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Barbaray

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Hallo zusammen, dass ich mit meinem Post vor zwei Wochen ein derartiges Politikum thematisiert habe, hätte ich im Traum nicht vermutet. Für eure Mühe, meinen ellenlangen Roman zu lesen, euch mit der Situation zu beschäftigen und auf so vielzählige Weise - und meist sehr pointiert und konstruktiv - zu antworten, danke ich euch sehr. Ein kleines Update zum aktuellen Status quo möchte ich euch nicht vorenthalten: Das erste Gespräch im Rahmen der Paarberatung liegt hinter uns. Kurz und knapp hat der Experte uns auf den Kopf zugesagt, was seiner Meinung nach das Problem ist. Und meines Erachtens hat er Recht. Ob wir das Problem überwinden, liegt nun ganz an uns. Dass ich erst mit Scheidung drohen musste, damit sich was tut, werte ich als Warnsignal. Aussichtslos ist die Lage offenbar allerdings nicht. Die Sache mit dem Schwiegervater ist meinerseits klar: Nach dem Anraunzer vor den Kindern habe ich in einem Gespräch unter vier Augen eingeräumt, dass er in der Sache Recht hat, ich mir aber wünsche, dass er Kritik künftig weniger aggressiv formuliert oder aber nicht vor den Kindern. Die Quintessenz seiner Reaktion in Kürze: Nö, in meinem Haus rede ich wie's mir gefällt. Zwischendurch noch allerlei Abfälligkeiten. Ich werde also künftig (zumal diese Wochenenden mit 2x 600km Fahrten mit Aufenthalt in einem patriarchalen Haushalt dazwischen für mich sowieso immensen Stress bedeuten) nicht mehr bei Besuchen dabei sein. Die Männer können natürlich gern jederzeit fahren. Aber ich setze „meine Füße nicht mehr unter seinen Tisch“. Und er nicht unter meinen, wenn ich zu Hause bin. Das Hausrecht gilt meines Wissens seit geraumer Zeit auch für Frauen. Mein Mann hat meinen Entschluss tatsächlich nach hitzigen Diskussionen akzeptiert. Natürlich bin ich für Gespräche mit dem Schwiegervater offen, wenn er sich denn die Mühe macht. Und ja, ich habe in letzter Zeit mich und meine Bedürfnisse aus den Augen verloren. Jetzt schärfe ich den Fokus wieder und setze durch, dass auch ich als Mitglied der Familie zähle und nicht nur als Putzfrau, Babysitter, Köchin und Seelsorge für alle anderen. Die Fortbildung ist gebucht. Zunächst einmal der kleinere Teil, für den weniger Extrabetreuung notwendig ist. Parallel dazu eigne ich mir die Zertifikate an, die die Kollegen seit einem halben Jahrzehnt im Rahmen der Digitalisierung in regelmäßigen Intervallen erwerben mussten. Wenn ich wieder arbeite, will ich das kompetent und qualifiziert tun können. Es bleibt spannend. Lieben Dank nochmals an alle Kommentatoren. PS: Nur weil ich die Kinder nicht extra erwähne, heißt das nicht, dass ich die Zeit mit ihnen nicht in vollen Zügen genieße, mich nicht voller Fürsorge um sie kümmere, sie nicht abgöttisch liebe und dennoch recht streng erziehe. Ich bin mit Leib und Seele Mutter dieser zwei grandiosen Wesen. Aber meine Kinder sind nicht das Problem, waren es auch nie. Daher lasse ich sie in dieser Thematik gern außen vor. Sie sind da, sie gehen vor. Alles, was die bestehenden Konflikte anbelangt, gehört auf einer von den Kindern unabhängigen Ebene thematisiert und gelöst. Zumindest in meinem Werteuniversum. Denn vor allem sind Kinder eins: schützenswert!


Jorinde17

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Antwort auf Beitrag von Barbaray

Ich finde, das klingt alles sehr gut! Du bist absolut auf dem richtigen Weg!


Schniesenase

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Antwort auf Beitrag von Barbaray

Hallo Barbaray, ich habe hier nur still mitgelesen, aber sehr interessiert und manches dabei gefunden, das bei uns auch Thema war, teilweise manchmal noch ist. Danke für die Rückmeldung. Toll, dass Ihr Familientherapie angefangen habt. Das ist sicher hilfreich. Ich fange bald wieder an zu arbeiten. Hier war das Problem eine chronische Krankheit des Kindes und mein Burnout, weil ich mit Jobrückkehr unter diesen Bedingungen voll überfordert war. Jetzt hatte ich also angefangen, meinen Mann in manche Dinge einzuweisen, z.B. den hygienischen Umgang mit der Hausstaubmilbenallergie unserer Tochter, worauf man achten muss (Betten beziehen, Bettwäsche waschen und staubfrei weglegen, Inlets waschen bzw. mit Encasings beziehen etc.). Jedes Mal, wenn ich das tat, kam ein abwertendes Genörgel, bis ich es satt war und ihm in einem ruhigen Gespräch deutlich gemacht habe, dass ich mir, genau wie er, eine Expertise angeeignet habe, und das ist der Umgang mit den Dingen zu Hause und dem Kind. Und genau wie er die Leute, die nach ihm den Job machen, einarbeitet und seine Erfahrung weitergibt (das hat er ziemlich stolz erzählt), so tue ich das mit ihm auch, weil das bald sein Job hier sein wird. (Er hört auf zu arbeiten, wenn ich wieder anfange.) Also möchte ich in Zukunft einfach nicht gegen so eine Nörgelwand anarbeiten, die mich in dem Moment abwertet, in dem ich MEINE Expertise weitergebe, sondern ich möchte, dass er versteht und akzeptiert, dass das aus gutem Grund gemacht wird. Das hat er verstanden. Seitdem geht es viel besser. In Deinem Falle könnte es ja durchaus auch eine Option sein, ihm deutlich zu machen, dass Du ab Datum XYZ wieder arbeiten wirst und bestimmte Dinge im Haus von ihm mitübernommen werden müssen, Du also daher Deine Expertise weitergeben möchtest, damit er nicht von Null anfangen muss, das alles neu zu erfinden. ;-) Was die Option Au Pair oder Haushaltshilfe anbetrifft, würde ich sehr genau darauf arbeiten, dass Ihr das finanziell fair regelt. Überhaupt dass die Finanzen fair geregelt sind. Ich vermute, von dem, was Du schreibst, dass das bei Euch nicht der Fall ist. Bekommst Du Haushaltsgeld oder hast Du Zugriff auf ein gemeinsames Konto? Teilt Ihr oder darfst Du Dich glücklich schätzen, ein Taschengeld zu bekommen? Auf KEINEN FALL würde ich mein Erbe da reingeben. Das geht gar nicht! Das Geld muss angelegt werden, gerade in so einem Fall, dass Du keine Rente verdienen kannst. Das ist DEINE Sicherung für's Alter, zumindest ein Teil. Auch diese Diskussion muss geführt werden. Da wird offensichtlich nicht auf Augenhöhe miteinander gelebt. Ich wünsche Dir viel Kraft und Euch viel Weisheit, einen neuen, für alle Beteiligten besseren Weg zu bekommen! Herzliche Grüße Sileick


Barbaray

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Antwort auf Beitrag von Schniesenase

Hey und herzlichen Dank für die vielen Denkanstöße! Mach dir keine Sorgen: Nachdem meine Mutter eben genau den Fehler begangen hat, damals ihr ganzes Geld mit ins gemeinsame Haus zu stecken, das aber im Alltagschaos auf beide umzuschreiben versäumt worden war, ist genau dieses Thema von vornherein bei uns geklärt gewesen. Bei ihr endete dieses Versäumnis (sie hatten es schlicht vergessen) tragisch: Als mein Vater pflegebedürftig wurde und eigentlich in ein Heim gemusst hätte, konnte sie das Haus (zu seinen Lebzeiten) nicht verkaufen und mit ihm umziehen, weil sonst das von ihr seit einem halben Jahrhundert investierte Geld weg gewesen wäre: Bei den Geschwistern meines Vaters, weil diese zu gleichen Anteilen ausgezahlt hätten werden müssen. Ich habe jahrelang meine Mutter finanziell unterstützt und das Geld zurückbekommen, als mein Vater verstorben war und das Haus verkauft werden konnte. Aus Fehlern lernt man. Gemeinsames Haus, gemeinsames Konto. Und nein, ich bekomme kein Taschengeld. Würde mein Mann so ticken, hätten er nicht den Ring am Finger sondern meinen Stinkefinger vor der Nase Meine Eltern haben mich mit achtzehn schon zum Beratungsgespräch bei der Bank geschleppt und meine Altersvorsorge unter Dach und Fach gebracht. Das Erbe ist also der Bonus, den ich meiner Mutter zwischenzeitlich zur Verfügung gestellt habe, damit sie über die Runden kommt. Währenddessen hat mein Mann damals übrigens die Miete für unsere Wohnung gezahlt. Dafür habe ich dann nach dem Hauskauf wiederum den Dachbodenausbau finanziert. Das glich sich dann wieder aus. Soll heißen: Das lief auch alles mal anders bei uns. Gleichberechtigt. Hand in Hand. Mit viel gegenseitigem Wohlwollen. Immerhin fast zwei Jahrzehnte lang. Powerpärchenmäßig. Und da will ich wieder hin. Dieses „Wir rocken das zusammen!“-Gefühl. Bisschen wie Ninjas, die Rücken an Rücken stehen und der Scheiße des Lebens die Fresse polieren - und nicht sich auf emotionaler Ebene gegenseitig. Wenn du verstehst, was ich meine


Zwergenalarm

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Klingt gut.


Bonnie

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Antwort auf Beitrag von Barbaray

Huhu, prima, dass du es jetzt auf allen Ebenen angehst. Ich hatte gerade beim Lesen deines ersten Postings noch einen Gedanken zum Thema „Kommandeurston“, den ich dir einfach mal schreiben wollte. Ich kann verstehen, dass du - gerade wegen Asthma des Kindes usw. - glaubtest, du müsstest einen Zackzack-Tonfall anschlagen. Aber das Ding ist, dass es so zu einer unguten Rollenverteilung kommt: Du spielst die Mutti-Rolle gegenüber dem Mann und sagst ihm, was zu tun ist. Und dein Mann richtet sich dadurch gemütlich in der Rolle des passiven, lustlosen kleinen Jungen ein, der nichts von sich aus beitragen muss, weil er weiß: Mutti wird‘s schon richten und wird ihn an das erinnern, was zu tun ist. Diese Rollenverteilung gibt es ja bei vielen Paaren, und sie funktioniert nur auf den ersten Blick. In Wirklichkeit wird alles umso schlimmer, je älter das Paar wird. Das geht so weit, dass der Mann im Alter die Frau komplett hängen lässt, wenn sie z. B. krank oder ein Pflegefall wird. Zum einen, weil er nie gelernt hat, sich zu kümmern, zum anderen, weil er passiv-aggressiv ist und ihr (unbewusst) endlich mal zeigen kann, dass jetzt Schluss ist mit der Herumkommandiererei. Ich habe das im Freundes- und auch im Familienkreis ein paarmal gesehen. Deshalb ist es gut, diese schädliche Rollenverteilung jetzt aufzubrechen, und das macht ihr ja hoffentlich gerade mithilfe der Paarberatung. Weigere dich, die Rolle der „Macherin“ zu übernehmen, die den werten Gatten regelmäßig in den Allerwertesten treten muss, damit er funktioniert. Gib diese Rolle auf. Sie zersetzt auf Dauer die Beziehung. Umgekehrt wird es allerdings nur dann wieder gut werden, wenn auch dein Mann von sich aus und aus eigenem Impuls seine unreife Rolle („Es wird schon alles irgendwie werden, die Alte soll sich mal nicht so aufregen“) loslassen und sich aktiv einbringen kann. LG