jannas
Hallo, diese Frage bekam ich heute gestellt, als ich einer Freundin das Herz ausschüttete. Und die Antwort fiel mir echt schwer. Es war mal alles sehr schön, wir waren sehr verliebt, hatten so viel Spaß und schöne Erlebnisse zusammen. Jetzt hat es sich aber gewandelt. Mein Mann ist krank, realistisch schon ewig. Allerdings sind in den letzten Jahren die Folgen und Auswirkungen immer heftiger. Ständig wird (berechtigt) gestöhnt, ständig ist etwas anderes und gefühlt dreht sich alles um ihn und seine Befindlichkeiten. Er ist sehr mit sich selbst beschäftigt, braucht auch häufig meine Hilfe. Und ich fühle mich wie eine Krankenschwester. Dabei bleibt irgendwie Liebe, Intimität und Nähe total auf der Strecke. Dazu sind auch zwei der (großen) Kinder krank, um die ich mich natürlich auch kümmere. Realistisch empfinde ich meinen Mann häufig einfach nur noch als Belastung..... und bekomme sofort ein schlechtes Gewissen. Er kann ja nichts dafür. Aber ich merke immer mehr, wie ich mit meinen Wünschen und Bedürfnisse auf der Strecke bleibe und von der gesamten Situation überfordert bin. Die Frage, was uns verbindet hat mich echt erschrocken. Gibt's Tipps, solche Zeiten zu überstehen? Ich bin dankbar für jede Anregung. Jannas
Huhu, das klingt wirklich ein bisschen wenig an positiven Gefühlen. Was ich hier sehr wichtig finde, ist die Frage, ob dein Mann seine Krankheit wirklich nicht beeinflussen kann. Oder ob er vielleicht eine Krankheit hat, die er sehr wohl selbst beeinflussen und lindern könnte. Sehr viele chronische Krankheiten sind ja gut zu bessern, bzw. werden negativ beeinflusst, wenn man nichts tut und alles dem Arzt überlässt. Natürlich gibt es Erkrankungen, bei denen man selbst wenig machen kann. Aber die sind eher die Minderzahl. Während man z.B. bei Rheuma, Asthma, schwere Rückenschmerzen, Bandscheibenvorfällen, manchen Herzerkrankungen, Diabetes II, chronischen Darmerkrankungen usw. selbst sehr viel tun und manchmal sogar weitgehend beschwerdefrei werden kann. Habt ihr schonmal die Ernährungs- und die Bewegungsdocs geschaut? Sie machen vor, wie man mit den meisten chronischen Erkrankungen weitgehend beschwerdefrei werden kann. Sogar mit schweren. Ich selbst habe die Erfahrung auch gemacht (zwei chron. Krankheiten losgeworden mit Ernährungsumstellung; und beschwerdefrei nach zwei schweren Bandscheibenvorfällen durch Sport). Natürlich kann man bei manchen Krankheiten wirklich wenig machen. Aber auch dann fände ich es für die Familie wichtig, dass man nicht nur um sich selbst kreist und jammert. Vielleicht macht ihr mal eine Paartherapie, um zu lernen, mit euren unterschiedlichen Erwartungen und auch mit der Krankheit deines Partners umzugehen? LG
Danke. Genau was du meinst, er müßte selbst mehr aktiv werden. Und wenn es "nur" wäre, immer wieder zum Arzt zu gehen. So sitzt/ liegt er gefühlt nur rum, jammert und es passiert eigentlich nichts. Mich stört und nervt dieser Zustand sehr. Es ist so deprimierend, von lauter Kranken umgeben zu sein. Ich bin nur am kümmern, machen und organisieren, dass ich davon selbst gefühlt schon krank werde. Alleine die ganze Sorge macht krank. Er hat diverse Baustellen. Im letzten Jahr war er 7x stationär in Kliniken. Die beiden Knochenbrüche noch nicht dabei mitgezählt. Ich glaube, gerade habe ich gar nicht den Kopf frei für eine Paartherapie. Wenn es klappt, ist er demnächst zur Reha. Da kann ich mich ohne schlechtes Gewissen um die Kinder und Oma kümmern. Die pflege ich nämlich zusätzlich zum Job und allem anderen auch noch.
Es geht ja eigentlich nicht so sehr darum, was uns mit unseren Männern verbindet. Sondern was du in deiner speziellen Situation mit einem kranken Mann tun kannst. Nicht alle haben ja einen kranken Angehörigen zu Hause. Ich habe da keinen konkreten Rat, glaube aber auch, dass es für meine eigene Geduld eine Rolle spielen würde, ob mein Mann sich bemüht, damit es ihm besser geht oder sich zumindest bemüht, nicht nur zu klagen - oder ob er gar nichts tut und nur jammert. Das stelle ich mir sehr belastend vor. Ich hab ein paar Beispiele aus dem Bekanntenkreis, einfach nur so als Gedankenanregung und wirklich ohne jede Wertung. Eine Nachbarin (drei Kinder) war mit einem herzkranken Mann verheiratet. Er war zwar krank, aber auch schwer übergewichtig, was die Krankheit sehr verstärkt hat, so dass er arbeitsunfähig war. Er war nicht bereit, eine Ernährungsberatung zu machen oder ärztlich begleitet etwas abzunehmen. Er hat es nicht einmal versucht. Er saß nur passiv zu Hause und unterstützte meine berufstätige Nachbarin mit ihren drei Kindern null. Das Ende vom Lied war, dass sie sich in einen Kollegen verliebt und ihn verlassen hat. Die Schwester meiner besten Freundin war mit einem Mann verheiratet, der MS hatte. Er war sehr verbittert darüber, und ließ seine ganze Bitterkeit und seinen Frust an ihr und der Tochter aus. Viele Jahre lang. Irgendwann konnte sie nicht mehr und hat ihn verlassen, obwohl er da bereits fast ein Pflegefall war. Niemand hat das verstanden, alle wollten ihr Schuldgefühle machen. Aber sie musste sich vor seiner destruktiven Art seelisch in Sicherheit bringen. Sie hat dann erneut geheiratet und ein weiteres Kind bekommen. Ich weiß nicht, wie ich selbst in so einem Fall wäre. Aber ich glaube, eine Krankheit rechtfertigt nicht jedes Benehmen. Und große, anhaltende Negativität des kranken kann für den Partner/die Partnerin eine so riesige Belastung sein, dass er selbst depressiv oder krank wird, oder einfach irgendwann nicht mehr kann. Ich glaube, du darfst dir die Frage durchaus stellen, was euch noch verbindet. Du darfst dich auch fragen, ob du findest, dass dein Mann richtig mit seiner Krankheit umgeht. Oder ob er zu egozentriert geworden ist, anstatt vielleicht auch mal etwas Kleines für dich zu tun, dich zu unterstützen, wo er kann, oder einfach mal fröhlich zu sein, dich zu verwöhnen, dir zu danken dafür, was du für ihn tust. Gedanken sind frei, und Gedankenexperimente sind erlaubt. Du darfst auch überlegen, ob du bei einem sehr negativen Menschen, der nur um sich kreist - egal ob krank oder nicht - bleiben möchtest. Auch die Krankheit eines Partners verurteilt einen nicht automatisch zu „lebenslang“. Wenn es gar nicht mehr passt und nicht mehr geht, muss man gehen dürfen. Egal ob mit gesundem oder krankem Partner. LG
Weißt du was? Ich gebe dir da theoretisch absolut Recht. Man muss an sich selbst denken und niemand hat etwas davon, sich dauerhaft für einen anderen aufzuopfern. Aber wo ich da selbst so drin stecke, finde ich keinen Ausweg... in welche Richtung auch immer. Irgendwie fehlt mir zu allem die Kraft und ich funktioniere "einfach" ... In der Nachbarschaft hat einen Mann, Anfang 50, Krebs. Er hatte eine sehr schlechte Prognose und sollte schon längst nicht mehr da sein. Seine Frau hat sich die ganze Zeit sehr gekümmert. Er war dankbar ohne Ende. Aber dann schwanden ihre Kräfte. Sie fuhr zur Kur und hat dort jemanden gefunden, mit dem sie jetzt zusammen lebt. Der Kranke und gefühlt alle anderen schimpfen ganz fürchterlich auf die Frau. Aber, Irgendwie kann ich sie verstehen....
Das klingt für mich so, als wäre eure Verbindung gar nicht mehr partnerschaftlicher Natur. Eine Partnerschaft lebt doch von Gegenseitigkeit: Man spricht miteinander, tauscht sich aus, teilt die Arbeit auf (neulich erwähnte hier eine Schreiberin die Maus Frederick, denn auch der hat einen Beitrag in seiner Gruppe geleistet, hat den anderen Mäusen etwas gegeben), teilt seine Sorgen. Und wenn der Eine gerade weniger arbeiten kann, dann übernimmt der andere Partner eben mehr. Sich einfach aus jeglicher Verantwortung zu stehlen, das steht auch einem Kranken (und insbesondere einem kranken Vater) nicht zu. Ich erinnere mich an eine Aussage meines Vater im dritten Lungenkrebsjahr: „Kommt ihr denn überhaupt ohne mich zurecht?“ Da war er schon sehr gebrechlich, durch die Kopfbestrahlung über lange Phasen dement mit immer geringer werdenden lichten Momenten. Aber wenn wir als Familie Marmelade kochten, dann wanderte er im Schneckentempo und auf einen Stock gestützt mit den Bioabfällen im Eimerchen in den Garten zum Komposthaufen - und das zur Not zwanzig Mal am Tag. Das war sein Beitrag, den er leisten konnte, und allein seine Bereitschaft, dabei zu sein und nach besten Kräften mitzumachen, hat uns so viel gegeben. Ich glaube, irgendwo steht noch ein Glas „Blaubeere-Banane“ im Schrank und erinnert mich an diesen Tag. Den Sommer zuvor klingelte er mich während oder vor oder nach einer Chemo morgens früh (in meinen ersten Sommerferien als fertige Lehrerin) aus dem Bett: „Heute ist ein guter Tag. Komm vorbei, wir wollen grillen!“ Sogar mein jetziger Mann nahm sich Urlaub und wir fuhren die Stunde zu meinen Eltern, gabelten Grillfleisch und alle möglichen Zutaten auf und feierten den glücklichen Moment. Ich spreche bewusst von einem sterbenskranken alten Mann, der um die „drei-Jahres-Prognose“ bei seiner Krankheit und das unweigerlich nahende Ende wusste. Er war ein Pflegefall, eine Last, am Ende über lange Strecken nur noch eine geistlose Hülle - aber in wachen Momenten hat er nie aufgehört, der Mann meiner Mutter, ihr Partner zu sein. Und bis zur letzten Sekunde mein Vater. Niemals hätte er sich bedienen lassen, wenn er etwas selbst hätte schaffen können, wenn auch unter starken Schmerzen. Und als er dann am runden Geburtstag meiner Mutter Hilfe brauchte, um die Restauranttreppen zu den Toiletten unfallfrei hinab zu kommen, und mein Mann ihn stützte, war er unendlich dankbar für diese Geste. Vom sicheren Stuhl aus orderte er dann eine Runde für den „besten Schwiegersohn“ und stimmte mit voller Stimme ein Lieblingslied zu Ehren meiner Mutter an. Es gibt Menschen, die versuchen, aus jeder Situation irgendetwas Positives herauszuholen, auf ihre ganze eigene und manchmal auch sehr sonderbare Weise. Man muss kein Held sein, aber wenigstens anständig denjenigen gegenüber, die alles zusammenhalten, um etwas zurückzugeben. Just my two cents.
Das meine ich, mir fehlt ein Partner. Mir fehlt Nähe, Austausch, Gemeinsamkeit. Ein bißchen Leichtigkeit, Optimismus und ja, vielleicht auch Sex. Ich komme mir vor wie alles andere, aber nicht als Frau gesehen. Inzwischen bin ich irgendwie resigniert. Es sind alles auch zu viele Baustellen. Da weiß ich oft gar nicht, welche Sorge gerade die größte ist. Es ist nicht so, dass mein Mann gar nichts macht. Aber im Verhältnis ist sein Beitrag verschwindend gering. Daher bin ich sicher auch so überlastet und frustriert. Es geht ja auch eigentlich nicht darum, wer macht am meisten. Mir wird aber gerade das Gesamtpaket zu schwer. So ganz ernsthaft will ich mich ja gar nicht trennen, eigentlich.... So genervt ich auch immer wieder bin, so doll hatte ich dann doch wieder Angst um ihn. Es gab schon einige Momente, in denen es wirklich schlecht um ihn stand.
Dann solltest du dringend versuchen, dir Hilfe zu holen. Kann man eine Haushaltshilfe über die Krankenkasse laufen lassen? Wenn er daheim ist und du arbeitest, müsste das eigentlich genehmigt werden. Ist ein Pflegegrad festgestellt worden? Dann habt ihr Anspruch auf Pflege- bzw. Kombileistungen, wenn du als Pflegerin eingetragen bist. Zusätzlich zu den Pflegeleistungen kann man über 125€ monatlich als sogenannten Entlastungsbetrag verfügen. Kontaktiere doch mal einen Pflegestützpunkt. Oder die Caritas, Parität und dergleichen. Vielleicht hilft auch eine Angehörigengruppe, eine Selbsthilfegruppe. Gibt es einen Behindertenausweis? Organisiere dir Hilfe! Ob im Haushalt, mit den Kindern, bezahlt oder aus dem Freundes- und Familienkreis. Du musst und darfst das auch nicht allein durchstehen!
Pflegegrad und Behindertenausweis sind vorhanden. Wir hatten mal einen Fensterputzer über die Pflegekasse. Das war am Ende mehr Arbeit, als hätte ich es selbst gemacht. Passte auch menschlich nicht so.... er erzählte die ganze Zeit in allen Einzelheiten vom Suizid seines Bruders. Tut mir natürlich leid, konnte ich in dem Moment aber schwer ertragen. Für Reinigung stehen wir schon auf der Warteliste. Da sieht es überall durch Personalmangel schlecht aus. Ein Kind sowie Oma haben auch Pflegegrad und B- Ausweis. Ich empfinde nur gerade alle Last so geballt. Es sind so viele Menschen, die mich brauchen und ich hätte als Halt so gerne jemanden, der mal für mich da ist. Aber das kann mein Mann wohl nicht leisten. Die Kinder brauchen grundsätzlich keine Betreuung mehr, aber viel Begleitung und Zuspruch bzw Pflege. Bei Oma hilft zum Glück auch mein Bruder mal. Auch das ist emotional schwierig zu sehen, wie die Mutter immer hinfälliger wird und realistisch das Ende immer näher kommt. Früher war sie immer für uns Kinder da. Und jetzt finde ich leider nicht so viel Zeit für sie, wie sie es verdient hätte.
Das kann ich gut nachvollziehen, dass du darunter leidest, deine Mutter in diesem Prozess zu begleiten - und dich eben auch von der aktiven Rolle als Tochter zu verabschieden. Bei mir waren es fast parallel Oma und Vater, die schwer erkrankt waren, während meine Mutter psychisch daran zerbrach und ich mich verausgabte, um die schlimmsten Lücken zu stopfen, neben einem anspruchsvollen Berufseinstieg und mit 50km Entfernung, also langen Wegen dazwischen. Wenn ihr drei Mal Menschen mit Pflegegrad in der Familie habt und du wahrscheinlich dreifach als Pflegeperson eingetragen bist, den Entlastungsbetrag auch nutzen kannst, dann müsste doch das Geld für zwei 520€ Kräfte reichen. Such doch mal nach so jemandem, den du dann ganz offiziell einstellst. Du hättest mit einer 520€ Kraft 10 Stunden wöchentlich Entlastung im Haushalt, beim Kochen, beim Einkaufen oder eben mal in der Begleitung deines Kindes, Mannes oder deiner Mutter. Bei zweien wären das zwanzig Stunden, so dass du dich mal um dich selbst (Selbsthilfegruppe für pflegende Angehörige, Friseur, Saunabesuch o.ä.) kümmern könntest. Auch wenn das nicht klappt, gibt es Möglichkeiten: Mein Vater war damals ein Mal die Woche auswärts bei einem Altentreff. Das war wie eine mini Tagespflege. Im Raum nebenan fand dann die Selbsthilfegruppe statt, die meine Mutter besuchte. Wenn das selbst im ländlichsten Raum stattfindet, muss es das überall in Deutschland geben. Einen Bruder gibt es also auch. Dann sprich dich mit ihm ab, dass er „einhütet“. Meine Tante (Schwester meines Vaters) hat das, als es noch stemmbar war, gemacht, wenn meine Mutter einkaufen fuhr und sich dann Zeit für einen Kaffee und ein Stück Kuchen nehmen konnte. Sie hat für meine Tante mit eingekauft, hatte aber zumindest ein Mal die Woche eben diese Zeit ganz für sich - auch mal, um sich auf einen abgelegenen Parkplatz zu stellen und sich die Seele aus dem Leib zu heulen. Auch das war wichtig, um nicht ständig alle Gefühle unterdrücken zu müssen. Am besten kontaktierst du möglichst schnell einen Pflegestützpunkt, deinen Hausarzt oder die Caritas/Parität etc. Deren Infrastruktur ist genau für so jemanden wie dich gemacht! Lass dir helfen. Du musst und kannst auch gar nicht alles allein schaffen! Du hast ein Recht auf Hilfe und Unterstützung! Alles Gute dir!
Dein letzter Satz, dass deine Mutter nicht so viel von deiner Zeit bekommt, wie sie verdient hätte. Führ dir vor Augen, dass du tust, was du kannst! Du bist ein Mensch, deine Kraft ist endlich, du kannst dich nicht zerteilen. Nimm Hilfe in Anspruch, wo du kannst. Für alle. Je mehr du abgeben kannst, desto mehr Kraft bleibt für anderes. Und bedenke, dass eine Mutter nie gibt, um irgendwann aufzurechnen. Als Tochter meiner leider schon verstorbenen Mutter und Mutter meiner fast erwachsenen Söhne gab und gebe ich gerne meine Zeit und Kraft, soweit sie reicht und erwarte dafür nichts. Ich glaube, da kann ich für viele Mütter sprechen, mach dir keine Vorwürfe.
Der Entlastungsbetrag ist pro Person 125€. Das sind 375€ pro Monat für 3 Leute. Dafür bekommt man ca. 3-4 h pro Woche eine Pflegekraft für haushaltsnahe Dienstleistungen. Aber vielleicht gibt es darüber hinaus noch Pflegegeld. Von dem Pflegegeld kann man auch privat Hilfe anheuern, d.h. ohne Pflegedienst - bspw einen oder zwei Minijobber.
Oh Barbaray - wie schön. Deine Geschichte hat mich grad sehr gerührt. Meine Mama war genauso (sie ist auch an Lungenkrebs gestorben - 1,5 Jahre nach der Diagnose). Aber sie hat alles gemacht was noch ging und bis zuletzt war sie unsere Mama.
Kann mich Barbaray nur sehr anschließen: Einfach mal einen Beratungstermin bei der Caritas ausmachen. Ich habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Man nahm sich Zeit, zeigte Möglichkeiten und Hilfe auf, die Frau war extrem lieb und geduldig und hatte sehr gute Ideen. Ich glaube, so etwas brauchst du jetzt. Dass du einfach mal alles schildern kannst und man dir - mit viel Erfahrung - Rat gibt, welche Möglichkeiten es jetzt für dich zur Entlastung gibt. Ich selbst war ganz überrascht, wie ausführlich, toll und persönlich ich beraten wurde, obwohl das Ganze nichts kostete, so was ist man gar nicht mehr gewöhnt. LG
...mach das wirklich, mit dem Beratungstermin!!!
Auch die anderen haben schon vieles gesagt, v.a. auch Wolfsfrau bzgl. deiner Mutter - dass du dir da nicht auch noch ein schlechtes Gewissen machst!
Alles Gute!
... und ob er trotz Krankheit aktiver und dir gegenüber aufmerksamer/dankbarer sein könnte - das kannst wohl nur du einschätzen. Wenn es die gesundheitliche Situation ermöglicht, würde ich an deiner Stelle mal mit ihm darüber reden. Möglichst ohne Vorwürfe/Schuldzuweisung, aber ganz offen. Ihm sagen, wie du du dich fühlst, wie du die Situation empfindet, was anders werden sollte/könnte...
Denn es kann durchaus sein, dass er sich das nur nicht so wirklich bewusst gemacht hat, wie das alles auf dich wirkt, dass du dich alleingelassen fühlst von ihm als Partner...
Und das nicht notwendigerweise, weil er ein jammernder Egoist ist vom Wesen her, sondern weil er es irgendwie einfach nicht "gepeilt" hat... weil er in der schweren Situation in Verhaltensmuster verfiel, die ihm vieleicht auch selber nicht wirklich bewusst waren/sind... Manche Männer sind schwer von Begriff, aber lernfähig und -bereit!
Wie er das sieht und ob sich von ihm aus etwas ändern kann /wird, findest du aber nicht heraus, wenn ihr nicht klar und offen als Partner/Ehepaar miteinander kommuniziert!
(Soweit es geht natürlich, hinsichtlich der Krankheit - aber im Koma liegt er ja offensichtlich nicht...
reden müsste also gehen!
)
Ich stimme MM völlig zu. Dein Mann muss zuerst überhaupt mal die Chance bekommen, das Ganze mit deinen Augen zu sehen. Und vielleicht zu realisieren, was das Ganze für eure Beziehung bedeutet. Das könnte ein Aha-Erlebnis bei ihm auslösen. Sage ihm konkret, was du dir von ihm wünschst. Männer können ja mit allgemeinen Klagen: "Du könntest auch mal an mich denken..." nicht so viel anfangen. Sie brauchen konkrete Aufforderungen: "Ich wünsche mir, dass du ..." "Ich glaube, trotz deiner Krankheit kannst du ..." So in der Art. Wenn es das aber nicht einsieht, alles abwehrt, sich nicht bemühen will - ja, dann würde auch ich mir alle Optionen offenhalten - ohne Schuldgefühle. Auch die Option, dass das eventuell nicht der Mann ist, mit dem du die nächsten Jahrzehnte verbringen willst oder kannst. LG
Wir als Familie haben eine ähnliche Erfahrungen im letzten Jahr gemacht, ich war Krebspatientin. Mein Eindruck ist, dass es oft für Angehörige schwerer ist als für den Patienten selbst. Ich wusste zumindest, wie es mir ging und was ich mir zutrauen konnte, während mein Mann oft hilflos daneben stand und kaum etwas tun konnte, obwohl er mich gerne unterstützt hätte. Diese Hilflosigkeit ist eine psychologische Belastung, die man nicht unterschätzen darf. Was uns sehr geholfen hat und was ich euch auch empfehlen würde, ist psycholotherapeutische Unterstützung. Für mich klingt es so, als ob dein Mann nicht nur körperlich krank ist sondern evtl. auch depressiv. Und du brauchst auf alle Fälle einen Ansprechpartner und auch in diesem Sinne Unterstützung. Wir hatten sehr unkompliziert Zugang zu Psychologen über die Krebshilfe. Ich weiß nicht, welche Krankheit bei deinem Mann vorliegt, aber es gibt sicher Möglichkeiten. Und auch wenn es für dich schwerer ist, als für deinen Mann, einen kleinen Vorteil hast du: du kannst gehen, wenn es für dich unerträglich ist. Und das musst du auch, bevor du daran zerbrichst. Du kannst seine Schwierigkeiten nicht alleine lösen. Du kannst ihn unterstützen, aber das muss er zulassen. Für mich klingt es aber nicht du, als in ihr ein Team seid, sondern als ob er dich als seine Pflegerin sieht. Das bist du aber nicht. Du kannst mich gerne auch per PN anschreiben, wenn ich dir irgendwie helfen kann. Ich wünsche dir alles Gute!
Ich danke für all die lieben Antworten. Ich habe gerade schon mal geguckt, was es bei uns für Beratungsangebote gibt. Es stimmt, ich muss Aufgaben und Verantwortung abgeben und teilweise vielleicht auch egoistischer werden. Vieles hat sich so eingeschlichen. Lange ging ja auch alles irgendwie. Nur gerade übersteigt es meine Kräfte. Zwei der Kinder sind leider psychisch krank. Meine Tochter gerade sogar stationär in Behandlung. Ich fühle mich halt oft so hilflos und mir tun meine ganzen "Pflegefälle " so leid.... Wie oft frage ich mich, was ich bloß falsch gemacht habe, dass die Kinder so Probleme haben. Die ganze Angst, Sorge und Überforderung machen mich irgendwie selbst schon krank. Körperlich war ich immer recht fit.... bis ich vor knapp zwei Jahren recht doll Corona hatte. Seitdem bin ich nicht mehr wirklich die alte. Und es stimmt, was jemand meinte. Die Angehörigen werden vergessen. Alle fragen nach meinem Mann, den Kindern, der Oma.... und ich will mich ja gar nicht beschweren. Nur habe ich meine eigenen Bedürfnisse so lange ignoriert, dass ich so sozusagen schon gar nicht mehr wahrnehme. Sondern möglichst gut funktioniere... Sonst war der Job eine feste Größe, wo es gut lief und ich abgelenkt war und mich wohl fühlte. Aber auch dort ist gerade alles im Umbruch und schlechte Stimmung. Ich danke euch allen.
Rat habe ich auch keinen, fühl dich nur mal gedrückt.
Mir geht es teilweise ähnlich.
Mein Mann jammert allerdings nicht, er blendet aus... wir reden nicht über die Krankheit und ich bin innerlich eigentlich nur auf Hab -Acht Stellung, wenn er nur komisch guckt.
Unser Großer ist Autist , der Kleine ist seit 3 Jahren in sich gekehrt.
Und Familie ist nicht mehr das, was man sich darunter vorgestellt hat :( Auch weil die Krankheiten ihn verändert haben. Allerdings unterstützt er mich wirklich sehr. Und sagt mir täglich, wie glücklich er ist, dass wir zusammen sind....dabei hat er sich sehr verändert und ich muss manchmal " meinen Mann" , der immer ruhig, lustig und gelassen war, regelrecht suchen.
Ich selbst werde gerade von Jedem zum neuen Job beglückwünscht, mehr Stunden und mehr Geld.....juhu...und ich sitz fast jeden morgen im Auto und frage mich, warum ich mir das auch noch antue. Aber ich muss ja an die Zukunft denken.....
Ja wir Angehörige werden vergessen. Ich werde mich demnächst nach einer Kur erkundigen.....theoretisch...praktisch kann ich nicht weg.
Ich sage mir oft , " in guten, wie in schlechten Zeiten "....das haben wir uns versprochen. Aber leicht ist es nicht. Manchmal stelle ich mir die Zukunft vor....in verschiedenen Varianten....keine davon fühlt sich richtig an:(
Viel Kraft wünsche ich dir trotzdem, auch zu erkennen, wie weit du mitgehen kannst.
P.s. Ich nehme mir bewusst immer mal kleinere Auszeiten mit Freundinnen. Manchmal hilft es auch einfach, nur mal darüber zu reden.
Ich kenne aber auch 2 Ehen, wo es einfach nicht mehr ging.....am Ende, hat man ja auch nur dieses eine Leben....ich würde da auch mal Klartext mit dem Mann reden. Ich denke nämlich auch, dass dehnen oft nicht bewusst ist, was wir mittragen und sich dann wundern, wenn man einen Cut macht.
Genau das frage ich mich auch häufig, wo ist der Mann, den ich geheiratet habe? Er ist einfach nicht mehr der, der er mal war. Sowohl äußerlich wie auch vom Wesen. Auch dieses beobachten kenne ich gut. Guckt er komisch? Redet, bewegt er sich merkwürdig? Ist wieder etwas nicht ok? Ständig wachsam sein. Kommt er nachts von der Toilette wieder? Oder ist er wieder umgefallen? Ich glaube, ich habe schon zu viel erlebt, um entspannt zu sein. Dir auch alles Gute !
Huhu,
es wurde viel Tolles gesagt, ich wollte nur noch eine Sache ergänzen. Du schreibst, du fragst dich, was du falsch gemacht hast, dass zwei der Kinder psychische Probleme haben. Aber weißt du, du hast rein gar nichts falsch gemacht. Die Pubertät, die Jugendzeit und das junge Erwachsenenalter sind einfach extrem anfällig für psychische Störungen. Ein hoher Prozentsatz der Jugendlichen kommt hier nicht ganz heil raus.
Die Gründe sind vielfältig. Ein sehr wichtiger Faktor, vermuten Wissenschaftler, ist eine genetische Disposition, also eine Neigung zu Ängsten, Zwangsstörungen oder Depressionen. Zugleich wird in dieser Zeit natürlich das ganze Gehirn umgebaut, und es wirkt eine hohe Hormonkonzentration aufs Gehirn (alle Hormone sind ja zugleich Neurotransmitter und wirken stark aufs Zentrale Nervensystem). Auch das macht die Psyche störanfällig.
Und last but not least ist da natürlich auch das moderne Leben: der Druck, in dieser Gesellschaft zu bestehen. Der Druck, in Schule und Freundeskreis beliebt zu sein und sich in der Rangordnung zu behaupten. Der Druck, einen guten Schulabschluss zu machen, um eine gute Ausbildung machen zu können. Der Druck der Leistungsgesellschaft, den Eltern nicht ganz abfedern können. Denn Erwartungen werden auch von Lehrerin, Mitschülern, Freunden unmerklich übertragen. Und natürlich der Einfluss der sozialen Medien, die vormachen, wie scheinbar schön, perfekt, klug und beliebt man gefälligst sein sollte, wenn man dazugehören will.
Dieser ganze Mix ist eine riesige Herausforderung für junge Menschen und löst große Ängste aus, da kann die Seele schonmal arg knapsen. Meistens sind Entgleisungen hier aber vorübergehend. Eben weil das Gehirn noch so jung und wandlungsfähig ist, gehen auch Störungen wie Ängste, Zwänge, Depressionen usw. mit guter Therapie meist wieder ganz weg.
Und: Werde etwas egoistischer, ja? Ein gesunder Egoismus ist ja in Wirklichkeit etwas Gutes. Er verhindert, dass man einen Burnout bekommt, dass die Beziehung scheitert oder dass man selbst seelisch oder körperlich krank wird. Achte gut auf dich und erlaube es dir, Entlastung zu suchen (bitte auch eine Putzfrau nehmen, kostet nicht die Welt und macht viel aus. Sie bügelt z.B. auf Wunsch auch, das ist prima).
LG
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