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Wie baut man sein Selbstwertgefühl auf?

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Hallo, hatte vor einiger Zeit hier geschrieben, dass ich einsam bin und keine wirklichen Freunde habe. In diesem Zusammenhang fiel auch öfter der Hinweis, dass ich unter mangelndes Selbstwertgefühl leide, was leider stimmt. Ich habe sehr viel über eure Antworten nachgedacht und mir ist einiges bewusst geworden. Jeden Tag fällt mir nun z. B. an mir auf, wie ich mich selber klein mache und mich selber abwerte. Rufe ich z. B. eine Freundin an, um ihr frohe Weihnachten zu wünschen und sie mich abwimmelt, weil sie viel zu tun hat, denke ich: "Klar verstehe ich, sie will jetzt nicht mit mir reden und sie hat sich jetzt nicht darüber gefreut, dass ich an sie gedacht habe, weil sie ja pünktlich Feierabend machen will." Nur... auf ihren Rückruf, den sie versprochen hatte, warte ich heute noch. Da kommt mir der Gedanke, mit mir kann man es ja machen, weil man es immer schon so gemacht habe und ich mich trotzdem wieder gemeldet habe. Da ich mich nicht so verhalten würde, erwarte ich das auch von meinem Mitmenschen. Wenn ich keine Zeit habe zum plaudern, vertröste ich, rufe dann aber auch wirklich zurück. So würde ich mir das wünschen. Warum denke ich mir nicht "Das ist doch ein Armutszeugnis von meiner Freundin, dass sie sich jetzt nicht 5 Minuten Zeit nimmt für mich, um ein bißchen zu plaudern?" Sie arbeitet weder Akkord, noch muss sie den Flieger erwische. Warum denke ich automatisch, dass ich es nicht wert bin angerufen zu werden, wenn kein Rückruf erfolgt? Wenn mein Ehemann etwas für mich (z. B. mit mir in ein Konzert geht, ohne die Musik zu wollen oder sich einen Film ansieht, der ihn nicht die Bohne interessiert) denke ich mir auch "Meine Güte und das tut er jetzt für mich? Warum?" Tief in meinem Inneren weiss ich, dass mein Denken falsch ist, denn WARUM sollte er es NICHT tun, aber in meinem Kopf ist das nicht angekommen. Eine Therapie wäre sicher sinnvoll bei mir, ich weiss, aber vielleicht habt ihr alltagstaugliche Tipps, wie man sein marodes Selbstwertgefühl etwas aufbaut? Was kann ich mir einreden, wenn ich wieder das Gefühl habe, so eine Reaktion zu verdienen? Vielen Dank fürs Lesen Liebe Grüße Carmela


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Hi Carmela, warum denkst Du denn selber so schlecht von Dir? Ich kenn Dich ja nur von Deinen postings, aber Du machst auf mich einen netten, liebenswerten, vielleicht etwas melancholischen Eindruck. Konzentriere Dich doch einfach mal auf Dich selber, tu Dir selber was Gutes, achte auf Dich, mach Dir mal selber Komplimente! Wenn Du Dich selber magst, tun das auch die anderen, abgedroschen, aber wahr. Liebe Grüße, Lüddel


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Hallo Carmela! Ich weiß nicht, ob ich dir damit helfen kann: Ich hatte vor ca. 10 Jahren Riesenprobleme mit meinem Mann, damals noch Freund. Wir hatten uns getrennt, waren aber wieder zusammen, er wollte keine Kinder, nicht wirklich was "zusammen aufbauen". Wir hatten uns aber sehr lieb und ich war einfach verzweifelt. Ich machte einen Termin bei der psychologischen Beratungsstelle der Uni (ich war damals noch Studentin) und schilderte dem Herren, der sehr nett war, meine Probleme. Das Gespräch fand in einer sehr angenehmen Atmosphäre statt und im Laufe des Gesprächs wurden mir einige Dinge klar: - Nur ICH allein bin für mich verantwortlich, für MEIN Glück und für MEINE Zufriedenheit - Was auch kommt, ich habe MICH und meine Begabungen. Warum mir das schlagartig klar wurde kann ich nicht genau sagen, aber der Psychologe hat mein Problem erkannt: mangelndes Selbstwertgefühl! Er hat in die richtige Richtung gefragt, hat mir allerdings keine Tips gegeben was ich in Zukunft machen soll. Gut, es ging damals hauptsächlich um mich und meinen Freund, aber der Grund des Problems war eben mein mangelndes Selbstwertgefühl. In der Folgezeit hat sich einiges verändert: Dadurch, daß in punkto Beziehung rigoroser geworden bin, hat mein Mann bemerkt, daß er auch mal um mich kämpfen muß. Da er sich nicht von mir trennen wollte hat er sich für mich entschieden, auch für meinen Kinderwunsch (was sicher nicht zu seinem Schaden war, wenn ich ihn heute mit seinen Töchtern sehe.....) Lange Rede kurzer Sinn: wenn du mit dem Gedanken spielst zu einer Beratung zu gehen, dann tu es! Da wird man nicht verbogen oder muß in Hypnose irgendwelche Kindheitstraumata aufarbeiten. Vielmehr nehmen sich die Menschen dort wirklich Zeit dir bei deinem Problem zu helfen! Laß dich doch mal beraten, du wirst da nicht in die Psychoecke gesteckt. So was ganz alltagstaugliches kann ich dir leider nicht mitgeben. Es ist ja auch immer tagesformabhängig wie man mit solchen "Demütigungen" umgeht. Trotzdem liebe Grüße Lora


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hallo, ich habe von deinem posting nicht unbedingt den eindruck bekommen, daß dein selbstwertgefühl zu klein sein könnte. es kommt mir eher so vor, als ob du zu viel verständnis hast und nicht das sagst, was du denkst. wenn deine freundin dich abwürgt und du gleich für DICH eine erklärung für ihr verhalten parat hast, dann bist du nicht kritisch genug. es ist ja nicht so, daß sie deswegen ne doofe nuss ist *gg* du solltest nur sehen, daß jeder fehler hat. und nicht alles entschuldigen, was die menschen in deinem umfeld machen. sag ruhig deine meinung, wenn dich was stört. claudi


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Mir ging es viele Jahre ähnlich. Weihnachts-, Osterkarten, Geburtsatgskarten,-Anrufe, Päckchen, Besuche...alles ging von mir aus. Klar, es hat sich jeder gefreut, aber ich habe nichts zurück bekommen. Keinen Anruf...oft keine Karte...und schon garnicht irgendein Päckchen. Und nicht etwa, weil man mich nicht leiden kann, sondern weil man es von mir so gewohnt war. Sie schreibt ja, sie ruft ja an, sie backt doch immer Plätzchen, schickt Plätzchen.... Bis ich es leid war...ich hatte keine Lust mehr...war ich es nicht auch Wert, das man mal an mich denkt? Ich habe keine Karten verschickt, niemanden mehr ohne wichtigen Grund angerufen....und? Ich fühlte mich zuerst elendig schlecht, bis der Erste beim Geburtstagsanruf nach seiner Karte fragte. Karte? Warum? ich bekomme doch auch keine. Anruf zum Geburtstag? Warum? Habt ihr mich schon jemals angerufen? Ich habe mich rar gemacht...und das war am Anfang wirklich furchtbar schwer, aber es hat sich gelohnt. Gelohnt..... weil ich heute weiß, wer wirklich an mir interessiert ist... LG mamaj


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Hallo, Ob es wirklich fehlendes Selbstwertgefühl ist oder nicht, sei dahin gestellt. Meines Erachtens ists auch grundverkehrt den "Schwarzen Peter" dem anderen zuzuschieben (das andere Denkbeispiel mit dem Armutszeugnis). Du musst nicht für andere mitdenken. Du musst wissen, was du willst, brauchst, was dich traurig macht.... Das erste was du tun musst, ist dem anderen mitrzuteilen, dass du es schade findest, dass er keine Zeit hat. Hör auf Erklärungen und Entschuldigungen für andere zu suchen. Das ist nicht deine Aufgabe. Sprich von deinen Gefühlen. Und wenn dein Gesprächspartner was von zurückrufen meint, frag ihn, ob du nochmal deine Nummer hinterlassen sollst. Auf eine Gegenfrage kannst du schon sagen, dass du bisher nie zurückgerufen wurdest. Etwas direkt, aber völlig okay. Damit wird dich der andere nicht mehr übersehen, als wenn du dich mäuschenklein machst und am Telefon dich vertrösten lässt. Oder ihr macht so was wie einen Termin zum Anrufen fest. So muss der andere dich im Kopf behalten. Wenn ihr einfach einen Rückruf zu passender Zeit ausmacht... den kann man beliebig weit im Kopf weg schieben. Das sind dann die Sachen, die einem kurz vorm einschlafen einfallen und mit einem Kommentar a la "ach, mach ich morgen" abgetan werden. Meine Empfehlung ist, werd direkter, aber ohne böse oder verletztend oder "unter die Gürtellinie" zu gehen. Es ist keine Schande jemanden auch mal auf den Schlips zu treten. Viele brauchen das, damit sie sich "erinnern". Kennst du doch auch, wenn jemand es nicht dringend macht, hat das Zeit. Und genau das ist es, was ganz weit auf morgen verschoben wird. Ein bisschen "auffallen" schadet nix und ist eher von Vorteil. Ich schicke manchmal an Menschen, die sich bei mir ,melden wollten, dies nicht taten irgendwann eine etwas zweideutige SMS. Beispielseise hab ich eine Freundin, die ein Treffen oder Anruf immer mit Unistress abtat. Als sie sich nach 4 Wochen immernoch nicht gemeldet hatte, hab ich eine SMS geschickt (wußte, dass sie nicht so fleißig ist), die ungefähr folgenden Wortlaut hatte: wie ich in letzter Zeit mitbekommen habe, bist du jetzt ein total fleißiges Bienchen geworden. Mach dir nicht zuiel Stress, sondern triff dich mal wieder mit alten Freunden, bei denen du dich melden wolltest. War noch etwas "gestachelter", aber so ähnlich. Als wir uns getroffen hatten hatte sie gemeint, dass sie die Nachricht zuerst geärgert hatte. Aber als ihr Freund meinte, dass ich ja völlig recht hab, weil sie sich bei niemanden meldet, sondern alle bei ihr, so fand sie das total gut. Aber so eindeutig zweideutig kommt nicht bei jedem an. Suse


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Liebe Carmela, es hat sicher Gründe, warum Dein Selbstwertgefühl nicht so doll ist. Meist ist es tatsächlich die Kindheit, in der man nicht genug Beachtung, Wertschätzung, Respekt und Anerkennung von seinen Eltern bekommen hat - sondern ihnen nie wirklich gut genug war. Es bringt aber dennoch nix, nun ewig in der Kindheit zu wühlen. Das menschliche Gehirn kann sich jederzeit wandeln und verändern, solche Haltungen sind also kein Schicksal (Neurologen sagen, das Gehirn ist "plastisch", also ständig neu formbar). Das heißt, Du kannst im Alltag ganz konkret und wirklich erfolgreich an Deiner Lebenshaltung arbeiten. Das geht nach meiner Erfahrung aber nicht durch Nachdenken, sondern nur durch Praxis: Übe, auf Dich zu achten. Tu Dinge, die nur für Dich gut und wichtig sind. Gönne Dir bewusst etwas. Beziehe die Reaktionen anderer nicht auf Dich persönlich (genervte Freundin hat nix mit Dir zu tun!). Hilfreich fand ich persönlich Bücher wie: "Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse überallhin" oder: "Everybody's Darling - Everybody's Depp". Das erste Buch zeigt, wie man im Alltag Selbstbewusstsein kriegt: Indem man sich nicht mehr vor bestimmten Dingen drückt, sondern sich alles selbst zutraut. Dies gilt auch in der Partnerschaft: Es ist der Anfang vom Ende, wenn Frauen Gelddinge, Handwerker-Aufträge, Heimwerken usw. ihrem Mann überlassen. Weil sie glauben, er könne das irgendwie besser. Das ist schon der erste Irrtum, der einen Respekt und Anerkennung und Selbstwertgefühl kostet. Dummerweise sind es nämlich immer die wichtigen Dinge, die die Männer übernehmen (Geld, Autokauf, Immobilienkauf etc.), und die Frauen dürfen beim Putzen glänzen... Das zweite Buch beschreibt, wie man sich besser gegenüber seinen Verwandten, Freunden, Kollegen und anderen Mitmenschen und deren Erwartungen abgrenzt - ohne Schuldgefühle. Wie man "nein" sagt und aus unangenehmen Situationen herauskommt, ohne sich verbogen zu haben oder gegen seinen Willen irgendeiner Sache zugestimmt zu haben. Ich selbst hatte früher auch ein schwaches Selbstwertgefühl. Im Laufe der Jahre wurde es durch ständiges Training immer besser. Ich habe sogar einen Beruf gewählt, bei dem ich auf selbstbewusstes Auftreten angewiesen bin (bin Zeitungsredakteurin). Heute passiert es mir nur noch selten, dass ich mich nach einem Gespräch schlecht fühle oder mir Dinge, die andere Menschen über mich denken, anziehe. Langen Gelabers kurzer Sinn ;-): Lies vielleicht mal die Bücher, und wende die dort genannten Tipps fleißig im Alltag an. Ich finde, Du klingst jetzt schon keineswegs wie ein Mensch mit so arg schwachem Selbstwertgefühl! Und den Rest schaffst Du auch noch, so dass Du mit Dir noch zufriedener wirst, eh? Grüßle, Mimi