind, was zwar ziemliche Baustellen hat ( ausgeprägte hypotone ADS mit Komorbiditäten wie LRS u. a.) diese aber durch eine hohe Begabung ganz gut kompensieren kann. Wichtig war immer, dass sie in ihren Neigungsfeldern die Möglichkeit hat, ausreichend herausgefordert zu werden. Dort mussten und müssen Anspruch und Druck möglichst hoch sein. Erfolgserlebnisse in diesen Bereichen haben dann zu soviel Aufschwung geführt, dass Defizite besser akzeptiert und angegangen werden konnten. Das habe ich als Mutter jedoch anfangs nicht verstanden und eher abgefedert, wollte mein Küken halt vor Misserfolg und schlechtem Selbstwerterleben beschützen. Es ist für Menschen mit heterogenem Begabungsprofil nicht immer leicht, die richtige Balance zwischen der Weiterentwicklung ihrer Stärken und dem Arbeiten an ihren Schwächen zu finden. Die Wahl des geringeren Widerstands kann kontraproduktiv sein.


Maca

Antwort auf Beitrag von Maca

Ich kann dich aber gut verstehen und war seinerzeit auch total verunsichert, auf welche Schule meine Tochter gehen soll, zumal es bei uns nur G8 gibt. Ich wollte ihr damals diesen Druck unbedingt ersparen. Für meinen Mann war das Gymnasium jedoch optionslos und für Töchterlein auch. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wieviele Ängste und Bauchschmerzen der Wechsel mir damals beschert hat. Die Leistungen waren zwar immer schwankend, die Motivation auch aber nun ist sie in der 11. Klasse und will ein Fach mit (leider knackigem) NC studieren. Möglichst ohne Wartesemester. Das wird ihr vermutlich gelingen.


Maca

Antwort auf Beitrag von Maca

Huhu, ich bin’s nochmal. Sollte sich bei deiner Tochter eine Legasthenie bestätigen, würde ich dringend zu einer außerschulischen Lerntherapie raten. Auch würde ich das vorab im Gespräch mit der Schule direkt ansprechen, damit ihr nicht an eine Schule geratet, die diesbezüglich veraltete Vorstellungen hat und LRS mit Lernschwäche gleichsetzt.


Häsle

Antwort auf Beitrag von SybilleN

An der handwerklichen/künstlerischen Begabung würde ich die Schulwahl nicht festmachen. Meine Tochter ist auf der Realschule. Sie war in der 5. Klasse in der "Kreativ"-Profilklasse, in der 6. Klasse in der AG Schulhausgestaltung, und ist seit der 7. Klasse im Kunstzweig (für den eine "Aufnahmeprüfung" erforderlich war, damit nicht alle Faulis der Schule sich dort sammeln...). Kunst ist eines ihrer vier Hauptfächer, und ein großer Teil davon ist Theorie. Sie machen tatsächlich coole Sachen und hätten (ohne Corona) auch noch zusätzlich Werken. Das kommt einem in die Richtung interessierten Kind natürlich entgegen. Aber das könnte man auch außerschulisch oder in AGs ausüben. Meine Nichte wird voraussichtlich auch auf die Realschule gehen, weil sie sich sehr wenig zutraut. Die Noten für's Gymnasium hätte sie (mit viel Übung daheim, aber das kann man mit dem Homeschooling nicht wirklich einschätzen, ob es wirklich so viel ist), aber in Mathe blockiert sie total in den Proben. Sie ist künstlerisch richtig gut und wird dann vermutlich auch irgendwann den Kunstzweig wählen. Außer sie wird plötzlich zum Mathecrack oder Sprachengenie. Da ist ja noch alles offen.


Maxikid

Antwort auf Beitrag von Häsle

Meine Große hatte sehr schlechte Noten in der GS Zeit. Wir wussten aber immer, dass sie viel mehr kann. Es wurde dann eine schule mit 5. und 6. Klasse Beobachtungsstufe. Die 1er und 2er kamen und sie startete richtig durch. Ab 7. Klasse kam auf in eine Gym Klasse, gleiche Schule. Jetzt ist sie schon in der 9. Klasse. Gibt es so etwas bei Euch auch? LG maxikid


Geisterfinger

Antwort auf Beitrag von SybilleN

So eine Begabung schadet ja nicht. Auch wenn es auf dem Gymnasium vielleicht keine Kurse wie Werken gibt, gibt es ja Kunst. Und wenn sie später mal ein Handwerk lernen will, ist ein Abi ja auch nicht schlecht, gerade bei den schwierigeren und gefragteren Berufen. Und 2,5 finde ich jetzt auch nicht so schlecht als Schnitt.


kirshinka

Antwort auf Beitrag von SybilleN

Gymnasium Auch für viele Ausbildungen ist Abitur von Vorteil. Und von wegen Theorielastig... Quatsch.


Lillimax

Antwort auf Beitrag von SybilleN

Liebe SybilleN Du gehst ja von der Annahme aus, dass auf der Realschule handwerkliche Fähigkeiten gefördert werden. Aber das ist nicht so. Lediglich das Lern- und Leistungsniveau ist niedriger als auf dem Gymnasium. Wenn jemand handwerklich begabt ist, kommt das ja erst nach dem Schulabschluss zum Tragen: bei der Frage, ob das Kind studieren, eine Büro- oder eine handwerkliche Ausbildung machen sollte. Es geht also jetzt eher darum, ob Deine Tochter nach der mittleren Reife mit 16 eine (handwerkliche) Ausbildung machen sollte, oder ob sie lieber Abi machen sollte. Grundsätzlich eröffnet ihr das Abi natürlich wesentlich mehr Möglichkeiten, auch in handwerklichen Berufen werden Abiturienten oft bevorzugt, je nachdem, um was es geht. Zum Beispiel bei Zahntechnikern (würde gut passen zu der hohen Geschicklichkeit Deiner Tochter beim Kneten). Die Frage Gymnasium oder nicht würde ich überhaupt nicht von der handwerklichen Neigung abhängig machen, sondern von den schulischen Leistungen. Sie sollte in den Hauptfächern (vor allem in Mathe) schon sehr problemlos mitkommen, denn gerade Mathe ist auf dem Gym wirklich recht schwer. Mein eigener Sohn (15) hat auch eine starke handwerkliche Begabung, er tischlert und schreinert sogar schon kleine Möbelstücke selbst. Trotzdem ist er in der gymnasialen Oberstufe und wird Abi machen. Er kann im Rahmen eines Schülerpraktikums bei einem Schreiner reinschnuppern, das ist schon geklärt. Diese Möglichkeit wird auch Deine Tochter haben. Nach dem Abi können die Kids dann entscheiden, ob sie etwas Handwerkliches machen wollen oder nicht. Mein Sohn schwankt im Musik zwischen einem Lehramtsstudium und einer Kunsttischlerlehre oder Ähnlichem. LG


Häsle

Antwort auf Beitrag von Lillimax

Die meisten Kinder, die hier vom Gymnasium runter kamen, haben wegen der zweiten Fremdsprache gewechselt. Nicht wegen Mathe.


Mitglied inaktiv

Antwort auf Beitrag von Lillimax

Das kommt aber auch aufs BL an. Hier ist es üblich, dass nach der Realschule das Allgemeine Abitur (ca. 50% ) oder das fachgebundene Abitur (nochmal 25% ) draufgesetzt wird. Nur ein sehr kleiner Teil der Realschüler (ca. 25%) strebt direkt eine Ausbildung an. Dementsprechend bereiten die Realschulen auch auf die Oberstufen vor. Da die Gymnasien in unserem Umfeld alle G8 sind, sehen sich die (guten!) Realschulen als "neues G9" - zusammen mit den inzwischen unzähligen Aufbaugymnasien in allen erdenklichen Fachrichtungen. Der Unterricht ist aber "realer"/ praxisnaher und es wird weniger durchgallopiert wie auf dem Gym. Ich dachte, SybilleN kommt aus BaWü...


DaXXes

Antwort auf Beitrag von Häsle

»Häsle schrieb: Die meisten Kinder, die hier vom Gymnasium runter kamen, haben wegen der zweiten Fremdsprache gewechselt. Nicht wegen Mathe.« Die zweite Fremdsprache kann man aber auch auf der Realschule haben, hier wird zum Beispiel Französisch ab der 7. Klasse unterrichtet. Wer das nicht will, muss den technischen Zweig wählen und hat dann Chemie/Physik als weiteres Hauptfach.


Ellert

Antwort auf Beitrag von SybilleN

huhu bei einem Schnitt von 2,5 wäre hier keine Empfehlung fürs Gymasium, da die recht voll sind würde man vermutlich keinen Platz bekommen eher Gesamtschule dann kann sich Kind weiterentwickeln... dagmar


Mitglied inaktiv

Antwort auf Beitrag von SybilleN

Hallo! Abgesehen davon, dass auf der Realschule das handwerkliche Talent ebenso wenig gefördert wird, wie auf dem Gym: Schicke sie auf die Schule, die - ohne das handwerkliche Talent zu beachten - für sie geeignet ist. Sie kann neben der Schule in Handwerks-Kurse gehen! Da gibt es so viel (VHS). Töpfern, Malen, etc. Manche Städte bieten Kurse für Jüngere an. Ja, ich weiß, Corona ist hier ein Problem, und ich weiß nicht, inwieweit Kurse stattfinden. Aber das kann man rausbekommen.


ichbinfrei

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Bin viel zu spät, ich weiß. Ich würde sie auf die Realschule schicken - zu normalen Zeiten ist das die Schulart, die am besten aufs Leben vorbereitet. Praktisch mit Fächern wie Technik oder Hauswirtschaft, Wirtschaft- und Berufsorientierung. Jetzt zu Pandemiezeiten ist das natürlich alles auch ziemlich theoretisch geworden. Aber das wird hoffentlich auch wieder besser. Mit Durchschnitt 2,5 unbedingt auf die Realschule. Wenn ich sehe, wie sich die Kumpels meines Sohnes auf dem Gym quälen.... niemals!!! Und weitermachen kann man nach der Realschule immer noch.