Elternforum Trennung vom Partner

Ich weiß nicht wie

Ich weiß nicht wie

BibaBu

Es ist kompliziert: Ich möchte mich von meinem Mann trennen, weiß aber nicht genau wie. Wir haben einen Sohn, der im kommenden Schuljahr in die Schule kommt. Das Problem: Mein Mann war/ist Alkoholiker und psychisch krank/stark traumatisiert. In den Weihnachtsferien ging es ihm nicht gut, weshalb er wieder zu trinken angenfangen hat. Er kam dann nach Hause, hat totalen Raudau gemacht, sich selbst verletzt. Ich habe dann die Polizei gerufen, er ist aber vorher abgehauen. Das war so furchtbar, ich hatte Angst vor ihm, und ich will auf gar keinen Fall, dass unser Sohn so etwas nochmal mitbekommen muss (damals hat er es zwar nicht gesehen aber gehört). Nach der Geschichte war mein Mann furchtbar geknickt und hat gesagt, dass das nie wieder vorkommt. Da bin ich mir aber nicht so sicher. Leider tut er auch nichts, damit es ihm besser geht (z.B. eine Therapie beginnen). Kurz gesagt: ich will mich trennen. Die ganze Sache ist aber nicht so einfach, weil mein Mann wie schon gesagt extrem labil ist. Ich habe Angst, dass er total abrutscht, wenn ich ihn jetzt aus der Wohnung schmeiße (was ich auch gar nicht kann). Dass er dann wieder sehr viel trinkt, seinen Job verliert, vielleicht sogar auf der Straße landet. Das kann mich mir wirklich gut bei ihm vorstellen. Leider ist es auch gar nicht so einfach mit unserer Wohnung, weil wir beide im Mietvertrag stehen. Am liebsten hätte ich, dass wir ihm eine kleine Wohnung, ein Appartment suchen und er dorthin zieht. Denn ich kann mir leider keine neue Wohnung für mich und meinen Sohn leisten. Wir wohnen in einer Großstadt mit sehr hohen Mieten. Und wir verdienen beide nicht so viel. Ich würde unsere Wohnung also gerne behalten. Aber wenn sich mein Mann weigert, auszuziehen, muss ich noch das Trennungsjahr mit ihm in der Wohnung verbringen. Ich weiß nicht, ob ich das aushalte. Das Schlimme: Man kann nicht wie mit einem Erwachsenen mit meinem Mann reden. Er ist psychisch krank und es nicht vorhersehbar, wie er reagiert. Ich habe gerade gar keine Ahnung, was ich machen soll.


ZoeSophia

Antwort auf Beitrag von BibaBu

Die Probleme, die Labilität, die Sucht und die Depressionen deines Mannes sind nicht deine Probleme.... oder deine Verantwortlichkeiten.... https://de.wikipedia.org/wiki/Co-Abhängigkeit


Gustavinchen

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Man kann die Zuweisung der Ehewohnung beantragen. Dann muss er ausziehen und du kannst die Wohnung mit eurem Sohn allein nutzen. So weit das Rechtliche. Das Moralische: Ich kann nur zu gut nachvollziehen, dass du dich verantwortlich fühlst für deinen Mann und ihm natürlich nicht schaden willst. Aber er ist erwachsen und hätte zumindest theoretisch die Möglichkeit, sich die nötige Hilfe zu suchen. Euer Kind aber kann das nicht. Ich denke, dass sein Schutz an erster Stelle stehen muss. Und ja, ich weiß, dass sich das theoretisch immer so leicht sagt, aber praktisch viel schwerer umzusetzen ist. Ich wünsche dir viel Kraft!


BibaBu

Antwort auf Beitrag von Gustavinchen

Danke schön, das tut mir gut und gibt mir Kraft. Und auch danke für den Tipp mit der Zuweisung der Ehewohnung. Das wusste ich nicht. Liebe Grüüe


Mitglied inaktiv

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Könntest du die wohnung alleine halten? Stimmt der vermieter zu? Bekäme dein mann eibe kleine bezahlbare wohnung? Kennt er deine pläne? Hat er freunde, familie, wo er unterkommen kann? Du kannst schon die zuweisung beantragen, aber bevor er auf der strasse lebt, wirst du die zeit bis er eine whg hat mit ihm aushalten müssen. Hast du ihm ein ultimatum gesetzt? Therapie? Er kann sich ja wegen seiner psychischen erkrankung einweisen lassen, dann kommt ihr wenigstens zur ruhe.... Vll kontaktierst du mal ein gruppe von co-abhängigen?


BibaBu

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Das mit einer Gruppe für mich hab ich mir schon überlegt. Aber als erstes mach ich jetzt erst mal eine Therapie. Unsere Ehewohnung könnte ich alleine behalten, wenn ich ein Zimmer untervermiete. Mein Mann kennt meine Pläne noch nicht, ich denke aber, dass er spürt, dass ich mich innerlich schon von ihm getrennt habe. Nein, mein Mann hat keine Freunde, wo er unterkommen kann. Und mein Mann würde sich nie von selbst in eine Psychiatrie einweisen lassen, weil er vor sich ja gar nicht zugibt, ein schweres Problem zu haben. Bei Traumata ist es leider so, dass die verdrängt werden und sich derjenige nicht bewusst über sie ist. Danke!


Myriel9

Antwort auf Beitrag von BibaBu

Aus medizinischem Bereich kommend kann ich dir versichern, dass es leider die meisten Alkoholiker nicht schaffen, trocken zu werden, und noch weniger es dann auch bleiben, selbst wenn sie wollten (man sagt vielleicht 7 von 100 besiegen die Sucht dauerhaft). Das ist fürchterlich, schmerzhaft und schlimm, einem Menschen bei diesem suchtbedingten Verfall zuschauen zu müssen, und man kann nichts aber auch gar nichts tun, außer sich aus der Situation zurück zu ziehen und insbesondere das Kind so auch zu schützen. Natürlich tut es deinem Mann Leid und natürlich will er eigentlich gesund sein und funktionieren, aber er selbst muss das schaffen. Du kannst anbieten, in gewissem Rahmen für ihn da zu sein und z. B. den Kontakt zum Kind möglich zu machen so wie es geht, da ihm das vielleicht bei der Bewältigung der Sucht helfen kann, wenn er nicht komplett aus eurem Leben fliegt sondern die Chance bekommt, den Kontakt zu halten, aber du musst aus der Situation zwingend raus! und wenn es wirklich nicht geht, dass er die Wohnung verlässt (wobei sowohl dein als auch sein Auszug ja dazu führen könnte, dass er weiter abstürzt und du dich schuldig fühlst) würde ich an deiner Stelle auch aus dem Stadtzentrum raus in ein günstigeres Gebiet ziehen. Natürlich ist das umständlich, mit längeren Fahrzeiten zu Arbeit und Schule/Kindergarten oder wie auch immer verbunden, aber es nutzt ja alles nichts und es gibt sicher Menschen, die dir sowohl finanziell als auch organisatorisch in der Situation helfen können und werden. Alles Gute und viel Kraft für dich!


kunstflair

Antwort auf Beitrag von BibaBu

Ich finde, es ehrt dich, dass du dir so viele gedanken um ihn machst. Aber ich finde auch, dass du nicht vergessen sollst, dass du dich sehr wohl um den sohn kümmern musst, da er das nicht alleine schaffen muss, denn er ist ein kind. Dein mann aber ist erwachsen und kann durchaus für sich selber sorgen. Link von vallie sagt da alles, was man dazu wissen muss. Du schreibst, dein sohn soll so was nie wieder erleben. Das wird dir genügend kraft geben für all das, was kommt. Du schreibst, du weisst nicht wie. Auch dieser gedanke führt dich in eine bessere zukunft, denn bei anderen dingen im leben, würdest du es ganz normal finden, hilfe zu holen und ich nenne jetzt nur banales: - Steuersachen - Hautausschlag - Computerabsturz Ich würde mich also an eine fachliche hilfe wenden zum thema suchtproblematik wenden oder sonst an einen dienst, der in deiner stadt zur verfügung steht für frauen wie dich. Sag ganz klar, dass du hilfe brauchst, weil du eine räumliche trennung in die wege leiten musst, damit ihr durchschnaufen könnt. Alles gute!


Bela66

Antwort auf Beitrag von BibaBu

Das Verantwortungsgefühl gegenüber Deinem Mann ist auf den ersten Blick menschlich toll von Dir. Aber in Wirklichkeit ist das eine sehr heikle Sache. Du fühlst Dich jetzt schon auch für die Zeit nach der Trennung für ihn zuständig. Das ist schlecht. Denn Dein Mann ist - trotz seiner Krankheit - ein erwachsener Mensch. Und jeder Mensch ist für sein Schicksal selbst zuständig und selbst verantwortlich. Letztlich ist es sogar so: Wenn Du Dich befreist und Deinen Weg gehst, dann ist das IMMER richtig. Das gilt sogar, wenn der Partner sich dann umbringen würde (damit drohen ja auch viele psych. Kranke). Jeder Mensch darf selbst entscheiden, ob er untergehen will oder sich helfen lassen möchte. Auch Dein Mann darf sich selbst zerstören, das ist eine Entscheidung, die ihm zusteht. Sie ist nicht Deine Entscheidung, und Du musst auch nicht Dein eigenes Leben zerstören lassen von ihm, damit Du auf ihn aufpassen kannst. Letztlich ist es so, dass man zuerst sich selbst (seelisch und äußerlich) sowie sein Kind in Sicherheit bringen muss. Das ist Deine allererste und wichtigste Aufgabe. Dass Du das noch nicht gemacht hast zeigt, dass Du schon mit dieser Aufgabe fast überfordert bist. Es ist nicht sinnvoll, Dir noch weitere aufzuladen. Es ist wichtig, dass Du nicht bei einem Mann bleibst, der Dir schadet, nur weil Du ihm nicht zutraust, ohne Dich zu leben. Du überschätzt Deine eigene Wichtigkeit und auch Deine Macht, wenn Du glaubst, nur Du könntest Deinen Mann retten und vor dem Absturz bewahren. Dies ist (leider) exakt die Definition von Co-Abhängigkeit: Man kann sich gar nicht abgrenzen, und man kann nicht gut auf sich selbst achten. Man stellt das Glück eines anderen über das eigene. Zuviel solltest Du nicht machen. Dein Mann benutzt seine psychische Erkrankung sonst (unbewusst), um Dir Schuldgefühle zu machen, Dich emotional zu erpressen und Dich an ihn zu binden. Ich glaube, das tut er schon seit längerem. Er benutzt Dich dann auch, um nicht auf seinen eigenen Beinen stehen zu müssen. Er macht ja bewusst keine Therapie. Frage Dich, ob dies wirklich Deine Lebensaufgabe sein kann, und ob es Deiner Verantwortung als Mutter wirklich entspricht. LG


Meike789

Antwort auf Beitrag von BibaBu

Ich würde dir auch raten, mal mit einer Suchtberatung und/oder Trennungsberatung zu gehen. Die haben bestimmt nützliche Tipps. Und im besten Fall könnt ihr deinen Mann überzeugen, sich helfen zu lassen. Psychologen nehmen nur Patienten an, die wissen, dass sie ein Problem haben und Leidensdruck haben. Vielleicht hat dein Mann den jetzt noch nicht, aber es mag kommen, wenn er merkt, dass er dadurch seine Ehe vor die Wand gefahren hat, um es mal milde auszudrücken. Sonst kann ich dir leider auch nichts raten.


BibaBu

Antwort auf Beitrag von Meike789

Danke, dass war doch schon sehr viel!


Feuerschweifin

Antwort auf Beitrag von BibaBu

Ich hätte noch den Vorschlag, dich an den Psychiatrischen Dienst zu wenden und denen alles genau so zu schildern. Erstens als Unterstützung für dich und zweitens, damit dein Mann Unterstützung hat, wenn du dich trennst. Es sollte also schon im Vorfeld Fachpersonal mit im Boot sein.


Philo

Antwort auf Beitrag von BibaBu

Ich würde Dich als Co-Abhängig sehen und mir in Deinem Fall selbst Hilfe holen (Anonyme Alkoholiker, sonstige Beratunsstellen). Alleine wirst Du aus diesem Dilemma mit der wahrgenommenen Verantwortung für Deinen Mann nicht rauskommen. Alles Gute