jeck
Hallo, Meine zwölfjährige Tochter war schon immer ein sehr zurückhaltendes Kind. Im Kindergarten war sie von den anderen Kindern immer akzeptiert, ebenso in der Grundschule. Letztes Jahr hat sie auf eine Realschule gewechselt. In der Klasse sind 30 Kinder, leider nur 8 Mädchen. Die Klasse ist sehr laut und gilt als Problemklasse. So richtig wohl fühlt sie sich nicht, erduldet es eher. Jetzt ist sie in Klasse 6. Gestern kam heraus, dass sie in vielen Fächern keine Ahnung hat, den Lernstoff nicht versteht und sich nicht mündlich beteiligt. Sie weinte bitterlich, da sie nicht gerne zur Schule geht, die Schule allerdings auch nicht wechseln möchte. Die Mädchen der Klasse sind alle sehr redselig, sie kommt da nicht mit. Angeblich kommt niemand auf sie zu, sie muss sich immer anderen anschließen. Sie hat bitterlich geweint, weil sie so schüchtern ist und sie findet das scheiße. Ich habe versucht sie aufzubauen, doch leider ohne Erfolg. Wie kann ich ihr helfen?
Du wirst nicht aus einem introvertierten Menschen, einen extrovertierten machen. Man kann sich zwar steigern, wird aber nie „anders“. Wichtig fand und finde ich, da sich Freundschaften/Bekanntschaften ändern, dass man andere Dinge hat und macht, aus denen ich mein Selbstbewusstsein ziehe. Ein Hobby, etwas was mir Spaß und Freude bereitet, was ich gut kann und wo ich Anerkennung und Gesprächspunkte finde, da in der Regel ja alle, die das auch machen, mein Hobby teilen. Hilfreich ist es da, aus meinen Erfahrungen heraus, wenn auch etwas Ältere dabei sind. Meine Kinder finden und fanden da die Bestätigung die sie brauchen um gut durchs Leben zu laufen. Bei uns ist es Sport und Musik. In Schule wird man das selten finden, das ist Zufall. Es passt oder es passt nicht. Wenn es nicht passt, muss die Bestätigung im Hobby geholt werden. Und, bedenkt, spätestens nach der Schule trennen sich die Wege. Meine eigenen Bekannt- und Freundschaften sind total andere, als ich zu Schulzeiten hatte. Wichtig ist daher immer, sich selbst gut zu fühlen. Ich unterstütze daher meine Kinder, die beide, an jedem Nachmittag des Tages mit unterschiedlichen Hobbys und Engagements ausgefüllt haben.
Hat sie keine Ahnung vom Stoff /versteht ihn nicht etc weil sie so unglücklich ist, dass sie sich nicht wirklich beteiligen kann/möchte oder weil sie mit dem Stoff überfordert ist? Ich würde nicht unbesehen die Probleme mit dem Unterrichtsstoff auf ihre eher introvertierte Art schieben. Möglicherweise hat sie tatsächlich einfach Probleme mit dem Stoff und das lässt sie noch unsicherer werden. Klar, kann auch umgekehrt sein: weil sie so schüchtern ist, traut sie sich nicht und hat deswegen inzwischen Lücken. Aber ich würde eben nochmal mit den Lehrern sprechen und auch ihr, ob die stofflichen Defizite wirklich daran liegen, dass sie unglücklich mit ihrem Stand in der Klasse/unter den anderen Mädchen ist. Du schreibst, niemand käme auf sie zu - naja, klar ist es schwieriger auf andere zuzugehen, wenn man eher schüchtern ist/wenig Selbstbewusstsein hat - aber ehrlich gesagt wird sie nicht erwarten können, dass die anderen sich dann doch bitte nach ihr richten. Ich denke auch, dass eine sportliche Betätigung ihr helfen könnte. Oder ein anderes Hobby, in dem sie gut ist und daraus mehr Selbstbewusstsein ziehen kann. Kann ich auch aus eigener Erfahrung als eher wenig selbstbwusste Schülerin in den Anfangsjahren der Weiterführenden.
Hallo, das mit dem Schulstoff wundert mich. Schüchtern sein und sich deswegen mündlich nicht beteiligen und nichts mitbekommen/verstehen sind doch zwei Paar Schuhe. Da würde ich mal ein intensives Gespräch mit ihr führen, warum sie so wenig mitbekommt/versteht. Vielleicht steckt mehr dahinter. Das würde z.B. zu einem ADS-Träumer passen. Die schalten bei zu vielen Reizen ab. Es kann auch sein, dass sie sich in der Klasse so unwohl fühlt, dass sich ihre Gedanken nur darum drehen, dass sie nicht dort sein will. Aber andererseits hat sie Angst vor einer Veränderung, wie einem Schulwechsel. Solche Rabauken-Klassen sind definitiv nichts für sensible Kinder. Leider nehmen die bei Schulformen unterhalb von Gymnasien und bei Gesamtschulen immer mehr zu. Ich würde auf jeden Fall einen Klassen- oder Schulwechsel in Erwägung ziehen. Hatte sie in der Schule, wo sie vorher war, Freundinnen? Kann man diese Freundschaften vielleicht wieder aktivieren? Hat sie ein Hobby, wo Kinder sind, mit denen sie sich verabreden könnte? Unser Sohn (11) hat keinen Freund in seiner Klasse, aber zwei gute Freunde hier im Dorf, die er von früher kennt. Eventuell könnte eine Psychologin helfen. Nur bekommt man da ja sehr schwer Termine.
Ich würde auch einen Klassen- oder Schulwechsel in Erwähnung ziehen In einer „Rabaukenklasse“ mit 30 Schülern kann ich mir das schon schwierig vorstellen Aber erst mal mit ihr und den Lehrern sprechen Ein Hobby oder Sport suchen, wo sie außerhalb der Schule Freundschaften schließen kann halte ich auch für eine gute Idee